Frauengeflüster. Tamara Hinz

Frauengeflüster - Tamara Hinz


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und flatterhaft, zwar schnell zu begeistern, aber von geringer Ausdauer und mit einem Hang zur Unzuverlässigkeit. Verbindlichkeit und Tiefgang, das ernsthafte Auseinandersetzen mit anstehenden Konflikten und Problemen ist nicht ihr Ding. Hier weicht der Sanguiniker gerne aus, steckt den Kopf in den Sand oder redet alles schön. Aufgrund seiner Naivität, seiner schnellen Begeisterungsfähigkeit und Gutgläubigkeit ist der Sanguiniker leicht zu beeinflussen und begegnet auch solchen Menschen und Situationen unkritisch, bei denen eine gute Portion Skepsis durchaus angebracht wäre.

      Als Nächstes betrachten wir den Melancholiker:

      Auch der Melancholiker ist, ähnlich dem Sanguiniker, ein sehr emotionaler Mensch. Seine Emotionen sind aber eher dunkel als hell gefärbt und er ist tendenziell sehr pessimistisch ausgerichtet. Melancholiker machen sich viele Sorgen, sind zumeist resignierend und wenig hoffnungsvoll. Von ihrer Neigung her sind diese Menschen ängstlich, schnell beunruhigt, oft unglücklich, dem Leben und den Menschen gegenüber eher misstrauisch und von ernster Ausstrahlung.

      Sagt der Sanguiniker enthusiastisch: „Super, das Glas ist ja noch halb voll!“, wendet der Melancholiker garantiert mit sorgenvoller Miene ein: „Sag mal, hast du eigentlich keine Augen im Kopf? Das Glas ist doch schon halb leer!“ Melancholiker denken eben eher negativ und schätzen auch sich selbst, das eigene Können und die eigenen Möglichkeiten eher gering ein. Dazu haben sie aber gar keinen Grund! Denn es sind häufig sehr talentierte und kreative Menschen mit einem ungeheuer großen Empfindungsreichtum und einem Hang zur Genialität. Unter Künstlern, Musikern, Philosophen und Poeten findet man viele Melancholiker. Nicht zuletzt, weil ihre Nachdenklichkeit sie in die Lage versetzt, Zusammenhänge des Lebens in einer Tiefe zu erfassen und auszudrücken, die ihre Mitmenschen niemals erreichen werden.

      Melancholiker sind zudem sehr aufopferungsvolle und einsatzwillige Menschen, die sich aufgrund ihrer hohen Empfindsamkeit bestens in andere Menschen einfühlen können. Niemand besitzt so viel Empathie wie der Melancholiker.

      Darüber hinaus sind sie geniale Denker, die Probleme hervorragend analysieren können und die Fähigkeit besitzen, zu überraschend ungewöhnlichen und kreativen Lösungen zu finden.

      Dann wäre da noch der Choleriker:

      Hören wir das Wort Choleriker, denken die Meisten von uns wahrscheinlich an den unter Bluthochdruck leidenden, mit hochrotem Kopf herumbrüllenden Chef. Dieses aufbrausende und hitzköpfige Verhalten, eben das „typisch“ cholerische, ist aber nur ein kleiner Teil der Persönlichkeit eines Cholerikers. Bei vielen Cholerikern ist gerade dieses vermeintlich „typische“ Merkmal wenig ausgeprägt. Hingegen finden wir im Choleriker eine ausgesprochen zielstrebige, willensstarke und dynamische Persönlichkeit, die vor Ehrgeiz nur so sprüht. Das prädestiniert ihn geradezu für Führungsrollen. Choleriker lassen sich nicht so leicht entmutigen und ziehen das, was sie einmal angefangen haben, entschlossen durch. Von Hindernissen und Problemen lassen sie sich keinesfalls abschrecken, sondern betrachten diese Schwierigkeiten als willkommene Gelegenheit, ihre Tatkraft unter Beweis zu stellen. Sie lieben Konflikte und Widersprüche und stellen sich gerne der Herausforderung, nach Lösungen zu suchen. Choleriker gehen aber, anders als Melancholiker, die Dinge eher pragmatisch an und greifen in ihren Lösungsansätzen gerne auf Vertrautes und Bewährtes zurück. Dabei können sie sehr ungeduldig und unflexibel sein, mit dem Hang, anderen ihre Lösungen aufzuzwingen.

      Denn Choleriker sind im positiven wie im negativen Sinne sehr von sich selbst, ihren Ansichten und Stärken überzeugt und haben wenig Verständnis für die Schwäche mancher Mitmenschen.

      Sie sind sehr unabhängige und selbstständige Menschen, für die Beziehungen eine eher untergeordnete Rolle spielen und die in der Begegnung und im Gespräch mit anderen nicht gerade vor Empathie strotzen.

      Abgesehen von seinem gelegentlichen Aufbrausen ist der Choleriker wenig emotional und hat eine starke Abneigung gegen Tränen und Gefühlsausbrüche. Alles in allem ist der Choleriker ein ungeheuer leistungsstarker und stabiler Mensch, dem Wankelmütigkeit und emotionale Berg- und Talfahrten, wie sie beim Sanguiniker und Melancholiker zu finden sind, gänzlich fremd sind.

      Der letzte im Bund ist der Phlegmatiker:

      Der Phlegmatiker ist vor allem durch sein ruhiges, verlässliches und beständiges Wesen gekennzeichnet, neigt dabei aber auch zu einer gewissen Trägheit und Inaktivität. Er ist nicht sehr begeisterungsfähig und verharrt oft in Gewohntem und Vertrautem, weil er tendenziell eher unflexibel ist und aus eigenem Antrieb nur wenig Neues in Angriff nehmen kann. Er begegnet dem Leben nicht gerade zupackend, hat dafür aber eine große Gelassenheit im Umgang mit den Widrigkeiten und Problemen, die sich ihm in den Weg stellen. „Abwarten und Tee trinken“ – dieser Ausspruch könnte von einem waschechten Phlegmatiker kommen. Durch diese unaufgeregte und gelassene Art ist der Phlegmatiker sehr belastbar und handelt in Krisensituationen, in denen alle anderen schon völlig aufgelöst und panisch sind, immer noch ruhig und überlegt.

      In Beziehungen und Gemeinschaften ist der Phlegmatiker für andere der Ruhepol in aller Hektik und Umtriebigkeit und wird mit seiner entspannten und sachlichen Art sehr geschätzt. Phlegmatiker sind häufig sehr stille, in sich zurückgezogene Menschen, die wenig Aufhebens um sich selbst machen und über eine angenehme, unaufdringliche Persönlichkeit verfügen. Sie treten gerne zurück, überlassen anderen Menschen die Bühne und geben ihnen dadurch die Möglichkeit, sich zu entfalten.

      Ähnlich wie der Sanguiniker ist der Phlegmatiker ein sehr zuversichtlicher, unbekümmerter und positiver Mensch, dabei aber sehr beständig, ausgeglichen und zufrieden, weil er die kräftezehrenden, emotionalen Turbulenzen, die in den anderen Temperamenten eine Rolle spielen, nicht kennt. Phlegmatiker sind sehr friedliebend und zuverlässig und darüber hinaus sehr hilfsbereite und geduldige Mitmenschen. Mit einem Phlegmatiker erlebt man keine Dramen und unliebsamen Überraschungen, keine unberechenbaren Gefühlsausbrüche und emotionale Turbulenzen, dafür aber Beständigkeit, Treue und absolute Zuverlässigkeit.

      Haben Sie sich selbst, eine gute Freundin oder Ihren Partner wiedererkannt? Interessanterweise suchen wir uns gerade für die Partnerschaft oder eine enge Freundschaft jemanden mit einem ganz anderen, fast gegensätzlichen Temperament aus, so, als ahnten wir, dass wir diese Ergänzung brauchen und dem anderen mit unserem Temperament ebenfalls Ergänzung bieten können. Das kann für beide Seiten eine große Bereicherung sein, sorgt aber auch für jede Menge Konfliktstoff, weil der andere völlig anders, für uns oft sehr unverständlich „tickt“.

      Ob Sie das von mir kurz skizzierte Modell nehmen oder eine völlig andere Typologie: Es ist sehr hilfreich, die eigene Persönlichkeitsstruktur zumindest in groben Zügen zu kennen. Denn diese Persönlichkeitsstruktur ist ein Teil unserer Person, und zwar ein ganz wesentlicher. Mit ihr wurden wir geschaffen, sie ist weitestgehend schon von Geburt an in uns angelegt und wird uns ein Leben lang begleiten. Erziehung, Prägung und unsere Lebensumstände haben diese Persönlichkeitsstruktur nicht in uns hervorgerufen. Diese Dinge können lediglich verstärkend wirken, nämlich dann, wenn wir ein Lebensumfeld haben, in dem sich unsere Individualität voll entfalten kann.

      Unsere Erziehung oder die Lebensumstände können unsere Grundstruktur aber auch überlagern. Wenn Sie z. B. ein sanguinisches Temperament haben, also eine gewisse Leichtigkeit und Fröhlichkeit besitzen, und als Kind immer zu hören bekamen: „Nun sei doch nicht immer so albern!“, oder: „Du bist ein richtiger Hans-guck-in-die-Luft; wenn du das Leben nicht ein bisschen ernster nimmst, wirst du eines Tages gehörig auf die Nase fliegen!“, dann kann es sein, dass Sie versucht haben, sich Ihre Unbekümmertheit und Fröhlichkeit abzutrainieren. Aber in Ihrem Innern wird dieses heitere Wesen immer noch vorhanden sein.

      Wenn Sie der melancholische Typ sind, haben Sie vielleicht häufig zu hören bekommen: „Musst du immer so ernst sein? Du bist ja ’ne richtige Spaßbremse! Deine ständige Grübelei nervt!“ Oder: „Du machst aus jeder Mücke gleich einen Elefanten, so dramatisch ist das Ganze ja nun auch wieder nicht!“ Weil Sie den Eindruck hatten, Sie seien nicht „richtig“ und gingen anderen mit Ihrer Art auf die Nerven, haben Sie begonnen, Ihre Nachdenklichkeit zu überspielen und eine Maske der Fröhlichkeit und Unbeschwertheit aufzusetzen. Sie geben sich mit Oberflächlichkeiten zufrieden – aber in Ihrem Innern sehnen Sie sich nach Tiefgang


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