Tiere erzählen vom Tod. Penelope Smith
zu Bo. Er hatte sie, seit sie in unsere Familie geholt worden waren, vom ersten Augenblick an terrorisiert. Da sie als wilde Katzen äußerst sensibel waren, ließen sie sich leicht einschüchtern. Cheeto und Twiggy saßen ein paar Minuten lang still da, bis Twiggy schließlich sagte: »Wenn man nichts Nettes sagen kann, dann sollte man lieber schweigen.« Sie zollten ihm durch ihre Gegenwart Respekt und huschten dann wieder ins Schlafzimmer, um sich dort zu verstecken.
Annie saß sprachlos da und betrachtete Bo mit riesengroßen, traurigen Augen liebevoll.
Die nächsten Stunden verbrachten wir damit, Bo zu sagen, wie sehr er geliebt und geschätzt wurde. Jedes Mal, wenn ich aufstand, erhob sich auch Bo mühsam und folgte mir. Dann warf ich einen Blick auf die Uhr und sah, dass es Zeit war. Während ich meine Haare kämmte, sah ich im Spiegel, dass Bo sich umdrehte und aus dem Schlafzimmer ging. Er legte sich im Flur auf die Seite. Ich rief Joe und wir legten uns neben ihn auf den Boden. Annie lag mit dem Kopf auf den Pfoten in der Nähe. Bo schaute uns liebevoll in die Augen, holte dreimal tief Luft und starb. Annie stand sofort auf, ging entschlossen zu ihm und leckte ihm das Gesicht ab. Dann wandte sie sich um und ging. Ohne einen Blick zurückzuwerfen, sagte sie: »Wow! Was für ein Abgang, Bo!«
Heute begreife ich, dass Bo sich den Tag ausgesucht hatte. Er hatte gewusst, dass wir zu Hause sein würden. An jenem Tag ließ er, umgeben von seiner Familie, seinen müden alten Körper los. Damals waren wir verzweifelt darüber, seine körperliche Gegenwart verloren zu haben, doch gleichzeitig waren wir unglaublich dankbar darüber, dass wir alle zusammen gewesen waren und auf unsere Weise hatten Abschied nehmen können. Sein Übergang war sein letztes Geschenk an uns.
Wenn der Körper weiterkämpft
Das Leben auf der Erde kann als ein riesiges Wiederverwertungszentrum angesehen werden. Die Spezies verhelfen einander zum Leben und Sterben und wieder zum Leben in einem ewigen Kreislauf des Energieaustauschs durch unsere Körper. Auf der spirituellen Ebene ist es ähnlich. Wir nehmen eine Form an und erfüllen den von uns ausgesuchten Lebenssinn mit unterschiedlichen Bewusstseinsstufen - hoffentlich der höchsten. Dann lassen wir los und gehen, um uns für eine gewisse Zeit in anderen Reichen aufzuhalten. Oft kehren wir in irgendeiner Gestalt in das irdische Reich zurück.
Manchmal sind Wesen bereit zu sterben und spüren, dass sie kurz vor dem Übergang stehen, doch ihr Körper wehrt sich dagegen. In jeder Körperzelle steckt die Botschaft »Überleben«. Manchmal bauen Körper nicht genügend ab, um die darin wohnende Seele in Frieden gehen zu lassen. Selbst wenn die Seele den Körper schon verlassen hat oder der Tierarzt mit Zustimmung des Tieres die tödliche Spritze gesetzt hat, kann es passieren, dass der Körper zuckt und darum kämpft, weiter zu funktionieren. Es kann für Menschen schrecklich sein, dies mit ansehen zu müssen, vor allem, wenn sie unsicher sind, ob sie dem Tier bei seinem Abschied von der Erde Sterbehilfe gewähren sollen.
George, ein alter Kater, wollte keine Medikamente oder Zwangsernährung mehr, als er zu schwach war zu fressen und sein Körper erschöpft. Er wollte die letzten Tage seines Lebens nur mit seinen Menschen verbringen und ihnen bestätigen, dass es ihm gut ging. Wie er mir sagte, hatte er keine Schmerzen, solange er sich nicht viel bewegte. Er wollte von selbst gehen und spürte den baldigen Zeitpunkt.
Seine Besitzer verbrachten viel Zeit mit ihm. Nachdem beide ihm mitgeteilt hatten, wie viel er ihnen gegeben hatte, waren sie bereit, ihn loszulassen. Vier Tage später war er zwar noch viel schwächer, doch er lebte immer noch. George, seine Menschen, der Tierarzt und ich staunten darüber, doch manchmal hört ein Körper einfach nicht auf zu funktionieren! Seine Besitzer fragten ihn, ob der Arzt ihm beim Übergang helfen sollte. George überlegte es sich und meinte, solange er dafür nicht woanders hingebracht werden müsste, sei es in Ordnung. Der Tierarzt kam ins Haus und George verschied friedlich.
* * *
Pamela rief mich an, als ihre alte Stute Chaco extreme Schmerzen hatte und eingeschläfert werden sollte. Sie wollte sichergehen, dass Chaco einverstanden war. Chaco fühlte, wie ihr Körper versagte und konnte sich wegen starker Schmerzen im Huf nicht mehr bewegen. Sie hielt Sterbehilfe für gut. Ihr Mensch schrieb mir:
»Chaco wurde eine Viertelstunde nach unserem Telefongespräch eingeschläfert. Als ich heute früh mit meinem Hund am Strand spazieren ging, spürte ich ihre Gegenwart. Wir ritten wieder einmal im Wind; sie schnaubte, während ich ihren Hals tätschelte und ihre Mähne mir ins Gesicht wehte. Es war schön.«
Die mystische Vorbereitung
Manchmal haben wir voraussehende Träume, Visionen oder mystische Erlebnisse, die uns auf den Tod unseres Tieres vorbereiten und uns helfen, ihn zu bewältigen. Cathy Malkin-Currea hatte ein unheimliches Erlebnis, das ihren Hund davor bewahrte, überfahren zu werden und sie auf seinen späteren Abschied vorbereitete:
Eines Nachmittags wollte mein Keeshond KC (Kurzform von »Kite Chaser« = Drachenjäger) unbedingt über die Straße laufen, um mit seiner Freundin, der Hündin Dakota zu spielen. Aus dem Augenwinkel sah ich ein weißes Auto, das sich näherte, während der Fahrer nach Häusern suchte, die zum Verkauf angeboten wurden.
Während KC auf die Straße rannte, spielte sich ein »Film« vor meinem inneren Auge ab: Ich sah, wie das weiße Auto vorbeifuhr und KC überfuhr. Dann sah ich KC tot auf der Straße liegen. Ich stieß einen gellenden Schrei aus und KC, der schon auf der Straße war, drehte sich sofort um und rannte zu mir zurück. Das Auto hatte nur seine Haarspitzen berührt. Erleichtert und geschockt, spürte ich, dass KC vor meinen Augen gestorben wäre, wenn ich nicht den »Film« gesehen hätte und eingeschritten wäre.
Als ich später am Nachmittag vom Haus einer Nachbarin zurückkam, fand ich eine große tote Libelle auf meiner Türschwelle. Sie war völlig unversehrt. Ich hatte das Gefühl, die Libelle sei ein Omen, als ich sie sanft aufhob und ins Haus trug. Irgendwie schien die Libelle eine tiefe Bedeutung zu haben, die mit den Ereignissen des Tages zu tun hatten, doch was das war, erfuhr ich erst Wochen später.
Ich erzählte Penelope von meiner Vision, die KCs Tod vorausgesehen hatte und von der Libelle auf meiner Türschwelle, die ich für mehr als nur einen Zufall hielt. Penelope erklärte mir die Zusammenhänge:
Die scheinbar greifbare physikalische Realität, in der wir leben, ist eine Täuschung. Wir leben in Wirklichkeit in einem Gitter, das aus einer Vielzahl von Realitäten besteht, die sich gleichzeitig ereignen. Oft sind wir uns der verschiedenen Realitäten oder Dimensionen nicht bewusst, bevor sie ineinander greifen. Wie jemand auf die Ereignisse des Augenblicks reagiert, beeinflusst den Ausgang der Dinge. Ihr Schrei veränderte die Realität in diesem Bruchteil einer Sekunde, so dass KC weiterhin in der physikalischen Realität bleiben konnte. Die Libelle bot sich an, für KC zu sterben, damit er länger leben konnte.
Monate später fing KC an, Krankheitssymptome zu entwickeln. Der Tierarzt sagte: »Ihr Hund hat einen Tumor, der sich um seine Hauptschlagader gewickelt hat. Er hat Krebs. Es ist gut möglich, dass er stirbt.« Wie der Tierarzt ausführte, konnte KC zwar operiert werden, doch seiner Ansicht nach standen die Chancen aufgrund der Stelle, an der der Tumor sich befand, nicht gut. Chemotherapie und Bestrahlung waren aus demselben Grund keine Option. Da der Tumor die Blutzirkulation von seinem Herzen abschnitt, füllte seine Lunge sich rasch mit Wasser.
Die Vorstellung, meinen Freund zu verlieren, schockte mich. Wir ließen KCs Lunge punktieren, um das Wasser zu entfernen. Der Tierarzt sagte voraus, dass die Flüssigkeit wiederkäme. Je schneller die Lunge sich wieder mit Wasser füllte, desto schlimmer würde es um KC stehen. Mein Mann George und ich sahen uns eilig nach Alternativmethoden um, die dem Hund helfen könnten. KCs Zeit auf dieser Erde ging zu Ende.
Wir verbrachten so viel Zeit wie möglich mit KC, gingen gemütlich mit ihm spazieren und hielten uns an seinen Lieblingsplätzen auf. Als wir beschlossen, ihn einschläfern zu lassen, weil er langsam an der Flüssigkeit in seiner Lunge erstickte, wurde es der traurigste und schwerste Tag meines Lebens. KC kämpfte dagegen an und versuchte, aus dem Zimmer zu fliehen. Ich hielt ihn fest in den Armen und sagte ihm, dass ich ihn lieb hatte, während sich seine Seele aus dem Körper löste.
Obwohl ich Zeit gehabt hatte, mich seelisch darauf vorzubereiten, war der emotionale Verlust