Tiere erzählen vom Tod. Penelope Smith
dem Basketballkorb ein.
Danach lief Ellens Hund Ruskie drei Tage lang auf dem Weg zur Scheune zum Basketballkorb, schaute hinauf und bellte. Dort oben hing Joe, der nicht wusste, wie ihm geschehen war. Ich sagte ihm, dass er jetzt nicht mehr in seinem Körper sei und mit Dankbarkeit der Menschen für all die Freude, die er in ihr Leben gebracht hatte, gehen konnte. Ruskie hörte sofort auf zu bellen und bellte auch später nie wieder den Basketballkorb an.
Gewöhnlich schaue ich bei Tieren, die überfahren wurden, nach, ob sie erfolgreich übergegangen sind oder immer noch in der Nähe ihres Körpers hängen und vielleicht Hilfe bei der Neuorientierung brauchen. Allein das plötzliche Trauma ihres Abschieds mit ihnen zu verarbeiten reicht meistens aus, um sie glücklich auf ihren Weg zu schicken. Manche von ihnen halten sich nicht lange im spirituellen Reich auf, sondern gehen wie durch eine Drehtür gleich weiter, um ihren Lebenssinn in derselben Tierform durch Wiedergeburt in ähnlicher Gestalt zu erfüllen.
Selbst die Tiere, die einen traumatischen oder verwirrenden Tod erleiden, finden ihr spirituelles Gleichgewicht gewöhnlich ohne Unterstützung durch menschliche Kommunikation und Beratung rasch wieder. Im Allgemeinen sind sie sich im Leben des Todes als Teil des Lebens und ihrer selbst als spirituelle Wesen, die den Tod überdauern, bewusst. Ein schneller und erwarteter Tod wie der durch ein wildes Raubtier wird normalerweise akzeptiert und bringt keine Verwirrung mit sich. Wilde Tiere und Haustiere, die sich bewusst entscheiden, auf eine bestimmte Art und Weise zu leben und zu sterben, und die spüren, dass ihr Lebenssinn erfüllt ist, erleben gewöhnlich einen recht glücklichen Übergang. Bei Haustieren ist es oft hilfreich, wenn die Menschen die Entscheidungen des Tieres verstehen und respektieren.
Der natürliche Abschied
Als Idealfall wünschen wir uns eine friedliche und liebevolle Umgebung für Geburt und Tod von Tieren. Die Erfahrungen von Leben zu Leben schließen für die meisten Wesen auf der Erde die ganze Tonleiter traumatischer Todesfälle mit ein - von Unfall, Mord, Krieg, Abschlachten und Misshandlungen bis hin zu Folter und Verhungern. Daher ist es ein wertvolles Geschenk, ein Lebewesen bei der Geburt, im Leben und beim Sterben zu ehren und so zu helfen, die Flut der Leiden in Frieden, Ruhe und liebevolle Pflege zu verwandeln.
Ein Körper ist auf das Überleben programmiert und wenn er beharrlich weiter Blut pumpen und Atem zirkulieren muss, kann das den Übergang der Seele trotz ihrer Entscheidung zu gehen, erschweren. Manchmal ist es für den tierischen Gefährten schmerzhafter oder unmöglich ins Licht zu gehen, wenn man ihn hält, ihm Energie zuflößt oder seinen Körper ständig bemuttert. Auch können die Emotionen des menschlichen Besitzers eine ablenkende Wirkung haben. Jeder Fall ist unterschiedlich. Manche Tiere wollen, dass man bei ihnen ist, sie tröstet und beim Abschiednehmen hält. Nicht selten sterben Tiere wie bei Menschen in dem Augenblick, in dem sie alleingelassen werden. Oft brauchen sie die Ruhe, um sich auf das spirituelle Reich zu konzentrieren und einen friedlichen Übergang zu haben.
Es ist ganz natürlich, gemeinsam mit dem Tier während des Sterbeweges stiller zu werden. Schaffen Sie für alle Beteiligten in diesem emotionalen Prozess, der schmerzhaft sein kann, so viel Komfort wie möglich. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihre tiefen Gefühle und das Wachstum zu spüren, während Ihr Herz in diesem heiligen Übergang zerbricht und sich öffnet. Es ist ganz wichtig, Ihre eigenen Gefühle ernst zu nehmen, doch es ist genauso wichtig, sich psychisch zu reinigen oder sich Unterstützung zu holen, um die Gefühle und Wünsche des Tieres zu seinem Tod zu hören und zu honorieren.
Mein Freund, der Afghane Buddha Boy, verließ im November 2005 seinen Körper. Ein paar Tage vor seinem Tod bat er mich, mich noch ein letztes Mal neben ihn auszustrecken und ihn festzuhalten. Danach wollte er nur noch minimal berührt werden. In seinen letzten Tagen wünschte er sich Ruhe, keine Musik oder Ablenkung, und er wollte nur meine Nähe spüren. Ich ehrte diese zarte Zeit, indem ich Vasen mit Blumen aus dem Garten füllte und sie rundum Buddhas Sterbebett stellte. Ich zündete Kerzen an und errichtete einen besonderen Altar mit heiligen Gegenständen. Belinda, unsere Hündin, legte sich immer wieder respektvoll in Buddhas Nähe, um Totenwache zu halten.
Ich bin mit vielen tierischen Begleitern vieler verschiedener Tierarten beschenkt worden, die alle mein Leben bereichert haben. Die meisten von ihnen sind ohne tierärztliche Hilfe gegangen. Wenn eine Seele sich von ihrem Körper löst und das Organsystem zum Stillstand kommt, kann es sein, dass das Tier winselt oder stöhnt. Dies mag uns zwar beunruhigen, doch oft ist es Teil des Ablösungsprozesses. Während der endgültigen Loslösung der Seele oder kurz davor können auch Krämpfe auftreten und sich die Blase oder der Darm entleeren.
Buddha Boy hatte sich ausdrücklich gewünscht, ohne tierärztliche Sterbehilfe zu gehen. An seinem letzten Tag keuchte und winselte er immer wieder. Er konnte nicht mehr aufstehen und wollte auch nicht, dass ich ihm dabei helfe, hinauszugehen und dort sein Geschäft zu verrichten, wie er es in den Tagen davor allein geschafft hatte. Ich hatte ihm und mir schon versichert, dass es in Ordnung sei zu gehen. Ohne diese »Erlaubnis« halten Tiere manchmal am Leben fest und leiden sinnlos.
Während ich auf den letzten Schritten seines Lebensweges mit Buddha geistig in Verbindung blieb, spürte ich manchmal, dass es ihm widerstrebte, sein Leben loszulassen, ihm jedoch auch bewusst war, dass es kein Zurück gab. Sein Körper wurde ihm zur Last. An seinem letzten Tag fühlte ich, dass ich vielleicht doch den Tierarzt rufen müsste, wenn sein leidender Zustand sich verschlimmerte. Doch wie er mir versicherte, konnte er den Zusammenbruch seiner Organe und die Schmerzlevel von allein ertragen. Er sagte mir, wenn er am nächsten Tag noch nicht gegangen sei, könnte ich den Tierarzt holen.
Ich bat die Engel, Seelen meiner Vorfahren, die Große Mutter, das Göttliche in und um uns herum und all unsere Führer und Tierverwandten, die schon vorausgegangen waren, Buddha zu einem sanften Abschied zu verhelfen.
Wir hatten in den letzten Wochen schon sein Leben resümiert, hatten Missverständnisse verziehen und unsere gemeinsamen Erlebnisse gefeiert. Ich fühlte, dass Buddha in dieser Sterbephase den letzten Teil seiner Lebensmission erfüllte.
In seinen letzten Stunden blieb ich bei ihm, bis ich zu erschöpft war und mich auf meinem Bett in seiner Nähe ausruhte. Ich schlief ein, und als ich ein paar Stunden später erwachte, hatte er seinen Körper verlassen. Sein Gesicht wirkte friedlich. Zuerst tat es mir leid, dass ich im Augenblick seines Übergangs nicht wach gewesen war. Doch wie Buddha Boy mir sogleich versicherte, war es gut, dass ich seinen letzten Todeskampf nicht mit angesehen hatte. Nur er konnte diesen Teil seiner Reise antreten, und er war froh, mir die Krämpfe seines Körpers zu ersparen, die für die Ablösung notwendig gewesen waren. Ich spürte seine erweiterte Gegenwart und mein Herz war von tiefer Liebe erfüllt.
Bald nachdem sein Herz aufgehört hatte zu schlagen, spürte er seinen wahren Zustand und verstand die verschiedenen Phasen seiner Arbeit mit mir in seiner Lebenszeit. Ihm wurde auch bewusst, weshalb unsere gemeinsame Wegstrecke so und nicht anders gewesen war. Dieses Erkennen war für uns beide eine Erleuchtung und etwas sehr Heiliges. Er blieb in ständiger Verbindung mit mir und ich fühlte mich umhüllt von einer neuen Ebene der Liebe, die von ihm und allem Leben ausging. Diese Inspiration nahm mir fast die Sprache und es fehlen mir noch immer die Worte, genau auszudrücken, was in dieser Zeit alles geschah. Buddha Boy hatte zwölf Jahre mit mir verbracht und bei meiner Arbeit geholfen, und ich war ihm unendlich dankbar dafür.
An jenem Tag fühlte es sich richtig an, seinen Körper ruhen zu lassen. Ich machte sein Bett so sauber wie möglich, legte Blumen um seinen Körper und ließ Kerzen zu seinen Ehren brennen. Ich hatte schon damit begonnen, neben dem Grab seiner früheren Gefährtin, der Afghanen-Hündin Reya, die drei Jahre zuvor gestorben war, sein Grab auszuheben. Als der Tag sich neigte, spürte ich, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war, seinen Körper zu seinem Grab zu tragen. Ich habe es mir angewöhnt, meine verstorbenen Tiergefährten auf eines meiner Kleidungsstücke und/oder eine Lieblingsdecke des Tieres zu betten. Also legte ich Buddhas Decke, die ihn in seinen letzten Lebenswochen gewärmt hatte, in das Grab und dazu eines meiner alten Lieblingssweat-shirts. Darauf bettete ich Buddhas Körper. Ich umgab und bedeckte ihn mit Blumen, Kristallen und schönen Steinen. Es schien mir noch nicht der richtige Zeitpunkt zu sein, seinen Körper völlig der Erde zu übergeben, und so bedeckte ich das Grab über Nacht mit