Das große Sutherland-Kompendium. William Garner Sutherland

Das große Sutherland-Kompendium - William Garner Sutherland


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Sagittalebene drehen. Dann spüren Sie, wie sich die rechte Seite des Kopfes anhebt und die linke Seite absinkt, sobald in der sphenobasilaren Verbindung Sidebending und Rotation mit einer Konvexität zur linken Seite stattfinden. Wenn diese Reaktion abgeklungen ist, erlauben Sie dem Mechanismus, in seinen neutralen Zustand zurückzukehren.

      Was machen Sie, wenn Sie die Bewegung an der sphenobasilaren Verbindung in Bezug auf ein Torsionsmuster mit einer auf der linken Seite höher liegenden Ala major testen wollen? Wieder stellen Sie zuerst fest, ob sich die Basis freier in Flexion oder Extension bewegt, da die anderen Muster klarer erscheinen, wenn wir diesen Befund berücksichtigen. Die Bewegung des Os sphenoidale und des Os occipitale in ihrem physiologischen Ausmaß verläuft normalerweise um eine transversale Achse. Die Bewegung im Torsionsmuster geschieht um eine anterior-posteriore Achse, die durch das Corpus des Os sphenoidale und den Proc. basilaris des Os occipitale verläuft. Daher senkt sich eine Ala major, sobald sich die andere hebt. Während der Torsion, die eine Verdrehung an der sphenobasilaren Verbindung bedeutet, dreht sich zeitgleich der Proc. basilaris, sodass er auf der Seite der tiefer liegenden Ala major nach oben gekippt ist. Daraus folgt, dass das Os occipitale auf der Seite der höher liegenden Ala major tiefer liegt.

      Beim Torsionsmuster dreht sich der Proc. basilaris aufgrund der Rotation des Os occipitale auf seiner anterior-posterioren Achse, sodass er auf der einen Seite oben und auf der anderen unten steht. Die Ossa temporalia bewegen sich normalerweise zusammen mit dem Os occipitale. Wann immer der Proc. basilaris des Os occipitale auf der einen Seite hochgekippt ist, trägt dies das Os temporale in Innenrotation. Auf der Seite, auf der sich der Proc. basilaris nach unten neigt, rollt die Pars petrosa in die Position der Außenrotation.

      Ebenso werden Sie beim Torsionsmuster feststellen, dass dort, wo sich die Ala major nach oben bewegt, das Os zygomaticum in Außenrotation getragen wird. Auf der Seite der nach unten absinkenden Ala major fühlen Sie, wie das Os zygomaticum in Innenrotation bewegt wird. Sie können zudem noch etwas anderes feststellen: Der betreffende Augapfel verengt und verlängert sich, eine Form, die mit Kurzsichtigkeit in assoziiert ist.

      Auf der anderen Seite, der Seite der höher liegenden Ala major, tritt der betreffende Augapfel nach vorne und die Orbita erweitert sich. Folglich ist es schwierig für den Optiker, der versucht, Linsen für ein besseres Sehvermögen anzupassen.

      Wenn die normalen physiologischen Flexions- und Extensionsmuster dominieren, fällt die Diagnose leichter. Das heißt, Os sphenoidale und Os occipitale drehen sich auf ihren parallelen transversalen Achsen. Beim Flexionsmuster erweitern sich die Orbitae und die Augäpfel treten nach vorne, was Weitsichtigkeit begünstigt. Bei Dominanz des Extensionsmusters verlängern und verengen sich die Orbitae und bringen damit jenes vaskuläre Organ, den Augapfel, in eine Form, die Kurzsichtigkeit begünstigt.

      Sie haben gespürt, wie sich Os sphenoidale und Os occipitale auf einer vertikalen Achse drehen, wenn sie sich ins Sidebendingmuster bewegen, und dass sie sich auch auf der anterior-posterioren Achse drehen müssen, was ihre Rotation verursacht. Das Muster Sidebending/Rotation manifestiert sich mit einer Konkavität auf der höher liegenden Seite und einer Konvexität auf der tiefer liegenden Seite. Aus diesem Grund bringt der Therapeut seine Finger auf der höher gelegenen Seite zusammen und lässt sie auf der tiefer liegenden Seite auseinandergleiten, um jenen Mechanismus ‚anzustoßen‘, mit dem er dieses Muster testen kann. Dieses wird in meiner schematischen Darstellung nach der Seite der Konvexität benannt.

      Sie können fühlen, wie das Ossa temporale auf der höher liegenden Seite, der Seite der Konkavität, in Innenrotation geht. Ebenso können Sie spüren, wie jenes auf der Seite der Konvexität in Außenrotation geht. Dann werden Sie auch die Rotation spüren, wobei sich das Os sphenoidale und der Proc. basilaris des Os occipitale auf der Seite der Konvexität nach unten bewegen.

      Wenn Sie ganz genau beobachten, können Sie sehen, wie sich das Os zygomaticum auf der Seite der höher liegenden Ala major in Außenrotation bewegt. Das Os zygomaticum auf der tiefer liegenden Seite wird dann in Innenrotation gehen. Beobachten Sie in dieser Situation die Augäpfel. Sie sehen, wie der Angulus des Os frontale auf der Seite der höher liegenden Ala major sich nach vorne und außen bewegt, während der Angulus auf der Seite der tiefen Ala sich nach innen und zurück bewegt. Ich habe die Tubera frontalia noch nie dabei beobachtet, aber ich habe gespürt, wie sich die Procc. frontales der Maxillen drehten. Sie drehen sich bei Außenrotation mehr innerhalb der Transversalebene und bei Innenrotation mehr innerhalb der Sagittalebene.

      Eine Anwendung dieser Bewegungstests bei den verschiedenen Mustern über das Schädeldach ist leicht durchzuführen. Wie bei der Flexion und Extension brauchen Sie den Mechanismus nur in die Richtung hin in Gang zu setzen, die Sie untersuchen wollen. Daher möchten wir, dass Sie sich darin üben, sodass Sie in der Kunst des Wissens, in der Kunst der osteopathischen Wissenschaft, präzise und perfekt werden.

      LATERALE UND VERTIKALE STRAINS

      Wir kommen nun zur Untersuchung von Mustern, die das Ergebnis der Einwirkung einer oder mehrerer Kräfte von außen auf den Mechanismus sind. Solche Kräfte können möglicherweise während des Geburtsvorgangs zwischen dem hindurchtretenden Kind und dem Durchgang oder erst kürzlich im Leben eines erwachsenen Patienten aufgetreten sein. Auf jeden Fall reagiert der Kopf so wie jeder andere Bereich des Körpers auf eine äußere Krafteinwirkung. Die Reaktion hängt ab von der Intensität der einwirkenden Kraft und der Mechanik des Ortes, auf den die Einwirkung stattfindet. Ebenso davon, ob die Kraft übertragen und dadurch gestreut oder in den Mechanismus absorbiert wird und dadurch einen Strain hervorruft.

      Es gibt bestimmte Möglichkeiten der Bewegung als Antwort auf eine äußere Krafteinwirkung auf die Schädelbasis. Diese Muster sind nicht physiologisch, aber innerhalb bestimmter Grenzen können sie toleriert werden, ohne dass sie wichtige Funktionen beeinträchtigen. Ich habe sie nach den Vorgängen an der sphenobasilaren Verbindung benannt; aber das, was Sie bei der Diagnosestellung in der gesamten Kopfform sehen, ist oft ein Rätsel.

      Eines der Rätsel, die Sie bei Ihrer Diagnose manchmal antreffen werden, sind diese widersprüchlichen Informationen. Möglicherweise finden Sie unten einen Kopf vom Extensions-Typ und oben ein Schädeldach vom Flexions-Typ. Oder Sie treffen das genaue Gegenteil an, eine Basis in Flexion mit einem Dach in Extension. Was ist da passiert? Die Antwort liegt darin, die kondylären Anteile des Os occipitale und deren Einfluss auf den gesamten Mechanismus zu verstehen.

      Anatomische Anschauungsexemplare von Schädeln geben Ihnen eine Vielzahl von Hinweisen. Die wichtigste Information ist die Gestalt des Foramen magnum. Analysieren Sie an allen Exemplaren, die Sie finden, die Bedingungen, die an der Formung des Foramen magnum beteiligt sind. Sie erkennen die Vielgestaltigkeit des ‚Loches im Baum‘ (Das Foramen magnum). Visualisieren Sie, was die von Ihnen beobachteten und analysierten Verhältnisse an der Schädelaußenseite für die Räume im Inneren jedes einzelnen Cranium bedeuten. Lokalisieren Sie in Ihren mentalen Bildern die Falx cerebri und das Tentorium cerebelli, wie sie dazu beitragen, den Raum zu formen, der Truncus cerebri, Cerebellum und die zerebralen Hemisphären enthält.

      Ein asymmetrischer Schädel kann beispielsweise auf einer Seite eine zusammengedrängte und auf der anderen Seite eine ausgedehnte Hirnhälfte zeigen. Die Situation kann so analysiert werden, dass die funktionellen Auswirkungen diagnostizierbar sind. Die Wissenschaft der Osteopathie zeigt uns einen Weg, wie man Veränderungen in der Gestalt der Räume derart klar sieht, dass man sich eine Möglichkeit, die dazugehörigen Funktionen zu verbessern, ausdenken kann.

      Wenn Sie verwirrt sind, was diese widersprüchlichen Informationen bedeuten, können Sie daraus schließen, dass ein ganz spezielles Muster an der sphenobasilaren Verbindung vorliegt. Das kann die Situation eines ‚krummen Zweiges‘ sein oder eine Reaktion auf eine Kraft von außen.

      Denn es sind zusätzlich zu den Mustern von Sidebending/Rotation und Torsion auch Strains in andere Richtungen möglich. Ich nenne diese möglichen Muster laterale Strains und vertikale Strains. Dies bedeutet, dass das Corpus sphenoidalis und der Proc. basilaris des Os occipitale so bewegt wurden, dass sie in Bezug zueinander entweder nach oben, nach unten oder zu einer Seite hin geschoben worden sind.

      Es kann zum


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