Die gesammelten Schriften von Viola M. Frymann, DO. Viola M Frymann

Die gesammelten Schriften von Viola M. Frymann, DO - Viola M Frymann


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      Das Sakrum wird zuerst untersucht. Der Osteopath, der rechts neben dem auf dem Rücken liegenden Kind auf dem Untersuchungstisch sitzt, führt seine rechte Hand zwischen die Beine und legt sie unter das Sakrum, wobei er den Ellenbogen auf den Tisch legt. Die untersuchende Hand baut einen wahrnehmenden Kontakt mit dem Kreuzbein, den iliosakralen Artikulationen, den unteren Lendenwirbeln und der danebenliegenden Muskulatur auf.

      Die rhythmische Bewegung des Sakrum ist eine empfindliche, sanfte mit dem Verlauf der Flexion und Extension schaukelnde Bewegung, die mit der leichten Bewegung eines Bootes auf ruhigem Wasser verglichen werden kann. Die palpierende Hand beobachtet die Position der Sakrumbasis, ob sie sich anterior wie bei der Extension oder posterior wie bei der Flexion befindet, ob sie auf einer Seite im Vergleich zur anderen superior steht und ob sie um eine Vertikal-Achse gedreht ist. Dies führt dazu, das es zum Os ilium auf der einen Seite relativ anterior und auf der Gegenseite posterior steht. Es findet eine sehr sanfte Aktivierung der physiologischen Bewegung der Flexion und Extension statt und es kann ein freies Bewegungsausmaß festgestellt werden. In einigen Fällen gibt es eine freie schaukelnde Bewegung; in anderen fühlt sich das Sakrum an, als wäre es entgegen der Extension eingeschränkt, das heißt, die Basis bewegt sich relativ stetig in anteriore Richtung, aber sie hat eine sehr geringe Schwingung nach posterior. Bei einem Flexions-Strain verhält es sich umgekehrt. Diese Flexions-Extensions-Bewegung kann durch eine Drehung um eine Sagittal-Achse verändert werden, welche die Sakrumbasis dazu bringt, links oder rechts höher zu stehen. Sie kann auch durch eine Drehung um eine Vertikal-Achse modifiziert werden, welche die eine Seite nach anterior und die andere nach posterior bringt. Es sind auch Spannungen im lumbalen Bereich aufgefallen.

      Der Osteopath sitzt anschließend zur Durchführung der kranialen Untersuchung am Kopf des Babys. Die Größe und Form des Kopfes, Überschneidung oder Trennung von Suturen, die Größe der Fontanellen, das Vorkommen von Abschürfungen und Kontusionen, jede Gesichtslähmung, jede Art von Ödemen und die Symmetrie der Augen, des Mundes und der Nasenlöcher werden aufgenommen. Daraufhin wird der Kopf abgetastet, um seine Spannung, die Überlappung oder das Herausragen von Artikulationen und seine allgemeine Form zu evaluieren.

      Die Partes condylares des Os occipitale werden als Nächstes untersucht, um ihre Position im Verhältnis zueinander und zum Atlas und ihre freie Beweglichkeit im Verhältnis zum Primären Respiratorischen Mechanismus zu bewerten. Bei der Spezifizierung einer Position sollte niemals vergessen werden, dass es sich um einen dynamischen Mechanismus handelt. Die Position spezifiziert demnach jene Richtung, in welche sich diese Struktur hauptsächlich im Vergleich zu der medianen symmetrischen Position einer balancierten Bewegung beim Normalen bewegt. Es gibt viele Fälle, in denen die komprimierenden Kräfte so stark waren, dass die inhärente Motilität in einem bestimmten Gebiet bis hin zu Null reduziert vorgefunden wird, aber es ist sorgfältiger, auch jene Gebiete des neugeborenen Schädel zu beobachten, die eine drastisch reduzierte physiologische Bewegung aufweisen, als lediglich jene, die überhaupt keine haben. Man kann die Bewegung durch einen Vergleich der beiden Seiten einschätzen: Zum Beispiel bewegt sich die rechte Pars condylaris bereitwilliger nach anterior als nach posterior. Daher sollte die benutzte Terminologie als eine Richtung des Strains bezeichnet werden; jene Richtung also, in welche sich der Balancepunkt in der Bewegung verschoben hat.

      Mit dem Begriff „Kompression” wird eine deutliche Reduktion der inhärenten physiologischen Bewegung angedeutet und es ist oft nötig, einen Bereich zu dekomprimieren, bevor sein Bewegungsmuster evaluiert werden kann (Tabelle 8).

      Abbildung 9. Diagramme der Schädeldächer von oben: A, Flexion; B, Extension; C, Torsion nach links; D, Side-bending-Rotation, konvex zur rechten Seite; E, Vertikal-Strain der Basis sphenoidalis superior; F, Vertikal-Strain der Sphenoidbasis, inferior; G, lateraler Strain mit der Basis sphenoidalis zur linken Seite hin.

      Daher wird beim Bericht eine mögliche bilaterale Kompression als solche aufgenommen, obwohl das Ausmaß auf einer Seite viel größer sein kann als auf der anderen. Eine unilaterale Kompression wird folgendermaßen definiert: Eine Seite ist eingeschränkt und die andere Seite hat freie Beweglichkeit. Jene Fälle, bei denen es keine Einschränkung der physiologischen Beweglichkeit gab, wurden als ‘frei’ bezeichnet. In der ganzen Reihe wurden bei 31 %, also etwas weniger als einem Drittel frei bewegbare okzipitale Knochen festgestellt. Bei 46 % wurde ein Ausmaß an bilateraler Kompression, entweder schwer oder moderat festgestellt. Dabei wurde das Ausmaß danach bestimmt, wie leicht eine Dekompression erreicht wurde. Von 508 bilateralen Kompressionen wurden 97 oder 19 % als moderat eingestuft.

      Die Bedeutung eines Strain-Musters kann nicht voll erfasst werden, wenn keine Nachuntersuchungen in der Phase der Kindheit stattfinden. Nichtsdestotrotz zeigt sich bei kritischer Betrachtung der verschiedenen klinischen Klassifizierungen ein Trend, der annehmen lässt, dass okzipitale Strains der Partes condylares von klinischer Signifikanz sind (Tabelle 8). Bei den asymptomatischen Säuglingen wiesen 37 % einen gewissen Grad an bilateraler Kompression der Partes condylares auf, bei nervösen Babys ließ sich hingegen bei 79 % ein schwerer Grad dieser Kompression nachweisen. Nervöse Babys zeigten keinerlei lediglich moderate Kompressionen. Auf der anderen Seite zeigten 39 % der asymptomatischen Kinder keine Anzeichen von okzipitalen Strains, während es bei den nervösen Kindern nur 5 % waren; 95 % der nervösen Kinder hatten irgendeine Art eines okzipitalen Strains. Während 61 % der asymptomatischen Kinder auch einen gewissen Grad an Strain-Mustern aufwiesen, so muss bemerkt werden, dass die Symptome der nervlichen Reizung nicht immer innerhalb der ersten Lebenstage auftreten. Des Weiteren folgt der Dekompression eines solchen okzipitalen Strains bei nervösen Kindern häufig eine sofortige Entspannung: Das Schreibaby hört auf zu schreien, das angespannte Kind entspannt sich und schläft, das sich übergebende Kind fängt nun an, die Nahrung bei sich zu halten.

      Als nächstes wird die Motilität der Symphysis sphenobasilaris anhand des Kontaktes mit dem Schädeldach studiert. Die Zeigefinger sind auf den Anguli laterale des Os frontale und den Alae majores des Os sphenoidale, der kleine Finger ruht auf den Anguli laterale des Os occipitale und die übrigen Finger liegen über dem Os parietale und den Squamae der Ossa temporalia. Die Daumen überkreuzen sich oben, sind aber nicht in Kontakt mit der Sutura sagittalis. Dann werden die Daumen als Fulkrum benutzt, um dem Mechanismus sanft in Richtung Flexion, dann in Richtung Extension, zur rechten und linken Torsion, zu einer Side-bending-Rotation rechts oder links, zum vertikalen Strain mit superiorer Basis des Os sphenoidale, zum vertikalen Strain mit inferiorer Basis des Os sphenoidale und letztendlich zum lateralen Strain mit der Basis des Os sphenoidale zur rechten oder zur linken zu bewegen. Damit kann eine Einschätzung des Grades der anteroposterioren Kompression erhalten werden.

      Flexion und Extension (Abbildungen 9A und B) wurden schon als physiologische Bewegungen des primären Respirationsmechanismus beschrieben. Ein Torsions-Strain (Abbildung 9C), der häufig durch eine Kompression der peripheren Artikulation in einem Quadranten des Kopfes sowie etwa dem Pterion oder dem fronto-sphenoidalen bzw. okzipito-mastoidalen Bereich verursacht wird, ist eine Rotation des Os sphenoidale und des Os occipitale in einer gegenläufigen Richtung um eine Sagittal-Achse.

      Side-bending-Rotations-Strains (Abbildung 9D) resultieren häufig aus dem Druck auf die Seite des Kopfes über die spheno-squamöse Artikulation, welcher durch das sakrale Promontorium der Mutter entstehen kann, sobald der Kopf ins Becken eintritt. Dieser periphere Strain löst eine seitlich geneigte Rotation aus, das heißt, eine


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