Die gesammelten Schriften von Viola M. Frymann, DO. Viola M Frymann
Rippe auf, ein Mittelfinger liegt auf dem Angulus anterior, beide Daumen auf dem Schaft der mittleren Axilarlinie und der andere Zeigefinger auf dem Angulus posterior derselben Rippe. So hat der Behandler Kontakt mit den beiden Anteilen der Rippe. Der Patient lehnt sich gegen den Behandler, um einen festen Kontakt herzustellen und dreht im Anschluss den Wirbelkörper von der Rippe weg, indem er die gegenüberliegende Schulter nach hinten führt. Nicht der Ellbogen, sondern die Schulter wird nach posterior geführt, um das Caput costae vom Wirbel zu befreien. Bei einem Inahlations-Strain bitten Sie den Patienten tief einzuatmen und den Atem anzuhalten, während der Behandler dem Release der Rippe folgt. Handelt es sich um einen Exhalations-Strain, wird der Patient gebeten, tief einzuatmen, danach auszuatmen und anschließend den Atem solange wie möglich zu halten, bis er gezwungen ist, wieder einzuatmen. Während dieses Zeitraumes tritt der Release der Rippe ein und sie bewegt sich frei. Überprüfen Sie die Bewegung während des Atemvorgangs.
Eine Technik in Rückenlage impliziert ebenfalls die Anwendung des gleichen Prinzips. Der Behandler umfasst die posterioren und anterioren Anteile der Rippe, indem er eine Hand darunter gleiten lässt und eine Hand anterior führt; sodann leitet er den Patienten an, seine Hand auf der betroffenen Seite herunter zum Knie zu führen und den Körper so geringgradig seitlich zu beugen – sehr geringgradig. Nun wird er instruiert, das Gesicht zur gegenüberliegenden Seite zu drehen, womit er die Wirbelsäule weg von der Rippe rotiert. Und schließlich soll er, den Atem entweder nach starkem Einatmen oder Ausatmen anzuhalten, je nach dem, welche Phase angemessen ist, bis der Release eintritt.
Für die erste Rippe: Die Technik kann im Sitzen oder in Rückenlage durchgeführt werden, aber das Prinzip ist dasselbe. Der Behandler hält die erste Rippe mit seinem Daumen lateral zum Kostotransversalgelenk und dem Finger am anterioren Ende, das tief hinter dem medialen Ende der Klavikula liegt. Mit der anderen Hand rotiert der Behandler Kopf und Nacken weg von der Läsion bis zum Punkt der balancierten Spannung. Möglicherweise sind weitreichendere Bewegungen des Side-bending bzw. der Vorwärts- oder Rückwärtsbeugung notwendig, um das Caput costae komplett vom Wirbel zu separieren. Wieder erfolgt eine Unterstützung durch die Atmung und eine Fixierung der Rippe, bis die freie Bewegung sich eingestellt hat. Überprüfen sie das Bewegungsspektrum nochmals während des normalen Atemvorgangs.
Interkostaler Faszialer Release. Der Patient liegt auf dem Rücken, der Behandler sitzt neben der Liege auf Höhe des Thorax. Er legt die Fingerinnenflächen der vier Finger einer Hand in die oberen vier Interkostalräume, posterior und genau lateral der Wirbel, dazu die Fingerinnenflächen der anderen Hand in die anterioren korrespondierenden Interkostalräume. Der Patient wird gebeten, tief ein- und auszuatmen, wobei der Behandler die Bewegungsrichtungen untersucht. Der Release wird mittels dreier Kriterien beurteilt: 1) Geht die Bewegung weiter? 2) Läuft die Bewegung über einen längeren Zeitraum weiter? 3) Findet die Bewegung mit erhöhter Leichtigkeit statt?
Nun wird der Patient gebeten, den Atem in der Phase anzuhalten, welche die Bewegungsfreiheit induziert. Der Behandler folgt den Geweben, während sie sich in diese Richtung bewegen. Am Ende des Atemzyklus nach forcierter Einatmung folgt der Behandler den Geweben, während sie sich in diese Richtung bewegen. Handelt es sich um einen Expirations-Strain, folgt der Behandler den Geweben bei der Einatmung und anschließend bis zum Anhalten der Luft am Ende der Ausatmung. Sobald der Patient wieder kraftvoll einatmen muss, unterstützt der Behandler die Gewebe auf ihrem Weg entlang der Einatmung. Haben Sie die Technik beendet, untersuchen Sie die Bewegung nochmals während des normalen Atemvorgangs.
Als nächstes wandern Sie mit den Fingern weiter nach unten zu den nächsten vier Interkostalräumen und wiederholen den Vorgang. Dann weiter hinunter zu den letzten Interkostalräumen. In jedem Stadium ist es notwendig, das Bewegungsspektrum zu testen, um festzustellen, ob im Bereich des Thorax ein Inhalations-Strain auftritt und in einer anderen Region des Thorax möglicherweise ein Exhalations-Strain. Wird das Gewebe des Thorax in die gleiche Atemphase geführt, können viele der störenden Symptome überwunden werden.
Rippen-Lift
Bei einem Schwerkranken. Der Osteopath sitzt seitlich vom Thorax des Patienten und lässt beide Hände mit supinierten Handflächen unter den ihn gleiten. Die Fingerspitzen ruhen auf den Caput costae. Lehnt sich der Behandler zurück, heben die Fingerspitzen die Caput costae an. Halten Sie diese Position, bis das Gewebe fühlbar nachgibt. Halten Sie inne und entspannen Sie sich. Wiederholen Sie den Prozess, sanft und langsam, und lassen Sie sich von der Reaktion des Gewebes leiten. Der Vorgang kann für jede Seite des Thorax 25 Minuten dauern.
Bei chronischen Atembeschwerden. Der Osteopath steht am Kopf des auf dem Rücken liegenden Patienten und blickt auf die Füße. Der Patient umfasst mit seinen Händen die Hüften des Behandlers, der seine Hände bilateral unter den untersten Teil des Thorax (9. - 12. Rippe) gleiten lässt. Während der Behandler sich zurücklehnt, heben seine Fingerspitzen die Caput costae anterior an und die Arme des Patienten öffnen den Thorax, während dieser tief einatmet. Während des Ausatmens lässt der Behandler nach. Wiederholen Sie den Vorgang drei- bis viermal, bis sich die Beweglichkeit verbessert hat. Nun wandern Sie mit Ihren Händen unter den mittleren Thorax (5. - 8. Rippe) und wiederholen den Vorgang drei- bis viermal. Schließlich folgt der obere Thorax (1. - 4. Rippe). (Ihre Schultern fungieren dabei als kraftvolle Hebel. Achten Sie daher sorgsam auf die Reaktion des Patienten).
Beim sitzenden Patienten. Der Osteopath steht vor dem auf der Liege sitzenden Patienten, dessen Knie mit den Oberschenkeln des Behandlers Kontakt aufnehmen. Die ausgestreckten Arme des Patienten ruhen auf den Schultern des Behandlers, der seine Hände hinter dem Patienten über den untersten Rippen verschränkt. Während er seine Hände nach vorne zieht, steht er aufrechter und hebt dabei die Arme des Patienten an, der dabei tief einatmet. Sobald der Patient ausatmet, lässt der Behandler nach. Wiederholen Sie den Vorgang auf jeder Thorax-Ebene vier- bis fünfmal.
Faszialer Release des Zwerchfells
Der Patient sitzt, der Behandler steht hinter ihm, legt seine Hände um den Thorax des Patienten und führt seine Finger sanft, aber bestimmt unter den Rand der Rippen. Rotieren Sie den Thorax passiv nach links und rechts und stellen Sie fest, in welche Richtung größere Bewegungsfreiheit vorliegt. Es ist wichtig, dass der Patient bei der Durchführung dieses Tests aufrecht sitzt und nicht zusammengesackt. Der Thorax wird über die auf dem Zwerchfell liegenden Finger in die Richtung geführt, in die er sich am leichtesten bewegt. Er wird anschließend in dieser Position gehalten. Der fasziale Release wird verfolgt, bis zuletzt eine freie, sanfte und rhythmische vertikale Bewegung eintritt. Das Bewegungsspektrum wird daraufhin erneut getestet.
Release der Skapula. An dieser Stelle möchte ich Sie an die weise Aussage von Andrew Taylor Still erinnern, in der er daraufhin wies, dass alle Maßnahmen, die auf menschliche Gewebe angewandt werden, spezifisch und zielorientiert eingesetzt werden müssen. Sie selbst sind der Mechaniker des menschlichen Körpers. Techniken unspezifisch anzuwenden kann als „Maschinen polieren” angesehen werden. Aber wir wollen keine Maschinenpolierer. Muskeln, die mit Schultergürtel, Thorax, Brust und Lendenregion sowie Becken und Beckenkamm in Beziehung stehen, besitzen Ansatzstellen an der Skapula. Wird die Bewegungsfreiheit der Skapula hergestellt, werden darüber weitreichende wohltuende Wirkungen in allen diesen Regionen erzielt.
Um an der linken Skapula zu arbeiten, bitten Sie den Patienten, sich auf die rechte Seite zu legen. Platzieren Sie ein kleines Kissen unter seinem Kopf. Der Behandler legt seinen rechten Arm unter den linken Arm des Patienten und führt seine Finger unter den medialen Skapularand. Um ein Release am medialen Rand der Skapula zu erreichen und zu ermöglichen, dass die Finger unter die Skapula eindringen können, ziehen Sie die Prominenz der Schulter nach vorne, rotieren Sie sie nach vorne und drücken Sie sie dann leicht nach posterior. Auf diese Art separieren sie die medialen Skapularänder von der Brustwand. Lassen Sie die Finger der rechten Hand unter den medialen Rand der Skapula gleiten und stabilisieren Sie mit der linken Hand die Region durch leichten Druck auf den anterioren Aspekt. Testen Sie jetzt die Beweglichkeit der Skapula nach kranial und kaudal. In welche Richtung scheint sie sich freier zu bewegen? Führen Sie sie genau in diese Richtung. Untersuchen Sie anschließend ihre Beweglichkeit in Richtung Wirbelsäule und von der Wirbelsäule