Wir können machen, was wir wollen. Nina Pourlak
im Hort. Und wir Kollegen tun so, als würden wir uns an nichts erinnern. Aber ich kann mich doch erinnern, und zwar, als wir ihn und sein Foto entdeckt hatten im Computer, da war daneben noch ein Bild von jemandem, der mir gefallen hat. Und ich dachte im Stillen, vielleicht finde ich ja dort eventuell auch meinen Handwerker?! Ich hab mich also da angemeldet, auf diesem Portal, aber ich habe es niemandem erzählt. Jetzt, wo ich endlich allen begreiflich gemacht habe, dass ich niemanden brauche, niemanden will und sehr gut allein klarkomme, würde das ja komplett mein Image ruinieren. Ich meine, ich muss ja nicht gleich den Mann fürs Leben dort finden, aber vielleicht wenigstens einen, der Regalbretter anbringen und eine Waschmaschine anschließen kann.
Natürlich könnte ich mir auch einfach einen Handwerker bestellen, das gebe ich zu. Aber das ist ja auch irgendwie ganz schön peinlich, für all diese kleinen Sachen extra jemanden kommen zu lassen. Ich meine, jeder hat doch irgendjemanden, der ihm ein paar Regalbretter anbringen kann, oder? Nur ich nicht.
Ich lade kein Foto von mir hoch, nachher erkennt mich noch einer wie bei dem Mann meiner Kollegin. Ich beantworte keine einzige Frage und beschreibe mich auch in keinster Weise. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind rein zufällig. Es ist nahezu unmöglich, sich ein Bild von mir zu machen, ich bin so universell wie Maxi Mustermann, und natürlich ist es fraglich, ob ich auf diese Weise auch nur eine einzige Person für mich und meine ganz spezielle Einzigartigkeit begeistern kann. Immerhin lässt es viel Spekulationsfreiraum, man kann sich alles in mein Profil reindenken, und das ist doch auch was, oder? Ich bin ein unbeschriebenes Blatt.
Ich gebe mir aber (natürlich gezwungenermaßen) einen Codenamen, und zwar nenne ich mich ganz einfach Hanna, bloß ohne h am Ende, weil ich keine Lust habe auf alberne Spitznamen und weil keiner sich da so nennt, wie er wirklich heißt, und deswegen würde ja auch keiner darauf kommen, dass man selbst wirklich so heißt. Das ist eigentlich die allerbeste Tarnung, oder? Genial.
Hach. Ich überfliege den ganzen langweiligen Anfangstext und gehe direkt über zur ersten Frage. Ich will diesen Fragebogen möglichst so beantworten, dass mir auf jeden Fall ein paar echte Handwerker angeboten werden. Genau wie früher bei den Frauenzeitschriften, wo man auch immer wusste, was man ankreuzen muss, damit man möglichst gut dasteht beim Psychotest. Sind Sie: die perfekte Geliebte, die gute Freundin oder die Frau fürs Leben? Nach langem Überlegen schreibe ich auch noch, ich bin Erzieherin. Das klingt nett und bodenständig, das klingt nach Harmonie und nach Eisladen, das klingt irgendwie so gar nicht nach mir, wie ich wirklich bin.
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