Wenn wir die Masken fallen lassen. Ulrike Quast
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Ulrike Quast
WENN WIR
DIE MASKEN
FALLEN LASSEN
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2016
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Copyright (2016) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte bei der Autorin.
Umschlaggestaltung Jochen Stankowski
(Grafikdesigner)
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
Inhaltsverzeichnis
1
Die Tür fiel ins Schloss. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Lena war gefangen. Gefangen in einem endlos langen Gang. Es roch nach abgestandenem Kaffee. Und es war düster. Nur spärliches Licht drang durch die verglasten Türen hindurch. Unzählige Türen, die in unzählige Räume führten. In der Mitte des Gangs stampfte eine riesige Frau über den Korridor. Sie verschwand im gegenüberliegenden Zimmer. Offenbar hatte sie das Mädchen nicht bemerkt. Sonst hätte sie sich darüber wundern müssen, dass Lena seit geraumer Zeit am Eingang stand. Wie eine Säule. Eine Säule, die mit großen Augen vor sich hin stiert.
Äußerlich sah man Lena keine Regung an. Wie sollte man auch? Lena beherrschte die Situation. Vollkommen. Denn sie hatte diese Szene in Gedanken immer wieder durchgespielt. Bestimmt hundertmal. – Sie klopft an die Tür mit der Aufschrift „Hauptkommissarin“. Dann drückt sie die Klinke hinunter und betritt den Raum. Selbstbewusst, cool. Sie schließt die Tür. Mit festem Druck. Die Kommissarin bietet ihr einen Platz an. Doch Lena bleibt vor dem Schreibtisch stehen. „Danke, nein.“ – Ja, so würde es laufen. Lena hält Blickkontakt. Sie sieht von oben auf die Kommissarin herab. Auf keinen Fall schaut sie zu Boden. Magenschmerzen? Nie und nimmer. Hämmerndes Pochen gegen die Schläfen? Keine Spur. Und diese bescheuerten Gedanken? Gedanken, die sie hin und her gewälzt hatte – seit Tagen schon: „Soll ich ….wirklich….?“, „Aber vielleicht doch lieber nicht…“, „Was passiert dann?…. mit ihm…“ – Am besten abschalten. Knopfdruck, graue Zellen aus. Gedankensperre. Für Zweifel war nun ohnehin kein Platz mehr in ihrem Kopf.
„Du tust das Richtige“, hatte ihre Mutter sie gestern noch einmal ermuntert. „Verstehst du? Du musst! Du musst es tun!” Und auf Mutters Stirn vertiefte sich die Falte zwischen