Die Nadel des Todes. Joachim Bräunig

Die Nadel des Todes - Joachim Bräunig


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      „Woher?“

      „Sie sind Gäste auf unserem Campinggelände.“

      „Können sie sich ausweisen?“, fragte nun der andere Streifenpolizist, der sich bis zu diesem Augenblick ruhig verhalten hatte.

      „Selbstverständlich, aber wir haben unsere Ausweise selbstverständlich jetzt nicht bei uns, sondern in unseren Wohnwagen“, erwiderte Schlosser.

      „Wie kommen sie nach Tossens?“, wollte er weiter wissen.

      „Wir verbringen einen gemeinsamen Urlaub hier, nachdem wir bereits eine Woche an der Ostsee waren.“

      „Darf ich sie nochmals fragen, nach der Aussage von Nils sind sie Kriminalkommissare.“

      „Ja und gemeinsam auf Urlaub.“

      „Wo arbeiten sie und was ist ihr Aufgabenbereich?“

      „Wir sind bei der Mordkommission Brandenburg, Bereich Gewaltverbrechen, speziell Morde, tätig und das bereits seit vielen Jahren“, antwortete Klaus Ullmann.

      „Wenn ich sie richtig verstehe, gehen sie in diesem Fall von keinem natürlichen Tod aus?“

      „Die exakte Todesursache kann nach meiner Meinung nur eine Obduktion des Leichnams ergeben, aber es spricht nach meiner Auffassung einiges für ein Gewaltverbrechen“, beharrte Ullmann weiter.

      „Ich glaube, ich kann mich ihrer Meinung anschließen, da mir hier auch einiges rätselhaft erscheint“, sprach der nunmehrige Wortführer der Streifenpolizisten

      „Wie werden sie jetzt weiter vorgehen?“, fragte Ullmann.

      „Ich werde sofort meine Vorgesetzten informieren und die Möglichkeit eines Gewaltverbrechens nicht ausschließen. Ich bitte sie, mit mir auf deren Entscheidung zu warten.“

      „Selbstverständlich“, antworteten Ullmann und Schlosser. Der Streifenführer war wesentlich überlegter mit der Beurteilung der Situation umgegangen, als sein deutlich jüngerer Mitarbeiter.

      „Kann ich zu Ulrike, ich glaube sie benötigt meine Unterstützung?“, fragte Heinz.

      Klaus Ullmann schaute bewusst den Streifenführer an, um ihn in seiner Rolle als Herr der Situation zu bestärken und ihn in seinen Entscheidungen nicht zu beeinflussen.

      „Ja, ich bin auch der Meinung sie sollten ihre Frau jetzt nicht allein lassen.“

      „Danke“, erwiderte Schlosser.

      „Es wird sich jedoch nicht umgehen lassen, ihrer Frau später einige Fragen zu stellen.“

      „Ja. Meine Frau ist eine sehr starke Frau und wird die Situation meistern“, antwortete Hauptkommissar Heinz Schlosser mit fester Überzeugung und ging in Richtung Wohnmobil.

      „Schicke bitte Philipp zu unserer Unterstützung her“, bat Ullmann Schlosser.

      „Selbstverständlich“, sagte dieser.

      „Wir müssen den vermeintlichen Tatort sichern“, sprach der Streifenführer.

      „Richtig, aber wenn möglich unauffällig“, stimmte Ullmann zu.

      „Wie soll das gehen?“, fragte nun der jüngere Streifenpolizist, der sich offensichtlich von seinem älteren Kollegen in den letzten Minuten zurückgesetzt gefühlt hatte, sich nun davon erholte und wieder in die Diskussion eingebunden werden wollte.

      „Wir sind genügend Männer, wenn Philipp dazu kommt, da benötigen wir keine Sirenen oder ähnliches“, sagte Ullmann mit fester Stimme.

      Klaus Ullmann und der wieder am Fundort eingetroffene Philipp Schroeder sowie die Streifenpolizisten verließen den Duschraum und begaben sich vor das Gebäude. Der Streifenführer bot allen eine Zigarette an und Klaus Ullmann griff zur Überraschung von Philipp sofort zu. Der Hauptkommissar war prinzipiell kein Raucher, aber in besonderen Situationen, wenn er sehr aufgeregt war, griff er gern zur Zigarette, was ihn nach seiner Meinung beruhigte. Die Situation war für die Kriminalisten, die sich im Urlaub befanden, aufregend genug und sie wussten nicht recht, wie sie sich verhalten sollten. Klaus Ullmann und Philipp hatten sich, ohne dass die Polizisten es bemerkten, verständigt sich vorerst zurückzuhalten und die Aktivitäten den ansässigen Revierbeamten zu überlassen.

      „Ihren Urlaub haben sie sich bestimmt anders vorgestellt“, sagte der Streifenführer zu Ullmann.

      „Da können sie sicher sein“, erwiderte Ullmann.

      „Wie gefällt es ihnen an der Nordsee?“

      „Prinzipiell gut, wobei der Strand nicht mit der Ostsee vergleichbar ist.“

      „Da gebe ich ihnen recht. Ich war selbst bereits mehrere Male an der Ostsee, speziell auf Usedom. Die ganze Gegend ist sehr schön.“

      „Ja, zu DDR-Zeiten war dies das Haupturlaubsziel der Bürger.“

      „Konnte man problemlos an der Ostsee Urlaub machen?“, fragte sein Gesprächspartner.

      „Es war nicht einfach, einen Urlaubsplatz an der Ostsee zu ergattern. Die offiziellen Urlaubsplätze wurden größtenteils zentral vergeben und auch bei der Vergabe von Campingplätzen gehörte viel Glück zum Erwerb eines Platzes. Zusätzlich kam hinzu, dass einige Bereiche durch Grenzsicherungsmaßnahmen für die Bevölkerung nicht zugängig waren“, erläuterte Ullmann. Er fand seinen Gesprächspartner im Verlaufe der letzten Minuten immer sympathischer und er hatte seinen ruhigen Umgang mit der Situation zu schätzen gelernt.

      „Wissen sie, Herr Kommissar, wir sind im Umgang mit Gewaltverbrechen nicht sehr geübt. Ich kann mich nicht entsinnen, wann in unserer Umgebung in den letzten Jahren ein solches Verbrechen, falls es sich bei unserem Fall um ein derartiges Delikt handelt, geschehen ist.“

      In diesem Augenblick läutete das Funktelefon der Polzisten.

      „Ja“, meldete er sich und lauschte den Worten seines Gesprächspartners, wobei er wiederholt mit dem Kopf nickte, aber das Gespräch nicht unterbrach.

      „Sollen die Gäste, ich meine die Kommissare, vor Ort bleiben?“, fragte er.

      Nach einigen Sekunden und wiederholtem Kopfnicken wurde das Gespräch beendet und der Polizist schaute Klaus Ullmann an und sagte: „Sie sollen unbedingt vor Ort bleiben, sie werden noch gebraucht.“

      „Wer sagt das?“

      „Das war der Chef des Polizeireviers von Bremerhaven. Sie schicken sofort zuständige Mitarbeiter zu uns. Wir sollen uns nicht von der Stelle bewegen.“

      „Was ist gemeint mit der Bemerkung, dass wir noch benötigt werden?“, fragte Ullmann verwundert.

      „Die Frage kann ich nicht konkret beantworten, Herr Kommissar“, sagte sein Gegenüber und konnte ein Lächeln nicht verbergen.

      „Irgendwie komme ich mir im Augenblick veralbert vor“, brummte der etwas erstaunte Hauptkommissar Klaus Ullmann und schaute Philipp Schroeder an.

      „Ich weiß nicht, was gemeint ist“, antwortete dieser.

      Die Zeit verging. Die Funkstelle hatte schon mehrmals die Streifenwagenbesatzung angefunkt, doch jedes Mal musste der Streifenführer darum bitten, andere Fahrzeuge einzusetzen, da er nach Weisung seines Vorgesetzten den Fundort nicht verlassen durfte.

      „Allmählich könnten die Zuständigen bei uns eintreffen“, sagte Ullmann.

      „Um diese Uhrzeit dauert es länger, da der Fährbetrieb bereits eingestellt ist und die Leute deshalb eine Umgehung fahren müssen, aber es kann nicht mehr lange dauern“, versuchte der Streifenführer Ullmann zu beruhigen. Sie rauchten eine weitere Zigarette und schauten aufs Meer.

      „Was glauben sie, wann der Tod eingetreten ist?“, fragte der Streifenführer Klaus Ullmann.

      „Der Mann hat noch eine gewisse Wärme, zumindest ist er nicht ausgekühlt.“

      „Der


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