Unternehmensführung. Harald Meier

Unternehmensführung - Harald Meier


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Bereiche des Unternehmens, z. B. Abteilungsebenen und Bereiche, operationalisiert zu einer operativen Planung für diese Bereiche (4). Hierbei dient als Managementinstrumentarium das Unternehmenscontrolling. Die Strukturierung des Unternehmens bzw. der Bereiche und Abteilungen durch Organisationsaufbau und -abläufe und Mitarbeiterführung (5) hilft, die Ziele der Bereiche und Abteilungen umzusetzen. Hierbei dienen als Managementinstrumente z. B. Managementkonzepte und Führungsstile zur Umsetzung. In Kap. 6 sind die konstitutionellen Bedingungen beschrieben, die das Unternehmen langfristig in seinen Handlungen eingrenzen bzw. zu beachten hat. Abschließend ist in Kap. 7 die historische Entwicklung der Unternehmensführung betrachtet.

      ABB. 8: Unternehmensführungsprozess

      Dieser Ablauf stellt natürlich nur einen idealtypischen Verlauf dar, z. B. ausgehend von der Unternehmensgründung. In den meisten Unternehmen laufen diese Prozesse und Rahmenbedingungen natürlich parallel ab, z. B. als rollierendes und sich überlappendes Instrumentarium.

      1.2 Instrumente der Unternehmenspolitik

      Das Wissen um die Unternehmenspolitik war in Deutschland traditionell den Unternehmenseigentümern und dem Management vorbehalten. Entsprechend gibt es auch kein ausgereiftes Instrumentarium zur Darstellung und Begründung unternehmenspolitischer Zielsetzungen. Bisher konnte man Unternehmenspolitik nur indirekt aus Veränderungen in den Bilanzen oder aus Geschäftsberichten interpretieren oder aus der Gestaltung von Verträgen und Instrumenten ableiten. Erst in den letzten Jahren werden immer mehr Instrumente geschaffen, um Unternehmenspolitik direkt nach innen und außen darzustellen. In diesem Zusammenhang spricht man auch oft von Unternehmenskommunikation (Corporate Communication) zur Entwicklung und Darstellung der Corporate Identity. Sie soll die Glaubwürdigkeit und das Image bei relevanten externen (z. B. Lieferanten, Kunden, Umweltgruppen) und internen Stakeholdern (z. B. Mitarbeiter, Führungskräfte) beeinflussen. Eine einheitliche und wertebezogene Unternehmenskultur versucht man über das äußere Erscheinungsbild, z. B. über das Unternehmenslogo, Unternehmensleitlinien, Geschäftsbericht und Hauptversammlung oder Kundenbefragungen, sowie die nach innen gelebte Kultur, z. B. über Betriebsvereinbarungen, Führungs- und Kommunikationsstil oder regelmäßige Mitarbeiterbefragungen und -kommunikation, auszudrücken.

      1.2.1 Unternehmensleitlinien

      Unternehmenspolitische Ziele, Grundsätze und Strategien der Unternehmensführung werden oft in einem Unternehmensleitbild (Unternehmensleitlinien, -grundsätze) dargestellt. Eine Definition: Schriftlich formulierte, möglichst jedermann zugängliche Unternehmensgrundsätze sind nichts anderes als die gedankliche Bündelung betriebsspezifischer Handlungs- und Entscheidungsprinzipien. Sie setzen den Rahmen für die Zusammenarbeit mit Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten, Wettbewerbern, Kapitalgebern und Öffentlichkeit.16)

      Damit stellt ein Unternehmensleitbild die schriftliche Formulierung einer bestehenden oder angestrebten Unternehmensphilosophie dar und ist entsprechend eine Handlungsgrundlage zur Unternehmensplanung für die Unternehmensführung. Die Unternehmensleitlinien differenzieren meist in die verschiedenen Aufgaben bzw. Funktionsbereiche des Unternehmens oder als eigenständige (Bereichs-)Leitlinien, z. B. als Personal- oder Führungsleitlinien, Forschungs- und Investitionsleitlinien, CSR-Leitlinien usw.

      Beispiele: Leitlinien zur Unternehmensethik oder Corporate Social Responsibility (CSR) s. Kap. 2.1.5; Führungsleitlinien s. Kap. 5.2.4.

      In den letzten Jahren wird dieser Ansatz immer mehr erweitert, indem Leitlinien zum einen auch als Ausdruck der Unternehmenskultur (Corporate Identity) genutzt werden – dem Unternehmensimage in der Öffentlichkeit, das durch seine außenwirksamen Handlungen geprägt wird. Und zum anderen als Instrument der strategischen und operativen Geschäftsführung, z. B. als Instrument der Strategieformulierung und -implementierung, der Personal- und Organisationsentwicklung oder als Instrument kooperativer Mitarbeiterführung, indem die Mitarbeiter an der Formulierung der Leitlinien beteiligt werden.

      Beispiel: Unternehmensleitlinien eines mittelständischen Unternehmens (Brügmann)

      (Unternehmen der Holz- und Kunststoffverarbeitung, zwei Standorte, ca. 600 Mitarbeiter)

      ABB. 9: Unternehmensleitbild

       Typische Inhalte von Unternehmensleitbildern

Unternehmensgrundsätze, z. B. wichtige Aufgaben des Unternehmens in der Gesellschaft für Kunden, Eigner, Mitarbeiter, Umwelt,
Führungsgrundsätze, z. B. wichtige Führungsmerkmale und angestrebter Führungsstil,
Strategien, z. B. zielgruppenspezifisch differenziert nach Kunden und Mitarbeitern oder Regionen und Märkten,
Umsetzung und Zielerreichungskontrolle.

      Als wichtig angesehen werden bei der Formulierung und Umsetzung eines Unternehmensleitbilds, dass durch die Veröffentlichung ein Verbindlichkeitscharakter für das Unternehmen entsteht und dass der Prozess der Leitbildformulierung quasi quer durch das Unternehmen erfolgt und nicht top-down verordnet wird. Aber es gibt in Wissenschaft und Praxis auch Kritik an Unternehmensleitlinien, z. B. weil sie oft den Anschein unverbindlicher Leerformeln haben, all­gemein ohne operative Handlungsansätze sind, oft einseitige Absichtserklärungen des Managements darstellen, ohne einklagbare Konsequenzen sind oder einfach nur auf ein Instrument des Marketing oder der Imagebildung reduziert werden.

      1.2.2 Betriebsvereinbarungen

      Im Gegensatz zu Unternehmensleitlinien, deren Inhalt einseitig vom Unternehmen festgelegt oder freiwillig in Kooperation mit anderen festgelegt werden können, sind Betriebsvereinbarungen rechtlich verbindliche Verträge auf betrieblicher Ebene zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat (als gewähltem Vertretungsorgan der Arbeitnehmer). Sie können generell für alle Mitarbeiter oder für einzelne Mitarbeitergruppen (z. B. Frauen, Jugendliche, Angestellte) abgeschlossen werden. Für Inhalt und Form von Betriebsvereinbarungen gelten die Vorschriften des Betriebsverfassungsgesetzes (§§ 77 und 87 BetrVG), das u. a. festgelegt, dass Betriebsvereinbarungen schriftlich abzuschließen sind, von beiden Seiten unterzeichnet und im Betrieb veröffentlicht werden müssen.

      Betriebsvereinbarungen beziehen sich meist auf die Arbeit oder soziale Angelegenheiten, wie z. B. Weiterbildung, Chancengleichheit, Arbeitssicherheit, Arbeitszeit, Gesundheitsvorsorge, Arbeitsplatzsicherheit und betriebliche zusätzliche Arbeitsentgelte und Sozialleistungen.

       Internationale Betriebsvereinbarungen

      Aufgrund der zunehmenden Globalisierung von Unternehmen werden auch länderübergreifend Betriebsvereinbarungen zwischen Unternehmen und der internationalen Mitarbeitervertretung, z. B. zwischen der Konzernleitung und dem europäischen oder dem Weltkonzernbetriebsrat (European Works Council, Global Works Council) geschlossen. Sie stimmen z. B. Arbeitsbedingungen und soziale Standards aufeinander ab oder regeln diese länderübergreifend einheitlich.

      Beispiel: Internationale Betriebsvereinbarung (DaimlerChrysler)17)

      The top level of the works council of DaimlerChrysler sees the international framework agreement as an umbrella under which further activities can be developed to improve relations between the management and the employee representatives at the various sites. The employee


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