Museumsschiff. Matthias Falke

Museumsschiff - Matthias Falke


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      Damit stiefelte er davon. Wir hörten, wie er den Gang zum Drohnendeck hinunterstapfte, und blickten uns dabei amüsiert an. Ich überlegte, ob ich ihn zurückpfeifen und ermahnen sollte. Zum einen hatte er sich, wenn er Offizier werden wollte, seinen Baustellenjargon abzugewöhnen, zum anderen musste er sich damit abfinden, dass auf einem Schiff der Kommandant die Kommandos zu geben pflegte. Aber ich mochte ihn, seit uns die Ereignisse von Pensacola zusammengeschweißt hatten, viel zu sehr und verfolgte seinen ehrgeizigen Aufstieg mit zu viel Wohlwollen, als dass ich es fertiggebracht hatte, ihn wegen guter Laune und Arbeitseifer zu maßregeln.

      »Ihr habt’s gehört«, sagte ich. »Keine Zeit verlieren!«

      Reynolds verzog die schmalen Lippen zu einem väterlichen Grinsen und entfernte sich dann. Lambert meldete sich förmlich ab und lief ebenfalls davon. Ich blieb mit Jennifer auf der Brücke zurück.

      »Bist du okay?«, fragte sie. In ihrer Stimme schwang Belustigung.

      »Klar«, machte ich.

      Sie ließ ihre Konsole, die sie schon an die Automatik übergeben hatte, noch einmal online gehen und führte ein Drehmanöver um 180 Grad aus. Langsam glitten die Spiralnebel und Kugelsternhaufen der Lokalen Gruppe vor uns vorbei, bis die stumpfe Schnauze der ENTHYMESIS in die Richtung wies, aus der wir gekommen waren. Rechterhand dehnte sich die opaleszierende Struktur der Großen Mauer.

      »Hier draußen ist es doch was anderes«, sagte Jennifer.

      »Ich glaube, ich werde langsam zu alt für sowas«, gab ich zurück und versuchte zu lächeln.

      Sie sah mich an. Dabei glitzerte in ihren Augen der Triumph. Sie hatten ihren fliegerischen Meisterleistungen eine weitere hinzugefügt. Vermutlich sah sie schon den Orden vor sich, den sie für diese Mission erhalten würde. Der erste Explorerflug im Lichtjahrbereich!

      Ich begab mich in die Messe und trank ein Glas Wasser. Aber als ich auf die Brücke zurückkehrte, ließ ich mich neben Jennifer auf den Platz der Zweiten Pilotin nieder und rief Reynolds und die anderen im Drohnendeck. »Hier spricht der Kommandant. Fertigmachen zum Ausklinken der Sonde. Übergabe an Automatik der Hauptsteuerung in fünf Minuten.«

      Auf einem Bildschirm verfolgten wir, wie Taylor mit dem Schwebekran hantierte und die Ionensonde aus ihrer Verankerung hievte. Im Generatorfeld des Kranes hängend, wurde sie dann zur Schleusenkammer bugsiert. Reynolds und Lambert überwachten den Vorgang. Unser WO setzte Markierungen auf seinem MasterBoard. Er sah auf dem kleinen Monitor der Deckkamera wie ein beliebiger Vorarbeiter aus, der einen untergeordneten Baustellenabschnitt leitete. Konzentriert studierte er seine Anzeigetafel, tauschte sich halblaut mit Jill aus, gab Taylor einige Anweisungen und machte dann mit unbewegter Miene das Good-to-Go-Zeichen zur Kamera hin.

      An Jennifers Konsole blinkte ein rotes Kontrolllicht auf, als die Sonde in die Schleusenkammer geglitten und die Luft aus der Schleuse gepumpt worden war. Ich nickte ihr zur Bestätigung der Freigabe zu, dann öffnete sie die Außenklappe. Die ENTHYMESIS hob die rechte Flügeldecke. Auf den Bildern der Außenkameras sahen wir, wie der schwarze Zylinder ins Freie schwebte. Gerade eben, als Taylor mit dem turmhohen Geschoss hantiert hatte, hatte es noch mächtig und eindrucksvoll gewirkt. Jetzt, als die Kameras es neben den wuchtigen Leitwerken der ENTHYMESIS zeigten, war es auf einmal klein und zerbrechlich. Ein kleines Metallstiftchen, das sich von den Antennen, Instrumenten und Aufbauten des Explorers gelöst zu haben schien und langsam in der Schwerelosigkeit davonglitt.

      Jennifer aktivierte die Zündungssequenz. Das Ionentriebwerk glühte auf. Die Sonde, die wir der Übersichtlichkeit halber Lambda I genannt hatten, schob sich längsseits an der ENTHYMESIS vorbei, wurde im Bugfenster sichtbar und beschleunigte dann rasch in den leeren Raum hinaus. Wir warteten, bis Reynolds und die anderen vom Drohnendeck zurückgekehrt waren, um von der Brücke aus dem Versuch beizuwohnen, und leiteten dann den Countdown für den Warpsprung ein. Es sah genauso aus wie während der missglückten Vorführung vor einigen Wochen. Die Sonde reduzierte sich auf den blauglühenden Ionenstrahl, der wie ein Dolch die Schwärze durchschnitt. Dann verschwand sie in einem hellen Lichtblitz. Wir hielten den Atem an.

      In der totalen Schwärze, die jenseits der großen Scheiben brodelte, tauchte ein winziger hellblauer Funke auf. Er kam rasch näher, während die Instrumente der ENTHYMESIS ansprachen und eine Sekunde später die Identifizierung des fernen Objekts bekannt gaben. Es war die Lambda III. Sie war unmittelbar, nachdem Lambda I in den Ereignishorizont der MARQUIS DE LAPLACE eingetreten war, abgefeuert worden, in den Warpraum gesprungen und hatte dann in wenigen Sekunden einhunderttausend Milliarden Kilometer überwunden.

      Der Triumph war vollkommen. Wir sprangen und tanzten auf der Brücke herum, johlten und grölten und lagen uns in den Armen. Jennifer umhalste Reynolds, während Lambert ihm einen feuchten Kuss auf den grauen Bart drückte. Ich presste seine Hand und gratulierte ihm. Am meisten freute uns, dass er am Ende Frankel mit seinen eigenen Waffen geschlagen hatte. Die Hardware-Variante war geglückt, aber nur dank der akribischen und präzisen Berechnungen eines gewissen WO Reynolds, Mitglieds der Fliegenden Crew des Explorers ENTHYMESIS. Taylor strahlte über beide Ohren. Auch ihm war klar, dass dies sein Eintritt in die Annalen der Union war. Er hatte gesehen, dass hier eine Geschichte lief, und es geschafft, ein Teil von ihr zu werden, indem er sich dem richtigen Team anschloss. Der Jubel wollte kein Ende nehmen.

      Die Sonde war unterdessen, von uns unbemerkt, auf uns zugeschossen. Wenige Kilometer vor der unausweichlichen Kollision hatte die Hauptsteuerung unseres Schiffes sich ihrer Automatik aufgeschaltet und die Bremsraketen gezündet. Auf Kleiner Fahrt schob die Sonde sich näher heran und ging längsseits. Eine Minute später glitt sie mit sanftem metallischen Klacken in die Aufhängung der Schleusenkammer.

      »Ich gratuliere Ihnen«, sagte Jennifer zu Reynolds. »Das ist jetzt wirklich der Durchbruch!«

      Er dankte ihr bescheiden. »Das ist bloß der Anfang«, sagte er. »Die eigentliche Arbeit fängt jetzt erst an.«

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