Drogen und soziale Praxis - Teil 2: Das Drogenthema und wie es in Berufsfeldern der sozialen Arbeit auftaucht. Gundula Barsch

Drogen und soziale Praxis - Teil 2: Das Drogenthema und wie es in Berufsfeldern der sozialen Arbeit auftaucht - Gundula Barsch


Скачать книгу
Einheit ist in der Regel auch diejenige Menge, die physiologisch eine kleinste spürbare Wirkung auszulösen vermag.

      Unsere Trinkkultur kommt also dem Vorhaben entgegen, die jeweils konsumierte Menge Alkohol grob zu schätzen. Über die jeweils traditionell verwendeten Trinkgefäße ist dies relativ leicht möglich.

      Werden also beispielsweise die Empfehlungen der Britischen Ärzteschaft zu Limits für regelmäßigen täglichen Alkoholkonsum zugrunde gelegt, so dürften gesunde Männer drei Gläser, gesunde Frauen und Jugendliche zwei Gläser Alkohol pro Tag trinken. Damit gingen sie dann nur ein geringes Risiko ein, an Alkoholfolgekrankheiten zu erkranken.

      Anzumerken ist jedoch, dass dabei nicht zwischen den verschiedenen Alkoholika und den damit verbundenen Trinkstilen unterschieden wird. Mit Blick auf mögliche Alkoholfolgekrankheiten sollte jedoch bedacht werden, dass der Blutalkoholgehalt beim Trinken oder besser gesagt Kippen hochprozentiger Getränke sehr schnell sehr hoch ansteigt, woraus sich ein höheres Schädigungspotential ergibt. Im Gegensatz dazu werden geringprozentige Getränke allein wegen ihrer Flüssigkeitsmenge in der Regel langsamer getrunken und bewirken folgerichtig auch keine so hohen Spitzen im Blutalkoholspiegel. Unter diesen Aspekt betrachtet sind sie also etwas schonender für den Körper.

       Merkenswert: Die Methode der Trinkmengenkalkulation über Trinkeinheiten ist bestechend einfach. Sie eignet sich zumindest, um eine grobe Kalkulation über die getrunkene Menge reinen Alkohols vorzunehmen. Sie bietet sich zudem hervorragend als alltagstaugliches Verfahren für alle an, die sich unkompliziert einen Überblick über ihre Trinkmengen verschaffen wollen. In diesem Sinne kann die Ermittlung von Trinkeinheiten als Methode auch Klienten empfohlen werden, die sich unsicher sind, ob sie mit ihrem regelmäßigen Alkoholkonsum bereits ungewollt gesundheitliche Folgeerkrankungen riskieren oder nicht.

      Zur Fehlerquelle wird in diesem Verfahren jedoch vor allem die Tatsache, dass durch die Alkoholindustrie Getränke auf den Markt gebracht werden, die heute einen weit höheren Alkoholgehalt haben als die traditionsreichen Vorgänger: Man denke an Weine, die ursprünglich 10-12 Volumenprozent hatten, heute aber mit bis zu 15-16 Volumenprozent ausgebaut werden. Ähnliche Entwicklungen gibt es auch bei den Bieren, bei Cocktails etc. Insofern sind Verfahren zur exakteren Bestimmung der konsumierten Mengen reinen Alkohols durchaus sinnvoll und wichtig.

       Trinkmengen bestimmen: Mit UNITS wird es exakter

      Auch in vielen Bereichen Sozialer Arbeit reichen grob ermittelte Trinkmengen nicht aus: Zu denken ist z. B. an Situationen, in denen Interaktionen zwischen Medikamenten und Alkohol bedacht werden müssen oder wenn zu einem bestimmten Zeitpunkt absolute Nüchternheit erforderlich ist. Auch mit Blick auf das Risiko von Alkoholfolgekrankheiten ist ein exakterer Überblick über die konsumierten Alkoholmengen wichtig.

      Angesichts der schon genannten praktischen Probleme, ist von der Britischen Ärzteschaft ein Verfahren entwickelt worden, mit dem die getrunkene Menge reinen Alkohols exakter ermittelt werden kann, weil das jeweils konsumierte Getränk mit seinen Alkoholprozenten in die Berechnungen einbezogen wird. Dieses Verfahren rechnet nach UNITS (übersetzt: Einheiten).

       Merkenswert: Für die Darstellung der getrunkenen Mengen reinen Alkohols ist eine exakte Ermittlung wichtig, bei der auch der sehr unterschiedliche Alkoholgehalt der jeweils konsumierten Getränke berücksichtigt wird. Dafür kann auf die Berechnung sogenannter UNITS zurückgegriffen werden.

      Bezogen auf die Empfehlungen Britischer Ärzte zu Trinklimits werden für gesunde Männer 3-4 Units und für gesunde Frauen und Jugendliche 2-3 Units als Grenzen gesehen, in denen das Risiko einer Alkoholfolgekrankheit nur gering ist.

       Units errechnen ist einfach und unkompliziert

      Units lassen sich nach folgender Formel berechnen:

      Der Konsum einer Flasche Radeberger Bier ließe sich also wie folgt in Units umrechnen:

      Wie viel reiner Alkohol ist wo drin?

      Im Grunde ist auch diese Art der Ermittlung von Trinkmengen unkompliziert, der Rechenweg einfach und die eigentliche Berechnung nicht aufwendig. Zumal heute in fast jedem Handy ein Taschenrechner verfügbar ist. Einzige, aber wichtige Voraussetzung ist, dass es Informationen dazu gibt, wie hochprozentig das jeweils konsumierte Getränk tatsächlich ist.

      Eine Zusammenstellung der Alkoholika, die auf dem Markt verfügbar sind, ist jedoch schnell getan. Mit Hilfe von Listen, die von den Klienten selbst z. B. per Internet zusammengestellt werden, könnte ein Überblick über die verschiedenen Getränke sogar darüber informieren, wie hochprozentig konkrete Alkoholika tatsächlich sind und welche Alternativen sich anbieten, um weniger reinen Alkohol zu sich zu nehmen.

       Merkenswert: Die Methode der Bestimmung von Trinkmengen über berechnete Units bietet sich an, wenn ein exakterer und detaillierterer Überblick über die täglich getrunkene Menge reinen Alkohols wichtig wird.

      In der Berechnung von Units wird der sehr unterschiedliche Wirkstoffgehalt von Alkoholika berücksichtigt. Deshalb zwingt diese Methode dazu, sich mit den weit auseinanderdriftenden Anteilen von Alkohol in ein und derselben Getränkesorte (Bier, Wein, Spirituosen) auseinanderzusetzen. Dies öffnet die Augen dafür, dass der Alkoholgehalt oft unerwartet hoch ist und schafft eine gute Grundlage, den eigenen Konsum selbstkritischer in den Blick zu nehmen.

       1.2.3Wie die Trinkmengen des Klienten ermitteln?

      Nachdem im Methodenkoffer bereits das Wissen um Alkoholfolgekrankheiten und Empfehlungen zu Trinkmengenlimits liegen, braucht es nun eine Herangehensweise, mit der sich der regelmäßige Alkoholkonsum einer Person sehr konkret ermitteln lässt. Erforderlich ist eine Methode, die möglichst exakte und damit solide Informationen erbringt.

      Viele Mengen Alkohol werden übersehen

      Oberflächlichkeit nach der Methode „Pi mal Daumen“ hilft nicht weiter, denn die Ermittlung der tatsächlich getrunkenen Mengen Alkohol ist ohnehin schwierig. So sorgt die Einbindung des Alkoholtrinkens in viele soziale Situationen in Form einer mehr oder weniger beachteten Begleitaktivität dafür, dass gerade bei kleinen Mengen oft nicht daran gedacht und auch nicht registriert wird, dass die Substanz „Alkohol“ konsumiert wird.

      Zudem gilt auch beim Alkoholkonsum, dass es kaum eine Regelmäßigkeit ohne Ausnahmen gibt. Und gerade diese Ausnahmen - das Glas Sekt zum Geburtstag eines Kollegen, die Jim-Beam-Cola im Kino, der doppelte Eierlikör auf dem Schokoladeneis, das Bier nach der Sauna, der Kräuterschnaps nach dem Eisbein – sind es, die oft unbeachtet bleiben. Diese kommen zu dem regelmäßigen Feierabendbier dazu, können sich schließlich zu erstaunlichen Größen summieren und für das Überschreiten empfohlener Limits sorgen. Insofern wird erst mit der Berücksichtigung wirklich aller konsumierten Alkoholika in der Gesamtrechnung deutlich, wie die oft überraschenden Grenzüberschreitungen zustande kommen.

       Exakte Buchführung macht es möglich

      Länger als nur für ein paar Tage

      Die Ermittlung der Trinkmengen setzt voraus, dass sowohl alle konsumierten Mengen als auch die jeweilige Art des getrunkenen Getränks sorgfältig notiert werden. Diese „Buchführung“ kann natürlich durch den Konsumenten selbst am besten vorgenommen werden; zumindest seine Mitwirkung ist unerlässlich, selbst wenn der Sozialarbeiter gemeinsam mit dem Klienten den oft unreflektierten Trinkgewohnheiten auf die Spur kommen will.

      Das Registrieren der getrunkenen Mengen Alkohol sollte mindestens über drei bis vier Wochen erfolgen. Auf diese Weise wird es möglich, sowohl Wochen mit vielen Konsumtagen als auch solche mit wenig oder gar keinem Alkoholkonsum in den Blick zu nehmen. Allerdings empfiehlt es sich, die registrierten Trinkmengen wöchentlich


Скачать книгу