Der Weg in die Verbannung. Liselotte Welskopf-Henrich

Der Weg in die Verbannung - Liselotte Welskopf-Henrich


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Esel, im Voraus kombinieren!«

      »Aber warum soll denn geschossen werden?!«

      »Du denkst doch nicht, dass die Dakota das Land behalten werden, in dem sie jetzt ihre Büffeljagden abhalten?«

      »Was kümmert mich das?«

      »Sehr viel. Wenn es den Dakota an den Kragen geht, werden sie gehässig, darauf kannst du dich verlassen.«

      »Na aber ... na ja ... Aber damit hat es doch noch Zeit, und dann mache ich mich eben rechtzeitig davon. Vielleicht schlage ich noch etwas auf die Preise auf; man muss den Weizen schneiden, wenn er gerade reif ist, und nicht zu spät. Komm, wir setzen uns noch ein bisschen ins Zelt!«

      »Meinetwegen!« The Red lachte in sich hinein.

      Als die beiden wieder im Zelt saßen, fragte Ben unvermittelt: »Kannst du mir eine größere Summe geben?«

      »Ich? Dir? Wozu denn?«

      »Bevor es Krieg gibt. – Wenn ich schnell noch etwas einkaufe, kann ich noch ein paar Geschäfte machen. Und im Krieg würden die Dakota Flinten sehr hoch bezahlen.«

      »Halsabschneider bist du. Wende dich doch an Bacerico.«

      »Wer ist denn das?«

      »Einer in Mexiko. Aber den findest du doch nicht. Lassen wir das. Mit barer Münze ist jetzt nichts zu machen, kriegst du nicht von mir, Lieber. Aber Ratschläge, gute Ratschläge kannst du haben.«

      »Nichts als Worte! Schade. Du bist ein Gauner.«

      »Ein kluger Gauner, du zahnloses Geschöpf. Hast du mal einen Narren gesehen, der mit einem Cheyenne zusammen in der Prärie herumreitet, um Häuptlinge zu malen?«

      »Mann, den verrückten Morris?«

      »Ja. Du kennst ihn? Hast du den bei dir gehabt und einfach wieder laufenlassen?«

      »Er hat gut bezahlt.«

      »Die paar Kröten! Hättest ihn ausnehmen sollen, dann wäre jetzt Geld genug in deinem Beutel.«

      »Du meinst ... du meinst doch nicht etwa ...«

      »Ich meine nicht, ich sag’s nur so.«

      »Das ist aber gefährlich.«

      »Für mich nicht.«

      »Für dich ... es geht doch um mich.«

      »Lassen wir das Spintisieren, denn der Herr Maler mit dem dicken Beutel ist leider nicht mehr da. Sonst was Neues?«

      »Eine wilde Geschichte!«

      »Und die wäre?«

      »So’n Hirngespinst. Bei den Dakota soll es eine Gruppe geben, die Gold hat, und der Häuptling soll von ungeheuren Schätzen wissen!«

      The Red spitzte die Ohren. »Was für ein Häuptling?«

      »Ist ja doch regelmäßig Unsinn, was erzählt wird. Ich hab mir den Namen nicht gemerkt. Aber man sagt, der Stamm hat ihn ausgestoßen, weil er im Suff geschwatzt hat. Sein Sohn soll ihn in die Verbannung begleitet haben.«

      »Der Junge ist doch erst zwölf Jahre alt.«

      »Wa ... was? Zwölf Jahre? Du kennst ihn also, du Bandit?«

      Red schalt mit sich selbst. Wie hatte ihm das herausfahren können! Ben brauchte von seinem Erlebnis im Zeltdorf der Indianer nichts zu wissen. »Kenne ihn nicht!«, log er.

      »Aber die Geschichte wird doch schon an allen Lagerfeuern erzählt.«

      »Dann brauchst du mich nicht erst danach auszuhorchen. Haben sich die beiden nicht mal bei dir sehen lassen?«

      »Was sollten sie denn hier bei mir?«

      »Verbannte pflegen Munition zu brauchen.«

      »Das ist wahr.«

      »Wenn sie also mal herkommen ...«

      »Möchtest du sie wiedersehen?«

      »Kennenlernen!«

      »Wiedersehen. Du kennst sie doch schon.«

      »Dummes Zeug. Dann brauchte ich nicht bei dir nach ihnen zu fragen.«

      »Oder vielleicht gerade.«

      »Eben nicht. Ich sage immer die Wahrheit, merk dir das!«

      »So siehst du aus, alter Räuber. Da, ich schenke dir eine Prise Tabak.«

      »Wird angenommen.«

      Das Gespräch verlor sich in Belanglosigkeiten.

      Als der Tag zu Ende ging und es dunkel wurde, begab sich The Red zu seinem Pferd, um bei diesem zu schlafen. Die Nachrichten, die er zuletzt erfahren hatte, beschäftigten ihn sehr. Wenn der Häuptling, um den es sich hier handelte, wegen seines angetrunkenen Zustandes und seiner undeutlichen Plapperei von seinem Stamm geächtet worden war, so bestand Aussicht, sich noch einmal an ihn heranzumachen. Ein aus einem frei lebenden Stamm ausgestoßener Indianer war das unglücklichste Geschöpf der Welt, denn die freien Indianer gehörten in ihren Verbänden aufs Engste zusammen, enger, als ein Weißer es überhaupt nachempfinden und verstehen konnte.

      The Red schlief nur wenige Stunden, und als er vor Morgengrauen wach wurde, ritt er fort, ohne sich von Ben zu verabschieden. Er ritt in südwestlicher Richtung und strebte zu den Lagern der Bahnvermessungsarbeiter. Vielleicht kursierten dort fassbarere Gerüchte über den Aufenthalt des Verbannten, den aufzuspüren The Red entschlossen war. Die Ereignisse, die zu der Katastrophe für den Häuptling geführt hatten, hatten sich zwischen Nord- und Südplatte am Pferdebach abgespielt. The Red wusste sehr genau darum.

      Wie gut, dass er damals sofort aus dem Häuptlingszelt entflohen war! Aus dem, was er jetzt von Ben erfahren hatte, war zu schließen, dass es wirklich Lauscher gegeben hatte. Wer würde sonst die Anklage gegen den Häuptling erhoben haben?

      The Red trieb sein Pferd an. Nach gewissen Anzeichen der Vegetation auf der ausgedörrten Prärie und nach der Bahn der Sonne zu urteilen, neigte sich der Hochsommer schon zum Herbst. Im Winter war das von Schnee bedeckte, den Stürmen preisgegebene Hochland zu unwirtlich. Was The Red im Sinn hatte, musste er möglichst noch vor dem ersten Schneefall ausführen.

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