Schwarze Krähen - Boten des Todes. Carolina Dorn

Schwarze Krähen - Boten des Todes - Carolina Dorn


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      Carolina Dorn

       SCHWARZE KRÄHEN

       BOTEN DES TODES

      Engelsdorfer Verlag

      Leipzig

      2017

      Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

       Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

      Copyright (2017) Engelsdorfer Verlag Leipzig

      Alle Rechte bei der Autorin

      Titelbild: deat tree © umnola – Fotolia

      Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe,

      © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

      Bibelstellen: Hebräer 4,16 und Psalm 139,16.

      E-Book-Umsetzung: Zeilenwert GmbH

       www.engelsdorfer-verlag.de

       Inhaltsverzeichnis

       Cover

       Titel

       Impressum

       Teil I: Der Patient Brandon

       Teil II: Der Freund Gordon

       Endnoten

       ES STAND EIN BAUM OHNE BLÄTTER

       UNTER EINER DUNKLEN GRAUEN WOLKENDECKE.

       KALTER NEBEL HÜLLTE IHN EIN UND SCHWARZE

       KRÄHEN SAßEN AUF SEINEN ZWEIGEN.

       SEINE KAHLEN ÄSTE STRECKTEN SICH

       FLEHEND DEM HIMMEL ENTGEGEN.

       ER BAT UM HILFE, UM LINDERUNG SEINES LEIDENS.

       UND ER DACHTE AN SEIN ENDE.

       DA BLÜHTE PLÖTZLICH VOR IHM EINE ROTE ROSE AUF,

       UND IHR

       BETÖRENDER DUFT MIT DEN SAMTIGEN

       LEUCHTENDEN BLÜTENBLÄTTERN

       TRUGEN DIE HOFFNUNG UND DIE LIEBE AUF EIN

       WEITERLEBEN ZU IHM.

       DOCH VORSICHT: EINE ROSE HAT AUCH DORNEN.

       TEIL I

      DER PATIENT BRANDON

      Kanada: nicht nur ein eigenständiger Staat in Amerika. Es ist ein Land voller Gegensätze. Riesige Waldgebiete mit herrlichen, großen, blauen, aber eiskalten Seen. Heiße, kurze Sommer, lange, sehr kalte Winter, manchmal auch mit schweren Schneestürmen in den Bergen. Ein wunderschönes Land, in das man sich sofort verlieben kann. Hohe schneebedeckte Berge blicken hinab auf ein überschwängliches Maß an Vegetation im Sommer. In den geschützten Tierparks gibt es viele seltene Tiere zu bewundern, deswegen verzeichnet dieses Land jedes Jahr auch eine große Zahl an Touristen.

      Der April neigte sich dem Ende zu. Dr. Gordon Spencer, von Beruf Kinderarzt, dreiunddreißig Jahre alt, fuhr mit seinem Auto in Richtung eines alten Klosters. Von Gestalt aus schlank und groß musste er sich etwas in seinen kleinen Wagen hineinzwängen. Das dichte, dunkelbraune Haar hatte ein Eigenleben, denn es ließ sich kaum in irgendeine Richtung bändigen. Mit sorgenvollem Gesicht blickte er durch die Windschutzscheibe seines Fahrzeugs. Zurzeit besaß er keinen festen Arbeitsplatz. Seine gute Stellung in einer Kinderklinik in Vancouver hatte er gekündigt, da er seinem Freund beistehen wollte, der an Leukämie erkrankt war. Von dort kam er gerade. Er konnte es nicht mehr mit ansehen, wie schnell er verfiel. Der junge Mann befand sich bereits im Endstadium. Keine Pflegekraft wollte bei ihm bleiben. Im Moment bemühte sich eine ältere Pflegerin um ihn, in der Reihenfolge die achte. Aber diese Frauen sahen alle nur das Geld, das sie dort verdienten und er konnte ihnen gar nicht schnell genug sterben, denn nach seinem Tod stand eine große Summe für die letzte Pflegekraft aus. Der Freund hatte von seiner Familie eine Bank mit sechs Filialen und viele Millionen seines Stiefvaters nach dessen Tod geerbt. Die Pflegekräfte spekulierten alle ausschließlich auf das Geld, doch pflegen wollten sie ihn nur wenig. Da den meisten sein Ableben nicht schnell genug ging, blieben sie nicht lange und gaben sich praktisch die Klinke in die Hand. Am Abend zuvor hatte Gordon seinen Freund besucht. Er kam direkt aus Vancouver. Zufällig fiel ihm ein Vertrag von einer Pflegekraft in die Hände. Er überflog ihn und platzte dann los: „Brandon, bist du noch richtig im Kopf? Ich dachte, ich hätte mich verlesen bei dem Vertrag der freien Pflegekräfte. Du versprichst der letzten Pflegerin hier ein extra hohes Honorar? Kein Wunder, dass sie dich so schlecht behandeln. Sie wollen deinen Tod alle nur beschleunigen, denn jede will die Letzte sein und dann das Geld einstreichen. Verzeih’ mir, mein Freund, aber das ist schlichtweg einfach idiotisch von dir.“

      „Vielleicht will ich ja schnell sterben. Dieses Leben ist sowieso nur noch ein Dahinvegetieren“, gab er ihm leise zu verstehen. „Es wird gewiss nicht mehr lange dauern. Mein Testament habe ich gemacht. Alles ist geregelt.“

      Gordon wälzte sich schlaflos in seinem Bett herum. Doch in dieser Nacht kam ihm plötzlich eine Idee. Deshalb machte er sich am nächsten Tag sofort auf den Weg zu dem Kloster „Heilig Geist.“ Eine Nonne musste es sein. Sie besaß nichts und bekam auch nichts. Sie lebte in Armut, Keuschheit und Demut, nur für Gott. Sie würde bestimmt nicht auf sein Geld aus sein, dachte er sich. Seine Tante regierte dort als Mutter Oberin. Sie wollte er um Hilfe bitten. Gordon hielt den Wagen an, weil seine Augen vor ungeweinten Tränen brannten. Er legte den Kopf auf seine Hände, die das Steuerrad umklammerten und ließ ihnen endlich freien Lauf. Brandon galt als sein bester Freund. Schon als Kinder spielten sie zusammen. Später trafen sie sich auf der Universität wieder. Gordon studierte Medizin, speziell für Kinder, und Brandon studierte Veterinärmedizin. Im Grunde hätte er das gar nicht nötig gehabt, bei den vielen Millionen. Er hätte bequem von den Zinsen leben können und bräuchte sich trotz allem bei nichts einzuschränken. Dennoch wählte er einen Beruf, weil er der Meinung war, sein Leben nicht einfach so sinnlos zu vertrödeln mit Nichtstun und langweiligen Partys. Außerdem liebte er als Kind bereits besonders die Tiere. So empfand er seinen Beruf mehr als ein Hobby. Kamen arme Leute mit einem kranken Tier zu ihm, erließ er ihnen meist die Kosten. Seine Eltern und sein sechs Jahre älterer Bruder verließen ihn sehr früh nach einem tödlichen Autounfall. Brandon zählte damals erst dreizehn Jahre. Das Hausmeisterehepaar kümmerte sich weiter um ihn, da sonst kaum Verwandte zu finden waren, oder sie wollten kein Kuckucksei großziehen. So wurde er zum Alleinerben des ganzen Bankenimperiums seines Stiefvaters. Eigentlich war er gar nicht vorgesehen dafür. Brandon wuchs zu einem anständigen und bescheidenen jungen Mann heran. Seine Körpergröße überstieg die seines Vaters um mehrere Zentimeter. Er maß über eins neunzig. An seiner Figur gab es nichts auszusetzen. Er war etwas breitschultrig, schlank und gut durchtrainiert. Die pigmentreiche Haut hatte er von seiner Mutter geerbt, die nur wenige Stunden in der Sonne bleiben musste, um braun zu werden. Sein dichtes, dunkelbraunes Haar schimmerte bei speziellem


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