King Artus und das Geheimnis von Avalon. Pierre Dietz

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bin ich nicht in der Lage, die Stadt zu halten!“

      „Ich überlasse dir die »Pictonischen Söldner«11, die miserable Reiter sind. Ihre Stärke ist die Verteidigung.“

      Nach einem Marsch von acht Tagen über die Römerstraße entlang des »Rhodanus« erreicht Gerontius »Arelate«. Der Fluss und die Sümpfe hindern ihn, die Stadt zu umstellen. Die Stadtmauer ist ohne den Einsatz von Kriegsmaschinen nahezu uneinnehmbar. Der General verlangt, seinen ehemaligen Prinzipal zu sprechen. Unter dem Versprechen der gegenseitigen Unversehrtheit begegnen sich die beiden vor dem »Runden Turm«.

      „Was erwartest du von mir?“, mimt Konstantin den Unschuldigen.

      „Ich verlange von dir, dich aus der Politik zurückzuziehen und mir nie wieder in die Quere zu kommen. Begebe dich in meine Gefangenschaft und ich garantiere dir ein ruhiges Leben, für dich und deine Familie.“

      „Weshalb bist du so erzürnt, mein Freund? Bin ich dir nicht stets ein guter Vorgesetzter gewesen?“

      „Deinetwegen habe ich meinen Ruf verloren, habe ich in Italien keine Beute gemacht und habe die letzten Jahre mit der Verwaltung einer Provinz zugebracht.“

      „Fortuna ist mir wahrlich nicht immer hold gewesen. Das Blatt hat sich gewendet, mein Freund. Ich stehe kurz davor, die Macht Roms an mich zu reißen, und benötige einen erfahrenen General wie dich, Gerontius. Stelle dir kurz vor, welchen Reichtum du als mein Heerführer eines Tages hast.“

      „Unter dir diene ich nie wieder. Räume das Feld. Meinetwegen verlasse die Stadt und gehe nach »Germanien« oder »Africa«. Im Gegenzug verschone ich das Leben deines Sohnes, der in meiner Gewalt ist.“

      „Du bluffst! Ich erspähe Constans unter deinen Leuten nicht. Auf diese Taktik falle ich nicht herein, mein Freund.“

      „Fortigus hält deinen Sohn in »Vienne« in Gewahrsam.“

      „Ich spiele seit Langem mit dem Gedanken, mein Freund, mich zur Ruhe zu setzen. Ich habe ein großes Landgut in »Letavia«. Weit genug weg, um dir nicht im Wege zu stehen. Bringe mir meinen Sohn. Am gleichen Tag ziehe ich aus »Arelate« ab. Wehe dir, mein Freund, wenn du ihm ein Leid zugefügt hast!“

      Gerontius schickt nach seinem Sohn und fordert ihn auf, samt dem Gefangenen und allen entbehrlichen Truppen zu ihm zu stoßen. Weigert sich Konstantin trotz des Druckmittels abzuziehen, erwägt der General, Constans vor den Augen seines Vaters hinzurichten. Die Zeit drängt. Die Goten sind auf dem Vormarsch und Gerontius benötigt die Kontrolle über die Stadt, um diese an der Weiterfahrt zu hindern. Nach drei Wochen zermürbenden Wartens taucht die Vorhut seines Sohnes vor den Toren auf.

      „Ich habe dich schon vor einer Woche erwartet!“

      „Meine Hochzeit hat die Abreise verzögert“, sagt Fortigus unbeeindruckt. „Ich stelle dir voller Stolz meine Frau Sevira vor. Ihr Vater ist der Stadtvorsteher von »Vienne«.“

      „Wo ist der Arrestant?“

      „Sevira ist froher Hoffnung.“

      „Dein Privatleben interessiert mich nicht“, sagt Gerontius scharf.

      „Schaffe mir die Geisel herbei! Nach der Übergabe überlässt Konstantin mir die Alleinherrschaft. Mir steht der Weg nach Rom offen. Ich benötige »Arelate«, um die Goten aufzuhalten, bevor Honorius Wind von meinen Plänen bekommt.“

      „Constans?“, fragt Sevira. „Ist das der junge Mann, den die

      »Pictonen« zum Beweis deiner Liebe vor unserer Hochzeit hingerichtet haben?“

      „Ich erwürge dich!“

      „Du nimmst deinem Enkel den Vater“, sagt Sevira beherrscht. „Ich selbst habe von Fortigus diesen Beweis seiner Macht gefordert.“

       September 411 nach Christus

      Von Trauer und Wut getrieben, verteidigt Konstantin »Arelate« gegen die Übermacht vor den Toren der Stadt. Um seinerseits die Goten an der Überquerung des »Rhodanus« zu hindern, erreicht Flavius Constantius »Arelate«. Der Heermeister des Honorius vertreibt aus reinem Eigennutz die Belagerer und nimmt, gegen sein Versprechen, Konstantin zu verschonen, die für ihn strategisch wichtige Stadt selbst ein.

      „Mein geliebter Sohn ist tot! Nimm du mir nicht meine Würde!“

      „Ich habe dir mein Wort auf freien Abzug gegeben. Meine Späher berichten, vor »Vienne« steht ein Heer fränkischer Söldner. Stehen diese unter deinem Befehl?“

      „Das Reich ist seit dem Ansturm der Hunnen in Aufruhr. Dein Kaiser ist ein Versager! Ich habe den römischen Frieden aufrecht erhalten und mich den Eindringlingen entgegengestellt. Und zum Dank hat mich dein »Caesar« bekämpft und mir den Marsch durch »Italien« verweigert. Schließe dich mir an. Gemeinsam retten wir Rom vor dem Untergang.“

      „Deine Tage sind gezählt. Ziehe dich nach „Vienne“ zurück und vertreibe die Aufständischen. Wenn du Honorius überzeugst, mich als Mitkaiser einzusetzen, zeige ich mich erkenntlich.“

      Konstantin verlässt »Arelate« nicht ohne Hintergedanken und nutzt in »Vienne« die Gelegenheit, ein Ersatzheer auszurüsten. Sein ehrgeiziger Befehl an seinen General Edobich lautet, gegen Constantius vorzugehen. Der Franke hat eigene Pläne. In der Hoffnung, selbst an den »Schatz der Götter« zu gelangen, greift Edobich den Zug der Goten an. Dieser stellt sich als Scheinkonvoi heraus, der keine Schätze geladen hat, und nur zur Ablenkung dient. Die Verteidiger wehren sich dennoch erbittert und töten viele Angreifer.

      Constantius’ Heerführer Ulfila, der das gleiche Ziel verfolgt, reibt die Söldner Edobichs bis auf den letzten Krieger auf. Seiner eigenen Sicherheit wegen lässt Constantius Konstantin in »Vienne« hinrichten. Die Exekution ist im Gange, da bringen römische Ritter die Söhne des Hingerichteten, Aurelius Ambrosius und Uther, zu »Reix« Budicus auf die Insel »Albion«.

       412 nach Christus

      Nach ihrer Niederlage fliehen Gerontius und Fortigus mit den wenigen, ihnen übrig geblieben Soldaten nach »Hispanien«. Des Winters wegen sind die Berge und die Straße entlang der Küste nicht passierbar. Heftige Schneefälle und eisiger Wind zwingen die beiden, auf der gallischen Seite zu überwintern. Eines Morgens, bei erneutem Neuschnee, ist Fortigus mitsamt den »Pictonischen Söldnern« spurlos verschwunden. Jeden Tag kehren weitere Krieger nicht von der Jagd zurück oder entfernen sich ohne Abschied in die Nacht hinein.

      Das Frühjahr kündigt sich durch laue Winde an. Der Schnee taut und nach langer Wartezeit, ist die Uferstraße wieder frei. Der General setzt mit eine Handvoll Männern wütend und enttäuscht seinen Rückweg nach »Tarraco« fort.

      „Wo ist der Schatz?“, empfängt ihn Maximus erwartungsvoll.

      „Gegen die römische Übermacht“, sagt Gerontius resigniert, „habe ich keine Chance gehabt.“

      „Du hast dir angemaßt“, ist sein ältester Sohn empört, „der bessere Feldherr von uns beiden zu sein!“

      „Dein Bruder hat sich nicht an meine Anweisungen gehalten und meinen Plan vereitelt!“

      „Wenn ein einziger Soldat versagt, hat der Anführer die Konsequenzen zu tragen! Wo ist Fortigus? Weshalb ist mein Bruder nicht bei dir?“

       „Erwähne diesen hinterhältigen Nichtsnutz nicht, der die »Pictonen« auf seine Seite gezogen hat und mit den Überläufern in die »Pyrenaei Montes«12 entflohen ist.“

      „Wie viele deiner Soldaten haben sich ihm angeschlossen?“


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