Das große Still-Kompendium. Andrew Taylor Still
ist 21 Jahre Holz sägen und jeden Abend um 19 Uhr die Peitsche, falls Ihr einen Holzbalken nicht zweimal entzwei gesägt habt!“
Da sagte der Arzt: „Gibt Euer Ehren mir bis zum Gerichtstermin im Mai Zeit, um meine Antwort einzureichen?“ Der Richter fragte den Dr. med. so vieler Urkunden, warum er noch mehr Zeit brauche. Der Arzt antwortete: „Weil ich dabei bin zu versuchen einen vollständigen Kurs in Osteopathie in Kirksville, Missouri, zu besuchen!“
Der Richter lächelte und sagte: „Geht, alter Mann, aber ich werde mit Euch im Mai strenger sein als jetzt.“
„Warum?“ fragte der Arzt.
„Weil die Osteopathie eine wahre Wissenschaft ist und viele Probleme lösen wird, von denen ein Dr. med. nichts weiß.“
„Nun, Richter“, sagte der Arzt mit gedämpfter Stimme, „würden Sie wohl so gut sein und mich nicht im Mai rufen, sondern mir zwei weitere Jahre geben?“
„Ja“, antwortete der Richter, „aber Ihr bringt besser Eure Säge mit, denn falls Ihr versagt, könnt Ihr das nicht mit Eurem Unwissen entschuldigen.“
Der Richter entließ den Dr. med. für zwei Jahre mit harten Auflagen. Der Arzt war so dankbar, dass er mit seinem Gefolge in seinen feinen Triumphwagen stieg und sich auf den Weg in die Schule der Osteopathie machte.
Der Richter wies den Adjutanten an, den Hornisten drei Osteopathen rufen zu lassen. Beim ersten Ton des Hornes erschienen die drei. Der Richter sagte:
„Meine Damen und Herren, schwören Sie!“ Der erste Arzt wurde in den Stand gerufen.
„Ihr Alter?“
„30 Jahre.“
„Von welcher Schule kommen Sie?“
„Von der American School of Osteopathy.“
„Was ist die Ursache von Gallenfieber und wie kuriert man es?“
„Wir fanden heraus, dass die Ursache von Gallenfieber in einer durch Sonneneinstrahlung verursachten, erhöhten arteriellen Aktion besteht, und dass der normale venöse Rückfluss gestört ist, sodass die Arterien kontrahieren und der gleichmäßige Austausch zwischen Arterien und Venen nicht mehr gelingt. Darauf folgt für kurze Zeit Kälte, dann Fieber.“
„Was ist Fieber, Doktor?“
„Die Temperatur ist durch eine erhöhte Tätigkeit der Elektrizität über den Normalzustand erhöht, wenn man das Herz als Maschine, das Gehirn als den Dynamo und die Nerven als die Verteiler der Elektrizität ansieht. Die Heilung aller Fieber ist einfach. Verlangsame die motorischen Nerven der Bewegung und die sensorischen Nerven der Empfindung und lasse von dem Rest die Finger, bis die Natur sich ausgiebig erholt und die Wiederherstellung die Zerstörung überwiegt. Gesundheit ist das Resultat.“
In diesem Moment erwachte ich, nahm einen Schluck Wasser, einen Atemzug frischer Luft und alles war wieder in Ordnung. Ich begann zu frieren. Das ist alles, woran ich mich erinnern kann, bis ich in den zweiten Teil des Traumes eintauchte und die Worte hörte:
„Achtung ihr Welten! In die Reihen Ihr Graduierte der Osteopathie! Ein großer und ernster Kampf hat über 20.000 Jahre zwischen Krankheit und Gesundheit geherrscht. Er wurde mit allen Mitteln geführt, die dem Feind etwas anhaben konnten – Krankheit und Tod. Sie gingen nie in einem Kampf und kamen siegreich aus ihm heraus, stattdessen verloren sie viele Männer und ihre Banner. Sie befinden sich nun verkrüppelt und schwer verwundet in der Ambulanz und werden in die hintersten Reihen zurückgeschickt. Ihr dagegen kommt nun sofort in die erste Reihe. Greift den Feind im Zentrum, von links und von rechts an. Seine Kriegswaffen sind Gatlings45, wie sie nun heißen, alle beladen mit Durchfall, Fieber, Lungenund Gehirnkrankheiten, genauer gesagt, haben sie an die 10.000 Kompositionen in Ihren Todespatronen.“ Zu den kommandierenden Generälen sagte er:
„Euer Befehl lautet alle Batterien, Forts, Waffenboote und Magazine zu laden, und alles, was dieser unerschrockene Feind zur Zerstörung über die Menschen gebracht hat, auszulöschen. Ihr habt den Befehl, weder Feuer, Wasser noch das Raunen des Todes zu beachten und stattdessen mit gezückten Säbeln und aufgestellten Bajonetten ins Zentrum vorzudringen, und den alten Feind mit dem glänzenden Stahl der Vernunft auszurotten. Ihr werdet durch den Unendlichen selbst unterstützt. In Eure Hände ist es gegeben Euch und die Euren zu verteidigen.“
Das Horn ertönte, der Kampf begann. Er wogte heiß, und heftig spritzte Blut aus dem Feind und rann in Bächen davon. General auf General schlug eine Bresche in ihn, heiß und kalt, schmerzvoll oder schmerzfrei. Krankheit und Tod tobten und schrien mit donnernder Stimme:
„Wir sind besiegt und wir werden besiegt werden durch die Wissenschaft, welche die Ausgeburt des Verstandes Gottes aller Siege ist. Wir müssen die Taktik der Osteopathie studieren oder wir werden ab jetzt Schlacht auf Schlacht verlieren, da dieser neue Feind keine vorsintflutlichen Taktiken verwendet.“
Ich sah Kampf auf Kampf, in denen der Feind an die Wand getrieben wurde, seine Flagge strich und sprach:
„Die Osteopathen sind die Helden des natürlichen Gesetzes, wir werden uns ergeben. Sie sagen, Säuglinge sterben erst, wenn sie alt geworden sind. Sie wählen ihre Worte gut und wir haben keine Munition mehr, um ihnen zu begegnen.“
Ich erwachte und sah die Vertreter der Osteopathie mit den Skalps der Anfälle, der Masern, des Keuchhustens und vieler anderer aus allen Teilen der Welt nach Hause kommen. Es waren die Trophäen derjenigen, deren Munition und Generalität zu aller Zeit in allen Auseinandersetzungen zwischen Krankheit und Gesundheit im Vertrauen auf die göttlichen Waffen bestand.
Die Vorlesungen und Aufsätze, zu deren Einleitung dies geschrieben wird, wurden vor vielen tausend Jahren geformt. Ich fand vor 40 Jahren in Kansas gerade einmal eine kleine Notiz davon und versuchte sie zu lesen, aber es gelang mir nicht. Die Handschrift war sehr deutlich und die Sprache gut, aber ich litt unter dem Mumps der Unwissenheit, das Fieber war sehr hoch und mein Rachen auf beiden Seiten geschwollen. Ich konnte nicht eine einzige Krume von jenem großen Tisch im Zentrum der Göttlichen Universität schlucken, der mit den feinsten Früchten bedeckt war. Ich konnte mich nicht daran erfreuen, weil ich nicht einmal in der Lage war, die größte Verdünnung zu trinken. Ich war nicht geübt darin, über das Seil der alten Gewohnheit hinaus zu schließen – das größte Hindernis aller Zeiten. Aber unsere Nation hat sich bewegt und die Sklaven von ihren Ketten befreit, was den Gedanken und der Sprache einen größeren Freiraum einräumte. Vor dieser Zeit war es kein Privileg des Menschen seine Meinung aufzuschreiben und auszusprechen, so wie es seit dem Ende des Krieges möglich ist. 30 Jahre Freiheit haben ihre Wohltat für die ganze Welt bewiesen. Alle Professionen sind mehr oder weniger fortgeschritten. Unsere Schulen haben ihre Flaggen am Kopf der Reihe des Fortschritts entfaltet. Unsere Theologen denken weiter und sind toleranter. Erfinderische Genies haben unsere industriellen und kommerziellen Systeme revolutioniert. Unser Verkehr zu Land und zu Wasser ist durch den Einsatz von Dampf und Elektrizität weit über die Träume von Clay, Morse46, Fulton47, Howe48 oder sogar Lincoln zu jener Zeit hinausgegangen, als letzterer, welcher die Worte geschrieben hatte: „Für immer frei unabhängig von Rasse oder Farbe […]“, die Feder beiseite legte. Ich möchte dies verbessern und hier ‚Geschlecht‘ ergänzen. Seit der Stunde der Proklamation der Freiheit hat sich der Mensch mit der Geschwindigkeit des schnellsten Kometen entwickelt. Mit seinem Fortkommen und Komfort scheint die gesamte Natur in größerer Harmonie zu sein. Eine Untersuchung möchte dem Leser im Allgemeinen die Regeln beibringen, durch die ein erfahrener Maschinist bestimmte Ergebnisse unter kunstfertigem Einsatz wissenschaftlicher Prinzipien erreichen kann. Osteopathie kann weder nur durch Bücher vermittelt werden noch kann sie jemandem vernünftig beigebracht werden, der nicht die Anatomie sowohl aus den Lehrbüchern als auch aus der Sektion voll verstanden hat.
Wer diesen vorbereitenden Teil nicht absolviert hat, ist in unseren Behandlungsräumen vollkommen verloren. Er handelt nicht aus Vernunft, da er nicht über hinreichende Anatomiekenntnisse verfügt, von denen aus er erst vernünftig schließen könnte. Darum ist eine Untersuchung, die versucht, Leuten zu erzählen, wie eine Krankheit durch