Das große Still-Kompendium. Andrew Taylor Still

Das große Still-Kompendium - Andrew Taylor Still


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und blau durch die Peitschenschläge der Gewohnheiten, die verblüffende Unwissenheit und die unverzeihliche Dummheit aller Zeitalter. Die Osteopathie hat sechs Köpfen eine Behandlung verpasst, deren Verdauung in sehr schlechtem Zustand war. Nach einigen osteopathischen Behandlungen schien alles ganz normal zu funktionieren, bis wir ein paar Tropfen 1/1.000 verdünnter Vernunft eingaben. Wir notierten die Wirkung sorgfältig. Einer war ein kahlköpfiger Dr. med. und nach einer Woche war sein Haar 8 Zentimeter lang gewachsen und wuchs noch immer. Als wir ihm einen Spiegel gaben, damit er sich betrachte, verfiel er in Zuckungen. Nachdem sie teilweise nachgelassen hatten, begann er manisch zu reden. „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?43Sieh nur, was diese Kerle mit meinem Kopf angestellt haben. Mein Haar ist 8 Zentimeter lang und meine Frau juckt es bereits, sie wieder auszureißen. Herr! Herr! Ich möchte so weit von der Osteopathie entfernt bleiben, wie ich kann. Sie lassen das Haar wachsen und ich will es herausgerissen haben. Und sie stoppen Fieber aller Art, Darmbeschwerden, bringen Kinder zur Welt, heilen Hustenanfälle, Lungen-, Herz- und alle Nervenkrankheiten ohne Schmerz und Medikamente. Wie machen sie das alles ohne Medikamente?“ – fragte der neu behaarte Dr. med. mit unterdrückter Wut. Wir gaben ihm einen weiteren kleinen Teelöffel voll mit der auf 1/10.000 verdünnten Vernunft, und warteten auf seine Reaktion. Fünf Minuten später war er ganz kalt, hob seine Hand zu seinem Kopf und sagte: „Schreibe schnell meinen letzten Willen nieder, ich kann diesem Teelöffel voll nicht widerstehen! Mein armer Kopf zerspringt!“

      Er wartete nicht darauf, bis seine Frau ihm wie in der Vergangenheit die Haare ausrisse, sondern tat es eigenhändig, trieb einen Reißnagel in die parietale Öffnung und stoppte den Haarwuchs für immer. Es geht ihm nun gut, er hat nicht mehr Verstand, als seine alte Schule vor 500 Jahren hatte.

      Die Worte „[…] als seine Schule vor 500 Jahre hatte.“, gingen mir durch das Gehirn, bis ich fast einschlief, für lange Zeit regungslos da lag. Ich dachte, das jüngste Gericht sei gekommen. Menschen kamen und stellten sich in einer Linie auf, einzelne Reihen, ganze Legionen, einige aus diesem, einige aus jenem Jahrhundert, insgesamt aus 20.000 Jahren. Alle kamen, um gerichtet zu werden, die Lebenden und die Toten. Der Bericht erstattende Sekretär öffnete das große Buch vieler Jahrhunderte und sagte:

      „Mir wurde aufgetragen, diese Menschen zu prüfen, wer als der Sieger aus den Auseinandersetzungen der letzten 20.000 Jahre zwischen Krankheit und Gesundheit hervorgegangen ist. Jeder Sieg beider Seiten muss aufgeführt werden, und jedem, der die eroberte Flagge des Feindes unter dem Arm trägt, wird eine Krone verliehen werden!“

      In diesem Moment rief der Adjutant die angeordnete Untersuchung aus, und alle Waffen und Munition wurden inspiziert. Alle Gewehre, die so stark nach hinten schossen, wie sie nach vorne schossen, wurden ausgemustert, der sie benutzende General wurde vor das Militärgericht gestellt und im Falle einer bewiesenen Schuld seiner Schulterklappen und Knöpfe beraubt und zur mentalen Heilung ins Irrenhaus geschickt.

      Nun stand ein großer stämmiger rotgesichtiger Arzt vor der vorsintflutlichen Division und wurde aufgerufen. Der Disziplinaranwalt sagte:

      „Bekennt, ob Ihr Gallenfieber vor der Flut behandelt habt?“

      „Ja, Richter, ich gab üppig Süßigkeiten, stark abführende Mittel aus Jollipum, Aloe und Zahnpuder.“

      „Halt, mein Herr“, sagte der Richter, „was meint Ihr mit Zahnpuder?“

      „Euer Ehren, ich meine Kalomel, das die Zähne schön lockert. Wir gaben das, mein Herr, weil sie dann einige Tage nichts essen konnten. Wir glaubten, dass das Fieber durch eine Verstopfung des Magens verursacht wurde, so machten wir ihnen einen so wunden Mund, dass sie nichts essen konnten, mein Herr.“

      „Welcher Schule gehört Ihr an?“ – fragte der Richter.

      „Der regulären, mein Herr“, antwortete der Doktor mit großem Stolz und Eifer; der Richter konnte sich nicht länger beherrschen:

      „Reguläre Narren! Das ist es, was Ihr seid. Kennt Ihr nicht die zerstörerische Wirkung von Quecksilber auf das zahn- und knochenbildende System? Mit diesen beiden beschädigten Systemen kann man nie wieder gesund werden. Kurz gesagt, Ihr unterstützt ein System, dass unnatürlich und zerstörerisch ist. Die Welt ist besser dran ohne euch!“

      Der Richter öffnete des Arztes Gepäck, Gefäße und Flaschen, die tödliche Gifte aus allen Zeiten enthielten und die nach Aussage des Arztes einen ehrbaren Platz bei den Regulären hatten. Er fragte, mit welcher Berechtigung er die tödlichsten aller Gifte als Medizin gegen Krankheiten gegeben habe. Der Arzt antwortete:

      „Euer Ehren, die Tradition ist der Tagesstern unseres Berufes.“

      Der Richter lächelte und sagte: „Hornist, blase das Signal für den nächsten General des nächsten Jahrhunderts.“ Auf den Ruf erschien eine sehr feine Kutsche mit einem edlen Ross mit Gepäckwagen und Bediensteten, die zur Inspektion in einer Reihe Aufstellung nahmen. Der General der Medikamente grüßte den Richter nach der Weise seiner Zeit und sagte: „Ausgezeichneter Herr Richter, entsprechend Ihrer Anordnungen formiere ich stolz meine Männer zur Inspektion.“ Der Richter wandte sich an den Inspektor:

      „Untersuche seine Waffen und Munition und sieh, ob er einen Fortschritt in der Bekämpfung der Krankheiten in den letzten Jahrhunderten gemacht hat.“

      Der Inspektor salutierte und trat einen Schritt vor.

      „Welche Schule vertretet Ihr Doktor?“ – fragte er.

      „Euer Ehren, die reguläre, die Söhne der legalen Tradition.“

      „Wie behandelt Ihr Gallenfieber?“

      „Nun, mein Herr, wir geben Brechmittel.“

      „Welche Medizin benutzt Ihr im ersten Stadium?“

      „Nach dem Erbrechen geben wir Zahnpuder.“

      „Was meint Ihr mit Zahnpuder?“

      „Euer Ehren, das ist Kalomel.“

      „Was ist die Ursache des Gallenfiebers?“

      „Nun die Tradition lehrt, es sei eine Verstopfung des Magens.“

      „Warum benutzt Eure Schule Kalomel?“

      „Indem wir Mund und Zähne sehr wund machen, kann der Patient seinen Magen nicht überladen.“

      „Adjutant, vergleiche diese beiden Jahrhunderte und notiere den Fortschritt falls es einen gibt“, sagte der Richter.

      Der Adjutant salutierte und berichtete dem Richter:

      „Kein irgendwie gearteter Fortschritt, Richter. Die beiden Jahrhunderte sind identisch.“

      In diesem Moment wurde der Richter sehr zornig und bat seinen Hornisten das 18. Jahrhundert aufzurufen. Mit ihrem gesamten legalen Pomp reihten sie sich zur Inspektion auf. Der Richter sagte mit kurzer, schneller und kommandierender Stimme:

      „Doktor, welche Schule repräsentiert Ihr?“

      „Nun Richter ich bin ein Allopath der regulären Schule. Ich bin in Eklektik, in der Thompsonianischen und der homöopathischen Schule und auch in der Chirurgie der Öffnungen graduiert.“ 44

      „Was ist die Ursache des Gallenfiebers und wie behandelt Ihr es?“

      „Nun, der Tradition nach wurden wir unterrichtet, dass die Ursache in der Verstopfung des Magens liegt. Allerdings glauben wir, dass der Blinddarm eine Menge mit der Metastase in der Diathesis zu tun hat und oft faserige Tumoren verursacht.“

      „Hört auf mit dem Unsinn!“, rief der Richter, „oder ich werde Euch wegen Missachtung des Gerichts bei Brot und Wasser für 90 Tage in Haft nehmen. Wer will diese verachtenswerten Worte hören? Ich möchte wissen, wie viele Siege ihr auf der Seite der ‚Medikamente vs. Krankheiten‘ verzeichnen könnt. Ich beziehe mich auf klare Siege, keine ‚ich glaube‘ und ‚vielleicht‘, sondern nur die Fälle, die Ihr kanntet und die geheilt wurden. Stellt mir 10 mit Medikamenten und 10 ohne Medikamente behandelte Fälle vor, alle gleichen


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