Steine des Schreckens. Reinhard Kessler
Das hast du bei unserem Gespräch mit den jungen Leuten mit dem Schlabrador gesagt. Und?“
„Das kann ja sein, dass der betreffende Mensch an solche Traumdeutereien glaubt. Und jetzt das mit dem Hund. Ein Hund in einem Traum kann einerseits ein Freund, andererseits ein Symbol für einen Feind sein. Im Islam, so habe ich gelesen, existiert folgende Vorstellung: wenn man im Traum einen Hund tötet, dann vernichtet man symbolisch seinen Feind.“
„Aber Traumdeutereien heisst doch, dass man deutet, was man geträumt hat. Das hier ist aber real. Das sind keine Träume.“
„Genau, das ist das, was mir im Kopf rumgeht. Hier könnte doch jemand in einer Scheinwelt leben …“
„… und das würde heissen …“
„… dass ein psychisch Kranker einen Realitätsverlust erlitten hat und nicht mehr unterscheiden kann zwischen Traum und Wirklichkeit … und … die Kreise um irgendeine zukünftige Tat immer enger werden … wie bei einem Hai auf der Jagd.“
„Beängstigend.“
„Oder auch nicht. Vielleicht erwischen sie ja den Tierquäler jetzt und der Spuk hat ein Ende. Die Chancen stehen sicher nicht schlecht. Wenn der Hund gechipt ist, dann ist man eventuell dem Ganzen entscheidend näher gekommen.“
„Und wenn nicht?“
„Egal. Auf jeden Fall wird jetzt ermittelt. Tierquälerei ist ein Offizialdelikt. Es wird von Amtes wegen verfolgt.“
„Na hoffen wir mal das Beste. Es kann einem ja richtig unheimlich werden hier.“
„Du wirst jetzt aber nicht vorzeitig abreisen wollen?“
„Auf gar keinen Fall! Wegen einem Fisch und einem Hund? Das wäre ja noch toller.“
„Das wäre auch zu schade. Das Wetter soll bald wieder besser werden.“
„Hier kann man wenigstens noch raus bei Wind und Wetter. Am Strand ist es, solange es so bleibt, ungefährlich. Bei uns fallen einem im Wald bei dem Wind schon die Äste auf den Kopf.“
„Und in der Stadt kriegst du einen Blumenkasten auf die Nuss. Da muss man ja mit einem Helm rumlaufen.“
„Bei Sturm hat man eigentlich auch draussen nichts verloren.“
„Ich habe mal gelesen, dass die grösste Gefahr bei einem Tornado nicht die ist, dass man hochgesaugt wird von so einer Rüsselwolke wie in einem Staubsauger. Die grösste Gefahr ist, dass man irgendwas an die Rübe bekommt, weil der ganze Dreck und die Steine und Schilder und alles mögliche Zeug herumgeschleudert wird.“
„Ich habe mal von hoch in die Luft geschleuderten LKW’s gelesen.“
„Da hat man echt schlechte Karten, wenn man sowas auf die Glatze kriegt!“
„Mal was ganz Anderes. Was machen wir heute eigentlich noch? Gehen wir essen?“
„Ein gemütliches Essen? Das passt zu dem miesen Wetter. Das machen wir. Am besten irgendwo, wo man von innen auf’s Wasser schauen kann.“
„Da fällt mir jetzt spontan nichts ein. Ich sehe mal auf dem Insel-Plan nach.“
„Aber nicht am anderen Ende der Insel!“
„Nein, weit fahren will ich auch nicht mehr. Ich suche uns was in der Nähe.“
Er guckte auf der Karte herum, fand viele Stellen, informierte sich im Reiseführer über Restaurants und sagte dann: „Das könnte was sein. Wir fahren an den Wulfener Hals.“
„Was ist das denn?“
„Ein Berg. Sagenhafte 18 m hoch, steht hier. Schade habe ich meine Hochgebirgsausrüstung nicht dabei. Steigeisen, Gletscherbrille, Pickel, Sturmhaube, Gamaschen, alles zuhause gelassen. Wir hätten uns einer Seilschaft anschliessen können oder wären mit der nächsten Expedition los. Oder ganz alleine auf eigene Faust mit drei oder vier Sherpas. Die errichten dann vom Basislager auf 9 m aus das erste Hochlager auf 14 m und von dort wagen wir dann den Gipfelsturm. Wir deponieren eine Fahne, machen zum Beweis ein paar Fotos und beginnen dann rechtzeitig mit dem Abstieg.“
„Geht dir schon wieder der Gaul durch? Dir fehlt es eindeutig an Ernsthaftigkeit. Das ist doch nicht seriös. Immer diese Spielchen. Wer dich nicht kennt, könnte dich für dumm halten – oder für einen Spinner – oder für beides.“
„Wer mich kennt – auch.“
„Dazu sage ich jetzt nichts. Ohne meinen Anwalt schon grad gar nicht. Aber zurück zum Thema: wir können dort nach dem Essen noch ein paar Schritte am Strand laufen.“
„Wenn der Wind nachlässt, gerne.“
„Normalerweise ist es abends immer ruhiger, der Wind lässt nach wegen den nicht mehr so grossen Temperaturdifferenzen, weil die Sonne weg ist.“
„Die Sonne war doch nie da.“
„Ja, trotzdem, sei doch nicht so pingelig.“
Burg auf Fehmarn:
Medieninformation der Polizei, 6. September
Toter Hund gefunden – Polizei ermittelt
Ein Anwohner von Presen hat am nahegelegenen Deich einen in eine Decke eingewickelten toten Hund entdeckt. Die Polizei ermittelt und sucht Zeugen.
Am Freitag informierte ein Anwohner der Ortschaft Presen die Polizei über einen am Deich abgelegten Hundekadaver. Die eingesetzten Beamten fanden einen in eine grüne Decke eingewickelten braunen Rüden der Rasse Rauhaardackel im Bereich des nahen Parkplatzes.
Beamte der Kriminalpolizei untersuchten den Kadaver, fanden jedoch keine Hinweise auf Herkunft oder Halter, dafür aber neben anderen Verletzungen erhebliche Bissverletzungen am Körper des toten Tieres. Diese Bissverletzungen könnten nach Auskunft eines zufällig anwesenden Jägers von einem Kampfhund herrühren. Wegen des Verdachts einer Straftat nach dem Tierschutzgesetz wurde ein Strafverfahren eingeleitet.
Unmittelbar neben dem toten Hund wurde ein sehr auffälliger Stein gefunden, welcher die Form eines Hundeschädels hatte.
Zeugen, die gesehen haben, wie die Tierleiche abgelegt wurde oder sonstige sachdienliche Hinweise zu dem Fall geben können, werden gebeten, sich bei der Kriminalpolizei Burg auf Fehmarn zu melden.
Die Polizei weisst ausdrücklich auf ein kürzlich vom Bundesgerichtshof bestätigtes Urteil des Landgerichts Hamburg hin, mit dem zwei Halter von so genannten Kampfhunden wegen fahrlässiger Tötung verurteilt wurden und erinnert in diesem Zusammenhang an den Leinen- und Maulkorbzwang für potenziell gefährliche Hunde.
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