Von diesem Sommer bis zum nächsten. Susanne Margarete Rehe
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Susanne Margarete Rehe
Von diesem Sommer
bis zum nächsten
Erzählroman
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2015
Susanne Margarete Rehe wurde 1958 in Stuttgart geboren. Sie ist Mutter zweier Kinder, staatlich anerkannte Erzieherin und lebt heute in Hessen. Freiberuflich arbeitet sie als Heilpraktikerin in eigener Praxis. Ihr künstlerisches Wirken führte sie über das Theater zur Literatur.
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Etwaige Übereinstimmungen mit lebenden oder verstorben Personen sind rein zufälliger Art.
Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Lektorat, Satz und Umschlaggestaltung:
Anna Rehe, Berlin (www.oleanna.de)
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
für Anna und Mihai
Inhaltsverzeichnis
Erstes Kapitel
Der frisch aufgeschüttete weiße Kiesweg zog in einer geraden Flucht zwischen Maisfeldern hindurch, deren Pflanzen einen stattlich gewachsenen Mann bei weitem überragt hätten.
Wie in jedem Jahr geriet Gerdi auch diesmal wieder ins Staunen über die gewaltigen Stauden, die der Riedboden hervorbrachte. Wie die Wurzeln kleiner Mangroven hob ein vielgliedriges Wurzelwerk die kräftigen Stängel der Pflanzen über die Oberfläche des feinen Lößbodens hinaus und gab ihnen Halt.
Gerdi löste sich von Hannas Arm und ging über die höher stehende Grasnarbe am Wegrand hinweg einige Reihen weit ins Feld hinein. Sie schaute nach oben und sah die braunen Fahnen der reifen Maispflanzen leise über ihrem Kopf im Wind wogen.
Aufs Neue begeistert über den kräftigen Wuchs der Pflanzen rief sie ihrer Enkeltochter zu:
„Schau her, Hanna, es ist unglaublich! Die größten Pflanzen sind fast drei Meter hoch! Man fühlt sich hier drinnen ein wenig wie ein Zwerg im Urwald. Komm, lass uns zusammen ein bisschen zwischen den Maispflanzen hindurch gehen!“
„Nein, warte noch einen Moment! Lauf nicht gleich so weit hinein! Ich will erst noch ein Foto von dir machen – ein Bild von meiner Zwergen-Oma im Maisfeld.“
Gerdi blieb stehen, wandte sich Hanna zu und zog zwei Stauden vor ihrer Brust zusammen. Dann steckte sie lachend ihr Gesicht hindurch. Mit dem silbrig schimmernden Haar in der grünen Blattumrandung sah sie tatsächlich gnomenhaft aus. Sie streckte Hanna in dem Moment, als sie auf den Auslöser drückte, die Zunge und eine lange Nase entgegen.
Hanna verstaute ihre Kamera und lief mit gespielter Empörung auf ihre Großmutter zu.
„Na warte, ich kriege dich!“
„Kriegst mich eben nicht!“, kam es übermütig aus dem Maisfeld zurück.
Gerdi hatte Hannas Spiel aufgegriffen und war bereits davon gelaufen. Ein wenig unbeholfen sprang sie zwischen den Reihen der Maispflanzen hin und her und war bemüht, der jungen Frau zu entkommen. Während sie versuchte, stets einige Pflanzen zwischen sich und Hanna zu bekommen, damit diese sie nicht packen konnte, lag Gerdis Blick mit Genugtuung und Freude auf ihrer Enkeltochter. Hanna lief leichtfüßig, mit einem erhitzten Gesicht unter den langen dunkelblonden und leicht gewellten Haaren hinter ihr her. Die Sommerbräune ließ ihre blauen Augen noch heller erscheinen, als sie es ohnehin schon waren.