Josephine Baker. Mona Horncastle

Josephine Baker - Mona Horncastle


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und fordert zudem eine wöchentliche Gage von 500 Dollar. Eine Entscheidung, die sie später bitter bereut: „Ich wurde gefragt, ob ich mit nach Europa kommen wolle, doch ich wollte zuerst Amerika sehen. Also verlangte ich 500 Dollar die Woche – ich hätte diese Franzosen genauso gut nach all ihren Chateaubriand-Steaks mit ihren weltberühmten Frites fragen können. (…) 500 Dollar! Sacrebleu! Josephine, die weniger verlangte, ging nach Frankreich. Am Ende hatte Josephine ein Schloss, einen Grafen und ganz Paris zu ihren Füßen. Nochmal, sacrebleu!“56 Auch die zweite Wahl, Gertrude Saunders, die mit Shuffle Along zum Star geworden ist, verlangt zu viel, und so fällt die Entscheidung schließlich auf Maude de Forrest, eine Bluessängerin mit gutem Mezzosopran und einer Vorliebe für Spirituals. Entgegen der Legende wird Josephine in New York nicht als Star besetzt, sondern als Tänzerin.

      Frühe Autogrammkarte von Josephine, um 1925/26.

      An Starallüren mangelt es Josephine aber schon zu diesem Zeitpunkt nicht. Caroline Reagan bietet ihr 150 Dollar die Woche, das sind 25 Dollar mehr, als sie bislang verdient, und ist wahrlich ein gutes Angebot. Josephine sagt zu, um am nächsten Tag wieder abzusagen. Das geht hin und her, bis Caroline schließlich auf 250 Dollar erhöht – eine verlockende Summe, doch ohne gutes Zureden von Spencer Williams hätte Josephine wahrscheinlich dennoch wieder abgesagt: Eine Mischung aus Angst vor dem Unbekannten, Lust auf etwas Neues, der unbedingte Wille, erfolgreich zu sein, und die Zuversicht, es auch in New York zu schaffen, lassen Josephine zögern. Ein unschlagbar überzeugendes Argument für Paris und gegen Amerika allerdings hat Spencer Williams: In Frankreich gibt es keine Rassentrennung.

      Als die Besetzung steht, kommen neue Probleme auf die Producerin zu, denn die wenigsten in der Truppe können lesen und schreiben oder haben gar eine Geburtsurkunde, um einen Reisepass zu beantragen. In wilden Aktionen werden familiäre Allianzen erfunden, um sich gegenseitig die persönlichen Angaben zu bezeugen – die der Beamte in New York zum Glück ohnehin nicht überprüfen kann. Caroline Reagan bürgt für Josephine, doch diese gibt sich keinerlei Mühe, strategisch vorzugehen, stattdessen macht sie widersprüchliche Angaben. In ihrem Arbeitsvertrag steht sie mit dem Namen Josephine Baker, in ihrer Geburtsurkunde aber heißt sie Freda J. McDonald. Zum nächsten Problem wird führen, dass sie als Vater Edward McDonald erfindet, jedoch das nächste Kreuz bei „ledig“ macht. Als dem Beamten die Ungereimtheiten auffallen, entspinnt sich folgender Dialog:

      „Ledig?

      Ja und Nein.

      Verheiratet?

      Ja und Nein.

      Geschieden?

      Ja und nein.“57

      Wie auch immer sie es schafft, sie bekommt ihren Pass. Wie die meisten Anekdoten, so existiert natürlich auch diese in mehreren Varianten. Auf eine dreist-naiv-charmante Art setzt Josephine sich jedenfalls durch.

      Ende September schifft sich die Truppe auf der Berengaria ein – Unterdeck, nicht erste Klasse, denn unter amerikanischer Flagge gilt auch auf hoher See, dass Schwarze und Weiße separiert bleiben. Entsprechend dem Brauch auf Ozeandampfern, dass mitfahrende Kunstschaffende das Unterhaltungsprogramm bereichern, arrangiert Caroline Reagan zwei Auftritte – da ohnehin täglich Proben angesetzt sind, ist das eine gute Gelegenheit, die Wirkung des Ensembles auf das Publikum zu testen. Josephine besteht darauf, einen Part als Sängerin zu bekommen und obwohl das nicht vorgesehen ist, versucht die Producerin erst gar nicht, ihr das auszureden. Sie weiß mittlerweile, wie resolut Josephine werden kann, um zu bekommen, was möchte. Doch natürlich hat Josephines ungeübte Stimme keine Chance – die Band übertönt sie und ihr Gesang geht in der Weite des Raums völlig unter. Was daraufhin geschieht, wirft ein Licht auf Josephines Mentalität: Sie wirft ihren Misserfolg Caroline Reagan vor und dass diese sie absichtlich dieser Demütigung ausgesetzt habe. Lautstark und völlig außer sich beschuldigt sie sie: „Das hast du mit Absicht gemacht! Ich bin raus. Morgen bin ich weg.“ Doch Caroline, Dame der Gesellschaft durch und durch, lässt sich nicht provozieren, sondern antwortet souverän: „Ganz wie du möchtest, aber ich fürchte, morgen wird nicht möglich sein. Wir befinden uns in der Mitte des Ozeans.“58

      Josephine hat nie gelernt, sozialkompatibel zu reagieren und sich zurückzunehmen. Im Gegenteil: In den Straßen von St. Louis, sehr jung und ohne Begleitung auf Tour, auf den Bühnen bis nach New York war Durchsetzungskraft gefragt. Auf Verletzungen und Enttäuschungen reagiert sie reflexhaft mit Angriff, nach dem Motto „Der Schnellere bzw. Stärkere gewinnt“. Die sozialen Codes einer Gesellschaft, in der Klugheit, Taktik und Abwägen zum Ziel führen, sind ihr völlig fremd. Sie rast vor Ärger und braucht bis zum nächsten Morgen, um sich zu beruhigen – und ein Einsehen zu haben. Dann klopft sie an Carolines Kabinentür und bittet um Verzeihung. Entsprechend der Gepflogenheiten lässt diese sie nicht herein, sondern bestellt sie für zehn Uhr in den Speisesaal. Das zeigt Wirkung: Als Caroline um Punkt zehn Uhr erscheint, ist Josephine bereits da und sehr nervös. Doch statt einer Standpauke bekommt sie zu hören: „Josephine, du kannst tanzen, du bist schön und du hast etwas an dir, das sogar die Pariser begeistern wird. Und du bist ein Clown. Vergiss das nicht.“59 Caroline weiß eben auch, was sie will, nur wendet sie die wirksameren Methoden an.

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