Träume - Spiegel der Seele, Krankheiten - Signale der Seele. Reinhold Ruthe
sind schuld,
besonders Männer sind enttäuschend,
sie erfüllen nicht ihre Erwartungen,
die anderen werden entwertet,
die Ratsuchende wirkt in den Augen der anderen unangenehm,
handelt in den Augen der anderen lieblos und unpartnerschaftlich,
wird als arrogant und kritiksüchtig erlebt.
c) Wie fühlt sich die Ratsuchende in der Welt? Wie ist ihre Glaubenserziehung?
Sie lebt unglücklich in dieser Welt,
das Leben bleibt ihr vieles schuldig,
sie findet, Gott ist ungerecht,
der Glaube ist eher eine Last und keine Freude,
sie fühlt sich auch von Gott oft im Stich gelassen.
d) Welche Ziele verfolgt die Ratsuchende?
Sie muss überlegen sein,
sie handelt richtig,
nur durch Überlegenheit meistert sie das Leben,
sie weiß alles und weiß alles besser,
durch ständige Entwertung anderer steigert sie ihre eigene, allumfassende Macht,
selbst die Ratschläge eines namhaften geistlichen Führers, eines Bischofs, sind irrig.
e) Mit welchen Mitteln und Methoden verfolgt die Ratsuchende ihre Ziele?
Mit unbarmherziger Kritik,
Aggressionen,
Entwertungen,
unmenschlicher Überheblichkeit,
Besserwisserei,
Selbstgerechtigkeit (»Ich mache alles richtig!«),
Verachtung von Menschen, besonders der Männer.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Das geschilderte Eheproblem und der Traum sind in den Aussagen so deckungsgleich, dass die Leitmotive des Lebensstils in beiden Äußerungsformen klar ersichtlich sind. Denken, Fühlen und Handeln eines Menschen kommen so eindrücklich zur Sprache, dass es der Seelsorger leicht hat, den roten Faden im Auge zu behalten.
Die verschiedenen Aspekte des Lebensstils sollen allerdings nicht vom Seelsorger gedeutet werden. Der Seelsorger hat die Aufgabe, die Selbstaussagen, die im Problem und im Traum offenbar werden, mit der Ratsuchenden ins Licht zu heben. Sieht sich die Ratsuchende im Spiegel seiner Stellungnahmen, kann die Selbsterkenntnis so hilfreich sein, dass mit Gottes Hilfe eine Korrektur des alten Lebensstils gelingt.
Die Zielrichtung des Traums
Ein Begriff, der das Konzept der therapeutischen Seelsorge und des biblischen Denkens beherrscht, ist der Begriff der Zielgerichtetheit, der Finalität (finis = Ziel). Das Ziel des Menschen besteht darin,
im Geistlichen wie im Menschlichen positive oder auch zerstörerische Vorstellungen zu verwirklichen,
mit praktisch gelebter Liebe, aber auch mit störenden Verhaltensmustern das Leben zu meistern,
von klein auf Hilflosigkeit in Stärke zu verwandeln,
Unsicherheit in Sicherheit zu überführen,
Unvollkommenheit in Vollkommenheit zu verarbeiten, die Minussituation des Lebens in eine Plussituation umzugestalten.
Wo wird im biblischen Denken das zielorientierte Planen und Handeln des Menschen deutlich? Einige Bibelstellen sollen das verdeutlichen:
»Gib dein Bestes im Glaubenskampf, damit du das ewige Leben gewinnst. Zu diesem Leben hat Gott dich berufen, als du vor vielen Zeugen das gute Bekenntnis des Glaubens ablegtest« (l. Timotheus 6,12).
»Im Voraus setzt du (Gott) fest, wie alt er (der Mensch) wird, auf Tag und Monat hast du es beschlossen« (Hiob 14,5).
»Lehre mich, Herr, dass mein Leben ein Ziel hat« (Psalm 39,5).
»Jage nach dem vorgesteckten Ziel« (Philipper 3,14).
»Arbeitet an euch selbst in der Furcht vor Gott, damit ihr gerettet werdet! Ihr könnt es, denn Gott gibt euch nicht nur den guten Willen, sondern er selbst arbeitet an euch, damit seine Gnade bei euch ihr Ziel erreicht« (Philipper 2,12 – 13).
Der Mensch wird angehalten,
zu Gott zu kommen,
eine Hoffnung auf ihn zu setzen,
Vertrauen nicht aufzugeben,
im Glauben Zuversicht zu praktizieren,
zu kämpfen, um den Siegespreis zu erlangen,
die Seligkeit zu schaffen,
auf das Ziel zu schauen usw.
Adler nennt seine Psychologie eine Gebrauchspsychologie, im Gegensatz zur Besitzpsychologie.
Die Besitzpsychologie stellt fest, was ein Mensch mit auf die Welt bringt. Aus dem Besitz wird alles Seelische abgeleitet. Die Gebrauchspsychologie verdeutlicht, was ein Mensch mit seinen Anlagen, Gaben und Möglichkeiten anfängt,
wie er sie benutzt,
was er damit bezweckt,
wie er sie in Dienst stellt.
Im Umgang mit Christen und Nichtchristen und in der Seelsorge mit Ratsuchenden wird deutlich, wie ein Mensch seine Gaben, Anlagen und von Gott geschenkten Möglichkeiten ausnutzt.
Redet er sich auf seinen »Besitz« heraus? Gebraucht er seine vererbten Anlagen als Alibi? Ist er bereit, über seine Verantwortung nachzudenken, darüber,
was er aus Anlage und Umwelteinflüssen gemacht hat?
wie er seine Gaben in Dienst gestellt hat?
wie er Gaben und Talente vergraben oder für Gott und andere Menschen eingesetzt hat?
Im Wachen wie im Traum kommen diese Deutungsmuster zur Sprache.
Die Traumdeutung nach Adler versucht daher schwerpunktmäßig, zwei Fragen zu beantworten:
a) Was ist das Ziel des Traumes?
Was soll damit bezweckt werden?
Welche Lebens-Grundeinstellungen (menschlich oder geistlich) offenbart der Träumer?
b) Wie ist die Stellung des Träumers zur Gemeinschaft?
Handelt er gemeinschaftsfreundlich?
Handelt er partnerschaftsfeindlich?
Handelt er kooperativ oder destruktiv? Das Beispiel eines Flugtraumes soll beide Aspekte beleuchten.
Ein Manager eines mittelgroßen Betriebes, Zulieferer für ein großes Autowerk, kommt mit folgendem Problem in die Seelsorge: »Mein Leben verläuft im Prinzip erfolgreich. Man beneidet mich um meinen geschäftlichen Fortschritt. Aber es macht mir zu schaffen: Ich verstehe die Menschen nicht. Die Menschen verstehen mich auch offensichtlich nicht. Ich denke prinzipiell sachlich und pragmatisch, die anderen haben Beurteilungskriterien, die mir fremd sind. Helfen Sie mir, es muss doch Kompromisse geben!«
Der Mann ist ein ausgesprochener