Träume - Spiegel der Seele, Krankheiten - Signale der Seele. Reinhold Ruthe
»Flink wie ein Wiesel.«
»Dunkel wie die Nacht.«
»Trostlos wie eine Wüste.«
»Strahlend wie die Sonne.«
Wir können diese Liste ohne Schwierigkeiten mit hunderten von Bildern, Beispielen, Ideen und Symbolen ergänzen. Viele Träume enthalten konzentrierte Bilder, verwenden verständliche Gleichnisse und drücken Gefühle in einem Gemälde aus, das wir lernen müssen zu verstehen. Die Logik des Herzens ist eine andere als die Logik des Kopfes.
Erwecken Sie die Bilder zum Leben!
Die Bildersprache ist ein Geschenk. Wenn Sie versuchen. Ihre Träume zu deuten, dann versetzen Sie sich in die Bilder hinein. Sind Sie Berater oder Seelsorger, gehen Sie mit dem Ratsuchenden in das Bild und erwecken Sie es zum Leben.
»Woran werden Sie erinnert, wenn Sie im Traum in ein Loch fallen?«
»Woran denken Sie, wenn Sie wie gelähmt sind?«
»Versetzen Sie sich in das Gefühl: ›Ich stehe nackt auf der Kanzel!‹«
»Erleben Sie nach, wie es ist, wenn Sie den Zug verpasst haben.«
»Was geht in Ihnen vor, wenn Sie nicht von der Stelle kommen?«
»Welche Assoziationen kommen Ihnen, wenn Sie vom Einbrecher überrascht werden?«
»Was ist Ihr Hauptgefühl, wenn Sie im Traum über Ihre Stadt fliegen?«
»wenn Sie selbst ermordet werden?«
»wenn Sie als Mann ein Kind gehären?«
»wenn Sie auf einer eingestürzten Brücke stehen?«
»wenn Sie zum anderen Flussufer hinüberblicken?« usw.
Bilder, Wortbeispiele, Slang-Ausdrücke und umgangssprachliche Redewendungen spiegeln das Lebensgefühl und die Erfahrungen eines Träumers wider. Seine Denk- und Handlungsmuster werden in die handelnden Personen oder Objekte hineinkomponiert. Sie helfen ihm, sich selbst zu verstehen.
KAPITEL 3
Der Traum und der Träumer
Träume sind ein Spiegelbild des Träumers. Abgesehen von Visionen, die den Menschen überfallen, die auf Eingebungen, Offenbarungen und Erleuchtungen zurückgehen, bringen Träume den wahren Menschen zur Sprache, wie er leibt und lebt. Der Traum enthält Freude, Angst und Scham, verborgene Wünsche und Eigenarten der Persönlichkeit, die dem Träumer seine geheimen Leitmotive, seine private Logik und seine versteckten Sünden aufdecken. Der Traum stellt den Träumer vor einen Spiegel, in dem er sein Leben ungeschminkt betrachten kann.
Wie der Mensch ist, so träumt er
Schon im Talmud, einer Sammlung von Gesetzen des nachbiblischen Judentums und deren Auslegung, heißt es: »Was und wie der Mensch ist, so träumt er.«
Der Traum spiegelt unser wirkliches Leben wider,
der Traum verrät unsere Lebenseinstellung,
der Traum gibt Einblicke in die tiefen Schichten unserer Persönlichkeit.
Zurzeit Jesu gab es mehr als zwanzig Traumdeuter allein in Jerusalem. Das jedenfalls überliefert der Talmud. Diese Traumdeuter halfen den Menschen, sich und das, was Gott ihnen mitteilen wollte, zu enträtseln.
Jeder von uns kennt die Redensart: »Das würde mir nicht einmal im Traum einfallen.« Was drücken wir damit aus?
Selbst aus der Tiefe meines Unbewussten kann von mir so ein Gedanke nicht kommen.
Meine Persönlichkeit ist eine Einheit. Bewusstes und Unbewusstes sind nahtlos miteinander verknüpft. Wenn ich bewusst die Wahrheit sage, werde ich nicht unbewusst oder im Traum etwas Gegenteiliges zur Sprache bringen.
Wie ernst der Traum in der Geschichte der Menschheit genommen wurde, berichtet uns der griechische Geschichtsschreiber Plutarch. Er beschreibt einen Mann, der zum Tode verurteilt wurde, weil er geträumt hatte, Dionysios, den Tyrannen, ermordet zu haben.
»Wie der Mensch ist, so träumt er.« Der Traum verrät die geheimsten Wünsche des Menschen. Also folgerten die Griechen: »Wer im Traum einen Menschen umbringt, der wird ihn auch im Leben umbringen wollen.« In unseren Träumen kommen unsere Wünsche und Rachegefühle zur Sprache. Gefühle im Traum sind oft überzeichnet. Wir übertreiben und dramatisieren, aber wir offenbaren, was in uns ist.
Wozu träumen wir?
Was ist der Sinn des Traumes? Welchen Zweck verfolgt er? Es gibt keine Antwort, die in einem Satz den Sinn eines Traumes enthüllt. Träume sind vielschichtig.
Der Traum weist in die Zukunft, er bemüht sich, künftige Möglichkeiten vorauszuberechnen;
der Traum will dem Träumer Gefahren bewusst machen;
der Traum will Zukunftshoffnungen realisieren;
der Traum ist die Vorbereitung auf den nächsten Tag;
der Traum mobilisiert unsere Gefühle und unsere Affekte.
Diese bringen Bereiche zur Sprache, die der Verstandesmensch gern unterdrückt;
der Traum bereitet also die Stimmung vor, in der zukünftiges Handeln gestaltet werden soll;
der Traum hat eine Warnfunktion. Er mahnt, Prüfungen, bevorstehende Entscheidungen und Ereignisse ernst zu nehmen; der Traum bringt Wünsche, Bedürfnisse, Gedanken und Befürchtungen zur Sprache;
der Traum bringt Selbstwert- und Beziehungsprobleme zur Sprache und setzt sich mit dem Träumenden selbst, mit anderen Menschen und mit Gott auseinander.
Wichtig ist:
Träume sind keine willkürlichen Erfindungen des Menschen,
Träume täuschen nicht,
Träume lügen nicht,
Träume vertuschen und verdrehen nicht,
Träume verkünden echt und ehrlich, was in uns ist.
Das Verhalten entspringt unserer Meinung
Diese Überschrift verkörpert einen Kerngedanken der Individualpsychologie, aber auch ein Prinzip, das überall im biblischen Denken bestätigt wird. Paulus schreibt beispielsweise im Römerbrief:
»Zwar steht für mich unerschütterlich fest, dass es nichts gibt, durch dessen Berührung der Mensch vor Gott unrein wird. Ich kann mich dafür auf Jesus, den Herrn, berufen. Aber wenn einer davon überzeugt ist, dass ihn etwas unrein macht, dann ist es für ihn auch unrein.« (Römer 14,14)
Auch Paulus ist der Meinung:
Unsere Überzeugungen bestimmen unser Verhalten,
unsere Meinungen beeinflussen unser Tun,
unsere Urteile und Vorurteile spiegeln sich im Leben wider.
Ich kann auch sagen: »Sag mir, was du tust, und ich sage dir, was du gedacht hast!«
Wir Menschen sind eins. Denken, Fühlen und Verhalten sind untereinander verzahnt. Bewusstes und Unbewusstes sind eine Einheit. Und weil das so ist, sind Träume besonders interessant. Hier kommen
Denkmuster,
Gefühlseinstellungen