Moment mal!. Fabian Vogt

Moment mal! - Fabian Vogt


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ein Bathyskaph ist ein Tiefsee-U-Boot. Und der wagemutige Ausflug der beiden Abenteurer in den berühmten Marianengraben im Pazifik gilt bis heute als Höhepunkt oder besser gesagt als Tiefpunkt der Ozeanografie.

      Auch weil diese noch weitgehend unerforschte Tiefseewelt Wissenschaftler seit Langem fasziniert. Was ist da unten los? Welche Wesen gibt es wohl in zehn Kilometern Tiefe, wo mehr als eine Tonne Druck auf jedem Quadratzentimeter lastet, wo absolute Dunkelheit herrscht und wo tödliche Kälte das Dasein bedroht?

      Gerade weil das Leben in der Tiefsee so unendlich weit von uns entfernt ist, hat es sogar schon die biblischen Autoren inspiriert. Als der Prophet Micha erklären will, wie barmherzig Gott ist, da sagt er: »Gott wird alles, was unser Leben belastet, in die tiefsten Tiefen des Meeres werfen.« Und das heißt nichts anderes als: Es ist weg.

      Na, wahrscheinlich haben Jacques Piccard und Donald Walsh bei ihrer Rekord-Tauchfahrt in die Dunkelheit keine menschlichen Sünden oder Nöte entdeckt. Aber das Bild von den irdischen Belastungen hätten sie in fast elf Kilometern Tiefe sicher gut nachvollziehen können: »Hierhin gehört alles, was euch belastet.« Lässt Gott ausrichten. Und wer das weiß, für den geht es stetig wieder nach oben.

      FEBRUAR

      24

       Das Kommunistische Manifest

      »Wacht auf, Verdammte dieser Erde. Ein Gespenst geht um in Europa, das Gespenst des Kommunismus.« So beginnt es, das berühmte »Kommunistische Manifest« von Karl Marx und Friedrich Engels. Es erschien am 24. Februar 1848 – und die knappen 60 Seiten enthalten eine Weltanschauung, die eine Zeit lang das Denken der halben Welt bestimmen sollte: den Kommunismus.

      »Wacht auf, Verdammte dieser Erde.« Die Verdammten, das waren die Industriearbeiter, die in der Realität des 19. Jahrhunderts immer mehr »in Stumpfsinn und Rohheit« zu versinken drohten. Ausgenutzt von wenigen Kapitalisten. Diese Arbeiter sollten endlich aufgerüttelt werden. Und das wurden sie. Viele soziale Verbesserungen verdanken wir bis heute den Idealen des »Kommunistischen Manifestes«.

      Trotzdem ist der Kommunismus offensichtlich gescheitert. Ein kommunistisches Land nach dem anderen bekennt sich zur Marktwirtschaft und lässt die Werte von Marx und Engels hinter sich. Der Kapitalismus funktioniert einfach besser – nun, das dachten wir jedenfalls, bis zur globalen Krise. Seither ahnen wir, dass auch unsere freie Marktwirtschaft keine Garantie für dauerhaftes Glück ist.

      Tja, welche Wirtschaftsform ist denn jetzt die beste? Schwere Frage. Aber eines ist klar: Gut ist auf jeden Fall die Staatsform, der es gelingt, sich vor Dogmatismus zu hüten. Die nicht ein endgültiges System, sondern die Menschen an erste Stelle setzt. Die also immer neu und offen fragt, ob ihre Ideale den Menschen weiterhin guttun. Jesus hat das übrigens ganz liebevoll vorgemacht. Er sagte einmal: »Die Gebote sind für den Menschen da. Nicht die Menschen für die Gebote.« Das gilt bis heute.

      FEBRUAR

      25

       Anthony Burgess

      Die Ärzte rieten dem jungen Mann: »Nutzen Sie ihre letzten Monate gut. Sie haben einen unheilbaren Hirntumor und werden demnächst sterben.«

      Oh! Nach dieser schockierenden Diagnose kündigte der Verzweifelte sofort seine Stellung als Lehrer im asiatischen Brunei und kehrte nach England zurück. Er wollte unbedingt in der ihm verbleibenden Zeit seiner Frau etwas Persönliches hinterlassen. Also fing er an, intensiv zu schreiben. Und siehe da, er veröffentlichte in den folgenden – übrigens: ziemlich gesunden – Jahren mehr als 50 Bücher. Anthony Burgess. Der Autor von »A Clockwork Orange« und vielen anderen Bestsellern. Einer, der seine Schriftsteller-Karriere zu Recht als Geschenk empfand.

      Nun gehört Anthony Burgess auch zu den Autoren des 20. Jahrhunderts, die aus ihrem christlichen Glauben keinen Hehl gemacht haben und denen es wichtig war, Religion und Kirche in ihren Werken offen anzusprechen. Natürlich auch kritisch – aber Burgess hatte immer den Blick eines Menschen, der weiß, was es bedeutet, eine persönliche Auferstehung zu erleben.

      Vielleicht hat er auch deshalb so nette Sätze gesagt wie: »Lache, und die Welt lacht mit dir. Schnarche, und du schläfst allein.« Heute hätte er Geburtstag gefeiert. Herzlichen Glückwunsch.

      FEBRUAR

      26

       Browser

      »To browse« heißt »stöbern«, »sich umsehen«, »schmökern«. Und wer im Internet stöbern will, der braucht einen Browser. Mit dem kann man die Inhalte des weltweiten Datennetzes darstellen. Auf seinem Bildschirm.

      Ich dachte fast, ich werd nicht mehr, als ich jetzt gelesen habe, dass der erste Webbrowser überhaupt erst 1991 der Öffentlichkeit präsentiert wurde, nach der Wende. Ja, am 26. Februar 1991. Das Ding hieß damals wie das Netz, »World Wide Web«, und wurde von einem Mann namens Tim Berners-Lee erfunden. Seither können wir Seiten aus dem Internet auf unserem Computer öffnen. Sprich: Durch den Browser bekommen wir Zugriff.

      Anfangs war ich verblüfft, dass das erst 1991 passiert ist, ich brauche schließlich inzwischen jeden Tag einen Browser. Doch dann wurde mir klar, dass die Idee eigentlich viel älter ist. Ja, es geht beim Browsen doch darum, etwas darzustellen, auf das man sonst keinen Zugriff hätte. Und als Theologe fällt mir da sofort ein Vergleich ein.

      Gott ist auch etwas, das man nicht einfach so lesen und verstehen kann. Man braucht dazu einen Browser. Sozusagen einen Gott-Browser. Und den hat Gott selbst online, oder besser, »onearth« gestellt. Nämlich seinen Sohn. Jesus zeigt den Menschen, wie Gott ist. Damit die endlich Zugriff bekommen.

      O. k., ein gewagtes Bild. Aber jetzt versteh auch ich als Pfarrer endlich, was ein Browser ist.

      FEBRUAR

      27

       Frauenpower

      2009 ging es noch knapp aus. Ganz knapp. Fast wären die Studienanfängerinnen da schon in der Mehrheit gewesen. Aber es hat dann doch nicht ganz gereicht. Nun, 2010 wird es wahrscheinlich so weit sein: Mehr Frauen als Männer schreiben sich an Hochschulen ein und beginnen in Deutschland ein Studium.

      Für diesen einzigartigen Erfolg der Gleichberechtigung brauchten die Frauen genau … na? 110 Jahre. Ja, denn im Jahr 1900 durften sich Ende Februar zum allerersten Mal Frauen in Deutschland immatrikulieren. Und zwar im liberalen Baden. Preußen brauchte noch bis 1908. Allerdings war da der Siegeszug der Akademikerinnen schon nicht mehr aufzuhalten.

      Heute scheint es fast absurd, dass die europäische Gesellschaft den Frauen jahrhundertelang das Recht auf Bildung vorenthalten hat – vor allem die Kirchen haben sich bei diesem Thema wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Unverständlicherweise übrigens.

      Jesus sagt doch den berühmten Satz: »Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid.« Alle. Also Männer und Frauen. Nur weiß kaum einer, wie der Satz weitergeht. Da steht nämlich wörtlich: »Kommt alle und lernt. Lernt von mir.« Jesus selber lädt also Frauen zum Lernen ein. Das müssen die Theologen vergangener Tage irgendwie überlesen haben. Schade. Und was für ein Glück, dass Frauen diese Texte heute selbst studieren können.

      FEBRUAR

      28

       Theodosius

      Es war im Jahr 380. Da erklärte der römische Kaiser Flavius Theodosius am 28. Februar das Christentum zur allein gültigen und verbindlichen Staatsreligion. Mmh.

      Nun


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