Stress-Familie Robinson. Adrian Plass

Stress-Familie Robinson - Adrian Plass


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       Adrian Plass

      Stress-Familie Robinson

       Aus dem Englischen von Christian Rendel

      Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

      Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhältlich.

      Originalausgabe: Stress Family Robinson

      © 1995 by Adrian Plass

      Aus dem Englischen von Christian Rendel

      © 2002 by Brendow Verlag, D-47443 Moers

      Einbandgestaltung: Georg Design, Münster

      Satz: Satz & Medien Wieser, Stolberg

      1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014

      ISBN 978-3-865-06723-4

       Dieses Buch ist meinem Sohn David gewidmet, der 1993, als alle sechs Plasses in Queensland, Australien, unterwegs waren, zum ersten Mal den Ausdruck „Stress-Familie Robinson“ gebrauchte. Die langen Fahrten durch die Hitze in der Enge eines relativ kleinen Fahrzeugs mögen durchaus zu Davids kleinem, aber produktivem Ausbruch von Kreativität beigetragen haben.

       Inhalt

       Cover

       Titel

       Impressum

       Widmung

       1

       2

       3

       4

       5

       6

       7

       8

       9

       10

       11

       12

      Ich möchte Ihnen gern die Familie Robinson vorstellen. Sie gehen in dieselbe Kirche wie ich, und dort habe ich sie auch kennen gelernt. Sie sind zu fünft oder zu siebent, wenn man die beiden Stabschrecken mitzählt, was Felicity Robinson immer tut. Sie werden später noch eine Menge über diese Stabschrecken hören. Übrigens bin ich selbst keine von den Robinsons, aber ich glaube, wenn man sie fragen würde, würde die ganze Familie sagen, dass ich praktisch dazugehöre - auch davon werden Sie einiges hören, bevor wir fertig sind. Würden Sie sich mit Felicity unterhalten, so würde sie vermutlich sagen, ich sei absolut und ganz gewiss eine weitere Robinson; sodass es, nur um Ihre Verwirrung komplett zu machen, entweder fünf, sechs, sieben oder acht Robinsons gibt, je nachdem, wen Sie mitzählen und mit wem Sie gerade reden.

      Was mich betrifft, so entscheide ich im Zweifel für die Angeklagte und fange mit mir selbst an, da ich es bin, die diese Geschichte erzählt.

      Mein Name ist Elizabeth Reynolds, wenn mich auch niemand mehr Elizabeth genannt hat, seit mir meine Familie den Spitznamen „Dip“ gab. Damals war ich noch ein kleines Mädchen, und der Spitzname hatte Gründe, von denen - ja, erraten - Sie später noch hören werden. Ich bin fünfzig Jahre alt, wenn auch nicht innerlich, und geboren und aufgewachsen bin ich in der Stadt Adelaide in Australien. Heute wohne ich allein in einem kleinen Haus mit Terrasse in Standham, derselben Kleinstadt in Südengland, in der auch die Robinsons leben. Ich habe eine Ausbildung als Krankenschwester und glaube auch, dass ich sehr gut in meinem Beruf bin. Aber seit einigen Jahren arbeite ich nur noch halbtags in unserem örtlichen Krankenhaus, und so werde ich es auch weiterhin machen, solange ich es mir leisten kann. Die Arbeit macht mir Spaß, aber es gibt noch eine Menge anderer Dinge, die mir auch Spaß machen. Von meinen Angehörigen lebt keiner mehr, und die Personen, die ich am meisten liebe, sind Gott und die Robinsons (ich hoffe, in dieser Reihenfolge). Ich fahre einen gelben Mini namens Daffodil, weil ich so einen schon immer haben wollte, und die Dinge, die mir am meisten Spaß machen, sind Lesen, Wandern, Träumen und Zeit mit den Leuten verbringen, die ich am liebsten mag. Obwohl ich eine Menge lache, wenn ich mit meinen Freunden zusammen bin, fühle ich mich manchmal sehr einsam und unglücklich. Aber ich bin so eine Art Expertin darin geworden, das zu überspielen - das ist einer meiner größten Fehler. Ich war nie verheiratet und habe darum auch nie Kinder gehabt. Ich wünschte, es wäre anders.

      Wenn ich in den Spiegel schaue (was ich zu vermeiden versuche), sehe ich eine ziemlich große, übergewichtige Person, die früher einmal eine recht hübsche Figur hatte, aber es mittlerweile einfach langweilig findet, von Hüttenkäse, Knäckebrot und irgendwelchem gräßlichen, nach Fischmehl schmeckenden Zeug zu leben. Oben auf diesem Körper steckt ein einigermaßen nettes, lächelndes, ziemlich breites Gesicht mit hellblauen Augen, einem vollen Mund und hellem Haar, das ich kurzgeschnitten trage, weil ich einfach die Versuche leid bin, irgendetwas damit anzustellen. Recht gut gefällt mir meine Nase. Meine Nase hat Stil.

      Noch etwas - ich liebe es, umarmt zu werden, aber nur von Leuten, die ich mag … und es passiert nicht oft, weil ich nicht so aussehe, als ob ich es nötig hätte.

      Der Mann im Robinson-Clan heißt Mike. Er ist Mitte Vierzig, ein ziemlich großer, gut gebauter Bursche mit einem freundlichen, nachsichtigen Ausdruck im Gesicht (bei den seltenen Gelegenheiten, wenn er wütend wird, nimmt es eine pflaumenähnliche Farbe an) und rötlichgoldenem Haar, das oben schon etwas durchsichtig wird. Seit zwei Jahren ist Mike stellvertretender Leiter einer kleinen Dorfgrundschule zwei oder drei Meilen westlich von Standham. Ich bin eigentlich noch nie in Mikes Schule gewesen, aber so, wie er darüber redet, scheint es dort ausgesprochen ruhig und gut organisiert zuzugehen. Ich bin sicher, dass alle Leute dort, Lehrer wie Kinder, in jedem Moment des Tages genau wissen, wo sie gerade sein und was sie gerade machen sollten. Mikes Frau Kathy hat mir erzählt, dass die Schule ihres Mannes ein Ort ist, wo Ungezogenheiten kaum vorkommen. Mikes disziplinarische Methoden, sagt sie, bestehen entweder aus einem strengen Blick, der in dieser Umgebung den jugendlichen Übeltäter zu einem zitternden Häuflein Elend werden lässt, oder einer ganz leichten Hebung der Stimme, die ihm oder ihr vermutlich den Rest gibt.

      Eine der großen Frustrationen in Mikes Leben ist es, dass die disziplinierte Atmosphäre seines Arbeitsplatzes sich bei ihm zu Hause nicht reproduzieren lässt. Hin und wieder erklärt er dem gestaltlosen Wesen, das der Robinsonsche Haushalt ist, den Krieg: Er stellt Listen und komplizierte Pläne auf, um so etwas wie Effizienz, glatten Ablauf und Zivilisiertheit in das tägliche Leben zu bringen. Ungefähr einmal im


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