Sphärenwechsel – Tagebuch eines inkarnierten Engels. Sybilla Seraphina Mewes
konnte ich lange und ausführlich mit ihm über Themen wie Vorahnungen, bedeutungsvolle Träume und psychologische Themen reden. Es waren unsere Lieblingsthemen, die sich nie erschöpften.
An ein Erlebnis erinnerte ich mich noch sehr genau, als ich mit Tobias noch zusammen war. An einem herrlichen Sonnentag im Mai wollte ich mich unbedingt mit ihm treffen, doch da wir beide kein Telefon hatten, wusste ich nicht, wie ich ihn erreichen sollte. Aber irgendetwas trieb mich aus der Wohnung. Ein bestimmtes Ziel hatte ich dabei nicht, ich lief einfach in Richtung Innenstadt und dachte die ganze Zeit nur an ihn. Als ich die lange Einkaufsstraße entlang ging, kam so ein Gefühl seiner Anwesenheit hinzu, was sich verstärkte, je näher ich dem Marktplatz kam. Kurz bevor ich nach links zum Marktplatz abbog, wusste ich plötzlich genau, dass er dort war und wir uns da treffen würden. Ich bog also um die Ecke und ..., da sah ich ihn tatsächlich. Wir beide freuten uns sehr, dass wir zusammengekommen waren und verbrachten noch den restlichen Nachmittag miteinander. Ich hatte es also schon vorher gespürt, dass ich ihn an diesem Ort treffen würde und war meiner Intuition gefolgt.
Was diese jungen Menschen in der „Jungen Gemeinde“ miteinander machten empfand ich als befremdend. Wenn sie kirchliche Lieder sangen oder beteten, schaute ich jedes Mal betreten nach unten, wusste nicht wohin mit mir und ich fühlte mich elend.
Ich konnte auch nichts damit anfangen, wenn Tobias über seine Liebe zu Jesus und zu Gott sprach und dass sie noch über der Liebe zu einem Menschen stand.
Als er mir dann noch sagte, dass es für ihn kein Sex vor der Ehe geben würde, war ich schockiert. Zu diesem Zeitpunkt war ich selbst zwar an Sex nicht interessiert und dennoch spürte ich da etwas, was mit Verboten, Tabus und Eingrenzungen zu tun hatte. Zum Beginn meiner Lehrausbildung beendete ich diese Beziehung, weil es für mich zu anstrengend wurde, eine pessimistische Fernbeziehung zu führen. Außerdem wartete schon der nächste Auftrag auf mich.
Tobias war durch meinen Rückzug regelrecht geschockt. Für ihn brach eine Welt zusammen, weil er gehofft hatte, mich später einmal zu heiraten. Seinen verzweifelten, 8 Seiten langen Abschiedsbrief konnte ich jahrelang nicht lesen. Erst jetzt (nach 22 Jahren), während ich das alles aufschreibe, habe ich mir diesen Brief angeschaut.
Für einige Monate in Tobias Leben hatte ich ihm Zuwendung und Glücksgefühle geben können. Zahlreiche Male hatte ich ihm gesagt, dass er kein Versager wäre. Dennoch war es für mich nicht vorgesehen gewesen, mit Tobias dauerhaft zusammen zu kommen.
Damals hatte ich überhaupt nicht die kleinste Ahnung darüber, wer ich wirklich war und dass ich solche Aufträge in mir trug. Zu Jesus hatte ich keinen Draht bzw. er war nicht aktiv. An eine übergeordnete Kraft, auch in mir, erinnerte ich mich erst viele Jahre später wieder.
Auftrag 7: der suizidgefährdete Matthias
Liebes Tagebuch,
Für diesen Auftrag musste ich mich ebenfalls verlieben.
Es war eines der dunkelsten Kapitel in meinem Leben. Matthias Seele war traumatisiert durch den Selbstmord seiner Mutter. Als zehnjähriger Junge hatte er sie an einem Morgen erhängt an einem Baum im Garten gefunden. Jeglicher Halt war ihm verloren gegangen, den ihm sein Vater nicht geben konnte, da dieser sich zunehmend dem Alkohol verschrieben hatte. Zudem hatte Matthias eine komplizierte Darmoperation hinter sich mit der Prognose einer geringen Lebenserwartung.
Ich wurde zu ihm geschickt, um seiner Seele Lichtblicke und Zuwendung zu geben, und sein Niveau anzuheben.
Auf einer Disco lernten wir uns kennen und wir trafen uns danach ziemlich schnell öfters. Meistens verbrachten wir unsere gemeinsame Zeit in den gerade nach der Wende neu entstandenen „Pommesbuden“, auf dem Motorrad oder in Discos.
Matthias hatte wie sein Vater einen starken Hang zum Alkohol und dadurch geriet er öfters mit den „Rechtsradikalen“ aneinander. Ich bewegte mich dadurch ständig in einem Energiefeld bestehend aus Aggressionen, Trunkenheit, Anbaggern, Eifersucht, Langeweile und Kraftausdrücken. Matthias beichtete mir erst viel später, dass er in der Sonderschule für Lernschwache gewesen war. Doch da war es schon zu spät, ich konnte nicht mehr zurück, weil ich viel zu sehr in ihn verliebt war. Irgendwie wollte ich (meine Seele auch) ihn aus diesem Sumpf herausholen, ich wollte ihm ein höheres Niveau als sein jetziges vermitteln. Vor meinem Vater schämte ich mich sehr dafür, deshalb erzählte ich ihm nichts davon. Meine Mutter wusste jedoch davon von Matthias Eltern und manchmal erpresste sie mich damit, dass sie es meinem Vater erzählen würde.
Als ich dann durch meine Berufsausbildung die Woche über in M. war, sahen Matthias und ich uns nur noch am Wochenende. Nach einer Weile kam in mir so ein Verdacht auf, dass er was mit anderen Mädchen hatte. Zudem bemerkte ich, dass er wie hypnotisiert auf blonde Mädchen fixiert war. Und ich fühlte mich mit meinen braunen Haaren total hässlich und unscheinbar. So ließ ich mir die Haare blond färben, doch sie sahen künstlich aus und hatten einen Stich ins Orange. Das Gefühl, dass er fremdgehen würde, verstärkte sich immer mehr, als er dann auch noch Verabredungen nicht einhielt oder manchmal stundenlang zu spät kam. Schlimmer wurde es, als Matthias aus seinem Elternhaus auszog und sich eine eigene Wohnung nahm. Jetzt konnte er tun und lassen was er wollte. Für mich war es eine sehr qualvolle Zeit. Und so geschah es, das ich in einigen Nächten aus meinem Körper heraustrat, durch das Fenster bis zu seiner Wohnung schwebte und durch ein Fenster seiner Wohnung hineinsah, was er da machte. Manchmal war er dort nicht allein. Das wiederholte sich mehrmals und für mich war so ein Körperaustritt sehr anstrengend. Oft fühlte ich mich danach tagsüber müde und energielos. Als Matthias wieder einmal zu einer unserer Verabredungen nicht kam, begab ich mich zu seiner Wohnung, ohne dass er davon wusste. Ich schaute hinter dem Haus, ob sein Motorrad dort stand. Es stand da; als ich näher kam, bemerkte ich, dass am Lenker ein Zettel befestigt war. Darauf las ich: „Hallo Matthias, hier ist Tina, also bis Samstag wieder in der Disco.“ Also doch, mein Gefühl und meine nächtlichen Erkundungen hatten den richtigen Hinweis geliefert. Nun war die rosarote Brille gefallen. Von jetzt an bemerkte ich das auch an seinem Verhalten. Fast jeden Samstagabend brachte er mich immer zu einer bestimmten Zeit nach Hause und ich wusste zum einen,dass er log, und zum anderen, dass er danach noch in diesen Discoclub ging, oft bis in die frühen Morgenstunden. Einige Male kam er danach mitten in der Nacht zu mir und randalierte unten vor meinem Fenster, indem er von unten Steine an mein Fenster warf. Dann stand er dort wankend und lallend und störte zusätzlich die Nachbarn.
Mir war das entsetzlich peinlich, ich wollte es beenden, doch ich wusste nicht wie, weil ich irgendwie auch Angst vor seinen Aggressionen hatte. Wie ein Schlägertyp sah er zwar nicht aus, wirkte er doch eher dünn und schlank. Dennoch trug er ein starkes Gewaltpotential mit sich herum.
Zum Ende meiner Ausbildung spitzte sich das Ganze zu. Matthias Nachbarin Manuela besuchte mich plötzlich abends um 23 Uhr (ich kannte sie von einer Geburtstagsfeier; sie hatte mit Matthias unter dem Tisch geflirtet) und war ganz aufgeregt, weil er sich mit Alkohol regelrecht vollaufen ließ und sie sein Testament schreiben sollte. Manuela war sich sicher, dass er sich in dieser Nacht umbringen würde. Ich kam mit ihr nur unter der Bedingung mit, seinen Vater als Zeugen dazuzuholen, weil ich Matthias ständige Lügen und verwirrte Alkoholgeschichten einfach satt hatte. So fuhren wir zu dritt hin, ich hatte einen Schlüssel für seine Wohnung. In der Wohnung war es stockdunkel; alle hörten nur etwas pfeifen, da hing er tatsächlich an einem Elektrokabel. Er lebte noch, er hatte es wahrscheinlich erst getan, als er den Schlüssel im Schloss hörte. Matthias war vom Alkohol wie benommen, er hatte fast keine Reaktionen mehr. Sein Vater nahm in mit nach Hause. Ich erfuhr noch, dass er seine Arbeit verloren, bei der Bank Schulden hatte und zudem die Bank ihn pfänden wollte, weil er für seinen Bruder als Bürge unterschrieben hatte. Das war wohl zuviel für ihn gewesen. Damals arbeitete ich schon im Praktikum. Nach 3 Tagen kam er dort vorbei und wollte sich bei mir entschuldigen. Doch ich gab ihm verbal und mit meinen Blicken zu verstehen, dass es vorbei wäre mit uns und dass ich ihn nie wieder sehen wolle.
Und dann ließ ich ihn einfach stehen. Mir ging es sehr schlecht danach und mein Chef und die anderen Mitarbeiterinnen, die das mitbekommen hatten, schickten mich für diesen Tag nach Hause. Ich sah Matthias danach nicht mehr wieder. Nur noch einmal kurz zu einem Markt im Herbst, viele