Gott hat viele Fahrräder. Richard Fuchs
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es auch in Dublin (Irland) eine besondere Erweckungsbewegung, die sich über die britischen Inseln nach Frankreich, Holland, Dänemark, Schweden, in die Schweiz und schließlich auch bis Deutschland, die Vereinigten Staaten und bis in die Kolonien ausbreitete. Einer dieser Christen, die das Wort Gottes verkündeten, sich von der Welt absonderten, gleichzeitig die baldige Wiederkunft Jesu erwarteten, war der Zahnarzt und spätere Missionar Anthony Norris Groves. Zu diesen Kreisen fand Darby Kontakt.
Großbritannien, das seit Jahrhunderten freiere Versammlungsrechte besaß, gab entscheidende Impulse für die sogenannte Brüderbewegung. Die Einflussnahme der Briten auf den deutschen Evangelischen Brüderverein erfolgte Mitte des 19. Jahrhunderts. 1852 kam es bereits zu einer Spaltung in zwei Richtungen. Auf der einen Seite ist es die „Freie evangelische Gemeinde“ (H. H. Grafe) und auf der anderen Seite sind es die Elberfelder Brüder (C. Brockhaus).
Nachdem sich die Bewegung in vielen Ländern ausgebreitet hatte, kam sie in England wegen dogmatischer Streitigkeiten ins Stocken. Über die Streifrage, ob Jesus sündlos war, drohten die englischen und waadtländischen (Schweizer) Darbysten in zwei feindliche Parteien zu zerfallen.
Zwischen Thron und Altar
Wie bereits erwähnt, hatte der Reichskanzler Otto von Bismarck eine eher liberale Religionsauffassung. Die Brüder in Deutschland – aber nicht nur diese – hatten bis zum Ende des deutschen Kaiserreiches unter fürstlichen Obrigkeiten gelebt, die ihnen meistens wohlgesonnen waren. Die Obrigkeit hatte allerdings an Kirchen und Freikirchen einen Anspruch an Loyalität. Zur Zeit Luthers stand der Landesfürst zugleich an der Spitze der Kirche. Der Pfarrer war als Untergebener vom Wohlwollen des Herrschers und auch finanziell von ihm abhängig. Was liegt da näher, als sich als Verbündeter und Repräsentant dem Landesfürsten zu verpflichten und sich sogar mit dem Fürsten oder später mit dem König zu identifizieren. Die enge Anbindung der evangelischen Kirche an die weltliche Macht blieb über Jahrhunderte bestehen. Der Schulterschluss zwischen Pfarrer und Obrigkeit war geradezu nahtlos. Damit war die Allianz zwischen Thron und Altar besiegelt. Es wurde gebetet für den Herrscher, später sogar auch für Adolf Hitler, Gesetze wurden von der Kanzel verkündet.46 Abgesichert war die devote Haltung der Christen gegenüber der Obrigkeit durch das Bibelwort im Römerbrief des Apostels Paulus, jedermann sei untertan der Obrigkeit …
Wie Friedhelm Menk schreibt, war die „geistlich enge Verbindung zwischen Thron und Altar auch für Freikirchen mit zu einem Stück ihres Wesens geworden.“47 Diese Haltung machte es den Christlichen Versammlungen unmöglich, nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg eine positive Beziehung zu der demokratisch gewählten Obrigkeit der Weimarer Republik zu finden. Obwohl die Bibel Gehorsam gegenüber der Obrigkeit fordert, „um des Herrn Willen“48, hieß es auf einmal: Für so eine gottlose, sozialdemokratische Regierung kann man doch nicht beten.49 Mit dieser Einstellung begaben sich die Brüder allerdings in Konflikt mit der biblischen Vorstellung, dass die Obrigkeit von Gott verordnet sei und jeder, der sich dem widersetze, der Ordnung Gottes widerstehe.
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