Der Erotikkracher. Fabienne Dubois

Der Erotikkracher - Fabienne Dubois


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      Es ist nun schon ne ganze Weile her. Ich war gerade mal zwanzig Jahre alt. Um zu studieren musste ich in eine andere Stadt ziehen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon mit einigen Frauen – oder in der Rückbetrachtung wahrscheinlich besser gesagt: Mädchen – geschlafen. Aber ich war mir auch der Tatsache bewusst, dass ich weit davon entfernt war, mich für sexuell erfahren zu halten. Mein Selbstbewusstsein einer erregten Frau gegenüber war in jenen Tagen noch nicht allzu hoch.

      Da ich damals recht gut Tennis spielte, hatte ich, um neben dem Studium etwas Geld zu verdienen, einen Nebenjob in der Sportabteilung eines großen Warenhauses gefunden und arbeitete dort zwei bis drei Nachmittage pro Woche im Verkauf und im Service für Tennisartikel.

      Unter den Kolleginnen befand sich, das war mir schnell klar, eine für mich ganz besonders attraktive Frau.

      Sie hieß Jasmin, war fünf Jahre älter als ich und mindestens zehn Jahre reifer. Sie hatte eine blonde dicke lockige Mähne und eine wundervoll sportliche Figur. Zu meiner besonderen Freude trug sie in jenem Sommer immer halblange Röcke oder Kleidchen, die Ihre wundervollen Beine sehen ließen. Eine Frau, deren Mischung aus süß und sexy sehr, sehr anziehend auf mich wirkte.

      Mit der Erfahrung von heute weiß ich, dass es bereits am ersten Tag feststand, dass es zwischen uns funken und knistern würde. Damals habe ich es mit meinen eher unerfahrenen zwanzig Lenzen nicht registriert. Oder vielleicht auch einfach nicht gewagt, das Registrierte wahr haben zu wollen.

      Auf jeden Fall mochte ich sie vom ersten Tag an. Und sie mochte ganz offensichtlich auch mich.

      Ich schaute sie gerne an. Und bereits am ersten Tag fiel mir auf, dass immer dann, wenn mein Blick auf sie fiel – und das geschah oft -, ihre grünen Augen bereits auf mir ruhten. Aber nie schaute sie, so wie ich das noch von meinen Mitschülerinnen gewohnt war, ertappt weg.

      Ihr Blick fing jedes Mal den meinen ein und ließ ihn nicht los. Zwar etwas unsicher, aber doch ganz unverhohlen. Solange, bis wir beide anfingen zu lächeln. Ich dachte damals noch, sie spielt nur mit mir.

      Als sie dann plötzlich vor mir stand und mich fragte, ob ich Lust hätte, mit ihr in die Kaffeepause zu gehen, kam sie mir plötzlich körperlich sehr viel näher als ich das nach den wenigen Tagen gegenseitiger Beobachtung erwartet hätte. Bei jeder anderen Person hätte mich dieser Mangel an Distanz gestört. In ihrem Fall irritierte es mich allenfalls ein wenig. Die Irritation wich in dem Augenblick als ich ihren betörenden Duft wahrnahm. Ich fand sie von der Sekunde an unendlich begehrenswert.

      In den ersten beiden Wochen blieb es bei ständigen Blicken, den gemeinsamen Pausen in der Kantine und bei kurzen Small-Talks in der Abteilung, die mir höchstens minutenweise ihre körperliche Nähe und damit jedes Mal eine leichte Erektion schenkten. Ich machte ihr kleine Komplimente. Sie gab sie zurück. Mehr wagte ich nicht. Denn ich dachte, sie spielte ja nur mit mir.

      Was auch sonst? Schließlich waren da der Altersunterschied und die Tatsache, dass sie mir von ihrem Freund erzählte, mit dem sie auch zusammen wohnte. Aber zugegeben, sie spielte wundervoll. Ich genoss es und es entstand für mich eine eigenartige Mischung aus dem Wohlfühlen in ihrer Nähe und einer sexuellen Spannung, die langsam begann sich für mich immer weiter ins Unerträgliche zu steigern. Ich freute mich auf jeden Nachmittag, an dem ich zur Arbeit kommen konnte. Ich freute mich, sie zu sehen und zu erleben. Und ich freute mich auf jeden Abend. Denn jedes Mal, wenn ich nach der Arbeit nach Hause kam, legte ich mich zuallererst auf meine Couch und befriedigte mich selbst, indem ich Jasmin und ihren heißen Körper in meine Gedanken einschloss. Stets begleitet von der Frage: Sie spielt nur mit mir, oder?

      An einem Tag in meiner dritten Arbeitswoche standen wir zusammen während ich einen Tennisschläger neu bespannte und unterhielten uns. Wie gerne hätte ich sie berührt. Ich sah - über Jasmins Schulter hinweg - über die Rolltreppe einen auffälligen Mann in die Abteilung kommen. Sehr groß – größer als ich, und ich bin knapp einsneunzig – maskulin, aber leicht ungepflegt wirkend, fettige Haare, die keine echte Frisur erkennen ließen und ein Kleidungsstil, der nach meiner kurzen Einschätzung dem eines „Proleten“ entsprach.

      Heute würde ich ihn vermutlich etwas vorsichtiger als einen Menschen einordnen, der versucht, mangelnde Selbstsicherheit durch äußerlich aggressives Auftreten zu überdecken. Er schaute sich kurz suchend um, sah uns und kam – in Jasmins Rücken - zielsicher auf uns zu. Pflichtbewusst wandte ich mich freundlich dem potentiellen Kunden des Kaufhauses zu. Der steuerte aber zielstrebig auf Jasmins Rücken zu, nahm sie von hinten in die Arme und drückte ihr seinen Mund auf und seine Zunge in ihr Ohr, während er mich dabei ansah.

      Jasmin reagierte erschreckt, fing sich aber schnell und sagte „Hallo Schatz“ zu dem Gorilla.

      Oh mein Gott, das konnte doch nicht wirklich ihr Freund sein? Ich hatte Mühe die Fassung zu bewahren. Auch Jasmin war der Auftritt sichtlich unangenehm, was der Gorilla aber schlicht ignorierte und mit einer ‚charmanten’ Konversation über das angeblich leicht schlampenhafte Aussehen ihres neuen Tank-Tops konterte.

      Ich hatte den Schläger fertig bespannt und war froh, mich verabschieden und vor allem mich jeglichen Kommentars enthalten zu können.

      Zehn Minuten später stand sie wieder nahe neben mir.

      „Er benimmt sich nicht immer so bescheuert. Er muss gerochen haben, dass Du seine Konkurrenz bist“, sprach’s, lächelte und ließ mich konsterniert stehen. Sie spielte mit mir … oder?

      Eine Stunde später, während der Kaffeepause in der Kantine, berührten wir uns das erste Mal. Wir saßen inmitten einer Gruppe von Kollegen an einem dieser üblichen langen Kantinentische. Jasmin saß mir, wie mittlerweile jeden Tag, mit übereinander geschlagenen Beinen gegenüber. Ich erzählte ihr von einem Tennisturnier, das ich am Wochenende gespielt hatte, als ich eine Berührung an meinem Unterschenkel spürte.

      Es war keine zufällige, flüchtige Berührung und es war eindeutig Jasmins Fuß. Ich spürte die Riemchen Ihrer Sandaletten ganz deutlich durch den Stoff meiner Jeans. Ihr Fuß blieb da, wo er mich berührt hatte. Ich stockte in meiner Erzählung und errötete. Sie sah mich weiterhin unschuldig an und ließ sich nichts anmerken. Da war allenfalls ein kurzes Aufflackern von Unsicherheit in ihren Augen, das ich zu erkennen glaubte.

      Trotz meiner unmittelbar einsetzenden Erektion fing ich mich irgendwie wieder und setzte in fieberhafter Erwartung dessen, was nun unter dem Tisch passieren würde, meine Erzählung fort. Es geschah jedoch nichts mehr. Keine Bewegung, kein Streicheln oder Höhertasten des Fußes. Jasmin beließ einfach nur ihren Fuß sanft an meinen Unterschenkel gedrückt und schenkte mir ihre Berührung. Eine einfache Berührung, die mich jedoch so sehr erregte, dass ich unmittelbar nach der Pause fast zwanghaft die Toilette aufsuchen musste, um mich einmal mehr wegen dieser Frau selbst zu befriedigen.

      Ob des gruseligen Ambientes der Personaltoilette brach ich meine Bemühungen allerdings nach ein paar Augenblicken ab, um mich später nach Feierabend mit der Fantasie von den Dingen, die ich so gerne mit ihr getan hätte, zu erleichtern. Sie machte mich tatsächlich wahnsinnig vor Begehren. Auch wenn sie nur mit mir spielte. Oder vielleicht doch nicht?

      Am nächsten Tag genau das gleiche. In der Abteilung unsere Blicke, das Lächeln - und in der Kantine die leichte und köstliche Berührung ihres Fußes, der an meinem Unterschenkel ruhte.

      Eine Berührung, die mir fast das Gefühl gab, allein mit ihr zu sein. Und doch viel zu wenig für meine mittlerweile kaum noch zu kontrollierende Begierde. Mit vermutlich schlecht gespieltem Ungeschick wischte ich mit dem Arm meine Serviette auf den Boden, um mich unter den Tisch beugen zu können. Unsicher, ob es richtig sei das zu tun, berührte ich Jasmins Unterschenkel und fuhr mit sanften Fingern von ihrer Wade zu ihrer Fessel, umfasste diese mit meiner ganzen Hand, drückte sie ein wenig und tauchte schon wieder mit der Serviette über dem Tischrand auf.


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