Der Erotikkracher. Fabienne Dubois

Der Erotikkracher - Fabienne Dubois


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      “Machen gemeinsame Sache!“

      Auf einen Wink hin nahm Mausi Gabriela das Handy aus der Hand, schloss es an ihren Computer an und zog die Bild-Dateien auf ihre Festplatte. Sofort im Anschluss daran druckte sie die Bilder aus. Gabriela konnte nicht hinsehen. Noch immer stand ihr beim Anblick ihres Widersachers das Entsetzen ins Gesicht geschrieben.

      Gabriela hatte auch Bilder ihrer Schwester Dorina und von ihrer Freundin auf ihrem Handy. So dass Steve Marlow alsbald auch hiervon Abzügen besaß.

      Am Ende verriet Gabriela, wo die Typen wohnten. Damit konnte er schon viel anfangen.

      “Mädchen, Du hast so viel Geld dabei. Das werden wir für diesen Fall nicht gebrauchen. Aber wir bringen dich erst mal in einer sicheren Wohnung unter. Und das Geld verschließen wir im Safe. Ich ziehe am Ende nur das ab, was ich für meine Arbeit benötige.“

      Damit überließ Steve Marlow Gabriela seiner Sekretärin Mausi, die sich rührend um die Blondine kümmerte. Zum Abschied fasste Gabriela Steve fulminant in den Schritt.

      “Großer Schwanz! Du bist ein besonderer Mann. Wenn Fall geklärt, ich mich kümmern,“ lächelte die blonde Gabriela und schickte dem Privatdetektiv einen gehauchten Kuss in Richtung seines Gemächts.

      „Mausi, Mausi, das kann heiter werden“, lächelte Steve Marlow und verließ, mit den Abzügen unter dem Arm sein Büro.

      Es war in der Tat nicht schwierig, die Schläger ausfindig zu machen. Steve Marlow beobachtete sowohl das Bordell als auch das Wohnhaus. Er stellte fest, dass es sich um insgesamt sieben ziemlich verwegene Typen handelte. Der achte musste irgendwo zusammen geprügelt herumliegen. Denn den Schläger, den Steve Marlow so übel zugerichtet hatte, konnte er nirgends entdecken.

      Klar war auch, dass die Gangster in zwei Schichten arbeiteten. In der Zeit von morgens sechs bis nachmittags vierzehn Uhr blieb das Bordell geschlossen. Das hatte ihm Gabriela verraten. Auch im Haus sah Steve kein wesentlichen Bewegungen. In dem Laufhaus arbeiteten hübsche junge Mädchen. Allesamt wahrscheinlich aus Osteuropa. Zumindest schloss Steve Marlow dies aus den Gesprächen, die er belauschte, wenn die Mädchen nach Hause gingen oder ihre Arbeit antraten. Sie unterhielten sich allesamt in osteuropäischen Dialekten.

      Die Mädchen durften sich nicht alleine bewegen. Sie wurden von den Schlägertypen zur Arbeit gebracht und auch wieder abgeholt. Sie wohnten in einer Baracke hinter dem Haus, in dem sich die Männer aufhielten. Diesen mussten sie auch zur Verfügung stehen, wenn sie nicht im Bordell arbeiteten. Je länger Steve Marlow die sieben Männer beobachtet, umso mehr Wut machte sich in seinem Bauch breit.

      Einer der Männer war starker Raucher. Ständig stand er direkt am Eingang vor dem Laufhaus. Dort paffte er eine Zigarette nach der anderen. Und genau den würde er sich schnappen.

      Steve parkte eine Nacht später sein Fahrzeug einen Straßenblock weiter und kam vorsichtig zu Fuß zum Eingang des Gebäudes. Es war kurz vor Mitternacht.

      Er musste nicht lange warten, bis der Typ mit brennender Zigarette vor dem Laufhaus erschien. Die Freier, die um den Mann herum gehen mussten, um in das Haus zu gelangen, blickten allesamt so als wäre ihnen beim Passieren des Kahlkopfes ziemlich unwohl. Denn der Typ hatte ein wahrhaft befremdliches Äußeres. Breite Schultern. Tiefer Brustkorb. Massive Oberarmmuskeln, einen Stiernacken, einen großen, kugelrunden kahlrasierten Kopf. Und überall Tattoos. Er trug eine schwarze Lederjacke, eine schwarze Lederhose, Motorradstiefel und - deutlich erkennbar - ein großes Messer im Gürtel.

      Steve Marlow, einen Meter fünfundneunzig groß, einhundertzwanzig Kilo schwer, hatte Kerle wie diesen schon reihenweise platt gemacht. Sie entsprachen seinem Beuteschema. Er befürchtet kein größeres Problem von dem übel aussehenden Typen. Um den Mann nicht auf sich aufmerksam zu machen zog er seinen dunklen Trenchcoat über, der beinahe bis zu seinen Knöcheln reichte, ging in gebückter Haltung und mit Blick zum Boden gerichtet auf das Laufhaus zu. Das machte ihn kleiner und auf den ersten Blick unterwürfig.

      Der Zigarette rauchende Schläger schenkte ihm keinerlei Aufmerksamkeit. Genau so hatte sich Steve Marlow diese Sache ausgerechnet. Kurz bevor der Mann fertig geraucht hatte, ging Steve an ihm vorbei. Er holte unter seinem Trenchcoat von außen nicht sichtbar aus und schlug mit einem ansatzlosen Hieb die Spitze seines Ellbogens in den Solarplexus des Schlägers.

      Der rutsche sofort, indem er stöhnend ausatmete, in sich zusammen. Steve fing ihn auf, klemmte sich den Mann unter, schickte einen gewaltigen Haken an das Kinn des Gangsters hinterher und schleifte ihn um die nächste Straßenecke. Von ein paar Metern Entfernung hätte man nicht erkannt, dass Steve Marlow soeben einen Mann schachmatt gesetzt hatte. Es sah viel eher so aus, als würde ein Kumpel seinen besoffenen Freund durch die Gegend schleppen.

      Steve stülpte dem Typen einen Sack über den Kopf, fesselte ihn mit Klebeband und legte ihn in den Kofferraum seines Polos. Das kleine Auto fiel nirgends auf. Natürlich war ein wenig Platzknappheit im nicht vorhandenen Kofferraum. Aber da musste der Schläger eben durch. Wozu war er Gangster geworden.

      Steve Marlow fuhr mit dem Mann ein paar Kilometer durch die Stadt, bis er ein Kleingartengebiet erreichte. Dort hatte er noch von seinen Eltern einen Garten mit kleinem Wochenendhaus vererbt bekommen. Dieses Wochenendhaus bot für seinen Plan nun die beste Gelegenheit. Er schleppte den Schläger dort hinein, setzte ihn auf einen Stuhl, fesselte ihn mit Klebeband, so dass sich der Kerl nicht mehr bewegen konnte. Dann nahm er ihm den Sack vom Kopf.

      Leider hatte er ein wenig zu heftig zugeschlagen. Der Kerl träumte noch immer vor sich hin. Steve Marlow holte aus einer Regentonne einen Eimer stinkendes Wasser und goss den Eimer dem Kerl über den Kopf. Schöne Sauerei im Gartenhaus. Aber hier draußen machte das nichts aus. Wasser trocknete auch wieder.

      Der Mann hustete, schlug die Augen auf, schüttelte seinen kahlen Schädel und blickte Steve Marlow mit großen Augen an. Er konnte nicht fassen, dass er gefesselt auf einem Stuhl saß.

      “Was willst du von mir?“ grummelte er vor sich hin. Mit wutentbranntem Blick schaute er Steve Marlow dabei an.

      „Nun Pass mal auf mein Freund, du hast einen Kumpel. Den habe ich vor kurzem in einer Bar getroffen. Ich bin mir sicher, dass du weißt wie mies es ihm jetzt geht. Wenn du schön alle Fragen beantwortest, dann lasse ich deine Knochen ganz. Wenn du auch nur eine einzige Frage nicht so beantwortest, wie ich mir das vorstelle, dann fange ich an und breche dir einen Knochen nach dem anderen. Ist das klar?“

      “Das ist Folter!“

      “Ich hab gesehen, was dein Kumpel mit dem Mädchen gemacht hat. Das ist Folter. Und solche Menschen haben bei mir keinen Respekt und keine Gnade verdient.“

      Der Glatzkopf schaute nunmehr etwas verunsichert aus der Wäsche.

      “Ich zeige dir jetzt ein Bild. Und du sagst mir wo das Mädchen ist.“

      Steve Marlow zog das Bild von Gabrielas Freundin hervor. Der gefesselte Schläger zuckte zusammen. Offensichtlich kannte er das Mädchen. Dann schaute er Steve in die Augen. Dabei blieb es. Kein Ton.

      “Ich hab genau gesehen, wie du gezuckt hast. Du mieses Schwein, du kennst dieses Mädchen. Ich gebe dir genau fünf Sekunden Zeit, um mir zu sagen, was mit ihr passiert ist und wo sie steckt.“

      Steve Marlow wartete fünf Sekunden. Dann zählte er, in dem er ihm nochmals eine winzige Chance einräumte, von drei abwärts. Als nach der Eins immer noch nichts passierte holte er aus und versetzte dem Kerl einen mächtigen Kinnhaken. Zähne flogen durch die Luft. Der Kiefer war gebrochen.

      “Ich weiß, dass es nun wehtut, wenn du mir meine Frage beantwortest. Aber daran bist du nun selbst schuld.“

      Der Mann machte immer noch keine Anstalten, Steves Frage zu beantworten.


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