Zehn Dinge, die du besser nicht glauben solltest. David Brunner
nichts. Es war: Gott. Und er sagte: „Es werde!“ Und es wurde. Tatsächlich.
Hell und Dunkel. Himmel und Wasser. Erde und Meer. Die Natur mit unzähligen Bäumen, Büschen und Pflanzen aller Art. Sonne, Mond, Sterne. Galaxien mit Millionen von Sternen. Tiere im Wasser, Tiere in der Luft, Tiere auf dem Land – und zu guter Letzt: der Mensch. Von dem heißt es auch noch: „Was ist da schon der Mensch, dass du an ihn denkst? Wie klein und unbedeutend ist er, und doch kümmerst du dich um ihn. Ja, du hast ihm eine hohe Stellung gegeben – nur wenig niedriger als die Engel. Mit Ruhm und Ehre hast du ihn gekrönt.“ (Psalm 8,5 + 6)
Sag mal: Glaubst du immer noch, dass du irgendetwas tun könntest, um diesem Gott zu gefallen? Glaubst du im Ernst, dass irgendeine deiner frommen Taten ihn dazu bewegen könnte, dich mehr zu lieben? Das ist undenkbar. Das ist grotesk. Das ist schlicht und einfach Unsinn.
Der Witz ist: Du kannst auch nichts tun, damit Gott dich weniger liebt. Denn auf der anderen Seite ist es dieser Schöpfer des ganzen Universums, der dich liebt. Ich meine – das schaffen wir gar nicht, zu verstehen.
Es fällt uns ja schon schwer zu verstehen, warum unser Partner uns liebt – bei den ganzen Macken, die wir so an und in uns haben. Da reicht es aus, dass wir menschliche Liebe nicht messen oder erklären können.
Wie viel weniger können wir dann göttliche Liebe messen!
Und wir brauchen es auch nicht, denn sie würde ohnehin immer konstant den gleichen Pegelstand anzeigen: maßlos!
Das geht ganz schwer in unseren Kopf hinein – und deswegen sind wir versucht, Dinge „für Gott“ zu tun, die uns besser vor ihm dastehen lassen. Das ist ganz menschlich. Wir halten es nicht aus, einfach zu sein. Wir müssen etwas tun. In unserer heutigen Reizüberflutungsgesellschaft ohnehin. Mich wundert es nicht, dass immer mehr „Ich bin dann mal weg“-Angebote sich großer Resonanz erfreuen: stille Tage im Kloster, ein Wochenende in der Natur oder ein bewusstes Abschalten aller technischen Geräte. Man könnte meinen, wir hätten die Nase gestrichen voll von so vielem, was uns täglich umgibt und was uns immer wieder an einen Punkt bringt, an dem wir agieren und leider immer öfter auch reagieren müssen – oder wollen.
Dabei gibt es nichts Schöneres, als sich der Liebe des himmlischen Vaters einfach einmal auszusetzen. Nichts tun, einfach sein. Vor ihm. In seiner Gegenwart, in der das stürmische Meer im Inneren unseres Herzens zur Ruhe kommt. Sich neu justieren und ausrichten ist, was wir immer wieder benötigen. Aber eben genau nicht dadurch, dass wir etwas tun, sondern dass wir sind. Vor Gott.
Symptomatisch dafür ist für mich die Situation des Volkes Gottes, als er selbst es aus Ägypten herausgeführt hat. Sie waren in der Zwickmühle: Vor ihnen das unüberwindbar scheinende Meer – hinter ihnen, am Horizont, können sie schon den aufgewirbelten Staub der bedrohlichen Reiterscharen des Pharaos sehen, der es sich alles noch mal anders überlegt hat.
Jetzt sitzen sie in der Klemme. Vor ihnen wartet der Tod durch Flut auf sie, hinter ihnen nähert sich der Tod durch ägyptische Soldaten. Beides ist nicht wirklich eine Alternative.
Da tritt Mose vor Gott. Bittet. Fleht. Weint. Klagt.
Er tritt für sein geliebtes Volk bei Gott ein.
Nach seinem Zwiegespräch mit Gott hat er eine Botschaft an die verzweifelten Menschen:
„Der Herr selbst wird für euch kämpfen, wartet ihr nur ruhig ab!“ (2. Mose 14,14)
„Klar, Mose! Du hast wohl zu viel an der Wolkensäule geschnüffelt, was?“ So oder so ähnlich mögen vielleicht die Israeliten gedacht haben.
Einfach Gott vertrauen? Nichts tun und warten, dass Gott eingreift? Ich kann mir vorstellen, wie schwierig das für die Israeliten war.
„Aber wir können doch nicht nichts tun! Aber was wird dann aus unseren Kindern? Aber warum hat Gott uns dann in diese Zwickmühle geführt? Aber wie sollen die Ägypter geschlagen werden? Aber knechtet uns der Pharao dann aufs Neue?“
So oder so ähnlich ist auch oft unsere innere Reaktion, wenn wir uns der Liebe Gottes aussetzen sollen. „Ja, aber Gott kann mich unmöglich so lieben, wie ich bin. Aber ich habe Gott doch gar nichts zu bringen, wofür er mich lieben könnte. Aber kann das so einfach gehen? Aber was kann ich Gott denn als Dank zurückgeben? Aber was, wenn ich mich mal wieder danebenbenehme – liebt er mich da immer noch? Aber es gibt da diese eine Sünde, damals vor 13 Jahren, 4 Monaten und zwei Tagen. Aber ich spüre seine Liebe gerade so was von überhaupt nicht.“
Weißt du, wie man das nennt? Das ist Aberglaube. Ein Glaube, der sich aus lauter „Abers“ speist, die Gottes Liebe im Weg stehen – wo sie doch eigentlich gerade das nicht wollten.
Liebe lebt von Beziehung. Deswegen mach doch mal was Verrücktes und nimm dir Zeit für deinen Schöpfer, der dich grenzenlos liebt. Sei es regelmäßig am Tag, ein ganzer Tag, ein Wochenende. Nimm dir diese Zeit – und sei einfach ein geliebtes Kind Gottes. Denn das wird dir helfen, auch in brenzligen Situationen zu erleben, dass die Liebe, mit der Gott dich liebt, mehr als nur ein Gedanke ist. Sie ist das tragende Fundament deines Lebens und deines Glaubens.
Schnell sind wir dabei zu fragen: Wie? Wie soll ich das machen? Genau das ist der Punkt: Es gibt hier kein Patentrezept oder Generallösung für alle Menschen. Ich kann nicht, ich will nicht und werde dir diese Frage nicht beantworten – weil es die falsche Frage ist. Die wichtigste Frage ist eben nicht, wie, sondern, wann?
Ich bin der festen Überzeugung, dass unsere Gemeinden und die ganze Gesellschaft vollkommen verändert werden würden, wenn wir die Liebe Gottes einfach viel mehr zum Zug kommen lassen.
Vor allem dann, wenn wir vor lauter Balken im eigenen Auge nur noch den Splitter im Auge des anderen sehen.
Wenn du ein aktives Gemeindeglied bist, damit meine ich solch liebenswerte Menschen, die nicht nur an Weihnachten oder aus Tradition in den Gottesdienst gehen, sondern sich vornehmen, jeden Sonntag in den Gottesdienst zu gehen, unter der Woche noch eine Gruppe besuchen und sich ehrenamtlich in der Gemeinde engagieren. Wenn du in diese Kategorie fällst, dann bitte ich dich einmal um Folgendes: Beobachte mal ganz genau, wo und wie die Liebe Gottes in deiner Gemeinde, also bei allen Veranstaltungen, an denen du in den nächsten Tagen teilnimmst, gelebt wird. Wo kommt sie zum Zug? Wie drückt sie sich aus? Wie gehen wir mit Menschen um, die durch unser Sündenkategorisierungsraster gefallen sind?
Wenn du nicht in der perfekten Gemeinde bist, dann warne ich dich vor: Du könntest schockiert sein. Schockiert darüber, wie wenig diese göttliche Liebe spürbar ist und wie sehr Menschen verurteilt oder zumindest beurteilt werden aufgrund dessen, was sie tun oder nicht tun.
Und dann überwinde dich. Überwinde dich und sprich in eine solche Situation die Liebe Gottes hinein. Ich sage dir: Du wirst angestarrt werden. Menschen werden sich ertappt und entlarvt fühlen. Aber es wird noch mehr geschehen: Die Liebe des Schöpfers wird spürbar werden und Herzen verändern. Das verspreche ich dir.
Ein Versuch ist es doch allemal wert, oder?
Genau das wird nämlich dein Leben reich machen: nichts tun müssen, sondern einfach vor Gott sein und seine Liebe in dich aufsaugen. Wie du das machst, überlasse ich dir: Ob du in der Stille die Gegenwart Gottes suchst, beim Spazierengehen in der Natur, im Lobpreis oder im Gebet. Schaffe dir deinen Moment, in dem du die Liebe Gottes so richtig in dich aufnehmen kannst!
Du bist kein Nichtsnutz, wenn du nichts tust, außer dich der Liebe Gottes hinzuhalten. Denn das ist das Beste, das du tun kannst.
JETZT WIRD'S KONKRET:
1. In welchen Situationen und Momenten deines Lebens fällt es dir besonders schwer, einfach nur zu „sein“ und nichts zu „tun“. Nimm dir doch die Zeit und mach dir darüber Gedanken. Schreib sie dir auf. Für alle, die nicht mehr wissen, was Stift und Papier sind, kann ich für so etwas die wunderbaren Smartphone-Apps „Evernote“ oder „Daily One“ empfehlen.
2. „Der Herr selbst wird für euch kämpfen, wartet ihr nur ruhig ab!“ (2. Mose 14,14) Was löst dieser Vers in dir aus? Warum fällt es dir schwer, ihm Glauben zu schenken? Und wo merkst du, dass er dir