Weltreiche. Ulrich Offenberg

Weltreiche - Ulrich Offenberg


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als die makedonischen Streitkräfte „Alexander des Großen“ die ungeliebten Besatzer schlugen und Ägypten okkupierten.

      Während des 2. Jahrhunderts v. Chr. blieb das Land in der Hand der neuen Nachfolger Alexanders, der jung mit 32 Jahren verstorben war. Die „Ptolemäer“ etablierten die 33. Dynastie. „Ptolemäus I.“ residierte in der neuen Hauptstadt „Alexandria“. Nach dem Tod der letzten Ptolemäer-Herrscherin „Kleopatra VII.“ wurde das fruchtbare Land am Nil dann eine Provinz des Römischen Reiches. So lange, bis es der arabische General „Amr ibn el-As“ 642 n. Chr. handstreichartig für Allah und seinen Kalifen eroberte.

      Noch heute dokumentieren gewaltige Pyramiden in Gizeh und Sakkara die Macht und den Reichtum der Pharaonen. Die meisten der Steinmonumente wurden innerhalb eines Zeitraumes von nur 900 Jahren von der 3. bis zur 12. Dynastie gebaut. Die größten von ihnen, die „Pyramiden von Gizeh“, stammen aus den etwa 75 Jahren, in den die Pharaonen „Cheops“ und seine Söhne „Chephren“ und „Mykerinos“ auf dem Thron saßen.

      Die Zahl der Arbeiter, die für die Cheopspyramide gebraucht wurden, ist schwer vorstellbar. Ein ungeheurer Aufwand, der sich bei den Begräbnis-Riten fortsetzte und seine Begründung im Glauben an ein Weiterleben im Jenseits findet: Die Bauten, Rituale und Gebete sollten das Leben und den Status einer Person auch nach dem Tod erhalten. Dieser Glaube verlor erst in der römischen Zeit seine Bedeutung, als der Alltag für die meisten Ägypter so bedrückend wurde, dass sie gar nicht mehr den Wunsch verspürten, ihr Leben nach dem Tod fortzusetzen.

      Im Mittelpunkt der ägyptischen Vorstellung von der Unterwelt stand ein göttliches Gericht, geleitet von „Osiris“. Die Seele musste vor ihn und sein Gefolge von 42 Richtern treten. Das Herz des Verstorbenen wurde gegen die Feder von „Ma´at“, Göttin der Wahrheit, Harmonie und Gerechtigkeit, aufgewogen. Nur wenn Herz und Feder im Gleichgewicht waren, konnte der Tote gesegnet und zu einem spirituellen Wesen werden.

      Das Christentum, im späten 1. Jahrhundert n. Chr. vom Evangelisten „Markus“ nach Ägypten gebracht, verdrängte in den nächsten 200 Jahren schließlich den Glauben an die alten Götter. Die ägyptischen Christen, auch „Kopten“ genannt, zerstörten unzählige historische Denkmäler aus der Vorgeschichte. Sie vernichteten damit aber auch Beweise ihrer eigenen großartigen Kultur und Geschichte. Das einst so mächtige Volk am Nil, über viele Jahrhunderte von seinen Nachbarn beneidet, bewundert und gefürchtet, und auch zeitweise unterworfen, sollte fortan nur noch einen Platz in den hinteren Reihen des Welttheaters finden.

      Die Hethiter – das Volk der 1000 Götter

      Wie so viele Völker des Altertums sind auch die Hethiter nach dem Untergang ihres Reiches in Vergessenheit geraten. Bis in die Neuzeit waren sie nur durch einige Erwähnungen aus der Bibel ein Begriff und wurden als unbedeutende Volksgruppe im syrischpalästinischen Raum genannt. Dabei erstreckte sich ihr Herrschaftsgebiet vor allem in der heutigen Türkei bis weit in den Süden Syriens hinein.

      „Und David zeugte Salomo aus der Frau des Urias“ schreibt der Evangelist „Matthäus“ im Stammbaum Jesu. Der Name der Frau ist gut bekannt: „Bat-Seba“. Der besitzergreifende König der Juden ließ den gehörnten Hethiter-Offizier Urias umbringen, um Bat-Seba seinen Harem einverleiben zu können. Das störte allerdings die Beziehungen der beiden Reiche nicht. Rüsteten sie doch gegen einen gemeinsamen Feind, der sie gleichermaßen bedrohte: Die „Assyrer“.

      Während die Geschichte der Juden durch das „Alte Testament“ überliefert wurde, blieb das Schicksal der Hethiter lange Zeit im Dunkeln. Nur spärlich stießen Archäologen auf Hinweise dieses geheimnisvollen Volkes.

      Im ersten Viertel des 2. Jahrtausends vor der Zeitenwende wurde Zentralanatolien von Königen in Stadtstaaten regiert. In dieser etwa 200 Jahre andauernden Epoche unterhielten die Provinzherrscher Handels- und kulturelle Beziehungen mit den Vertretern der alten Hochkulturen im Nahen Osten. Korrespondiert wurde in assyrischer Keilschrift. Die meisten dieser Städte waren mit monumentalen Stadtmauern, Palästen und Tempeln ausgestattet. „Nesa“, das heutige „Kültepe“, war die erste Hauptstadt des Hethiterstaates. Der Legende nach, die auf Keilschrifttafeln aus dem 16. Jahrhundert v. Chr. nieder geschrieben wurde, gebar die Königin von Nesa in einem einzigen Jahr 30 Söhne. Sie war entsetzt über diese Widernatürlichkeit, dichtete Körbe mit Fett ab, legte ihre Söhne hinein und ließ sie in den Fluss gleiten. Die Strömung brachte die Knaben zum Meer und weiter in das Land „Zalpa“. Dort nahmen die Götter die Neugeborenen auf und zogen sie groß. Wie nun die Jahre vergingen, gebar die Königin wieder, dieses Mal 30 Töchter. Diese zog sie selbst groß. Weiter berichtet der uralte Text, dass die 30 Söhne, als sie erwachsen waren, nach „Nesa“ zurück kamen. Die Götter schenkten ihnen ein anderes Wesen, so dass ihre Mutter sie nicht erkannte und ihnen ihre 30 Töchter zur Frau gab. Der jüngste der Söhne erkannte aber, dass es die eigenen Schwestern waren und warnte seine Brüder davor, die Frauen anzurühren. Hier bricht der historische Text ab. Dem Gründermythos nach können aber die 30 Söhne und 30 Töchter als die Stammeltern der Hethiter gelten.

      Zalpa liegt an der Mündung des „Halys“ am Schwarzen Meer, Nesa dagegen am Oberlauf dieses Flusses. Will man hinter diesem Mythos eine Anspielung auf historische Gegebenheiten vermuten, so kann es sich bei der Rückwanderung der 30 Söhne von Zalpa in ihren Geburtsort um den Hinweis auf eine Besiedelung handeln. Eroberungszüge von Völkern wurden auf diese Weise moralisch gerechtfertigt. Es kann daher durchaus sein, dass die ersten Hethiter von der Küste des Schwarzen Meeres aufbrachen und ins Innere Anatoliens, nach „Nesa“, gewandert sind und sich dort ansiedelten. Eine andere Quelle zur Vorgeschichte der Hethiter ist der sprachliche Aufbau ihrer Personen- und Götternamen. Die Menschen verständigten sich in einer indogermanischen Sprache. „Wasser“ hieß bei ihnen „wadar“ und „sieben“ „siptam“. Die indogermanische Sprachfamilie hatte sich aus den Weiten nördlich des Schwarzen Meeres, unter anderem in Richtung Westeuropa und Indien ausgebreitet.

      Der oberste Herr des Götterhimmels war „Djeus“, der Gott des lichten Taghimmels. Die Ähnlichkeit zum griechischen „Zeus“, zum lateinischen „Jupiter“ und zum altindischen „Dyaus“ ist gewiss nicht zufällig. Seine Söhne waren ein Zwillingspaar, die „Dioskuren“. Dann gab es da die junge Göttin „Ausos“, die Morgenröte, ein recht freizügiges Mädchen. Sie soll die Tochter des Sonnengottes „Saweljos“ gewesen sein. Die Dioskuren entführten sie auf ihrem Wagen.

      Außerhalb dieser Familien existierten noch andere Götter, wie der Wettergott „Perkwunos“ oder der Vegetationsgott „Suwaliyatt“. Er fungierte auch als Bote des Wettergottes, so wie im griechischen „Hermes“ als Bote des Zeus. Verehrungswürdig waren auch die „Damnassra“-Gottheiten, Beschützerinnen des Hauses, deren Name von „dom“ – also Haus abgeleitet ist.

      Während des 17. und 16. Jahrhunderts v. Chr. hatten sich die Hethiter in Anatolien als führende Macht etabliert. Ein kriegerischer Herrscher mit dem Namen „Labarna“, der seine Residenz in „Hattusa“ nahm und sich fortan „der von Hattusa“ – „Hattusili“ – nannte, war die treibende Kraft eines hethitischen Großreiches geworden. Nachdem „Hattusili“ eine ganze Anzahl von Orten in Zentralen-Anatolien unterworfen hatte, war die Überquerung des Taurus eine neue Herausforderung.

      Südlich des Gebirgszuges lagen die reichen nordsyrischen Anbaugebiete mit dem Zentrum „Aleppo“, in dem es zudem ein bedeutendes Heiligtum des hoch verehrten Wettergottes gab. So soll es nach einer Überlieferung sogar der Allgewaltige selbst gewesen sein, der den hethitischen Kriegern bei der Überschreitung des Gebirges half. Durch diesen siegreichen Feldzug gewann „Hattusili“ an Ansehen und Macht. Der hethitische Einfluss dehnte sich nachfolgend bis in das nördliche Mesopotamien aus, wobei es zu erbitterten Kämpfen mit den „Hurritern“ kam, ein bereits seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. bezeugtes, von Südostkleinasien und Nordsyrien bis nach Obermesopotamien verbreitetes Volk, mit dessen Staatsgründungen sich die Hethiter immer wieder auseinander setzen mussten.

      Zu seinem Nachfolger bestimmte Hattusili den noch jungen „Mursili I.“. Ihm gelang es, die Hauptstadt des Königreichs „Jamhad“, – Halab“ – zu erobern. Hethitische Truppen marschierten sogar


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