Weltreiche. Ulrich Offenberg

Weltreiche - Ulrich Offenberg


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im Süden kämpfte, wurde sein Sohn in Babylon ermordet und durch einen Marionettenkönig der Elamiter ersetzt. Dieser wurde nach einigen Monaten wiederum von einem König gestürzt, der die Unterstützung der „Aramäer“ hatte. Er hielt sich drei Jahre auf dem Thron, bis „Sanherib“ Babylon 689 v. Chr. stürmte und die Stadt dem Erboden gleich machte.

      Triumphierend diktierte der siegreiche König seinen Schreibern: „Wie ein Wirbelwind griff ich die Stadt an und fiel wie ein Sturm über sie her … Ich verschonte ihre Bürger nicht, weder Jung noch Alt, und füllte die Straßen mit ihren Leichen … Ich zerstörte die Stadt und ihre Häuser von den Grundmauern bis zu den Dächern. Mit Feuer brannte ich sie nieder … damit in Zukunft selbst der Grund ihrer Tempel in Vergessenheit gerät, mit Wasser verwüstete ich sie und verwandelte sie in Weideland.“

      Anschließend übernahm er den Königstitel von Babylonien selbst, vertraute aber die Verwaltung des Landes seinem Sohn „Asarhaddon“ an. „Sanherib“ wurde 681 v. Chr. von zwei seiner Söhne ermordet. Nach einem Machtkampf unter seiner Nachkommen trat schließlich „Asarhaddon“, den „Sanherib „testamentarisch zu seinem Erben bestimmt hatte, seine Nachfolge an. Der baute Babylon, dessen Zerstörung von den Zeitgenossen als großes Sakrileg empfunden wurde, in alter Pracht wieder auf. Er war mit einer Babylonierin verheiratet und hatte während seiner achtjährigen Amtszeit als Statthalter Babyloniens die Landestraditionen schätzen gelernt. Sein Versöhnungs- und Wiederaufbauprogramm war jedoch auch durch Omen motiviert, die ihm ein schlimmes Schicksal voraus sagten, falls er eine andere Politik verfolgen sollte.

      Sobald die Ruhe in Babylonien wieder hergestellt war, griff „Asarhaddon“ Ägypten an, das damals gegenüber seinen Glanzzeiten erheblich an Stärke eingebüßt hatte. Nach ersten, spektakulären Erfolgen erkrankte der Herrscher und starb 669 v. Chr., als er mit seinem Heer erneut gegen Ägypten zog, um Pharao „Taharka“ aus Memphis zu vertreiben, das dieser zurück erobert hatte, nachdem ihn die Assyrer in früheren Kriegen nach Süden abgedrängt hatten. „Assarhaddon“ hatte zu Lebzeiten seinen jüngeren Sohn „Assurbanipal“ zu seinem Nachfolger als König von Assyrien bestimmt. Sein ältester Sohn „Schamaschschumaukin“ wurde König von Babylonien. Die beiden Brüder regierten 20 Jahre ihre benachbarten Königreiche offenbar in gutem Einvernehmen. Aber 650 v. Chr. zettelte „Schamaschschumaukin“ dann doch eine Rebellion an. Es folgten zwei Jahre erbitterter Kämpfe, die in langwierigen Belagerungen Babylons und „Borsippas“ durch die Assyrer gipfelten. Babylon stand 648 v. Chr. allein da, von Hunger und Krankheiten gezeichnet. Die Stadt kapitulierte, nachdem sich „Schamaschschumaukin“ in die Flammen seines brennenden Palastes gestürzt hatte.

      „Assurbanipal“ diktierte seinem Schreiber nach der Eroberung Babylons: „Was die Männer angeht, die Böses gegen mich sannen, so riss ich ihnen die Zunge heraus und vernichtete sie vollends. Die anderen erschlug ich bei lebendigem Leib mit eben den Statuen der Schutzgötter, mit denen sie meinen Großvater Sanherib erschlagen hatten – nun endlich als Grabopfer für seine Seele. Ihre Leichen schnitt ich in kleine Stücke und verfütterte sie an Hunde, Schweine, Zibu-Vögel, Geier, an die Vögel des Himmels und die Fische der Meere.“

      Die Stadt wurde, ganz gegen die Gewohnheit der Assyrer, nicht geplündert und niedergebrannt. „Assurbanipal“ setzte einen König namens „Kandalanu“ ein, der in seinem Namen 20 Jahre bis zu seinem Tod 627 v. Chr. regierte. „Assurbanipal“ starb im selben Jahr. Bei seinem Tode herrschten die Assyrer über das größte Imperium, das es bis dahin in Mesopotamien gegeben hatte. Es erstreckte sich von Ägypten bis Elam, vom Persischen Golf bis ans Mittelmeer, dessen Ostküste sie vom Taurus bis an den Nil beherrschten. Es sollte allerdings nur noch 20 Jahre bestehen. Vier Nachfolger des verstorbenen Großkönigs stritten um die Macht im Staat. Das einstmals so mächtige Reich war so ganz plötzlich in unbedeutende, rivalisierende Kleinstaaten zerfallen. Vorübergehend wurden in Babylonien zwei Assyrer als Herrscher anerkannt, ein General und der vorletzte König des zerfallenen Reichs, „Sinscharischkun“. Der General hieß „Nabopolassar“, war nicht adliger Herkunft, konnte sich aber auf mächtige Stammesverbindungen stützen und entwickelte sich dank seiner Tatkraft bald zum starken Mann im Staate.

      Mit Geduld, militärischem Geschick, Entschlossenheit und Diplomatie verschaffte sich „Nabopolassar“ eine Vormachtstellung in ganz Südmesopotamien. Nun konzentrierte er sich auf den Norden. Die Bedrohung war so groß, dass sich der ägyptische Pharao „Psammetich I.“ mit dem assyrischen Herrscher „Sinscharischkun“ zusammen tat.

      Unbeeindruckt rückte „Nabopolassar“ 615 v. Chr. gegen Assur vor. Er wurde zwar zurück geschlagen, allerdings nur bis „Tikrit“. Damit verlor er nicht das gesamte eroberte Terrain.

      Unerwartete Hilfe erhielt er vom Mederkönig „Chavachschtra“, der eigene territoriale Interessen verfolgte. Während die Assyrer „Nabopolassar“ in Tikrit belagerten, erfuhren sie, dass der Mederkönig an der Ostgrenze Truppen zusammen zog und traten daraufhin den Rückmarsch an, um dieser neuen Gefahr entgegen zu treten.

      Die „Meder“ waren ein altiranisches Volk, das um 1000 v. Chr. nach Westen gezogen war und sich im Nordwesten des heutigen Iran nieder gelassen hatte. Nun wollten sie ein eigenes Reich aufbauen und waren ebenso wie „Nabopolassar“ daran interessiert, die Reste des Assyrischen Reichs zu zerschlagen. 614 v. Chr. drangen sie von Norden nach Assyrien ein, nahmen unweit von Ninive die Festung „Tarbisu“ ein, plünderten Kalchu und eroberten schließlich Assur.

      Aber die Assyrer besaßen nach wie vor eine schlagkräftige Armee und starteten einen Gegenangriff. Sie marschierten 613 v. Chr. in Babylonien ein, eroberten Kalchu zurück und setzten die zerstörten Wehranlagen instand. Doch nur kurz konnten sie die Initiative behalten. Die Allianz aus babylonischen, medischen und nun auch skythischen Truppen griff die assyrische Metropole Ninive an und eroberte die Stadt nach dreimonatiger Belagerung. König „Sinscharischkun“ starb 612 den Heldentod. Sein Nachfolger, „Assuruballit II.“, der praktisch kein Reich mehr besaß, zog sich nach Harran zurück. „Nabopolassar“ verfolgte ihn, nahm die Stadt 610 v. Chr. ein und richtete dort eine Garnison ein. „Assuruballit“ flüchtete weiter nach Westen und wartete auf ägyptische Unterstützung. Die Meder eroberten unterdessen Kleinasien, und die „Skythen“ dehnten ihr Reich bis auf den östlichen Balkan sowie ein Gebiet zwischen Donau und Don aus. Babylonien erhielt Mittelassyrien und die gesamte Region zwischen Babylon und Assur, also ganz Mesopotamien. Höchstwahrscheinlich starb der letzte assyrische Herrscher „Assuruballit“ in dieser Zeit.

      Märchenhaftes Babylon

      Es waren die Hethiter, die dem altbabylonischen Reich den Todesstoß versetzten. Ihr König „Mursili“ ließ sich jedoch nicht auf Dauer dort nieder, sondern kehrte in seine Heimat zurück. Das Machtvakuum, das er hinterließ, nutzten neue Invasoren aus dem Nordwesten für sich aus, die „Kassiten“. Diese Invasion begann als mehr oder weniger friedliches, stetiges Einsickern. Als die „Kassiten“ sich schließlich etabliert hatten, beherrschten sie annährend 450 Jahre Babylon und sein Umland von „Sippar“ im Norden bis „Ur“ im Süden. Die „Kassiten“ stellten die Dynastie, die von allen am längsten in Mesopotamien herrschte.

      Sie brachten ihre eigenen Götter mit, übernahmen aber auch heimische. Die von ihnen eroberten Städte behandelten sie mit Respekt und bauten Nippur, Lasa, Ur und Uruk wieder auf. Sie führten die Pferdezucht ein und brachten eine Technik mit, die spätere assyrische Könige zu einer hohen Kunst weiter entwickelten: Das Flachrelief. Sie entwickelten ein System, Landbesitz zu dokumentieren. Symbolische Grenzsteine mit Inschriften dienten als Besitzurkunden. Sie wurden im Tempel hinterlegt, während der Grundbesitzer eine Kopie aus Ton erhielt.

      Doch im Norden wuchs die Macht der Assyrer. Unter König „Tukultinurta“ – 1243 – 1207 v. Chr. – war das Reich stark genug, Babylonien anzugreifen, die Hauptstadt zu plündern und König „Kaschtiliasch“ als Gefangenen nach Assur zu bringen. „Tukultinurta“ brüstete sich: „Ich trat mit Füßen auf seinen fürstlichen Hals wie auf einen Fußschemel.“ Doch der Triumph des assyrischen Königs war nur


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