Namen machen Leute. Gabriele Rodríguez

Namen machen Leute - Gabriele Rodríguez


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hohes Kleinod ist der gute Name. Friedrich Schiller

       Ein Leben dauert eine Generation lang; ein guter Name dauert fort. Aus Japan

       Der einzige Name, der den Menschen wirklich charakterisiert, ist der Spitzname. Unbekannt

       Ein guter Name ist mehr wert als Geld. Peter Sirius

       Es fehlt in deinem Wortregister – mein werter Name? Nun, da ist er! Wilhelm Busch

       Weil er sich einen schlechten Namen gemacht hatte, legte er sich ein gutes Pseudonym zu. Gerd W. Heyse

      Was man dabei erkennt: Viele germanische Namen haben kriegerische Wurzeln und Bestandteile, sie waren ja ein kriegerisches Volk. Und ihren Kindern gaben sie im Namen den Wunsch mit, dass sie tapfere Krieger sein mögen. Die alten Germanen hatten sechs Wörter für Krieg, Kampf oder Streit, die allesamt zu Namensteilen wurden: hild, gund, had, bad, bag und wig. Man fand sie in Namen wie Badumar, Wigbald, Wigand, Hildebrand, Gundmar, Hadubrand oder Baghild. All das sind natürlich längst vergessene Namen, aber auch viele heute noch bekannte germanische Namen tragen das Kriegerische in sich. Zum Beispiel die Hildegard, die sich zusammensetzt aus den althochdeutschen Worten für Kampf (»hilta«) und Schutz (»gard«). Ebenso Hildegund, was frei übersetzt bedeutet »die in der Schlacht Kämpfende«. Oder Gerhard, der den Wurfspeer »Ger« im Namen trägt. Wobei auch der hintere Namensteil heute noch leicht identifizierbar ist, bedeutet doch »hard« nichts anders als »hart«, »stark« oder »fest«. Gerhard ist also der »feste Speer«. Während Namen wie Rüdiger (vor allem dessen Urform Rutger) zeigen, dass der Speer natürlich auch im hinteren Teil des zweigliedrigen Namens vorkommen kann. Rüdiger/ Rutger bedeutet so viel wie »ruhmreicher Speer(werfer)«, denn »rut» leitet sich ab vom germanischen Wort »hroth» bzw. »hruoth« und heißt »Ruhm« oder »Ehre«.

      Es war also ein wildes Kombinieren der verschiedenen Worte. Sehr beliebt, und in diesem Namensystem auch leicht möglich, war es, Bestandteile der Namen von Vater und Mutter (oder auch aus den Namen von Großvater, Großmutter, Onkel, Freund, Herrscher) im Namen des Kindes zu kombinieren. Und so hieß die Tochter von Gundharde und Hildebrand dann eben Gundhilde. Nicht ganz klar ist, ob man den Namen schon bei Geburt bekam oder erst später, und ob die Germanen bei der Vergabe des Namens schon darauf achteten, dass er auch passte. Dass der Bernhard eben wirklich »stark wie ein Bär« war, wie sein Name aussagt – und kein mickriger Hänfling. Es gab aber sicher eine Namenweihe, so wie bei vielen Naturvölkern. Ein großes Fest, bei dem das Kind rituell in die Gemeinschaft aufgenommen wurde und seinen Namen verliehen bekam.

      Natürlich gab es bei so einem Kriegervolk auch die »Burg« (bedeutet so viel wie »Schutz«), die man heute leicht in Burghard/Burkhard findet. Ein weiteres Wort, das sich oft in Namen findet, ist »trud« was so viel bedeutet wie »Stärke/Kraft« und uns in Gertrud oder Edeltraud begegnet. Den im Kampf erforderlichen »Mut« finden wir natürlich auch sehr oft, zum Beispiel in Hartmut (»der mit dem festen Mut«).

      Neben dem Krieg liebten die alten Germanen auch Tiere. Das zeigt sich in weiteren Namenkombinationen. So steckt im Bernhard vorn der »Bär«, während uns im obligaten zweiten Namensteil wieder »hard« begegnet. Natürlich passt hier der Wolfgang, der bedeutet tatsächlich genau das, was man heute noch liest: der Mann, der geht wie ein Wolf. Auch andere Tiere finden sich: der Rabe als »ram« (und dazu noch der Wolf) zum Beispiel in Wolfram. Oder auch der Adler (»Aran«) war, wie im heute fast vergessenen Namen Arnfried, ein ebenfalls von den Germanen sehr verehrtes Tier. Ebenfalls in diese Reihe passen der Eberhard (was frei übersetzt so viel bedeutet, wie »stark wie ein Eber«).

      SO SOLLST DU SEIN!

      Namen wurden auch aus Charaktereigenschaften abgeleitet. Das Adjektiv »edel« (oder »adel«) taucht relativ oft auf, bekannt in Namen wie Edelgard, Edeltraut, Adelbert. Und es heißt genau das – edel. Und ein in einem anderen Kapitel noch näher behandelter Tabuname (siehe Seite 75 ff.) ist eine althochdeutsche Wortkombination aus zwei damals gebräuchlichen Worten: Abgeleitet von »adal« (»edel« oder »vornehm«) und »wolf« entstand der Adalwolf, der später zum Adolf wurde.

      Beispiele für tierische Namen

      Diese beiden Bestandteile waren jeweils relativ frei kombinierbar. Also gab und gibt es die Hildegund, aber auch die Gundhild. Den Siegfried und den Gerhard, aber auch den Gerfried und den Sieghard. Und so weiter. Wobei die Germanen ebenfalls schon Anwandlungen heutiger Helikoptereltern zeigten. Denn ging es anfangs bei der Kombination beider Bestandteile noch rein nach der Bedeutung und dem Sinn, setzte sich auch hier schon bald der Modename durch. Man ging nicht mehr nach der Bedeutung, sondern nach der Klangfärbung und dem persönlichen Geschmack. Gundhild ist so ein früher Modename, bei dem die reine Bedeutung schon zweitrangig war. Denn sowohl »gund« als auch »hilt« bedeuten ja Kampf. Und zweimal Kampf, das hätten selbst die frühen Germanen nicht kombiniert.

      Einsilbige Namen waren damals sehr selten, es gab sie aber: Karl und Ernst etwa, oder verkürzte Formen wie Bruno, Berno oder Arno. Zudem entstanden zahlreiche Lall- und Koseformen wie zum Beispiel »Poppo« für Volkmar, »Ludo« für Liudolf, »Anno« für Arnfried oder »Wolfo/Woffo« für Wolfgang.

      Die ersten Quellen für germanische Namen finden sich im 1. Jahrhundert nach Christus. Also relativ spät. Da waren die Römer und Griechen und eben die Chinesen schon viel weiter. Die Römer hatten schon weit vor den Germanen Familiennamen, ja sogar eine dreigliedrige Struktur. Der römische Name bestand aus einem Pränomen, einem Gentilnomen und einem Cognomen. Oder einfacher gesagt: aus einem Vornamen, einem Familiennamen und einem Spitznamen. Das lässt sich an einem der berühmtesten Römer veranschaulichen – Julius Caesar. Der hieß ja eigentlich Gaius Julius Caesar. Wobei Gaius der Vorname im heutigen Sinne war. Julius war dagegen der Familienname, denn er entstammte dem Geschlecht der Julier.

      Caesar ist also der Spitzname von Julius Gaius und soll angeblich auf das lateinische »caedere« zurückgehen, was so viel bedeutet wie »ausschneiden«. Es wurde als »der aus dem Mutterleib Geschnittene« interpretiert, also der per Kaiserschnitt Entbundene. Allerdings gab es diesen in unserem Sinne damals noch nicht. Aber noch heute heißt der Kaiserschnitt im Spanischen »cesárea«. Interessant ist, dass der Name Caesar als Herrschaftstitel im Römischen Reich aufkam und die Bezeichnung »Kaiser« davon abgeleitet wurde.

      HINZ UND KUNZ

      Nur die männlichen Adligen hatten drei Namen, einfache Bauern, Sklaven oder Frauen spielten in der damaligen Gesellschaft keine Rolle und hatten nur einen Namen. Das war später auch im deutschen Sprachraum nicht anders. Der Adelige hatte einen langen und mehrteiligen Namen, hieß dann eben »Konstantin vom Rabenstein«, während der einfache Bauer einen einzigen Namen hatte und dann auch oft nur eine Kose- oder Kurzform. Wie eben »Hinz« oder »Kunz«, statt Heinrich und Konrad, die eigentliche Form beider Namen. So entstand die Redewendung: Weil so viele Menschen Heinrich oder Konrad hießen, wurde beider Koseform schnell zum Synonym für die »breite Masse«.

      Der Name war auch immer ein Statussymbol. Wobei sich hier bei einfachen Bürgern Zweit- bzw. Familiennamen durchsetzten, schon aus Gründen der Unterscheidbarkeit. Wo viele »Hinzens« lebten, da war es nötig, zu wissen, welcher denn nun gemeint war. Heinrich der Lang(e), Heinrich der Kurz(e), Heinrich der Metzger, Heinrich der Müller oder Heinrich, der Besitzer des kleinen Ladens (Winkler).

      Das aber passierte erst seit dem 12. Jahrhundert nach und nach. Während es in Italien oder Spanien bereits im


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