Glücksschule. Daniel Hess

Glücksschule - Daniel Hess


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Konflikte mit anderen Menschen. Viele Menschen haben zudem eine schwierige Beziehung zu sich selber, leiden unter Minderwertigkeitskomplexen, Versagensängsten, Selbstwertproblemen oder machen sich selber Vorwürfe. Außerdem können Unzählige ihr inneres Potenzial nicht entfalten und fühlen sich blockiert oder gefangen.

      Wir haben zwar einen sehr großen materiellen Wohlstand, unglaubliche Berge an Wissen und sind ständig erreichbar, aber glücklicher sind wir Menschen deshalb nicht geworden.

      Ich denke, dass die meisten Menschen bestätigen würden, dass es im Leben letztlich nur darum geht, glücklich zu sein. Dass uns alles, was wir erreichen, besitzen und wissen, gar nichts nützt, wenn wir nicht glücklich dabei sind. Aus ganzheitlicher und systemischer Sicht müssten wir vielleicht sogar sagen, dass alles Erreichte nur dann wirklich erstrebenswert ist, wenn es zum Glück von allen Menschen oder auch allen Lebewesen beiträgt.

      Ich wünsche mir sehr, dass dieses Buch einen Beitrag dazu leisten kann, dass Kinder, Lehrer, Eltern und alle anderen Menschen glücklich und erfüllt in ihrem Leben und in ihren Tätigkeiten sein können. Es gibt diesen tiefen Wunsch, dass sich unser Zusammenleben liebevoller, offener, großzügiger, echter, verbundener und spontaner gestalten kann, und die Überzeugung, dass das passiert, wenn die Menschen sich glücklicher und verbundener fühlen.

      In meinem Leben gab es auch sehr dunkle, schwere und leidvolle Phasen. Der Zugriff auf meine wirklichen Bedürfnisse, auf meine Begeisterung, meine Leichtigkeit und Lebensfreude fiel mir schwer und die Suche nach dem Glück wurde zu meiner zentralen Lebensaufgabe. Dabei tauchten in mir oft auch Erinnerungen an meine Kindheit auf. Dort hatte es dieses unbeschwerte Glück, die Verbundenheit mit allem und allen, die Leichtigkeit und die grenzenlose Begeisterung noch gegeben, zwar kaum je in der Zeit während der Schule, aber davor, danach oder in den Schulferien. In mir entstand der tiefe Wunsch, wieder dorthin zurückzufinden, zu meinen Ursprüngen. Zurück zu meiner frühkindlichen Offenheit, Neugierde, Kreativität, Spontaneität, Leichtigkeit, Freude am Lernen und am Leben.

      Bei diesem Prozess waren und sind die Kinder meine wichtigsten Lehrer.

      Ich habe in meiner Arbeit mit Kindern und auch bei meinen eigenen Kindern beobachtet, dass sie einen viel leichteren und natürlicheren Zugang zum Glücklichsein haben als die meisten Erwachsenen. Beim Thema Glück sind die Kinder Experten und ich wünsche mir, dass wir Erwachsenen uns von den Kindern wieder anstecken lassen vom ursprünglichen Zugang zum Glück, von der Begeisterung und von der Leichtigkeit des Seins. Wenn unser Herz beginnt, sich wieder zu öffnen, wenn wir beginnen, die Verbundenheit hinter der ständigen Gedankenflut im Kopf erneut zu entdecken, dann erwacht auch der Zugang zum ursprünglichen Glück wieder in uns.

      Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen dem Erleben der Welt bei einem Kind und bei einem Erwachsenen. Man könnte fast sagen, dass beide oft in sehr unterschiedlichen Realitäten leben. Genauso gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen dem Erleben der Welt durch einen Weisen und einen normalen Erwachsenen. Die Realitäten, welche Weise und Kinder erleben, offenbaren aber interessanterweise erstaunliche Parallelen. Der chinesische Weise Laotse hat das so ausgedrückt: „Die Weisen hören und sehen wie kleine Kinder.“

      Aber auch die moderne Wissenschaft, allen voran die Quantenphysik, beginnt immer mehr zu erkennen, dass die Einheitswelt der Kinder und Weisen vielleicht viel wirklicher ist, als wir das bisher gemeint haben. Der berühmte Physiker David Bohm beispielsweise schrieb: „So stimmen die Relativitätstheorie und die Quantentheorie doch beide in der Notwendigkeit überein, die Welt als ein ungeteiltes Ganzes anzuschauen, worin alle Teile des Universums einschließlich dem Beobachter und seinen Instrumenten zu einer einzigen Totalität verschmelzen und sich darin vereinigen.“

      Die Mehrzahl der Erwachsenen erlebt dagegen noch immer eine Welt der Trennung, der Angst und der Macht, die wir über Schule und Erziehung nach und nach auch als scheinbar einzig wahre und wirkliche Realität an unsere Kinder weitergeben.

      Aber kleine Kinder sind vor der Erziehung und Schulbildung in ihrer Einheitsrealität deutlich glücklicher als die Erwachsenen, weil das Erfahren der Verbundenheit mit allem Leben gleichzeitig auch die Quelle für wahres Glück und inneren Frieden ist.

      Unsere öffentliche Schule wird also dann zu einer wahren Glücksschule werden, wenn sie den Kindern ermöglicht, ihre Realität der Einheit nicht verlassen zu müssen, und wenn sie auch den Raum dafür schafft, dass die Erwachsenen alles Trennende in sich selber erforschen und auflösen können, statt es an die Kinder weiterzugeben.

      Indem wir unsere Kinder und ihre ursprüngliche Realität wirklich respektieren, können sich die Strukturen, der Geist und die Haltungen an den Schulen so weit verändern, dass alle Kinder und Lehrpersonen voller Freude und Leichtigkeit dorthin gehen wollen; damit sich die Schule, basierend auf der Kraft und Lebendigkeit der Kinder, zu einem Zentrum des Wandels, zu einer Kultur des Glücks, des Miteinanders und der Einheit entwickeln kann.

      In mir gibt es diese Gewissheit, dass die Zeit jetzt reif ist, um endlich das Glück der Einheit in allen Lebensbereichen ins Zentrum zu stellen. Dass wir uns alle wirklich erlauben, glücklich zu sein, und dass auch für unsere Kinder dieser Wunsch, den schon immer alle Eltern und Lehrer tief in ihren Herzen getragen haben, sich wirklich erfüllen möge. Dass nebst den Schulen auch Firmen, Familien, Beziehungen und Institutionen zu Orten des Glücks, der Verbundenheit und der Leichtigkeit werden können. Dass wir erkennen, dass nur wir selber die Schöpfer unseres Lebens, unserer Sachzwänge, Strukturen und Machtsysteme sind, und die volle Verantwortung für eine wirkliche Veränderung voll und ganz übernehmen.

      Um diese Reise zum ursprünglichen Glück von Grund auf anzugehen, werden wir uns jetzt zunächst intensiver der ursprünglichen Einheitsrealität der Kinder und damit der Quelle ihres Glücklichseins zuwenden.

      „Ihr wollt die Ursprünge?

      Das Kind hat sie.“

      Tschuang-tse

      Kleine Kinder leben, wie bereits dargestellt, gemeinsam mit den Weisen dieser Welt in einer Realität, die sich von unserer Erwachsenrealität in ganz wesentlichen Punkten unterscheidet.

      Dabei sind Kinder in ihrer Einheitsrealität deutlich glücklicher, unbeschwerter und beweglicher als die meisten Erwachsenen in ihrer anerzogenen und angelernten Realität der Trennung. Die Realität, in der Kinder leben, ist vor allem deshalb beglückend, weil sie sich noch nicht als abgetrennt von allem anderen erleben und weil ihre Herzen noch ganz weit offen sind für all die Wunder und Schönheiten dieser Welt.

      „Die Sonne bescheint nur das Auge des Mannes,

      aber in das Auge und das Herz des Kindes scheint sie hinein.“

      Ralph Waldo Emerson

      Um diese Einheitsrealität beschreiben zu können, müssen wir uns ganz in das Erleben von Kindern einfühlen. Wir werden deshalb in der Folge einige wesentliche Merkmale der Einheitsrealität gemeinsam betrachten, denn darin liegt der Schlüssel zum ursprünglichen, bedingungslosen Glück!

      Zentrale Merkmale der Einheitsrealität sind:

      • Verbundenheit/Einheit

      • Spiel/Flow-Erfahrungen

      • Jetzt (totale Präsenz)

      • Vertrauen

      • Selbstbestimmtes Leben

      • Innere Einheit/Ganzheit

      • Kommunikation

      • Neugierde

      Im Folgenden wird jedes dieser Merkmale noch genauer untersucht.

      „Das Gefühl der Einheit ist das Gefühl,

      das ihr Liebe nennt.“

      Neale Donald Walsch

      Ursprünglich erlebt sich ein Baby als eins mit allem. Üblicherweise ist dabei die Mutter die Hauptbezugsperson und das Baby erfährt diese Einheit deshalb ganz speziell mit ihr


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