Der Erwerb des Deutschen im Kontext von Mehrsprachigkeit. Tanja Rinker
Plosivgrapheme
Tab. 2.1:
Im TrochäusTrochäus determinierte Schreibungen und Anwendung der StammkonstanzStammkonstanz
1.* Nehmen Sie Stellung zu der Aussage, das deutsche SchriftsystemSchriftsystem sei ein Abbild der Lautsprache. (Möglicher Ausgangspunkt: Wenn dem so wäre, müssten sich alle Schreibweisen auf GraphemGraphem-PhonemPhonem-Korrespondenzen zurückführen lassen.)
2.** Schauen Sie sich noch einmal den Schülertext in Abb. 2.1 an. Markieren Sie alle Fehlschreibungen, die auf Verletzungen der in Tab. 2.1 dargestellten Regularitäten zurückzuführen sind.
3.** Versuchen Sie einem Deutschlernenden folgende Schreibweisen zu erklären:hoffen, (er) hofft, fliehen, (er) flieht, Wand, Wände
4.*** Die satzinterne Großschreibung ist eine Besonderheit der deutschen Orthografie und gilt bekanntlich als eine der Hauptfehlerquellen. Die Ursache für die Fehleranfälligkeit wird im wortartbasierten Vermittlungsansatz gesehen mit seiner zentralen Regel „Substantive schreibt man groß“, wobei der Begriff Substantiv meist anhand prototypischer Vertreter (Personen, Tiere, Dinge) eingeführt wird – im Kontrast zu 'Tun-Wörtern' (Verben) und 'Wie-Wörtern', die klein zu schreiben sind. Typische Fehler, die hieraus resultieren, sind Kleinschreibungen von nominalisierten Verben (der Lauf, das Laufen) und Adjektiven (das Schöne). (Auch scheinbar unmotivierte Großschreibungen von Verben wie im Schüleraufsatz, vgl. Abb. 2.1, gesehen, können auf Unsicherheiten in diesem Bereich zurückgeführt werden.) Eine didaktische Alternative bietet der syntaxbasierte Ansatz, demzufolge der erweiterbare Kern einer NominalphraseNominalphrase groß geschrieben wird (vgl. Maas 1992; Röber-Siekmeyer 1999). Zur Debatte um die beiden didaktischen Ansätze und um zu erfahren, welche Lerneffekte der syntaxbasierte Ansatz in einer experimentellen Interventionsstudie mit 36 zweiten Klassen brachte, lesen Sie den Aufsatz von Wahl, Rautenberg & Helms (2017).
5.*** Im Kontext von Mehrsprachigkeit gilt es verschiedene Ausprägungen des Schrifterwerbs zu unterscheiden, um eine zielgruppengerechte Schriftvermittlung zu gewährleisten. „Am komplexesten ist der Erwerbsprozess, wenn weder Schrifterfahrung noch Deutschkenntnisse vorliegen, also erstmals ein SchriftsystemSchriftsystem und gleichzeitig die Sprache Deutsch erworben werden müssen. Je verwandter die vorhandenen Schrifterfahrungen zum deutschen Schriftsystem und je älter die Lernenden mit entsprechenden Vorkenntnissen sind, desto schneller wird das deutsche Schriftsystem in seinen Grundzügen erworben“ (Berkemeier 2018: 282). Lesen Sie in Berkemeier (2018, Kapitel 3), welche Aspekte bei der Wahl der Schriftvermittlungsmethoden Berücksichtigung finden sollten.
3 Wortbildung
Wettstreit um die meisten Wortbildungen
1 Bilden Sie in drei Minuten so viele Wortbildungsprodukte wie möglich mit dem lexikalischen Kern Kraft.
2 Versuchen Sie die gebildeten Wörter nach der WortartWortart des Wortbildungsprodukts zu systematisieren:NomenAdjektiveVerben
3 Versuchen Sie die gebildeten Wörter nach dem Wortbildungstyp zu systematisieren:KompositionKompositionVerbindung frei vorkommender WörterDerivationDerivationVerbindung eines freivorkommenden Wortes mit einem WortbildungsaffixKonversionKonversionWortartwechsel ohne hinzukommendes Wortbildungselement
Bei der DerivationDerivation ließe sich noch weiter differenzieren nach Präfigierung vs. Suffigierung und bei der KompositionKomposition danach, ob Kraft das Erst- oder das Zweitelement ist.
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Die deutsche Sprache verfügt über ein reichhaltiges Wortbildungsrepertoire. Zu den wichtigsten Wortbildungstypen zählen die KompositionKomposition, bei der mindestens zwei Wörter verbunden werden (Haustür, Bleiberecht, schneeweiß, rutschfest), die DerivationDerivation, bei der ein SuffixSuffix (goldig, essbar, Lehrer, Lesung) oder ein PräfixPräfix (verfolgen, behalten, unwissend, erkranken) an den StammStamm tritt oder (eher selten vorkommend) ein Zirkumfix (Ge-red-e, be-schön-igen) den Stamm umschließt und die KonversionKonversion, bei der ohne Hinzufügen eines Wortbildungsmorphems ein Wortartwechsel stattfindet (V treff- → N Treff, N Fisch → V fisch-).
Siehe Tab. 3.1 für einen Überblick und eine Auswahl an häufig vorkommenden Bildungsmustern mit Angabe der involvierten Wortarten ((N)omen, (V)erb, (A)djektiv). Das jeweils rechts stehende Element bestimmt die WortartWortart des Wortbildungsprodukts. Für die Affixe (abgekürzt mit hochgestelltem aff) bedeutet dies, dass Suffixe die Wortart festlegen, Präfixe hingegen nicht. Affixe verbinden sich nicht mit jedweder Basis, es gelten (mehr oder weniger strikte) Beschränkungen für ihre Kombinatorik. Beispielsweise verbindet sich das SuffixSuffix -bar mit Verben, die ein Akkusativobjekt verlangen (mit sog. transitiven Verben) und es entsteht daraus ein Adjektiv.
Bezeichnung und Kurzbeschreibung | typische Muster | mit Beispielen | |
KompositionKomposition Verbindung frei vorkommender Wörter | N + N → N A + N → N | Haus+tür, FußFuß+ball Hoch+haus, Rot+wein | |
DerivationDerivation Verbindung eines frei vorkommenden Wortes mit einem Wortbildungsaffix (Präfix,Präfix SuffixSuffix oder Zirkumfix) | Präfigierung Vaff + V → V Aaff + A → A Suffigierung V + Naff → N A + Naff → N N + Naff → N V + Aaff → A | ver+lauf(en), ent+lass(en) un+gut, un+wissend Les+ung, Les+er, Bohr+er Wahr+heit, Heiter+keit Kind+chen, Lehrer+in ess+bar, lös+bar | |
KonversionKonversion Wortartwechsel | - morphologische KonversionKonversion 1 das Wortbildungsprodukt besteht nur aus dem StammStamm | N → V A → V V → N A → N | filter(n), fisch(en) glätt(en), kürz(en) der Lauf, der Treff, der Fall das Rot, das Hoch |
- syntaktische KonversionKonversion das „Wortbildungsprodukt“ weist ein Flexionselement des zugrundeliegenden Wortes auf | A → N A (aus Part. I) → N A (aus Part. II) → N V (Infinitiv) → N |
das/der/die Alt
e
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