Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane. Pete Hackett

Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane - Pete Hackett


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      Tonto schaute Gray Baxter ab wartend an. Der Grauhaarige saß reglos in seinem Lehnstuhl. Ein nachdenkliches Leuchten stand in seinen Augen. Aber seine Coltmündung war noch immer auf Tonto gerichtet.

      „Ich habe Ihnen vorhin das Leben gerettet, Tonto!“, sagte er langsam.

      „Erwarten Sie, dass ich deshalb aus Dankbarkeit in Ihre Mannschaft eintrete?“, fragte der junge Mann beißend.

      „Es wäre das Beste für uns beide!“

      Tonto hob flüchtig die kräftigen Schultern.

      „Ich muss Sie enttäuschen, Baxter!“

      Hinter ihm kam der schnurrbärtige Hugh Boynton durch die offene Tür herein. Die anderen Bandenmitglieder hatten inzwischen die versteckte Schlucht verlassen. Tiefe Stille herrschte draußen. Boynton ging an der Balkenwand entlang, hob Tontos Revolver auf und steckte ihn in seinen Hosenbund.

      „Boss, was soll mit ihm geschehen?“, fragte er brummig.

      Baxter ließ seinen schweren 45er langsam sinken. Seine Antwort war an Tonto gerichtet.

      „Schade! Es tut mir leid, Tonto, aber Sie müssen mein Gefangener sein! Bis alles vorüber ist!“

      „Ihr Kampf gegen Elmer Monroe?“

      „Yeah!“ Die alte Härte legte sich über Gray Baxters zerfurchtes Gesicht.

      „Wenn Sie nicht auf Beute aus sind wie Denrick“, sagte Tonto forschend, „warum dann dies alles?“

      „Ein Mann wie Monroe hat viele Feinde!“, erklärte Baxter ausweichend. „Das ist durchaus logisch! Sein steiler Weg nach oben konnte eben nicht auf die sanfte Tour verlaufen! Well, ich bin eben einer seiner Feinde! Und die Rechnung, die ich ihm zu präsentieren habe, ist groß genug, um diesen Aufwand zu rechtfertigen!“

      „Vorausgesetzt Sie siegen!“

      „Vorausgesetzt!“, bestätigte Baxter. Seine Stimme wurde abweisend und kalt: „Das braucht nicht Ihre Sorge zu sein, Tonto! Hugh, bring ihn wieder in die Hütte zurück und sorge dafür, dass er nicht entkommen kann!“

      „All right, Boss!“ Boynton zog seinen Colt und fasste Tonto hart am Arm. „Komm mit, Junge!“

      Tonto biss die Zähne aufeinander. Ein wildes Sprühen lebte in seinen Augen auf. Jäh musste er wieder an die Milburn Geschwister denken, die irgendwo in den Elk Mountains unterwegs waren und auf die Denrick mit seinen Banditen Jagd machen wollte, um zu verhindern, dass das Baxter Camp entdeckt wurde.

      Er erinnerte sich an die vergangene Nacht, als Sally ihm zur Flucht verholfen hatte, und er war nahe daran, sich gegen Boynton zu werfen und einen Ausbruch zu versuchen.

      „Keine Schwierigkeiten, Tonto!“, sagte da Baxter scharf. „Ich möchte Sie nicht tot sehen!“

      Die Coltmündung in seiner Faust war wieder hochgeruckt. Tonto entspannte sich.

      „Gehen wir!“, murmelte er Boynton zu.

      Sie traten ins goldene Sonnenlicht hinaus. Der Kentucky Fuchs stand an der Korralumzäunung und äugte zu ihnen herüber. Boynton stieß Tonto den Revolverlauf in den Rücken.

      „Da hinüber!“

      Er wies mit dem Kopf zu der Hütte, in der Tonto die Nacht verbracht hatte. Ihre Schritte knirschten. Der Druck von Boyntons Revolvermündung verschwand von Tontos Rücken. Kurz darauf erreichten sie die offene Hüttentür.

      „Hinein mit dir, Freundchen!“, befahl der Bandit.

      Tonto betrat den Raum und erwartete, dass Boynton hinter ihm die Tür versperren würde. Aber der schnurrbärtige Bandit kam ebenfalls in das Blockhaus herein.

      Das Glitzern in seinen stechenden Augen machte Tonto schlagartig hellwach. Er glaubte den Hauch der tödlichen Gefahr plötzlich körperlich zu fühlen. Und jetzt erinnerte er sich auch wieder daran, dass Denrick draußen vor Baxters Hütte leise auf Boynton eingesprochen hatte. Eine dunkle Ahnung beschlich ihn. Seine Haltung spannte sich.

      Wortlos zog Hugh Boynton Tontos Revolver aus seinem Hosenbund. Ohne Tonto aus den Augen zu lassen, klappte er die Trommel auf und ließ eine Patrone nach der anderen auf den Bretterboden fallen. Dann erschien ein grausames Grinsen auf den Lippen.

      „Fang auf!“

      Er warf die entladene Waffe Tonto zu. Unwillkürlich fing dieser den Revolver auf.

      Kaum spürte er den glatten Kolben in der Faust, da begriff er, was der Verbrecher plante!

      Es sollte so aussehen, als habe er den Banditen angegriffen und zu fliehen versucht. Es sollte eine Rechtfertigung für Boynton sein, wenn dieser im nächsten Augenblick Tonto niederschoss.

      „Gut so!“, schnaufte der Desperado, und der Colt in seiner Faust ruckte.

      Tonto handelte mit der pantherhaften Schnelligkeit, die ihn so gefährlich machte.

      Er schleuderte sich zur Seite und warf gleichzeitig die ungeladene Waffe nach Boynton. Aus dem Colt des Banditen peitschte eine Stichflamme.

      Die Kugel bohrte sich knirschend in die Balkenwand. Tontos Revolver schmetterte wuchtig gegen Boyntons Schulter und brachte ihn zum Taumeln. Die zweite Kugel des Verbrechers zischte ebenfalls an Tonto vorbei, und dann lag der junge Kämpfer aus Arizona bereits hinter dem umgekippten Tisch.

      Gehetzt schaute er sich nach einem Gegenstand um, mit dem er sich zur Wehr setzen konnte. Es gab nichts! Und Boynton hielt noch immer den schussbereiten Colt in der Faust!

      Der Bandit kam tiefer in den Raum herein.

      „Das war nur ein Aufschub, du Ratte! Hier kommst du nicht lebend heraus!“

      Die Dielen knarrten unter seinen Stiefeln. Ohne Eile schob er sich, den Oberkörper nach vorne geneigt, an den Tisch heran, hinter dem Tonto kauerte.

      „Verkriech dich nur! Jetzt wird dir nichts mehr helfen!“

      Tonto hatte beide Fäuste um die Tischbeine gekrampft. Mit einem jähen Ruck schnellte er hoch und schleuderte den Tisch gegen den Angreifer.

      Boynton duckte sich blitzschnell zur Seite. Seine Kugel klatschte wuchtig in die dicke Holzplatte. Tonto wollte an ihm vorbei zur Tür, aber da war Boynton schon wieder herumgewirbelt und schlug die Waffe auf Tonto an.

      „Lass fallen, Hugh!“, kam da eine schneidende Stimme von der offenen Tür.

      Boyntons Gesicht verzerrte sich vor Erschrecken und Hass. Er warf sich herum und wollte abdrücken.

      *

      Da fuhr ihm die Kugel mitten in die Brust, stieß ihn in die Blockhütte zurück und warf ihn zu Boden. Boynton regte sich nicht mehr.

      Den rauchenden 45er in der Rechten, stand Gray Baxter groß und breitschultrig auf der Schwelle. Die Anstrengung schien die Falten in seinem braunen Gesicht noch zu vertiefen. Der Sonnenschein verlieh seinem vollen grauen Haar einen silbernen Schimmer. Die Linke war so fest um einen knorrigen Krückstock gekrampft, dass die Knöchel weiß hervortraten.

      „Das war knapp, Tonto, wie?“, sagte er heiser.

      Tonto Jim Trafford schluckte trocken. Er wusste, dass er dem Tod kaum jemals zuvor näher gewesen war.

      „Ich danke Ihnen, Baxter!“, brachte er rau hervor.

      „Diese Worte habe ich schon lange nicht mehr gehört!“ Gray Baxter lächelte mühsam.

      Er musste sich gegen den Türrahmen lehnen, um sich auf seinen kranken Beinen halten zu können. Schweiß glänzte auf seiner Stirn.

      Dann wurde sein Blick wieder kalt.

      „Aber vielleicht haben Sie mir zu früh gedankt, Tonto! Ich werde Sie jetzt nämlich hier einschließen!“

      „Aber erst, nachdem ich Boynton hinausgeschafft habe, wie?“

      „Einverstanden! Machen Sie


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