Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane. Pete Hackett

Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane - Pete Hackett


Скачать книгу
verstehe!“, nickte Tonto grimmig.

      „Als dann Cleve den Silberraub vor zwei Wochen nicht verhindern konnte, ließ ihm Monroe nur zwei Möglichkeiten. Entweder Cleve fand das Bandenversteck – darum ritten wir hierher in die Berge –, oder er half Monroe einen Feind beseitigen, einen Mann namens Jim Trafford!“

      „Interessant!“, sagte Tonto gepresst. „Wissen Sie auch, dass ich dieser Jim Trafford bin?“

      „Sie?“ Sally starrte ihn bestürzt an. „Hasst Monroe Sie so sehr?“

      Ehe Tonto antworten konnte, sagte hinter ihnen Cleve Milburn: „Sie hätten Ihren wahren Namen besser für sich behalten, Tonto!“

      Sally und Tonto wandten gleichzeitig die Köpfe.

      Da stand Cleve im Schatten der windzerzausten Kiefern und hielt seinen Revolver im Anschlag. Sofort nahm Tontos bärtiges Gesicht den alten steinernen Ausdruck an.

      „Cleve!“, schrie Sally verwirrt. „Cleve, was soll das?“

      „Bleib ganz ruhig, Schwester! Und Sie, Tonto, stehen jetzt langsam auf!“ Tonto gehorchte.

      „Es tut mir wirklich leid!“, presste Milburn heiser hervor. „Aber ich muss es tun! Sie kennen jetzt meine Geschichte! Sie wissen, was mir droht, wenn ich unverrichteter Dinge nach Silverrock zurückkehre! Das Bandenversteck habe ich nicht gefunden …“

      „Also müssen Sie mich bei Monroe abliefern!“, beendete Tonto eisig den Satz.

      „Tot oder lebendig, wie?“

      „Tot oder lebendig!“, wiederholte Cleve Milburn erstickt.

      Sally war aufgesprungen. Fassungslosigkeit und Entsetzen vermischten sich auf ihrem Gesicht. Aus ihren Wangen war alle Farbe gewichen.

      „Cleve, das kann doch nicht dein Ernst sein! Das …“

      „Aus der Schusslinie!“, brüllte Milburn.

      Da befand sich Sally bereits zwischen ihm und Tonto.

      Tonto machte sofort einen tigerhaften Sprung auf sein Pferd zu, um den Kolben des Henry Gewehres zu fassen, der aus dem Scabbard ragte.

      Er verfing sich mit dem Stiefelabsatz im hohen verfilzten Rispengras und schlug gegen den Baumstamm, auf dem er mit Sally gesessen hatte. Sofort rollte er herum. Über sich sah er Cleve Milburns verzerrtes Gesicht vor dem Hintergrund der Kiefernkronen und des blauen Himmels auftauchen.

      Tonto riss die Fäuste hoch, um Cleves Angriff abzuwehren. Da hatte der niedersausende Revolverlauf bereits seine Stirn getroffen, und alles um Tonto versank in undurchdringlicher Dunkelheit …

      *

      Sol Denrick stieß die Tür des Blockhauses auf und stampfte sporenklirrend über die Schwelle. Drüben beim kalten Kamin saß Gray Baxter im Lehnstuhl und schaute ihm ruhig entgegen.

      Denrick drosch wütend die Faust auf die Tischplatte.

      „Sie sind uns entkommen! Alle! Die Milburns und Tonto!“

      „Ich ahnte es!“

      „Was? Sie … Baxter, zum Teufel! Wissen Sie, was das bedeutet? Unsere ganze Sicherheit lag bisher darin, dass unser Camp unentdeckt blieb. Sonst wäre Monroe mit seiner Revolvergarde längst losgeritten und hätte uns ausgeräuchert! Der Kerl weiß genau, welche Gefahr wir für ihn sind!“

      „Und woher weiß er das? Weil du und die anderen euch nicht bezähmen konntet! Weil ihr unbedingt die Silbertransporte überfallen musstet, um Beute zu machen! Sonst wüsste Monroe gar nichts von unserer Anwesenheit!“

      „Hören Sie damit auf, Baxter! Hätten Sie Tonto an Ort und Stelle eine Kugel durch den Schädel gejagt, als er sich weigerte …“

      Grimmig schüttelte Baxter den Kopf und sagte scharf: „Welchen Sinn hat es, wenn wir uns streiten, Sol? Wir müssen handeln, das ist es! Wenn Tonto alleine entkommen wäre, bestünde kaum Grund zur Aufregung. Ich glaube nicht daran, dass er uns an Monroe verraten würde! Nein, nein, Sol, fange nicht schon wieder damit an! Ich habe die Milburns nicht vergessen! Bei ihnen liegt die Gefahr!“

      „Und was sollen wir tun? Wir haben stundenlang nach ihnen gesucht, vergeblich!“

      „Wenn Monroe von unserem Camp erfährt“, sagte Baxter ruhig, „müssen wir ihm eben zuvorkommen! Wir müssen zum Endschlag gegen ihn ausholen, ehe er etwas unternehmen kann!“

      „Zum …?“ Denrick schluckte.

      Sein knochiges langes Gesicht wurde plötzlich ruhig. Ein scharfes Glimmen erschien in seinen Schlitzaugen.

      „Sie haben recht, Baxter!“, murmelte er. „Wahrhaftig, Sie haben recht!“

      Der Zorn war verflogen. Seinem Gesicht war anzusehen, wie fieberhaft seine Gedanken arbeiteten. Sporenklirrend ging er im Raum auf und ab. Ruckartig blieb er stehen.

      „Ich habe es! Ich habe einen Plan, wie wir Monroe mit einem Schlag erledigen können, ohne große Verluste zu erleiden!“

      „Lass hören, Sol!“

      Denricks Fäuste öffneten und schlossen sich. Die Ungeduld spannte nun seine Züge.

      „Wir reiten sofort los! Der Weg nach Silverrock ist weit! In dieser Nacht muss es passieren! Wir stecken die ganze Stadt in Brand!“

      Ein Schatten legte sich über Gray Baxters hartes Faltengesicht.

      „Was sagst du da?“ Seine Stimme wurde scharf.

      „Sol, wir wollen gegen Monroe kämpfen – nicht gegen die Bewohner von Silverrock!“

      „Die Stadt gehört Monroe, nicht wahr?“, dehnte Denrick, von seinem Plan überzeugt.

      „Wenn die Town erst in Flammen steht, wird Monroe alles tun, um zu retten, was zu retten ist. Ich wette, er schickt seine ganze Mannschaft und auch die Minenarbeiter zur Stadt hinab. Und dann, Baxter, steht uns der Weg zu seinem Hauptquartier frei! Dann können wir Monroe schnappen und das ganze Silber kassieren, das noch nicht nach Gunnison transportiert wurde. Nun, ist der Plan nicht gut?“

      „Nein!“, erwiderte Gray Baxter rau. „Ich bleibe bei dem, was ich sagte! Ich will keinen Menschen in Silverrock in Mitleidenschaft ziehen!“

      „Aber …“

      „Wir beide, Sol“, sagte Baxter leise, „stehen auf verschiedenen Seiten des großen Zaunes! Das weiß ich jetzt! Aber ich bin der Boss! Wenn wir gegen Monroe und seine Desperados kämpfen, darf der Stadt nichts geschehen!“

      „Ich denke gar nicht daran, mich mit Ihnen herumzustreiten!“, knirschte Denrick wütend.

      Er wandte sich der Tür zu.

      „Sol!“, rief Baxter schneidend. „Wohin?“

      Denrick grinste verzerrt.

      „Nach Silverrock! Mein Plan wird ausgeführt!“

      Baxter wollte aufspringen. Aber seine Beine gehorchten ihm nicht. Kraftlos sackte er in den Stuhl zurück. Zum ersten Mal erschien ein Schimmer von Verzweiflung auf seinem Gesicht.

      „Du wirst nicht reiten, Sol! Ich verbiete es dir!“

      Gepresst entgegnete der schwarzgekleidete Bandit: „Es steht zu viel auf dem Spiel, dass ich jetzt auf Ihre Gefühlsduselei Boss, solange es mir gefällt! Jawohl! Und jetzt führe ich das Kommando! Wir reiten!“

      Gray Baxters Hand schnappte zum Kolben des schweren 45ers.

      „Sol!“, stieß er rau hervor. „So wehrlos, wie du denkst, bin ich nicht!“

      Denrick stand ganz steif und starrte aus engen Augen in die schwarze Coltmündung, die auf ihn gerichtet war. Seine Kinnladen waren verkrampft.

      „Kommen Sie zur Vernunft, Baxter!“, knurrte er mit mühsam zurückgedämmter Wut. „Es könnte schlimm für Sie werden, wenn Sie mich zum Feind bekommen!“


Скачать книгу