Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane. Pete Hackett

Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane - Pete Hackett


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zum Tor. Ein Pferd schnaubte plötzlich nervös. Rafman blieb sofort stehen und hob die Laterne in die Höhe. Der gelbe Lichtkreis verbreiterte sich.

      Stroh raschelte. Dann wuchs der Schatten eines Mannes hinter einer bohlenen Boxwand empor.

      „Heh!“, krächzte Rafman erschrocken. „Was soll das? Was …“

      „Still! Keine Sorge, Rafman!“

      Der Mann schob sich ins Lampenlicht, groß, sehnig, einen alten verwaschenen Kavallerie Mantel um die Schultern geworfen.

      „Großer Geist!“, stieß der Alte hervor. „Tonto – Sie?“

      „Ich bin es!“ nickte Tonto mit dem Anflug eines grimmigen Lächelns. „Und nicht mein Geist!“

      Rafman schluckte würgend.

      „Jetzt wäre ein Drink fällig! Ich dachte, Sie wären längst zu Ihren Ahnen versammelt, Mister! Was wollen Sie hier?“

      Lautlos kam Tonto näher, mit Bewegungen, die an einen schleichenden Panther, erinnerten.

      „Wir sind neulich in unserer Unterhaltung unterbrochen worden, Rafman!“

      „Ich … ich verstehe nicht! Tonto, es wäre besser …“

      „Ich will wissen, was damals vor zwanzig Jahren aus Allan Trafford geworden ist, Rafman!“

      Der Stallmann wischte sich nervös mit dem Handrücken über den Mund.

      „Warum nur, Tonto? Was liegt Ihnen an Traffords Schicksal?“

      „Ich bin sein Sohn!“

      Die Augen des Alten wurden weit. Beinahe wäre ihm die Laterne aus der Hand gefallen.

      „Also, Rafman!“, sagte Tonto drängend.

      „Sein Sohn! Der kleine Jimmy Trafford, von dem er immer gesprochen hat! Mein Gott!“ Benommen schüttelte Rafman den Kopf.

      Dann ging eine Veränderung in seinem Gesicht vor. Er stellte die Laterne auf eine Futterkiste.

      „Tonto, versprechen Sie mir, dass Sie niemand verraten werden, dass Sie mit mir gesprochen haben?“

      „Ich verspreche es!“

      George Rafman holte tief Luft.

      „Ich kann Ihnen nicht viel sagen, Tonto! Ich …“

      „Hat Monroe meinen Vater ermorden lassen oder nicht?“

      Der Stallmann blickte sich hastig um, als wolle er feststellen, ob sie auch wirklich alleine waren. Dann schlurfte er ganz dicht an Tonto heran.

      „Monroe wollte es!“ flüsterte er. „Aber … aber ich weiß nicht, ob es ihm gelungen ist! Niemand weiß es – auch Monroe nicht!“

      Tontos Herz klopfte plötzlich zum Zerspringen. „Was reden Sie da? Erklären Sie, Rafman!“

      „Ihr Vater wollte damals mit einer Kutsche nach Denver reisen, Tonto. Die Kutsche wurde noch innerhalb der Elk Mountains überfallen und in eine Schlucht gestürzt.“

      „Und weiter?“

      „Fahrer und Beifahrer waren tot. Aber Ihren Vater fand man nicht. Seit jenem Tag blieb er verschollen!“

      „Rafman!“, stieß Tonto hervor. „Ist das die Wahrheit?“

      „Die reine Wahrheit!“

      „Er lebt also noch! Wirklich, er lebt noch!“, murmelte Tonto erschüttert, und die Härte auf seinem Gesicht war plötzlich zerbrochen.

      Rafman bewegte sich unruhig.

      „Hoffen Sie nicht zu sehr darauf, Tonto! Die Schlucht … nun, sie war verteufelt tief! Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihr Vater den Sturz über standen hat. Vielleicht hatte er nur noch die Kraft gefunden, sich irgendwo zu verkriechen und dann …“ Er sprach nicht zu Ende.

      Tonto starrte zu Boden, als habe er die Worte nicht verstanden. Plötzlich ruckte sein Kopf hoch.

      „Ich muss zu Monroe!“, sagte er klirrend.

      „Um Himmels willen!“ Rafman hob beschwörend die Hände. „Er wird Ihnen auch nicht …“

      *

      Das Stalltor knarrte. Im nächsten Sekundenbruchteil peitschte ein Schuss. Dröhnend hallte die Detonation zwischen den Bretterwänden. Die Pferde in den Boxen bäumten sich erschrocken auf.

      Tonto spürte den Luftzug der Kugel an der Wange. Er warf sich herum.

      Neben ihm hustete George Rafman erstickt und brach dann zusammen.

      Der Schein der Stalllaterne fiel auf den Mann, der geduckt durch den offenen Torspalt schnellte und erneut feuern wollte: Nat Henshaw. Maßloser Hass malte sich auf seinem ledernen verkniffenen Gesicht.

      Tontos Kavallerie Mantel flog vorne auseinander. Der Lauf des Henry Gewehres wurde sichtbar und spie eine orangefarbene Feuerlanze.

      Henshaw schrie gellend auf, als ihm die Kugel den Revolver aus der Faust prellte. Blut lief über seine Hand. Sein Gesicht war plötzlich aschgrau. Mit vor Erschrecken geweiteten Augen wollte er den Stall verlassen.

      „Halt!“, schrie Tonto scharf. „Du weißt, wie schnell meine Kugeln sind!“

      Henshaw erstarrte. Die Pferde in den Boxen zerrten heftig an den Stricken. Hufe polterten gegen die Boxwände.

      Tonto ging langsam auf den ledergesichtigen Verbrecher zu.

      „Das war dein zweiter Mord vor meinen Augen!“, sagte er dumpf. „Henshaw, das bringt dich an den Galgen!“

      In dem Banditen gewann der Hass die Oberhand. Er knirschte wild: „Die Kugel war für dich bestimmt, du Koyote! Zur Hölle mit dir! Glaubst du, du kommst lebendig aus der Stadt heraus? Deine einzige Chance hätte darin bestanden, so schnell wie möglich aus dem Tal fortzureiten! Jetzt bist du geliefert!“

      „Du vergisst, dass ich dich vor der Mündung habe, Henshaw!“

      „Dann schieß doch!“, brüllte der Verbrecher. „Los, du verwünschter Geier! Drück doch ab!“

      „Ich bin nicht von deiner Sorte!“, erklärte Tonto eisig.

      52

      Henshaws Miene wurde noch verkniffener. Lauernd starrte er Tonto an.

      „Was hast du vor?“

      „Ich will nicht nur dich, ich will auch Monroe!“

      Henshaw begann zu lachen, ein verzerrtes unheimliches Lachen. Er schüttelte den Kopf.

      „Du willst Monroe? Ausgerechnet Monroe, den mächtigsten Mann in den Elk Mountains? Tonto, was bist du für ein Narr!“

      „Ich werde ihn bekommen! Und dann bringe ich euch beide zum Sheriff nach Gunnison!“

      „Und wie willst du es schaffen, heh? Monroe hat noch eine Menge anderer Revolvermänner außer mir!“

      „Aber ich habe dich als Geisel!“, sagte Tonto hart.

      Der Hohn in Henshaws dunklen Augen erlosch.

      Er krächzte: „Du bist ja verrückt, Mann! Das schaffst du nicht!“

      Die Entschlossenheit funkelte kalt in Tontos graugrünen Augen.

      „Wir werden sehen! Vorwärts, Henshaw! Auf die Straße! Wir reiten zu Monroes Mine!“

      Der Bandit öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen. Dann sah er die ruckende Bewegung von Tontos Henry Gewehr. Er schloss die Lippen, machte schweigend kehrt und trat auf die nächtliche Main Street von Silverrock hinaus.

      *

      Es ging schon auf Mitternacht zu. Die Straße war leer. Nur noch in wenigen Häusern brannte Licht. Aus dem Frontier Palace kam Klaviergeklimper.

      Tonto musste an Sally


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