Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane. Pete Hackett

Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane - Pete Hackett


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weiß ich, dass sie es war, die Tonto zur Flucht verhalf. Wenn Tonto nicht noch in dieser Nacht von meinen Männern gestellt wird, hat sie es zu büßen.

       Elmer Monroe

      *

      Tontos Gesicht hatte sich grau gefärbt. Er gab Milburn den Zettel zurück. Dieser ließ ihn achtlos zu Boden flattern.

      Aus brennenden Augen starrte er Tonto an.

      „Ich war ein Narr, Tonto, nicht wahr? Ein hirnverbrannter Narr! Ich wollte Sie ans Messer liefern, nur um die Stellung bei Monroe nicht zu verlieren! So viel habe ich geschluckt von diesem Schuft, so viel! Jetzt ist es Schluss! Jetzt stehe ich nicht mehr auf Monroes Seite! Jetzt werde ich kämpfen, gegen ihn!“

      „Sie werden nicht allein sein!“, erklärte Tonto bedeutsam.

      Cleve Milburn schüttelte den Kopf.

      „Bleiben Sie hier! Das ist meine Sache! So tief bin ich noch nicht gesunken, um jetzt noch Ihre Hilfe anzunehmen, nach allem, was ich Ihnen angetan habe!“

      „Sie werden mich nicht daran hindern können!“, sagte Tonto grimmig.

      „Aber …"

      „Ich weiß, es ist gefährlich!“, nickte Tonto. „Aber Sie wissen eines nicht, Cleve! Ich liebe Sally! Ich will, dass sie meine Frau wird!“

      Eine Weile starrte ihn Milburn wortlos an. Dann rückte er an seinem Revolvergurt.

      „Also gut! Gehen wir!“

      „Nicht ohne mich!“, sagte Baxter heiser vom Bett her.

      Er hatte sich aufgesetzt und schien den letzten Teil von Tontos und Milburns Zwiesprache angehört zu haben. Das alte kalte Licht seines stählernen Willens glänzte wieder in seinen pulvergrauen Augen. Sein Kinn war kantig vorgeschoben.

      Die beiden anderen drehten sich ihm schnell zu.

      „Unmöglich, Baxter!“, sagte Tonto hastig.

      Gray Baxter lächelte hart.

      „Hätten Sie meinen Ritt vom Camp nach Silverrock nicht auch unmöglich genannt? Wenn ihr mir ein wenig helft, werde ich durchhalten!“

      „Da oben bei Monroes Mine kann sehr leicht der Tod auf uns alle warten!“

      „Wem sagen Sie das, Tonto! Ich habe Dinge hinter mir, die schlimmer waren als der Tod! Sie ahnen gar nicht, wie groß die Rechnung ist, die ich Monroe zu präsentieren habe! Also?“

      Milburn blickte Tonto fragend an. Der musterte den Grauhaarigen sekundenlang voller Nachdenklichkeit, dann nickte er Sallys Bruder zu.

      „Einverstanden!“

      Sie fassten Baxter links und rechts und halfen ihm auf die Füße. Nebeneinander verließen sie das Zimmer im Obergeschoss des Frontier Palace und machten sich auf den Weg zu Monroes Mine – den Weg, an dessen Ende die tödliche Entscheidung stehen würde!

      Als sie die Hälfte des bergan führenden Reit und Fahrweges zurückgelegt hatten, saßen sie von ihren Pferden ab und ließen die Tiere hinter einem Gewirr von Fichten und Felsen zurück.

      Baxters Atem ging ziemlich schwer, aber er ließ nicht zu, dass Tonto und Cleve seinetwegen das Tempo drosselten. Einer der beiden jüngeren Männer stützte ihn abwechselnd.

      Nachdem sie ein weiteres Dutzend Yard zurückgelegt hatten, klang bergaufwärts eiliges Hufgetrappel auf und kam die Straße herab.

      „Monroes Leute!“, zischte Tonto. „Schnell hinter die Sträucher!“

      Sie duckten sich hinter Juniperen Gestrüpp und spähten den Weg hinauf, der sich in scharfen Krümmungen zur Terrasse wand, auf der Monroes Hauptquartier lag. Der Sternenschimmer war hier oben stärker als auf der Talsohle. Es dauerte nicht lange, bis die dichtgeschlossene Kavalkade aus der Dunkelheit auftauchte. Schweigend und in überstürzter Hast fegten die Reiter an den drei Verborgenen vorbei, dem Tal zu, an der Spitze die drahtigen Gestalten von Monroes Revolvermännern, dahinter die derberen Figuren von Minenarbeitern, denen der Sattel etwas ungewohnt war.

      Die Hufschläge hallten noch deutlich durch die laue Nachtluft, da stach unten am Stadtrand eine grelle Lohe durch die Dunkelheit.

      *

      „Denrick!“ presste Baxter hervor. „Er hat bereits angefangen! Ich hoffe nur, Monroes Leute kommen zurecht, um das Schlimmste zu verhüten!“

      „Darauf können Sie sich verlassen!“, murmelte Tonto.

      „In ein paar Minuten werden die Monroe und Denrick Leute genug damit zu tun haben, sich gegenseitig um das Leben zu bringen.“

      „Weiter!“, drängte Milburn. „Denkt an Sally!“

      Sie verließen ihre Deckung, und eine halbe Stunde später hatten sie den Rand des Plateaus erreicht. Vor ihnen lagen langgestreckte niedrige Bretterbaracken – die Unterkünfte für die Minenarbeiter und Revolvermänner Monroes. Daneben befanden sich Lagerblockhäuser, offene Schuppen mit untergestelltem Arbeitsgerät. Geleise, auf denen leere Kipploren standen, glänzten als silberne Striche. Sie verschwanden in den pechschwarzen Stolleneingängen, die ringsum in den steilen Berghängen klafften. Neben dem riesigen Schmelzofen türmten sich Schutthalden. Es roch nach Teer, Holzkohle und Öl.

      Milburn deutete auf ein massives, fast quadratisches Blockhaus.

      „Dort wohnt Monroe!“

      Die Fenster waren gelbe Vierecke in der schwarzen Balkenwand. Einmal war ein großer Schatten im Licht zu erkennen: Monroes massige Gestalt.

      Vom Tal herauf trieb jetzt das rasende Knattern von Revolverschüssen. Die beiden Banden waren aufeinandergeprallt.

      Ein erbitterter Kampf hatte da unten begonnen.

      „Vorwärts!“, flüsterte Milburn voll heiserer Ungeduld. „Wer weiß, was dieser Lump Sally antut, wenn wir …“

      Er wollte geradewegs auf Monroes Blockhaus zu. Tonto hielt ihn zurück.

      „Nichts überstürzen, Cleve! Vergessen Sie nicht, dass Monroe Ihre Schwester als Geisel ausspielen kann!“

      „Wie sollen wir dann …“

      „Geben Sie mir einen Vorsprung, Milburn, und rufen Sie dann Monroe aus dem Haus. Er wird denken, Sie sind allein. Ich versuche inzwischen, an Sally heranzukommen.“

      „Ihr denkt doch nicht“, brummte Baxter, „ich habe den Weg nur zum Vergnügen gemacht, was?“

      „Sie sollten da drüben bei den Kipploren in Schussposition gehen, Baxter, und eingreifen, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert.“

      „Einverstanden! “

      Baxter humpelte in die Nacht hinein. Die Nähe seines Todfeindes, das Bewusstsein der bevorstehenden Abrechnung schien seine Kräfte verdoppelt zu haben.

      Tonto nickte Milburn zu.

      „Geben Sie mir drei Minuten! Dann rufen Sie Monroe heraus! Aber Vorsicht, Cleve!“

      „Ich weiß! Gehen Sie nur, Tonto!“ Lautlos glitt Tonto in die Dunkelheit zwischen den Mannschaftsbaracken hinein. Seine Hände umschlossen fest den Schaft des Henry Gewehrs. Es dauerte keine drei Minuten, bis er die Seitenwand von Monroes Blockhaus erreicht hatte. Drinnen war es totenstill. Tonto schaute sich nach einer Möglichkeit um, unbemerkt ins Haus einzudringen. Die Läden an der Seitenwand waren geschlossen.

      Ein spähender Blick über die Schulter zeigte Tonto, dass sich Cleve Milburns schlanke Gestalt auf den freien, von Sternenlicht matt überglänzten Platz zwischen den Gebäuden schob. Gleich darauf gellte die Stimme von Sallys jungem Bruder zur Hütte herüber.

      „Monroe! Elmer Monroe, hören Sie mich?“

      Im Blockhaus klopften harte Tritte. Jemand näherte sich der Tür. Tontos Blick wanderte an der Balkenwand hoch und entdeckte dicht unter dem schrägen Dach eine Luke, deren Verschlag


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