Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane. Pete Hackett

Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane - Pete Hackett


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vorspringenden Balken, zog sich daran, das Gewehr auf dem Rücken, empor und erreichte die Luke. Mit einer Hand festgeklammert, stieß er mit der anderen den Verschlag vollends auf und ließ sich schweratmend hineingleiten.

      Drinnen umfing ihn undurchdringliche Dunkelheit. Die Dachbalken waren so niedrig über ihm, dass er sich nur auf Händen und Knien voranbewegen konnte.

      Unten schallte Monroes harte Stimme.

      „Wer ist da? Seien Sie bloß vorsichtig, Mann, ich halte meinen Colt in der Faust!“

      „Ich bin es, Monroe – Cleve Milburn!“

      „Zum Henker! Was willst du?“

      „Das fragen Sie noch?“ Milburns Stimme zitterte vor Wildheit.

      „Ich will, dass Sie Sally herausgeben, Sie gemeiner Schurke!“

      Tonto begriff, dass jetzt jede Sekunde kostbar war. Wie labil Cleve Milburn auch sein mochte, für seine Schwester würde er alles tun! Tonto hoffte verzweifelt, dass Cleve jetzt keine Voreiligkeit beging.

      „Scher dich zum Teufel, Junge!“, grollte Monroe laut.

      Milburn erwiderte heftig: „Ich gehe nicht ohne Sally, Monroe!“

      *

      Der Minenbesitzer lachte rau.

      „Dann hol sie doch, du Dummkopf! Los, komme doch! Komm und kämpfe um sie!“

      Schritte knirschten auf dem freien Platz. Milburn näherte sich dem Blockhaus.

      Tonto biss die Zähne zusammen. Wenn er nicht schleunigst die junge Frau in Sicherheit brachte, konnte es zu spät sein. Cleve hatte jetzt vergessen, dass er Monroe nur hinhalten sollte. Er wollte seinen Kampf!

      Licht sickerte spärlich durch Ritzen im Bretterboden zu Tonto herauf. Er presste sich nieder und drückte ein Auge gegen einen Spalt. Sein Atem schien zu stocken, als Tonto unten im lampenlichterhellten Raum Sally auf einem Stuhl sitzen sah. Sie war festgebunden. Ein straff vor den Mund geknotetes Tuch hinderte sie am Rufen. Die Bluse an ihrer linken Schulter war bis zur Brust zerfetzt, und die Haut schimmerte durch. Ihr langes kupfernes Haar flammte im Licht.

      Tonto fiel es schwer, klaren Kopf zu behalten.

      Draußen rief Milburn: „Monroe, ich warne Sie! Ich bin nicht mehr der harmlose Junge, der vor Ihnen kuschte! Ich werde kämpfen, Monroe!“

      „Dann los doch!“, lachte Monroe überheblich. „Meinst du etwa, ich habe Angst vor dir, heh?“

      Das Schrittemahlen verstummte. Jeden Moment konnten da unten tödliche Schüsse aufrasen.

      Tontos tastende Hände fanden im Dunkeln den Riegel einer Klapptür. Er schob ihn zur Seite und hob vorsichtig die Klappe hoch. Die Scharniere waren geölt, kein Laut entstand. Licht flutete herauf und spülte gelb über Tontos steinhartes Gesicht.

      Er konnte jetzt Sallys ganze Gestalt sehen. Verzweifelt zerrte sie an den Fesseln. Sie lockerten sich nicht. Ihr Blick war starr zur Vorderwand des Blockhauses gerichtet, wo Monroe in der offenen Tür stand.

      Tonto öffnete die Klappe ganz und zog die Beine zum Sprung an. Behutsam nahm er das Gewehr von der Schulter. Die Minute der Entscheidung war gekommen!

      „Ich lasse dir den Anfang, Cleve!“, schrie Monroe eben. „Worauf wartest du noch?“

      Tonto richtete sich etwas hoch – und erstarrte im nächsten Sekundenbruchteil.

      Sein Blick überflog jetzt den ganzen Raum da unten. Es überrieselte ihn eiskalt, als er feststellte, dass Elmer Monroe so selbstsicher war.

      Am schmalen Fenster links der Tür kauerten zwei Männer. Jeder hielt einen schussbereiten Revolver ins Freie gerichtet, auf Cleve Milburn, der völlig ahnungslos war!

      Jetzt verstand Tonto, warum Monroe so selbstsicher war.

      Ehe Milburn noch einen Colt heraus hatte, würden die Schüsse von Monroes beiden Banditen peitschen.

      Es gab nur eines, was Sallys jungen Bruder noch retten konnte! Tonto musste auf den eigenen Überraschungsmoment verzichten!

      Es war die Entscheidung eines Augenblicks.

      Tonto sah, wie sich die Haltung von Monroes Revolverschwingern spannte, wie sich ihre Revolverläufe auf das Ziel einrichteten! Er durfte nicht mehr warten!

      Wie eine Stahlfeder schnellte er geduckt hoch und schrie gellend: „Eine Falle, Cleve! Monroe ist nicht allein!“

      Dann stieß er sich bereits von der Lukenkante ab und sprang ins goldene Lampenlicht hinein …

      *

      Wie eine Raubkatze landete er federnd auf beiden Füßen und schwang sein Henry Gewehr in die Höhe. Sallys Kopf ruckte zu ihm herum, ihre Augen weiteten sich. Gleichzeitig warfen sich die Banditen am Fenster halb herum. Einer von ihnen war Nat Henshaw, das erkannte Tonto jetzt. Sein ledernes Gesicht war hassverzerrt.

      Monroe auf der Türschwelle fluchte und riss seinen Revolver unter der grauen Anzugsjacke hervor.

      Draußen stieß Milburn einen scharfen Schrei aus.

      „Tonto!“, gellte Henshaw in einer Mischung aus Hass und Erschrecken. „Fahr zur Hölle!“

      Ein Feuerblitz raste aus seiner Revolvermündung. Gleichzeitig feuerte Tonto.

      In das Krachen hinein bellte Monroes Colt, der auf den jungen Milburn feuerte, und von draußen erwiderte Sallys Bruder das Feuer.

      Plötzlich war die Hölle losgebrochen. Das Plateau hallte von den Detonationen, und milchige Pulverqualmschleier zogen durch das Lampenlicht.

      Henshaw wurde von Tontos Kugel gegen die Wand gestoßen. Tonto warf sich voller Wucht gegen Sallys Stuhl. Die junge Frau stürzte auf die Bretter. Über sie und Tonto hinweg jaulte die Kugel des zweiten Desperados und bohrte sich knirschend in die Balkenwand.

      Der Verbrecher brachte nur diesen einen Schuss hinaus, dann hatte ihn Tontos Gewehrkugel in die Schulter getroffen. Er drehte sich einmal um die eigene Achse, dann knickte er in die Knie und rollte ächzend zur Seite.

      Tontos Henry Gewehr schwang herum, die Mündung richtete sich auf die Schwelle.

      Aber Monroes massige Gestalt war aus der Tür verschwunden.

      Geduckt, jeden Augenblick auf einen neuen Schuss gefasst, richtete sich Tonto hoch. Nichts geschah. Drüben rutschte Nat Henshaw eben an der Wand abwärts, fiel auf das Gesicht und regte sich nicht mehr.

      *

      Schnell bewegte sich Tonto auf Sally zu. Er löste ihre Fesseln und zog das Tuch von ihrem Gesicht. Sie schnappte nach Luft. Dann warf sie die Arme um seinen Nacken und presste sich an ihn. Ihr schmaler Körper bebte.

      „Oh, Tonto! Es war so schrecklich, Tonto, so schrecklich!“

      „Ganz ruhig, mein Liebes!“, murmelte er. „Ganz ruhig! Nichts wird dir jetzt noch geschehen!“

      Er strich zärtlich über ihr volles seidiges Haar.

      Plötzlich machte sie sich von ihm los. Ihr Blick flog gehetzt in die Runde.

      „Cleve! Was ist aus Cleve geworden?“ Die Furcht machte ihre Stimme schrill. Sie stürzte zur Tür.

      „Vorsicht, Sally!“, rief Tonto und bekam ihren Arm zu fassen.

      „Monroe ist noch irgendwo da draußen!“

      Sie schien nicht zu hören. Ihre Augen waren plötzlich vor Entsetzen geweitet auf eine ganz bestimmte Stelle im Freien gerichtet.

      „Cleve!“, schrie sie erstickt. „Um Himmels willen – Cleve!“

      Erst jetzt entdeckte auch Tonto die dunkle Gestalt, die am Boden lag und mühsam versuchte, sich hochzustemmen. Sally wehrte sich gegen Tontos harten Griff.

      „Lass los! Mein Gott, lass mich zu Cleve, Tonto!“

      „Ich


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