Tödlicher Fetisch. Frederique La Rouge

Tödlicher Fetisch - Frederique La Rouge


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wich leicht zurück. Sie benahm sich wie ein Schulmädchen, dass nur zu gern bereit war, sich von dem süßen Typen, hinter dem alle her waren, verführen zu lassen. Doch noch immer hielt Pascal sie fest in seinen starken Armen, noch immer nahm niemand Notiz von ihnen. Sie konnte nicht mehr klar denken. Dieser Kuss eben, es war, als hätte er eine Tür aufgestoßen, die Tür zur verbotenen Leidenschaft. Ihre Lippen fanden sich erneut, und Sylvia geriet in einen Strudel heftiger Empfindungen.

      Fast widerwillig lösten sie sich voneinander, lediglich das Bewusstsein, in der Öffentlichkeit etwas Ungebührliches zu treiben, vielleicht sogar erkannt zu werden, ließ sie zur Räson kommen. Pascals verheißungsvoller Blick ruhte jedoch weiterhin auf ihr, und sie erkannte die wilden, unbändigen Flammen, die darin loderten. Sie wollte dieses Feuer unbedingt erleben, und wenn es sie verschlingen würde.

      Kapitel 3

      Sylvia hatte der lockenden Versuchung widerstanden, sie war an diesem Spätnachmittag nicht mit zu Pascal gegangen. Sie war sich und Götz treu geblieben und empfand deswegen Stolz. Natürlich hatte sie anfangs auch ein schlechtes Gewissen gehabt. Denn es war nicht nur ein banaler Kuss gewesen, dass wusste sie ganz genau. Wann immer sie in den folgenden Tagen an Pascal gedachte hatte, und es geschah immer häufiger, verspürte sie ein wohliges Ziehen im Unterleib. Sie wusste, dass sie ihn wollte, dass es falsch wäre, sich ihm hinzugeben. Aber wie lange wäre sie noch fähig diesem unbändigen Verlangen zu widerstehen?

      Pascal hatte ihr die Entscheidung überlassen, ob sie sich wiedersehen würden. Er hatte ihr seine Telefonnummer gegeben, die sie mittlerweile so oft gelesen hatte, dass sie sie auswendig kannte. Sie war hin und hergerissen. Sie wollte gar keine Affäre. Götz hatte, genau wie sie selbst, seine Macken, aber sie hatten sich immer aufeinander verlassen können, ihre Beziehung war stabil. Dennoch, Pascals Duft hatte sich wie klebriger Sirup in ihrer Nase festgesetzt, und sein Bild war Tag und Nacht vor ihrem geistigen Auge. Sollte sie sich auf dieses gefährliche Abenteuer einlassen? Götz schien, bislang zumindest, nicht den blassesten Schimmer zu haben, welchen verruchten Gedanken sie in der letzten Zeit nachhing. Er benahm sich wie immer.

      Heute Abend, nach dem Yogaunterricht, wollte sie mit Bettina reden. Sie war schließlich ihre beste Freundin. Bei Bettina wäre ihr Geheimnis gut aufgehoben, und reden musste sie mit jemandem.

      „Wow! Der geht ja richtig ran. Warum hat der nicht bei mir angebissen? Jammerschade! Aber im Ernst, was willst du nun machen?“, erkundigte sich Bettina, nachdem Sylvia sie ins Bild gesetzt hatte und die beiden sich an einem Ecktisch ihres Stammlokales einen Prosecco genehmigten.

      „Ich weiß es doch nicht! Ich bin, ehrlich gesagt, ziemlich verwirrt und hatte gehofft, du könntest mir einen Rat geben!“ Sylvia klang verzweifelt, und sie tat Bettina leid. Dummerweise war sie es gewesen, die ihre beste Freundin noch zu einem Seitensprung animiert hatte. Das hatte sie so nicht beabsichtigt. Im Grunde beneidete sie Sylvia um ihre Beziehung zu Götz. Letztendlich schienen sich die beiden doch zu lieben, und trotz ihrer Probleme waren die beiden ein grandioses Team. Ihr selber war das Glück einer harmonischen und beständigen Beziehung bislang nicht zuteilgeworden. Ständig war sie auf der Suche nach Mr. Perfect, und ständig geriet sie an die falschen Männer. Wenn Sylvia, bloß weil sie so leichtfertig dahergeredet hatte, nun ihre eigentlich gut funktionierende Beziehung aufs Spiel setzen würde? Nein, das wäre nicht gut.

      „Ich schätze, du solltest ihn vergessen, das bringt doch nichts. Und mal ehrlich, ein Mann, der eine Frau gleich nach ein paar Minuten küsst? Das ist doch ein Hallodri!“, meinte Bettina schließlich.

      Sylvia blickte sie aus ihren großen Augen unverständig an. „Ja, vielleicht hast du recht. Aber ich kann dir sagen, allein bei dem Gedanken an seinen Kuss, werden mir schon wieder die Knie weich. Und außerdem, du hast doch selbst gesagt, dass er eine Sünde wert wäre. Und nun rätst du mir davon ab? Ich verstehe dich nicht!“

      „Vielleicht wollte ich dich nur ein wenig necken. Ich weiß nicht. Aber der scheint doch auch in einer ganz anderen Liga zu spielen, meinst du nicht auch?“

      Sylvia verstand ihre Freundin nicht mehr. Erst riet sie ihr, bei jeder sich bietenden Gelegenheit dazu, sich auch mal anderweitig zu orientieren, und wenn dann tatsächlich so ein Leckerbissen an die Tür klopfte, sollte sie ihn abwimmeln? War sie vielleicht am Ende einfach nur eifersüchtig?

      Als sie gegen 22:00 Uhr zuhause eintraf, die drei Prosecco in ihrem Kopf ihre Runden drehten, und Sylvia ebenfalls eine durch ihre verwaiste Wohnung, musste sie feststellen, dass Götz noch immer unterwegs war. Im Kühlschrank entdeckte sie eine weitere, bereits angebrochene Flasche Prosecco, klemmte sich ihre Beute unter den Arm, schnappte sich ein Glas und sie fläzten sich zu dritt auf die Couch im Wohnzimmer. Normalerweise trank Sylvia so gut wie garkeinen Alkohol. Er tat ihr nicht gut, und am nächsten Morgen bekam sie immer fürchterliche Kopfschmerzen, doch heute war es ihr gleichgültig. Gedankenversunken starrte sie auf den Fernseher, ohne dass die flirrenden Bilder sie erreichten. Pascal Mendoza, dachte sie, wer bist du? Während ihre Hände über den Bauch der Flasche streichelten, und sie an seine männliche, muskulöse Erscheinung dachte, glitt ihr Blick über das vor ihr liegende Smartphone auf dem Couchtisch.

      Fünf Minuten später wusste Pascal Mendoza, dass sein Auftreten den gewünschten Erfolg gehabt hatte. Sylvia Behringer wollte ihn unbedingt wiedersehen. Die drei Rechtschreibfehler, die sich in ihre SMS eingeschlichen hatten, verrieten ihm, wie sehr Sylvia mit sich gerungen haben musste. Aber letztlich hatte sie der Verlockung nicht widerstehen können, und dies war momentan das einzig Wichtige. Zufrieden lächelnd, betrat er seinen Kraftraum, um diesen erfolgreichen Tag mit seinem täglichen Bodybuilding Programm abzuschließen.

      „Guten Morgen, Schatz, Was ist mit dir? Dein Wecker hat schon vor einer halben Stunde geklingelt. Musst du nicht bald zur Arbeit?“, erkundigte sich Götz, der am gemeinsamen Bett stand und sich zu ihr heruntergebeugt hatte.

      Ihr Ehemann schaute sie voll echter Besorgnis an, während Sylvia entsetzliche Kopfschmerzen plagten. Sie beruhigte Götz, indem sie ihm mitteilte, dass sie heute Vormittag ein paar Überstunden abfeiere und erst mittags zur Arbeit gehen würde. Sie habe bloß versäumt, ihren Wecker abzuschalten. Damit schien er vorerst zufrieden. In seiner fürsorglichen Art, brachte er ihr einen Kaffee ans Bett und verließ bald darauf die gemeinsame Wohnung. Sylvia hatte ein ziemlich schlechtes Gewissen. Wann hatte sie Götz zuletzt angeschwindelt? Sie konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern. Aus dem Arzneischrank im Bad besorgte sie sich eine starke Kopfschmerztablette, die sie mit einem Glas Wasser herunterspülte, dann fühlte sie sich bald kräftig genug, um im Büro anzurufen und sich für den Tag krank zu melden. Ihr Arbeitgeber verlangte erst ab dem dritten Krankheitstag ein ärztliches Arbeitsunfähigkeitsattest, also hatte sie spontan und gegen sonstige Gewohnheiten beschlossen, diesen luxuriösen Umstand heute einmal für sich in Anspruch zu nehmen.

      Die Kopfschmerzen waren glücklicherweise nicht allzu hartnäckig und klangen schon recht bald ab. Sylvia saß in der Küche und genehmigte sich ein leckeres Frühstück, dass aus einem Müsli mit frischem Obst bestand, als ihr Smartphone vibrierte. Pascal wünschte ihr einen wunderschönen guten Morgen und erkundigte sich, ob sie nach der Arbeit Lust habe, ihn zu sehen. Die hatte sie! Oh ja, wie sehr sie Lust dazu verspürte! Parallel fühlte sie sich, als sei sie die Figur in einem Zeichentrickfilm. Auf ihren beiden Schultern saßen jeweils ein kleiner Engel und ein kleiner Teufel, die ihr völlig gegensätzlichen Ratschläge, ungefragt und vehement in die Ohren flüsterten. Du bist im Begriff, deine Ehe aufs Spiel zu setzen, ermahnte sie sich selber. Außerdem kennst du diesen Mann kaum. Aber alles gute Zureden würde nicht helfen, dass wusste sie. Sylvia wollte diesen geheimnisvollen Gentlemen unbedingt wiedersehen. Sie sendete ihm eine SMS, in der sie ihn informierte, dass sie heute frei genommen habe und nachdem Pascal sich versichert hatte, dass Sylvia alleine zu Hause war, rief er sie an. Nach einigen Minuten Smalltalk, die Sylvia als äußerst angenehm empfunden hatte, verkündete Pascal: „Sylvia, ich muss dich einfach sehen. Ich will dich treffen, jetzt.“ Ihr stockte der Atem. Obwohl sie nur telefonierten, sie lediglich seiner Stimme lauschte, erging es ihr ebenso. Jede Pore von ihr verzehrte sich nach seiner Nähe.

      Sie verabredeten sich in einem Messehotel. Hier bestand


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