Ulzanas Krieg. Karl H. Schlesier

Ulzanas Krieg - Karl H. Schlesier


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niemals in Sicherheit sein. Sie werden uns überall jagen.”

      „Wir haben schon beschlossen, dasselbe zu tun”, sagte Naiche. Er nickte Geronimo zu, der neben ihm saß. „Wir sollten alle dorthin gehen. Uns trennen und dort in den Blauen Bergen, wieder treffen. Einander beistehen. Dort zusammen bleiben.”

      Wieder Schweigen.

      Dann sagte Nana langsam: „Ich will meine alte Heimat wiedersehen, die Black Range. Mich dürstet danach. Mein Herz sehnt sich nach ihr. Ich weiß, dass ich dort nicht bleiben kann, aber ich möchte wenigstens für eine Weile dorthin gehen.” Er machte eine Pause. „Wir gehen nach Norden, den San Francisco Fluss hinauf. Ich habe ein gutes Vorratslager in den Bergen östlich der Straße nach Silver City. Dort will ich ein paar Sachen holen.”

      „In Mexiko kannst du mehr bekommen”, erwiderte Geronimo.

      „Wir gehen mit Nana”, sagte Chihuahua. „Dann zu den Bergen am Quellfluss des Gila. Dort warten wir ab, was passiert. Das da oben ist unser Land, wo wir geboren wurden.” Er berührte den Arm seines Bruders und blickte über das Feuer hinweg in Geronimos Augen. „Auch du”, sagte er. „Auch du wurdest dort geboren.”

      Geronimo nickte. Er öffnete seine Hände in einer hilflosen Geste. Sie wirkten wie die Flügel eines Vogels, der verzweifelt flattert. „Das ist wahr”, sagte er. „Aber dort ist es nicht sicher. Sie werden euch finden. Nicht die Soldaten, sondern die Apachen-Scouts. Kommt mit uns.”

      Sie saßen schweigend da. Der dunkle Kreis der Männer stand ebenfalls regungslos. Alle hatten zugehört. Jetzt war es an der Zeit zu sprechen, aber niemand sagte etwas.

      Endlich sagte Chihuahua: „Also ist es beschlossen.” Er blickte in die Gesichter der Männer, die sich für den Weg nach Süden entschieden hatten. „Wenn wir später nachkommen, wo in der Sierra Madre werden wir euch finden?”

      „In den Bergen östlich von Nacori Chico”, sagte Naiche. „Wenn wir uns von dort entfernen, werden wir euch Zeichen hinterlassen, euch sagen, wohin wir gegangen sind.”

      Wieder sprach Nana: „Mein Herz ist schwer”, sagte er. Und nach einer Pause: „Wir müssen hier weg. Vielleicht treffen wir euch dort.”

      Sie verließen den Canyon in derselben Anordnung, wie sie gelagert hatten. Die drei nach Süden ziehenden Gruppen übernahmen die Führung, Nana und Chihuahua folgten. Sie ließen die Pferde im Schritt gehen, bis sie die Ebenen des Gila erreichten. Als sie sich stromaufwärts wandten, trieben sie die Tiere zu einem langsamen, raumgreifenden Galopp an.

      Josanie wies mit acht Kriegern seiner eigenen und Nanas Gruppe den Weg. Nana und einige Männer ritten mit den Frauen und Kindern, während Chihuahua mit einer Handvoll weiterer Männer die Nachhut bildete. Bei Tagesanbruch durchquerten sie die weite Flussebene an der Mündung des San Francisco Flusses, platschten durch das kalte Wasser des Stroms, das zwischen Kiesbänken dahin floss. Als sie den Weg nach Hot Springs erreichten, bemerkte schließlich einer der Männer, die die Nachhut bildeten, einen einzelnen Reiter weit hinter ihnen.

      Sie verlangsamten ihre Pferde bis zum Schritt und ließen Galeana herankommen. Sein Pferd war mit Schaum bedeckt. Über einem blauen Kalikohemd hing ein Feldstecher an seiner Brust, und er trug eine .44-40er Winchester an einem Rohlederriemen auf dem Rücken. Sein Gesicht, auf dem ein weißer Streifen über den Nasenrücken bis zu den Wangenknochen verlief, wirkte müde, die Augen glitzerten in tiefen Höhlen. Seit zwei Tagen hatte er nicht geschlafen. Er wurde ernst gegrüßt und schloss sich den anderen an.

      „Ich brauche ein frisches Pferd”, sagte er. „Sie sind fünfzehn Meilen hinter mir, aber sie werden uns nicht einholen. Ihre Pferde sind auch erschöpft. Sie können kaum noch laufen.”

      Als die Reiter an der Spitze schließlich in der welligen Ebene die Straße nach Safford erreichten, brachte Josanie sein Pferd zum Stehen und stieß einen Ruf aus. Die Gruppen vor ihm blickten zurück und hielten an. Er hob seinen Arm, und die Männer dort erwiderten den Gruß. Dann drehten sie sich um und ritten weiter, nach Südosten in Richtung des Gila, auf den langen Weg nach Mexiko.

      Josanie und seine Begleiter zügelten ihre Pferde und schauten den anderen nach, wie sie einen Höhenzug überquerten und plötzlich verschwunden waren. Als die Sonne über den Rand des Gebirges im Osten spähte, lag die Ebene wieder unberührt da. Josanie schwenkte sein Pferd nach Norden, und die letzten beiden Gruppen folgten ihm auf der Straße nach Clifton. Eine Eisenbahnlinie musste überquert, eine Telegrafenleitung gekappt und mindestens zwei Ranches wegen frischer Pferde heimgesucht werden. Josanie und seine Begleiter trieben 18 Tiere zusammen, ließen ihre eigenen entkräfteten Pferde zurück und zogen weiter, vorbei an der verrußten Bergbaustadt und ihren dreckigen Abraumhalden oberhalb des Flusses. Die Männer schlüpften in das Flussbett des San Francisco, das sich tief in die Berge gegraben hatte. Als sie in einer Biegung im grünen Gras unter Cottonwood-Bäumen eine weitere Pferdeherde einfingen, wurden sie von zwei Reitern auf einem Felsvorsprung bemerkt, die sie aber ziehen ließen, ohne einen Schuss abzufeuern.

      An der Stelle, wo der Ash Spring vom hohen Gipfel im Osten herunter in den Strom fließt, verlangsamten die Gruppen ihren Ritt, und als sie den Blue erreichten, schwenkten sie in die Schlucht ein und ritten durch die Cottonwood-Wälder entlang des gewundenen Flusses nach Norden, in die Mündung des Horse Canyon, wo sich ein versteckter Platz befand. Zweimal hatten sie Grizzlyfährten gesehen, und die Spuren von Deer, Wapiti und Wölfen waren im feinen Sand und auf den Kiesstreifen zu erkennen.

      Außerdem befanden sich dort einige müde Rinder mit einem Triple-X-Brandzeichen. Nitzin, ein Meister im Umgang mit der Lanze und einer von den drei Männern innerhalb der Gruppen, die eine solch lautlose Waffe alten Stils trugen, tötete zwei fette junge Ochsen. Nun gab es genug Fleisch für ein paar Tage.

      An jenem Abend brannten die Feuer hell. Sie errichteten einen kleinen Steinaltar in einem Kreis, und Chaddi, einer der Medizinmänner, betete zu Bikego I’ndan, zu Ihm, dem Herrn des Lebens, sang ein Lied für die Berggeister und dankte ihnen für die Befreiung. Die Erwachsenen standen mit gesenkten Köpfen da, und die Kinder schauten schüchtern zu. Aber dann lächelten sie alle, und der Geruch von geröstetem Fleisch verbreitete sich im Lager. Sie waren zuhause und frei, und an allen Seiten der Schlucht streckten sich die Berge in den Himmel. Die Luft war kühl und erfüllt mit dem Duft von Blumen, Piñons und Kiefern. Am Morgen badeten sie im kalten, klaren Wasser, das aus dem Hochland und von den letzten unter der Frühlingssonne schmelzenden Schneefeldern herunterfloss.

      Sie blieben eine Weile und ließen die Kinder spielen, dann zogen sie drei Meilen stromaufwärts, glitten in den Canyon des Little Blue Bachs, der dort von Nordost einmündete, und schlugen sieben Meilen weiter oben an einer Quelle ihr Lager auf. Drei der älteren Jungen gingen mit Bogen fort, um stromaufwärts, wo die Wände der Schlucht von der Alma Mesa abfielen, nach Wild zu suchen. Dort gab es eine niedrige Passage nach Osten, die eine leichte Überquerung in Richtung des San Francisco Flusses und der Bergbaustädte Alma und Cooney in Neu-Mexiko ermöglichte.

       DREI

      Am Sonntag fand ein Baseballspiel zwischen zwei Postenmannschaften statt. Ich wurde gebeten, Schiedsrichter zu sein, während ich bei der Post auf eine Antwort auf mein Telegramm wartete. Mitten im Spiel, etwa vier Uhr nachmittags, kamen Mickey und Chato zu mir und berichteten, dass eine Anzahl Indianer ihre Lager verlassen hatten und auf dem Weg nach Mexiko waren. Wie viele es waren, wussten sie nicht.

      Ich wollte sofort ein Telegramm an Captain Pierce schicken, um ihm dies mitzuteilen, aber der Beamte im Vermittlungsbüro stellte fest, dass die Drähte gekappt worden waren. Erst am Mittag des nächsten Tages wurde der Bruch gefunden. Die Indianer hatten die Leitung in der Astgabel eines Baumes zerschnitten und mit einem Wildlederriemen festgebunden. Wir reparierten es, dann erst kam mein Telegramm durch und wurde an den General weitergeleitet.

      Colonel Wade, der Truppenkommandeur in Fort Apache, befahl ihnen sofort, sich marschbereit zu machen, aber sie waren erst nach Einbruch der Dunkelheit bereit zum Aufbruch.

      Mit den Truppen von Fort Apache marschierten wir die ganze Nacht. Meine Scouts und ein Dutzend von Gatewoods White Mountain Apachen verfolgten die Spur. Bei Nacht kamen wir nur


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