Ulzanas Krieg. Karl H. Schlesier

Ulzanas Krieg - Karl H. Schlesier


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stellte er fest, dass die ersten beiden Reiter die Lücke passiert hatten. Tsach hob den Bogen und schoss, und Josanie sah den zweiten Reiter zusammensacken, als der Pfeil die Rippen unter seinem rechten Arm traf. Der Reiter an der Spitze richtete sich auf und drehte sich um, und Tsachs zweiter Pfeil bohrte sich seitlich in seinen Hals. Er rutschte schreiend aus dem Sattel und wurde von seinem in Panik geratenen Pferd weggeschleift.

      Ohrenbetäubendes Gewehrfeuer explodierte auf dem schmalen Streifen entlang des Blauen Bachs. Josanie hörte Schreie, die dumpfen Einschläge von Kugeln, die auf Fleisch trafen, und das wilde Klappern der Hufe fliehender Pferde. Er sah vier oder fünf Scouts davongaloppieren und hob die Sharps-Borchardt, um auf die dichten Reihen der Kavallerie zu schießen. Er traf, und sie stoben auseinander, machten Kehrt und versuchten verzweifelt, die Sicherheit der Flussbiegung zu erreichen. Sein Gewehr mit großer Reichweite feuerte weiter, und jemand anderer schoss auf dieselben Ziele. Er sah, wie Pferde fielen und Männer bewegungslos liegen blieben oder davonkrochen.

      Es war vorbei. Er kletterte von seinem Hochsitz herunter. Vier Armeescouts waren tot und zwei Verwundete wurden von seinen

      Männern erledigt, als er sie erreichte. Die Männer waren wütend, denn die Apachenscouts hatten die Weißen zu den Lagern ihres eigenen Volkes geführt und es war bekannt, dass sie sich auch an den Gemetzeln beteiligt hatten, wenn sich die Möglichkeit ergab. Josanie und seine Männer nahmen die Gewehre der Scouts, von der Armee ausgegebene Springfields, sowie Munitionsschachteln, Gürtel und Sättel und fingen drei verängstigte, aber gesunde Pferde ein. Sie erschossen zwei verletzte Tiere und gingen davon.

      Josanie blieb zurück und nahm etwas Tule-Pollen aus einem Beutel, der an einer Medizinschnur über seiner Brust befestigten war. Er hielt eine Prise in seiner rechten Hand und drehte sich leise betend nach Osten. Dann wandte er sich den anderen Himmelsrichtungen zu, und schließlich bot er den Blütenstaub den oberen und unteren Welten dar. Er bat die Geister der Gefallenen um Vergebung und malte mit dem Pollen eine schmale Linie zwischen den Lebenden und den Toten auf den Boden. Danach schloss er sich den anderen an, die von Weitem zugesehen hatten. Sie stiegen auf und ritten mit dem Wissen davon, dass sie für eine Weile nicht verfolgt werden würden. Im Moment fühlten sie sich gut, aber ihnen war klar, dass schwere Zeiten kommen würden.

      Sie brauchten etwas mehr als eine Stunde, um den Platz ihres vorherigen Nachtlagers zu erreichen. Nachdem sie ihn passiert hatten, fanden sie zwei Meilen weiter die Stelle, wo die Spuren der Gruppe die Flutebene verließen und nach Osten zu dem niedrigen Bergrücken führten, der sich unterhalb der Alma Mesa erstreckte. Sie erklommen ihn und ließen die Pferde im Schritt durch Kiefernwälder und seichte Furchen gehen, die von den Wasserläufen gebildet wurden, welche die Mesa hinunterflossen. Als die Männer die östliche Flanke des Sattels herunterkamen, erreichten sie ihre Leute, die am Eingang des Keller Canyon warteten. Nach ihrer Ankunft hatten sie kalte Nahrung gegessen, es gab keine Feuer. Die Frauen, Kinder und Alten hielten sich unter den Cottonwoods auf, aber die Pferde und Packtiere waren zum sofortigen Aufbruch bereit. Einige Männer mit Gewehren standen Wache, die anderen waren jedoch nicht zu sehen. Sie erkundeten die Lage in Richtung des Flusses.

      Als Josanies Trupp heranritt, standen alle auf und blickten ihm entgegen. Niemand fehlte. Sie sahen, dass alle zurückgekommen waren. Keiner war verwundet und angesichts der zusätzlichen Pferde, Gewehre und Sättel wussten sie, was passiert war.

      Alle lächelten nur, es gab keine Willkommensgesänge – Lieder der Apachen, den Weißen so fremd – wie in alten Zeiten. Sie hätten von jemandem gehört werden können, der die Truppen der Weißen zu ihnen führen würde.

      Die Krieger stiegen ab. Eifrig wurden die Zügel ihrer Pferde von Jungen genommen, die sich um die Tiere kümmerten. Josanies kleiner Sohn Nachi führte das Pferd seines Vaters stolz davon. Chihuahua und Nana waren die Ersten, die sie begrüßten.

      „Ihr seid alle zurück”, sagte Chihuahua und ergriff den Arm seines älteren Bruders. Er blickte in dessen Gesicht: hohle Wangen und harte, müde Augen unter der mit den Schwanzfedern des goldenen Adlers gekrönten rohledernen Kriegshaube. „Wir sind dankbar, wir alle.” Er machte eine weite Geste mit der Hand. „Habt ihr sie aufgehalten?”

      Josanie nickte. „Wir töteten sechs White-Mountain Scouts. Ein paar Soldaten, vielleicht zwei oder drei. Wir haben manche verwundet und einige ihrer Pferde angeschossen. Sie werden für eine Weile zurückbleiben, denke ich. Aber wahrscheinlich nicht lange.”

      „Ja”, sagte Nana. „Sie werden tun, was ihre Offiziere sagen. Sie haben keine Frauen und Kinder zu beschützen. Sie werden uns folgen. Wir müssen einen sicheren Ort finden.” Nach einer Pause sprach er weiter: „Das hast du gut gemacht, Josanie.” Sanft berührte der alte Mann die Schulter des Kriegers.

      „Wir ziehen besser weiter”, sagte Chihuahua. Aus dem gewundenen Canyon unter ihnen kamen zwei Männer geritten, die auf Erkundung gewesen waren.

      „Es gibt zwei Ranches in dieser Schlucht”, sagte Kezinne, während er mit beiden Händen an seinem blauen Stirnband zupfte. „Die erste ist etwa zwei Meilen entfernt, die andere fünf Meilen, nicht weit weg vom Fluss. Es sind kleine Ranches. Ihre Pferde stehen in der Nähe. Dort sind auch Rinder.” Er zog sein Stirnband fest und schüttelte den Kopf. „Wir haben eine Ranch in einer Seitenschlucht südlich von hier gefunden.” Er wies in die Richtung. „Acht Pferde auf einer Koppel. Als wir das letzte Mal hier waren, gab es dort keine Ranch.”

      Die Männer nickten ernst. Einige brummten zustimmend. Alle schwiegen. Schließlich meinte Chihuahua: „Es wäre gut, wenn wir fünfundzwanzig frische Pferde bekommen könnten. Lasst sie uns von jenen Ranches holen. Acht Männer sind genug. Der Alte Mann und ich”, er wies mit seinem Kinn auf Nana, „werden mit den Frauen und Kindern nach Süden gehen, dann über den Fluss und die Straße, und von dort in den Whitewater Canyon. Dort warten wir auf euch.” Und nach einer Pause: „Einverstanden?” Die Männer nickten.

      Gemeinsam ritten sie zur ersten Ranch, wo ihre Krieger sechs Pferde nahmen und einen weißen Mann davongaloppieren sahen. Er würde Alarm schlagen. An der Mündung des Biber Canyon trennten sie sich. Die Gruppe ging unterhalb der Ausbuchtung der Sunflower Mesa nach Südwesten, sieben Männer ritten mit schussbereiten Gewehren voran. Josanie und seine Krieger folgten in schnellem Galopp weiter dem Verlauf des Keller Canyon. Sie hörten einige Schüsse hinter sich, aus der Richtung der Ranch am Biber Canyon, wohin Nana und Chihuahua gegangen waren, und dann nichts mehr. Sie wussten, dass ihre Familien den Ort des weißen Mannes passiert und getan hatten, was zu tun war.

      Als sie etwa vierhundert Yards von der zweiten Ranch im Keller Canyon entfernt waren, wurden sie aus dem Wohnhaus von mindestens vier Gewehren beschossen. Sie hielten an. Zwischen ihnen und der Ranch waren zwölf vom Lärm aufgeschreckte, bockende Pferde. Josanie und Galeana ritten los, tief auf dem Rücken ihrer Tiere liegend, und trieben sie zusammen. Kugeln pfiffen vorbei und prallten an den Felsen ab, aber niemand wurde getroffen. Sie trieben die verängstigten Tiere zusammen und in Richtung des Biber Canyon davon.

       FÜNF

      Wir haben sorgfältige Erkundigungen zu den vorliegenden verschiedenen Klagen hinsichtlich der für die Indianer bestimmten Güter und der Verschiebungen in San Carlos und anderswo eingeholt und eine gewaltige Menge an Informationen erhalten, die unserer Meinung nach von Vorteil sein werden. Seit mehreren Jahren sind die Menschen dieses Territoriums allmählich zu dem Schluss gekommen, dass das Management der Indianerreservatio nen in Arizona ein Betrug an der Regierung ist und dass die wiederholten Ausbrüche der Indianer und die damit verbunden Verwüstungen durch die kriminelle Nachlässigkeit oder Apathie des Indianeragenten in San Carlos verursacht wurden. Aber erst seit die gegenwärtigen Untersuchungen der Grand Jury die infamen Betrügereien des Agenten Tiffany aufgedeckt haben, kann man sich überhaupt eine Vorstellung von den Betrügereien und Gemeinheiten machen, die ständig unter der offenen Verletzung der Gesetze und Missachtung öffentlichen Rechts praktiziert werden. Betrug, Spekulation, Konspiration, Diebstahl, Komplotte und Gegenkomplotte scheinen auf dieser Reservation die Regel zu sein. Als die Mitglieder der Grand Jury diese Untersuchung begannen, dachten sie nicht, dass sie eine Büchse der Pandora mit Gräueltaten öffnen würden, die in den Annalen des Verbrechens nur selten übertroffen wurden.

      Mit


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