Lebensläufe Zeitläufte. Karlheinz Gerlach

Lebensläufe Zeitläufte - Karlheinz Gerlach


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und Kommunikation" seinen Namen.

      Etzel, Franz August v. (O'Etzel, 25.6.1846 preußischer Adelsstand) (19.7.1784 Freie Reichsstadt Bremen-25.12.1850 Berlin), Vorfahren waren die irischen Adligen O'Ethel, die über Holland nach Deutschland einwanderten, V Franz August O'Etzel († 1808), Tabakfabrikant in Bremen, von Friedrich II. zum Direktor der Tabakfabriken in Schwedt ernannt, konnte aber das Amt wegen dessen Todes nicht antreten, statt dessen von Friedrich Wilhelm II. zum Packhofinspektor und Warenästimateur in Potsdam ernannt, M Gesche geb. Borgmann († 1792), ∞ Tornow 20.9.1807 Elise Adelaide (Adelheid) Itzig (23.6.1789-13.8.1866, V Elias Daniel Itzig [1755-1818, 1808 Hitzig], Englischlederfabrikant, Stadtrat von Potsdam, M Marianne geb. Leffmann [1758-1827, V Naphatali Herz Abraham Leffmann, Bankier, † 1775], Bruder Julius Eduard Hitzig [1780-1849], bis zum Übertritt zum Luthertum 1799 Isaak Elias Itzig, Schriftsteller, Verleger, Jurist, Schwestern: Henriette Marianne Hitzig [1781-1845] ∞ Potsdam 1811 Nathan Mendelssohn, V Moses Mendelsssohn [s. Artikel Pistor, Karl Friedrich Heinrich], Caroline Hitzig ∞ den Physiker Paul Erman [1764-1851]),

      Sohn

      Friedrich August v. Etzel (16.10.1808 Berlin-25.12.1888 Berlin), Generalstabsoffizier, 1837-1840 im Topographischen Büro des Generalstabs, 1848/49 Telegraphendirektor, 1870 General der Infanterie, 1774-1777 Mitglied des Deutschen Reichstags, a. 23.10.1835 Berlin von der Loge Zur Eintracht, 22.4.1868-1870/71 zugeordneter Meister, 2.3.1771 Mitglied des Bundesdirektoriums, Johannis 1873-Juni 1876 National-Großmeister.

      Tochter

      Marie Luise Franziska Adelaide O'Etzel (30.8.1810 Berlin-1877) ∞ Heinrich Wilhelm Dove (1803 Liegnitz-1879 Berlin), Begründer der Meteorologie und der Wettervorhersage in Preußen, 1829 Prof. in Königsberg, 1845 Prof. für Physik in Berlin, 1848 Direktor des Preußischen Meteorologischen Instituts, 1836 Ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin.

      Franz August O'Etzel wollte die Ingenieur-Akademie in Potsdam (s. Artikel Lebauld de Nans, Claude-François-Joseph) besuchen, wurde aber als Bürgerlicher abgewiesen. Er absolvierte eine Apothekerausbildung, befaßte sich nebenbei mit Technik und Geographie, bereiste 1803 die Bergwerke im Harz und ging zum Studium nach Paris, wo er 1803 als Freimaurer aufgenommen wurde. Er war ein Schüler des Chemikers Claude-Louis Berthollet (1748-1822), bei dem er wohnte und in dessen Diskussions- und Forschungsgruppe er den Mathematiker, Physiker und Astronomen Pierre-Simon Laplace (1749-1827) und Alexander v. Humboldt kennenlernte. O'Etzel begleitete Humboldt 1806 nach Italien, wo sie einen Ausbruch des Vesuvs, auf dem O'Etzel Barometermessungen vornahm, miterlebten. Er durchwanderte Oberitalien, machte in Genua die Bekanntschaft Jérôme Bonapartes (1784-1860), des jüngeren Bruder Napoleon Bonapartes, der ihm auf einem französischen Kriegsschiff die Reise nach Toulon ermöglichte, von wo er über Paris, Holland, Hamburg im Frühjahr 1806 nach Berlin zurückkehrte. Etzel promovierte 1806 in Wittenberg zum Dr. phil., wonach er als Assistent eine Anstellung im Farbenlaboratorium der Kgl. Porzellanmanufaktur erhielt, sie aber bald durch die französische Besetzung Berlins verlor. Er legte nun mit ausgezeichnetem Ergebnis die Staatsprüfung der praktischen Pharmazie ab und kaufte die Apotheke Zum gekrönten schwarzen Adler in der Poststraße. Er war 1808 mit den Freunden Karl Friedrich Friesen (1784-16.3.1814), Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852) und August v. Vietinghoff (1783-1847) Mitglied einer Fechtbodengesellschaft zur Waffenübung, in deren Mittelpunkt die Freiheit und der Dienst des Vaterlandes standen. Vorsteher waren Friesen, Nathan Mendelssohn und ein Postrat Pistor (Ulfkotte, in: Motschmann: Handbuch der Berliner Vereine, 624, nennt O'Etzel nicht, räumt aber ein, daß weitere Mitglieder der frühen Fechtgesellschaft nicht ermittelt werden konnten). Auch gründete er eine Schwimmanstalt. O'Etzel verkaufte im April 1809 die Apotheke an Konrad Heinrich Sostmann (1782-1859), einen Schüler von → Valentin Rose, und schloß sich wie Friesen und v. Vietinghoff dem Schillschen Freikorps an, kehrte aber an der gesperrten Elbe nach Berlin zurück. Er trat am 19.11.1810 als Avantageur (Offiziersanwärter) in das am 15.5.1809 in Berlin an Stelle des aufgelösten 2. Brandenburgischen (Schillschen) Husarenregiments aufgestellte brandenburgische Ulanenregiment ein, in dem er am 6.2.1812 zum Sekondeleutnant avancierte. O'Etzel kämpfte in zahlreichen Gefechten und Schlachten der Befreiungskriege, erhielt für seine Tapferkeit im Gefecht bei La-Chaussier das Eiserne Kreuz, wurde vom 10.2.1814 bis 4.5.1815 dem Hauptquartier der Armee Blüchers zugeteilt, nahm an den Schlachten bei Ligny und Waterloo sowie an der Eroberung von Paris teil, wo Karl v. Müffling (1775-1851), Oberstleutnant in Blüchers Generalstab, seine Ortskenntnis auffiel, wonach er 1815 zum Platzmajor der eroberten Pariser Stadtteile ernannt wurde. Nach Friedensschluß arbeitete O’Etrzel in Koblenz im Militär-Topographischen Büro zur Aufnahme der Rheinprovinz unter dessen Chef v. Müffling; das durch den Wiener Kongreß an Preußen gefallene Koblenz war Hauptsitz der preußischen Militär- und Zivilverwaltung im Rheinland unter dem Kommandierenden General → August Wilhelm Anton Neidhardt v. Gneisenau, der auch ihn zu seiner Tafelrunde einlud. O'Etzel gehörte 1817 in Koblenz zum Gründerkreis der Loge Friedrich zur Vaterlandsliebe (11.9.1817 Konstitutionspatent GNML3W), deren Meister vom Stuhl er 1819/20 war. Als v. Müffling 1820 zum Chef des Generalstabs der preußischen Armee ernannt wurde, folgte er ihm nach Berlin, wo er an der Allgemeinen Kriegsschule den Lehrstuhl für Terrainlehre und Militärgeographie hatte. Er schrieb eine Terrainlehre (bei Friedrich August Herbig: Berlin 1819) und zeichnete und edierte Karten (Atlas von hydographischen Netzen, 16 Bl., Berlin 1823; Gewässerkarte von Deutschland, Berlin 1824). O’Etzel war am 20.4.1828 in Berlin einer der Mitgründer der Gesellschaft für Erdkunde. Er wurde 1832 zum Mitglied der Immediatkommission für die Errichtung der Telegraphen berufen mit dem Auftrag, eine Telegraphenlinie von Berlin nach Koblenz zu bauen, während der Zeit er ein Codesystem und die Verfahrensanweisungen zum Betrieb der Telegraphen ausarbeitete. Er erhielt nach der Fertigstellung der Linie 1833 die Direktion der Telegraphen. Der König verlieh ihm 1846 den preußischen Adelsstand v. Etzel und beförderte ihn 1847 zum Generalmajor. Er erkrankte schwer und wurde am 9.5.1848 pensioniert. Etzel trat am 20.6.1821 in Berlin der Loge Zur Eintracht (GNML3W) bei, die er ab 1825 als vorsitzender Meister führte. Er war ab 1822 Mitglied der Großen National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln. Das Bundesdirektorium berief ihn 1836 zum Mitglied und wählte ihn 1838 zum National-Großmeister. Er schrieb nach eigenen Forschungen im Archiv der Großloge und auf der Grundlage der Forschungen seines Amtsvorgängers → Louis Auguste de Guionneau die quellengestützte Geschichte der Großen National-Mutter-Loge der Preußischen Staaten genant zu den drei Weltkugeln nebst der Beschreibung der Säcularfeier, die 1840 in Berlin Gedruckt für Logen und Brüder erschien. Sie ist wiederholt weitergeführt, aber im Wesentlichen mit unverändertem Text letztmals 1903 in 6. Ausgabe erschienen. Sein Buch ist, abgesehen von den entsprechenden Kapiteln in Ferdinand Runkels Geschichte der Freimaurerei (Berlin 1932), die einzige von Freimaurern geschriebene, quellenfundierte Geschichte des Logenbundes der Großen National-Mutterloge geblieben.

      Eugen Friedrich Heinrich Herzog von Württemberg-Stuttgart (21.11.1758 Schwedt-20.6.1822 Meiningen), luth., V Friedrich Eugen Herzog von Württemberg (1732-1797), M Friederike Dorothea Sophia von Brandenburg-Schwedt (1736-1798, V → Friedrich Wilhelm Markgraf von Brandenburg-Schwedt), ∞ Meiningen 1787 Louise zu Stolberg-Gedern verw. Herzogin von Sachsen-Meiningen (1764-1834, V Christian Karl Prinz zu Stolberg-Gedern, 1. Ehe mit Karl Wilhelm August Herzog von Sachsen-Meiningen), B → Friedrich I. König von Württemberg, Schwester Sophie Dorothee Auguste Luise von Württemberg-Stuttgart (1776-1828, als Ehefrau des russischen Kaisers Paul I. Marija Fedorovna).

      Der von Goethes Schwager Johann Georg Schlosser (1739-1799), Geheimer Sekretär Friedrich Eugens Herzog von Württemberg, erzogene Prinz Eugen von Württemberg schlug wie sein Bruder Friedrich in Preußen eine militärische Laufbahn ein. Friedrich II. ernannte ihn 1778 zum Oberstleutnant und Kommandeur des II. Bataillons des Infanterieregiments Nr. 36 v. Kleist in Brandenburg an der Havel. Er nahm in der Armee des Königs am Bayerischen Erbfolgekrieg (1778/79) teil, in dem ihn im österreichisch-schlesischen Troppau eine Feldloge als Freimaurer aufnahm. Nach der Rückkehr in die Brandenburger Garnison gründeten der nunmehr 21-jährige Eugen und weitere auswärtige Freimaurer die Loge Friedrich zur Tugend. Obwohl er als Lehrling nicht das aktive Wahl- und Stiftungsrecht besaß, glichen die Zugehörigkeit zu einem regierenden Herzoghaus und der hohe militärische Rang diesen Mangel mehr als


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