Lebensläufe Zeitläufte. Karlheinz Gerlach
Designation der generalprivilegierten Juden, so iura Christianorum zu exerzieren das Recht haben, gründete 1762 die Gold- und Silbermanufaktur in Potsdam, war Münzjude Friedrichs II., Namensgeber der Ephraimiten, M Elkele geb. Fränkel (1703-1769), ∞ Amsterdam 1761 die 18-jährige Holländerin Jeannette Gutsche Philip (1743-1812),
Tochter:
Jeannette (Janny) Sophie Ephraim (1764-1843), die Jugendliebe Karl Friedrich Zelters, ∞ den Arzt und späteren hannoverschen Obermedizinalrat Johann Stieglitz
Brüder:
Veitel Ephraim (1729-1798?), Hofjuwelier
Joseph Veitel Ephraim (1731-1786), Bankier
Zacharias Ephraim (1736-1779), Bankier
Schwester:
Rosel Veitel Ephraim (1738-30.1.1803) ∞ 1 Aron Moses Meyer,
ihre Tochter:
Sara Meyer (1762-1828) ∞ → Jakob Isaak Benjamin Wulff
Nathan Veitel Heine Ephraim führte seinen Sohn Veitel Benjamin Ephraim nach der Handlungslehre 1757 in seine Münzgeschäfte im preußisch besetzten Leipzig ein, wo Friedrich II. am 5.2.1756 ihm die Leipziger Münze übertragen hatte. In Kopenhagen, wohin der Vater und Sohn nach der verlorenen Schlacht bei Kolin (18.6.1757) geflohen waren, setzte er dessen kaufmännische Ausbildung fort. Gegen Kriegsende übertrug er ihm die Leitung seines Handelshauses in Amsterdam, wo Benjamin Ephraim heiratete und vermutlich Freimaurer wurde. Als das junge Ehepaar im Sommer 1761 die Eltern in Berlin besuchte, hielt er eine vor dem Maurerischen Tribunal verheimlichte Rezeptionsloge. Das Tribunal untersuchte die illegitime Loge und wollte die Teilnehmer maurerisch bestrafen. Die Sache verlief jedoch im Sande, wohl wegen des Ansehens des Vaters beim König, vielleicht auch, weil die jungen Eheleute bald nach Amsterdam zurückkehrten, nachdem Veitel Benjamin Ephraim von seinem Schwiegervater für 600 Gulden die Silberschmelzhütte in Muiden/Nordholland (Verkauf 1773 für 4000 Gulden) gekauft hatte. Er korrespondierte mit Moses Mendelssohn und Gotthold Ephraim Lessing, die in dem Berliner Elternhaus Spandauer Straße 30 verkehrten und seine moralische und aufgeklärte Bildung prägten, erwarb in Holland Gemälde, den Grundstock seiner bedeutenden Gemäldesammlung, übersetzte aus dem Französischen und schrieb, angeregt von Oliver Goldsmiths Roman Der Landpfarrer von Wakefield, Worthy, ein Drama in fünf Aufzügen (gedruckt von Jobst Hermann Flörke in Danzig), das Karl Theophil Döbbelin am 16.5.1776 in seinem Theater in der Behrenstraße aufführte (mit zwei Wiederholungen). Friedrich II. bestallte Ephraim 1763 als Generalsyndikus der polnischen Judenschaft in Breslau. Zudem erteilte er ihm 1763/64 auf dessen Vorschlag hin die Konzession zum Bau einer Silberraffinerie in Berlin am Mühlendamm (1765/66 am Schiffbauerdamm). 1768 kehrte die Familie nach Berlin zurück. Sie wohnte vermutlich von Anfang an im väterlichen Haus Poststraße 16 am Molkenmarkt, dem Ephraim-Palais, das Veitel Heine Ephraim 1762 von dem Kriegszahlmeister Friedrich Gotthold Köppen, dem Vater → Karl Friedrich Köppens, gekauft und von dem Baumeister Friedrich Wilhelm Diterichs (1702-1782) im Rokokostil zu einem der schönsten Häuser Berlins hatte umbauen lassen. Benjamin Ephraim brachte hier seine Gemäldesammlung (Michelangelo Merisi da Caravaggio u. a.) unter. Seine Frau und seine Töchter unterhielten in Haus und Garten eine aufgeklärte jüdische Gesellschaft (Salon) jüdischer und christlicher Gäste, unter ihnen Karl Friedrich Zelter, Moses Mendelssohn, Daniel Chodowiecki, → Johann Abraham Peter Schulz, Johann Friedrich Reichardt, → Heinrich Wilhelm v. Stamford. Ephraim trat in Berlin weder der 1782 gegründeten, Juden wie Christen offenen Loge zur Toleranz. bei noch den Gesellschaften seines Freundes → Ignaz Aurelius Feßler, der Mittwochsgesellschaft oder der Gesellschaft der Freunde der Humanität. Er übernahm 1770 von seinem Vater die Brabanter Kantenklöppelei in der Heiligegeiststraße und 1774 die Kantenklöppelei und Blondenfabrikation des Potsdamer Waisenhauses, das 1785 durch Kabinettsorder das Monopol erhielt, dennoch 1795 die Fabrikation einstellte. Er errichtete in Berlin für die in der Fabrik arbeitenden Kinder eine Freischule. Friedrich II. gab ihm nach der Zweiten Polnischen Teilung weitere Staatsaufträge, so den Kauf von Getreide und Salz sowie die Einfuhr minderwertiger Dukaten in Polen, in die er trotz Bedenken einwilligte, was er später bereute. Nach der preußischen Intervention 1787 in Holland agierte er in Brabant diplomatisch erfolgreich für Preußen. Ephraim knüpfte durch → Hans Rudolf v. Bischoffwerder, in dessen Haus er ein und ausging, mit dem Thronfolger Friedrich Wilhelm (II.) finanzielle Beziehungen. Dieser beauftragte ihn am 27.7.1790 in Breslau mit der geheimen Mission, in Paris die Lage des französischen Handels zu erkunden und eine Allianz Preußens mit Frankreich vorzubereiten. Die Geheimmission scheiterte vor allem daran, daß der König sich mit Kaiser Leopold II. gegen das revolutionäre Frankreich verbündete, während Ephraim zur Friedenspartei stand und ein gutes Verhältnis Preußens zu Frankreich befürwortete. Ephraim wurde nach dem Beginn des Vierten Koalitionskrieges am 23.9.1806 als angeblicher französischer Spion verhaftet und in der Berliner Hausvogtei, dann in der Festung Küstrin inhaftiert. Er schrieb hier seine autobiografische Verteidigungsschrift Über meine Verhaftung und einige andere Vorfälle meines Lebens (Berlin 1807, 2., vermehrte Auflage Dessau 1808). Der Krieg sowie die Verhaftung ruinierten ihn. Seine Firma machte 1809 Konkurs. Ephraim starb zwei Jahre später. Er wurde in Berlin auf dem Alten jüdischen Friedhof in der Großen Hamburger Straße beigesetzt, auf dem auch sein Vater, Moses Mendelssohn und → Marcus Herz begraben sind. (Steiner: Drei preußische Könige)
Ernest, Johann Wilhelm v. (17.6.1741 Bern/Schweiz-26.1.1817 Berlin, Grab in Berlin auf dem Invalidenfriedhof), V Beat Ludwig v. Ernest (1694-1749), Landarzt in Milden/Kanton Waadt, souveräner Rat zu Bern, M Maria geb. Fels (1709-1793), ∞ Magdeburg 1789 Johanna Dorothea Charlotte Resewitz (26.6.1763-22.9.1833,
ihr Vater
Friedrich Gabriel Resewitz [1729 Berlin-1806 Buckau], M Charlotte geb. Godeffroy,
aufgeklärter Theologe, Rationalist, 1767 Prediger der St. Petri-Kirche in Kopenhagen, 1775-1805 Abt des Klosters Berge, 1775-1796 Leitung des Paedagogiums und des Lehrerseminars, Generalsuperintendent des Herzogtums Magdeburg, befreundet mit Friedrich Gottlieb Klopstock, bekannt mit Moses Mendelssohn, → Friedrich Nicolai, Rezensent der Neuen Deutschen Bibliothek.
Johann Wilhelm v. Ernest begann seine militärische Laufbahn 1760 in der britischen Armee, nahm an der Belagerung von Gibraltar teil, wechselte 1770 im Range eines Sekondeleutnants zur holländischen Schweizer Garde und 1774 zur österreichischen Armee, avancierte 1778 zum Kapitän, kämpfte im Bayerischen Erbfolgekrieg 1778/79 gegen Preußen. Er wurde 1785 als Major (1784) aus braunschweigischen Diensten entlassen. Friedrich II. übernahm Ernest am 17.12.1786 im selben Rang in das neue Leichte Infanterieregiment Nr. 3, das Schweizerregiment, das 1787 in Magdeburg in die Füsilierbataillone Nr. 18, 19 und 20 aufgelöst wurde. Er avancierte 1787 zum Chef des Füsilierbataillons Nr. 19, zog 1792-1794 in den Ersten Koalitionskrieg gegen das revolutionäre Frankreich, avancierte 1793 zum Oberstleutnant und erhielt 1794 den Orden Pour le mérite. Ernest befehligte 1798 als Brigadier im Range eines Obersten (1795) die Magdeburger Füsilierbrigade und 1803 im Range eines Generalmajors (1800) in Emmerich die westfälische Füsilierbrigade. Er nahm 1806 am Vierten Koalitionskrieg teil. Er erhielt 1813 seinen Abschied. Wann und wo Ernest Freimaurer wurde, ist nicht ermittelt. Die Loge Pax inimica malis in Emmerich führte ihn vom 24.6.1800 bis 1805 als Ehrenmitglied. Ernest schlug ihr am 3.8.1800 zwei Leutnants des Husarenregiments Nr. 8 v. Blücher zur Aufnahme vor:
Philipp Friedrich Ferdinand v. Arnim (6.10.1772 Brandenstein/Fürstentum Halberstadt-8.9.1835 Stolp/Hinterpommern), V Johann August v. Arnim, Landrat zu Genthin, Herr auf Brandenstein, M Wilhelmine Luise geb. v. Schierstedt, 1787 Standartenjunker im Husarenregiment Nr. 8, 1794 Orden Pour le mérite, 1800 Premierleutnant, a. 3..8.1800 Pax inimica malis, II. 20.11.1800, III. 1801, 1805 Stabsrittmeister, 1806 Schlacht bei Auerstedt, bei Lübeck in Gefangenschaft, 1830 Abschied als Generalmajor, Blücher 1804 in der Conduite: „Ein ausgezeichneter Feldsoldat, voller Bravour und Entschlossenheit, exerziert und manövriert vorzüglich und ist vom besten Charakter.“
August Karl Julius v. Manteuffel (18.1.1775 Groß oder Klein Wardin/Pommern-1812 bei Ostrowo/Beresina), V Friedrich Heinrich v. Manteuffel (1743-1825),