Lebensläufe Zeitläufte. Karlheinz Gerlach

Lebensläufe Zeitläufte - Karlheinz Gerlach


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Berlin, V Michael Christian Benecke [† 26.9.1807 Frankfurt/Oder], Kaufmann in Frankfurt/Oder, M Helene Christiane geb. Nikisch), trat 1793 in das Waren-, Speditions-, Geld- und Wechselgeschäft (gegründet, 1792, 1795 Bankhaus Gebrüder Benecke) seiner Onkel Christian Benecke und Stephan Benecke ein, das 1794 die Handlung des verstorbenen Bankiers → Friedrich Wilhelm Schütz übernahm, 1806-1823 Geschäftsleitung der Bank, um 1800 eine der bedeutendsten Banken Berlins, 1807 Berliner Bürgerrecht, 1809 Stadtrat, 1819 in Berlin Patent-Papier-Fabrik mit englischen Maschinen, betrieb 1821 Verkauf der großen Gemäldesammlung des Engländers Edward Solly (1776-1848) an Friedrich Wilhelm III., Grundstock der Berliner Gemäldesammlung

      Christian Benecke (1763-1805), V Johann Wilhelm Benecke, Chirurg aus Stolp in Hinterpommern, M Susanne geb. Richard, Vormundschaft der vier Kinder übernahm nach Christians Tod der Bruder Nicolas Benecke (1759-1811), a. 5.12.1793 Berlin von der Loge Royale York de l'Amitié, 1796 I, 1802/03 abwesendes Mitglied, Trauerloge am 16.12.1803, Trauerrede → Ernst Ferdinand Klein

      Stephan Benecke (1768-1806) ∞ Eleonore Dorothea Rudelius (V Kaufmann in Frankfurt/Oder), a. 1796? Berlin von der Royale York de l'Amitié, 1797-1806 Mitglied Zur siegenden Wahrheit

      Étienne Dutitre, Hugenotte und Mitglied der französischen Gemeinde in Berlin, war ein erfolgreicher Baumwoll-, Seiden- und Kattunhändler, Besitzer der größten Berliner Baumwollmanufaktur (großgewerbliche Weberei, gegründet 1736/1756, 1769 150 Stühle, etwa 100 Arbeitskräfte, 1782 60 Stühle Wolle, 74 Arbeitskräfte, 1798 82 Stühle, 1802 40 Stühle) und einer Kattundruckerei (70 Arbeitskräfte), war Altermann der kombinierten deutschen und französischen Kaufmannsgilde (Berlin, Kölln, Friedrichswerder, Dorotheenstadt, Friedrichsstadt). Die Familie wohnte winters in der Altberliner Poststraße 26 (Dütritesches Haus) und sommers in Charlottenburg in der Berliner Straße 54 neben der Gaststätte Türkisches Zelt (ab 1791 im Besitz seines Bruders Benjamin Dutitre). Die Berliner Loge L'Amitié nahm Dutitre am 22.6.1761 auf. Er besaß 1782 den Gesellengrad, habe aber vor mehr als 18 Jahren aufgehört zu arbeiten.

      E

      Ebart, Johann Gottlieb (5.12.1746 Berlin-19.4.1805 Spechthausen), Vorfahr Jakob Ebart, 1654 Papiermacher in Neustadt/Dosse, V Johann Paul Ebart (um 1709-1782), Papiermacher in Pankow (heute Stadtbezirk von Berlin), besaß Papierhandlung in Berlin, M Maria Gertrud geb. Langenbach verw. Fournier (1714?-1796), ∞ 1776 Friederika Charlotte Stein (1753-1787, V Mühlenmeister in Prenzlau),

      Sohn:

      Johann Wilhelm Ebart (1781-1822), Papierhändler in Berlin, Besitzer der Papiermühle in Spechthausen

      Johann Gottlieb Ebart wurde nach der kaufmännischen Lehre 1776 Teilhaber und nach dem Tod des Vaters 1782 Inhaber der Papierhandlung. Die Berliner Loge Zur Verschwiegenheit (GNML3W) nahm den 34-Jährigen nach einstimmiger Ballotage am 20.7.1781 auf, beförderte ihn am 30.10.1781 zum Gesellen und am 27.3.1782 zum Meister. Sie wählte den nunmehrigen Schottenmeister 1784-1794/95 zum Schatzmeister, 1786-1793/94 zudem zum 1. Steward und Juli 1799 zum 1. deputierten Vorsteher. Ebart kaufte am 15.3.1787 für 9000 Rtl von der Witwe des Papiergroßhändlers Peter Andreas Eysenhardt die Papiermühle in Spechthausen auf dem Barnim bei Eberswalde, der sie 1780 gegründet und bis 1786 besessen hatte. Ebart entwickelte die Mühle zu einem der größten und besten preußischen Papierwerke (Firma Johann Gottlieb Ebart), baute in Spechthausen Arbeiterwohnungen, gründete 1789 eine Arbeitsschule für 28 Fabrikkinder, legte eine Viktualienhandlung (1797, Lebensmittelgeschäft) und eine Brauerei mit Gaststätte (heute das Gasthaus Waldhof) an. Er verband sich mit dem Kaufmann Johann Chr. Friedrich Stentz, der in seiner Berliner Papierhandlung tätig war, zu der Firma Ebart & Stentz in der Behrenstraße (1789-1812). Ebart erfand in den 90er Jahren ein Sicherheitspapier, dessen Nachahmung ausgeschlossen und das brauchbarer war als das französische. Die preußische Regierung beauftragte 1799 den nunmehrigen Kommerzienrat (1792), das Papier für die Tresorscheine, das erste preußische Papiergeld mit Zwangskurs, zu produzieren (Wasserzeichen J. G. Ebart, J. G. E. mit heimischen Motiven) (Schulte, in: NDB, 4, 215; Friese: Papierherstellung, 2-4). Das Altschottische Direktorium übertrug Ebart am 6.2.1800 die Repräsentanz bei der Iserlohner Loge Zur deutschen Redlichkeit und nahm ihn am 13.10.1801 als Mitglied auf. Ebart vermachte der Großen National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln testamentarisch 100 Rtl zur Armenverteilung.

      Ebel, Johann Gottfried (6.10.1764 Züllichau/Neumark-8.10.1830 Schergüetli am Zürcher See/Kanton Zürich), V Kaufmann.

      Johann Gottfried Ebel studierte in Frankfurt (Oder), Wien und Zürich Medizin und promovierte 1789 in Frankfurt zum Dr. med., wo ihn am 5.6.1784 die Loge Zum aufrichtigen Herzen aufnahm und am 10.5.1785 zum Gesellen und am 7.1.1786 zum Meister beförderte. Ob er später anderen Logen beitrat, ist nicht ermittelt. Ebel ging im Frühjahr 1790 nach Wien, durchwanderte 1790-1792 die Schweiz und ließ sich 1792 in der freien Reichsstadt Frankfurt als Arzt nieder. Er schrieb Anleitung, auf die nützlichste und genußvollste Art die Schweiz zu bereisen (Zürich 1793), das erste gute Reisehandbuch für die Schweiz, das Friedrich Schiller für sein Drama Wilhelm Tell nutzte. Ebel war ein Anhänger der Französischen Revolution. Die Reichsstadt entsandte ihn 1796 als Attaché ihrer Deputation (Gesandtschaft) nach Paris, wo er unter dem Namen Detmar Bosse das französische Bürgerrecht erwarb, Abbé Sieyès (Emmanuel Joseph Sieyès, 1748-1836) übersetzte, medizinische Forschungen betrieb, mit dem Anatom Samuel Thomas Sömmering (1755 Thorn-1830), einst Gold- und Rosenkreuzer, experimentierte. Er erhielt 1801 das helvetische Bürgerrecht, kehrte 1802 nach Frankfurt am Main zurück und siedelte1810 endgültig nach Zürich über. Ebel betrieb geologische, geognostische und medizinische Studien, befaßte sich mit dem Bau der Alpen und den Ursachen des Kretinismus. Die Bayerische Akademie der Wissenschaften wählte ihn 1808 zum Korrespondierenden Mitglied. Er schrieb Über den Bau der Erde in dem Alpen-Gebirge (1808) und Abriß des politischen Zustandes der Schweiz (1813).

      Ebers, Johannes (19.3.1742 Treysa/Hessen-Kassel [heute Stadtteil von Schwalmstedt]-21.1.1818 Berlin), Eltern und Ehefrau sind nicht ermittelt,

      Sohn:

      → Karl Friedrich Ebers

      Der junge Johannes Ebers hielt sich in Notariatsgeschäften 1756-1766 in England auf, lernte Englisch sprechen und schreiben gleichsam als Muttersprache und wurde Freimaurer, kehrte 1770 nach Hessen zurück, wo er in Kassel am Collegium Carolinum als englischer Sprachmeister (Englischlehrer) lehrte und zugleich als Hoflehrer die fürstlichen Pagen (bis 1778) unterrichtete. Ebers trat 1781 in preußische Dienste als kgl. Obersalpeterhütteninspektor in Berlin. Er war zugleich wirkliches Mitglied des Magdeburg-Halberstädtischen Oberbergamts und Assessor der Justizdeputation in Rothenburg (Saale), wonach er die Oberaufsicht über die preußischen Salpeterhütten und die Salpeterraffinerie in Berlin hatte. In die Berliner Jahre fällt das erste sichere maurerische Datum, seine Affiliierung am 24.2.1796 durch die Loge Zum flammenden Stern. Sie wählte ihn am 16.6.1796 zum 2. Vorsteher. Ebers erhielt am 25.10.1796 einen Ruf an die Universität Halle als außerordentlicher Professor für Philologie und Anglistik, das zweite Extraordinat in der Geschichte der englischen Philologie in Deutschland. Er trat in Halle 1797 der Loge Zu den drei Degen bei, die ihn 1801, am 8.5.1805 und am 18.4.1806 zum Zeremonienmeister und Archivar, 1806 auch zum Korrespondenzsekretär wählte. Sie beförderte ihn am 3.6.1805 auf den Schottengrad der delegierten altschottischen Loge Zu den drei Nelken, die ihn am 15.11.1805 zum 2. Oberaufseher wählte. Ebers verfaßte zahlreiche englische Lehrbücher, so eine Englische Sprachlehre für die Deutschen nach Sheridan's und Walker's Grundsätzen (bei Johann Samuel Ferdinand Oehmigke: Berlin 1792), und gab Oliver Goldsmith' Vicar of Wakefield (1794, mit Akzenten) heraus. Seine Hauptleistung sind die Wörterbücher, das Vollständige Wörterbuch der englischen Sprache für die Deutschen. Nach den neuesten und besten Hilfsmitteln mit richtig bezeichneter Aussprache eines jeden Wortes ( 2 Bände, bei Johann Gottlob Immanuel Breitkopf Sohn und Compagnie: Leipzig 1793-1794), The New and Complete Dictionary of the German und English Languages, Composed chiefly after the German dictionarie of Mr Adelung and Mr Schwan (3 Bände, 1796-1799). (Lewis: Die Wörterbücher, 44-56, 60-143)


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