Lebensläufe Zeitläufte. Karlheinz Gerlach

Lebensläufe Zeitläufte - Karlheinz Gerlach


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      Die Familie zog nach dem frühen Tod des Vaters nach Halle. Christian Friedrich Deutsch studierte dort nach dem Schulbesuch zunächst Theologie, dann Medizin in Göttingen, Halle und Erlangen und promovierte 1792 in Halle zum Dr. med. et chir. Nach seiner Aufnahme durch die Erlanger Loge Libanon zu den drei Zedern trat er in Halle am 5.3.1790 der Loge Zu den drei Degen (28.10.1787 GNML3W) bei, die ihn am 21.3.1791 zum Meister beförderte und 1791 und 1793 zum Zeremonienmeister wählte. Deutsch lehrte ab 1796 als außerordentlicher Professor Entbindungskunde an der Universität in Erlangen, wo er zudem eine eigene Praxis eröffnete. Er erhielt im Sommer 1805 einen Ruf an die 1692 von König Gustav II. Adolf von Schweden gegründete und 1802 wiedereröffnete nunmehrige Kaiserliche Universität Dorpat (heute Tartu/Estland), an der er als ordentlicher Professur Entbindungskunde und Weiber- und Kinderkrankheiten lehrte (bis 1834). Die Universität wählte ihn 1806, 1810, 1813 und 1820 zum Dekan und 1808-1809 zum Rektor der medizinischen Fakultät. Er wurde 1812 zum Kollegienrat und 1822 zum Staatsrat ernannt und 1829 mit dem Orden des Heiligen Andreas 2. Klasse (damit verbunden der Adelstitel) ausgezeichnet. Deutsch kehrte nach dem Tod seiner Frau nach Deutschland zurück und starb als Witwer in Dresden.

      Diederichs, Heinrich Christian (4.5.1752 Pyrmont/Fürstentum Waldeck-28.8.1791 Herford/preußische Grafschaft Ravensberg), luth., V Leopold Christian Diederichs, Brunnenkommissar der Dominalverwaltung Pyrmont, M Anne Sophie Elisabeth geb. Schultze aus Neersen, ∞ Herford 1774 Henriette Philippine Charlotte Rischmüller (1757 Herford-nach 1817, V Ernst Philipp Rischmüller [1732-1777], 1763-1772 1. Bürgermeister in Herford, M Helena Arnoldina geb. Hoffbauer [V Kaufmann in Bielefeld]),

      die Witwe Henriette Philippine Charlotte Diederichs ∞ 2. Herford 1794

      Heinrich Ludwig Conrad (* 1743/44? Memel), luth., Postmeister in Herford, a. 10.4.1787 Magdeburg 43-jährig von der Loge Ferdinand zur Glückseligkeit, 1803/1804 im Meistergrad Mitglied der Loge Wittekind zur westfälischen Pforte in Minden.

      Brüder:

      → Karl Anton Diederichs

      Christoph Leopold (Januar 1816 nobilitiert) v. Diederichs (28.10.1772 Pyrmont-11.11.1839 Charlottenburg [heute zu Berlin]), ∞ 1798? Charlotte Bormann (1778?-28.4.1838 Charlottenburg), studierte ab Oktober 1789 in Göttingen Jura, 1792 Auskultator bei der Regierung in Minden-Ravensberg, 1793 Referendar, 1795 Assessor cum voto in Minden, 1795 Rat, bis 1806 bei der Regierung in Posen, 1808 Regierungsrat in Marienwerder, später Geh. Oberjustizrat, Justizminister?, in Berlin Mitglied der Loge Zu den drei Seraphim, Bearbeiter der Bundesstatuten der Großen National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln.

      Heinrich Christian Diederichs studierte 1768-1771 in Göttingen Jura, zudem Geschichte, begann seine berufliche Laufbahn 1771 als Referendar der Kriegs- und Domänenkammer Minden, erhielt zudem 1773/74 das Amt des Justitiars im Herzogtum Minden und avancierte 1774 zum Steuerrat (Consul dirigens) in Herford und zum Direktor des Serviswesens. Er diente während des Bayerischen Erbfolgekrieges in der preußischen Armee als Bataillonsauditeur und kehrte 1780 in den Zivildienst zurück, nunmehr Stadtdirektor in Herford. Er gab 1782 das Pyrmonter Brunnen-Archiv heraus (bei → Christian Ludwig Stahlbaum: Berlin 1782). Die am 31.5.1776 gestiftete Strikte Observanz-Loge Friedrich zu den drei Quellen in Pyrmont nahm ihn, vermutlich nach dem Bayerischen Erbfolgekrieg, auf und beförderte ihn zum Meister. Er war am 19.9.1780 in Minden Mitgründer der Loge Wittekind zur westfälischen Pforte, die ihn am 5.5.1781 zum Redner und Hospitalier (25.6.1783-1785) und 1789 zum deputierten Meister wählte. Diederichs beendete seine berufliche Laufbahn in der Stadtverwaltung von Herford, 1784 als 2. und 1785 als 1. Bürgermeister.

      Diederichs, Karl Anton v. (1817 nobilitiert) (22.10.1762 Pyrmont/Fürstentum Waldeck -25.11.1827 Herford/preußische Provinz Westfalen), luth., V Leopold Christian Diederichs, Brunnenkommissar der Dominalverwaltung Pyrmont, M Anne Sophie Elisabeth geb. Schultze aus Neersen, ∞ Herford 1786 Lucia Charlotte Sophia Menze (1769 Herford-nach 1827, V Johann Christian Menze, Bürgermeister, M Sophia Charlotte geb. Retemeyer),

      Brüder:

       → Christoph Leopold v. Diederichs

      → Heinrich Christian Diederichs

      Karl Anton Diederichs besuchte das Herforder Friedrich-Gymnasium, studierte Jura in Göttingen und Halle, begann 1784 seine berufliche Laufbahn als Referendar der Kriegs- und Domänenkammer Minden und avancierte zum Kriegs- und Steuerrat. Er war wie sein Bruder Heinrich Christian Mitglied der Loge Wittekind zur westfälischen Pforte in Minden: 1783 Geselle, 1785 Meister, 12.8.1804 Schottenmeister, zuletzt 1810 genannt. Diederichs gehörte ab 1785 bis zu seinem Tod dem Magistrat von Herford an, zunächst vom 1.11.1785-1792 als 2. Bürgermeister und 1792 bis 1827 als Nachfolger seines verstorbenen Bruders Heinrich Christian ununterbrochen als 1. Bürgermeister. Als Herford an das Königreich Westfalen fiel, übernahm er mehrere öffentliche Ämter, war 1808-1811 Mitglied des Departement-Wahlkollegiums des Weser-Departements, 1808-1813 des Distriktrats des Distrikts Herford, 1808-1811 des Departementrats des Weser-Departements, vom 2.6.1808-26.10.1813 der Reichsstände des Königreichs für die Gruppe der Grundeigentümer.

      Diedrich, Johann Christian (* 1774 Magdeburg), luth., V Schiffer in Magdeburg.

      Johann Christian Diedrich besuchte die Handlungsschule in Magdeburg, wonach er eine Handlungs- und Schifffahrtslehre bei seinem Vater absolvierte. Er etablierte sich 1800 als Großschiffer, wurde Mitglied der Schifferbrüderschaft (1801) und erwarb das Bürgerrecht. Er besaß 1808 mit 240 000 FF das größte Vermögen eines Magdeburger Schiffers. Die Loge Ferdinand zur Glückseligkeit nahm ihn am 12.3.1802 auf und beförderte ihn im selben Jahr zum Gesellen; er gehörte ihr bis 1809 an. Diedrich war am 1.10.1783 einer der Gründer der Harmonie, einer Gesellschaft Magdeburger Kaufleute und Honoratioren in der Petristraße zur Beförderung des geselligen Vergnügens, besonders durch Unterhaltung, Lecture, Spiele, Concerte und Bälle. Sozietäre waren außer ihm weitere Freimaurer, so der Seidenmanufacturier → Georg Friedrich Sulzer, der Getreidegroßhändler → Karl Heinrich Kayser, der Organist → Johann Andreas Seebach, der die Konzerte der Harmonie leitete. Diedrich beteiligte sich 1794 mit zwei Aktien zu je 50 Rtl an der Finanzierung des Schauspielhauses, des unter der Direktion von → Karl Konrad Kasimir Döbbelin stehenden Magdeburger Nationaltheaters.

      Diericke, Christoph Friedrich Otto v. (11.9.1743 Potsdam-17.4.1819 Neu-Schöneberg [heute zum Stadtbezirk Tempelhof-Schöneberg von Berlin]), luth., V Kaspar Christoph v. Diericke (1706-1757 Breslau, an der Verwundung in der Schlacht bei Leuthen), Oberstleutnant im Regiment Garde, M Rosine geb. Burgenroth (1718 Potsdam-1780 Königsberg/Pr.), ∞ 1780 Antoinette Henriette Sophie Charlotte v. Quoos (1759-1797, V Otto Heinrich v. Quoos, Amtshauptmann).

      Friedrich Otto v. Diericke wurde 1758 in das Kadettenkorps in Berlin aufgenommen, zog 1760 als Gefreiterkorporal des Königsberger Infanterieregiments Nr. 2 in den Siebenjährigen Krieg, geriet 1760 kurzzeitig in russische Gefangenschaft, nahm am 3.11.1760 an der Schlacht bei Torgau, im Dezember 1760 an der Verteidigung von Kolberg und im August 1762 an der Belagerung von Schweidnitz teil. Diericke hörte, nunmehr Sekondeleutnant (1764), in der Garnison Königsberg an der Universität Vorlesungen. Er avancierte 1770 zum Premierleutnant, 1773 zum Stabskapitän und 1777 zum Kapitän und Kompaniechef, als der er 1778/79 am Bayerischen Erbfolgekrieg teilnahm. Die Königsberger Strikte Observanz-Loge Zu den drei Kronen nahm ihn am 29.11.1774 auf, wählte ihn 1776 zum Redner (bis 1791), am 1.10.1779 in die Interimsadministration (zuständig für die Johannisloge), berief ihn am 21.2.1780 in die Administration des Hauses zu den drei Kronen und übertrug ihm am 3.3.1789 als Bibliothekar (bis 1791) die Verwaltung der Logenbibliothek, deren Bibliotheksordnung er 1789 entwarf. Der Königsberger Zirkel Ferreus des Gold- und Rosenkreuzerorden (Direktor → Friedrich Leopold Freiherr v. Schroetter) weihte ihn 1781 mit dem Ordensnamen Kirioton de Cetu ein, beförderte ihn 1783 auf den I. und 1786 auf den II. Grad und übertrug ihm das Amt eines Actuarius. Schroetter charakterisierte ihn als sanft, gottesfürchtig, bescheiden, mit Eifer für Literatur und Schöne Wissenschaften, sei ohne Vermögen, lebe


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