Lebensläufe Zeitläufte. Karlheinz Gerlach
Fakultäten, freien Künsten und Wissenschaften in Berlin. Die Loge Zu den drei Seraphim (GNML) nahm den 27-jährigen Buchhändler auf Vorschlag → Marschall v. Biebersteins (21.4.1785) nach vorteilhafter Ballotierung (10.5.1785) am 23.5.1785 auf, beförderte ihn am 5.9.1785 zum Gesellen, am 16.11.1789 zum Meister und wählte ihn am 22.9.1789 zum Zeremonienmeister (trat das Amt erst nach seiner Meisterbeförderung an, bis 1795); die Loge nannte ihn letztmals 1806/07. Delagarde nahm 1785 den ihm vermutlich von Königsberg her bekannten → Johann Daniel Friedrich als Juniorpartner der Verlagsbuchhandlung Lagarde & Friedrich in Berlin und Libau auf, führte aber ab 1791 die Berliner Handlung mit aufklärerischem Verlagsprogramm allein weiter. Er verlegte → Theodor Gottlieb v. Hippel (Pseudonym Quittenbaum), u. a. dessen Schrift Zimmermann I. und Friedrich II., Leonhard Euler (Differentialrechnung, 1790), Immanuel Kant (Kritik der Urteilskraft, 1790) und erweiterte das Verlagsprogramm nach Frankreichreisen 1796 und 1797/98 um mathematisch-naturwissenschaftliche und französische Literatur (Michel de Montaigne: Gedanken und Meinungen über allerlei Gegenstände,1793-1799). Er ließ den Großteil seiner Titel von Friedrich Unger drucken. Delagarde war während der französischen Besetzung Berlins 1806 Vorsteher des Comité administratife. Er übergab 1812 den Buchhandel an seinen Schwiegersohn und Faktor August Köchly.
Delagoanère (de La Goanère), Jean-Pierre (1726 Manciet/Guienne-1802 A Coruña/Spanien), kath.
Über Herkunft, Kindheit und Jugend Jean-Pierre Delagoanères ist nichts ermittelt. Das früheste sichere Datum ist der 24.6.1770, als die Berliner Loge Royale York de l'Amitié den 58-jährigen Direktor der Generalverwaltung der Steuern (Bureau General de contentieux à l’Administration Générale Droits du Roi) aufnahm. Die Loge beförderte ihn am 6.5.1771? zum Gesellen und Meister, wählte ihn am 3.6.1771 zum 2. und am 4.6.1773 zum 1. Aufseher, am 23.5.1781 mit 44 zu 2 Stimmen zum Meister vom Stuhl (bis 1783), 1783 und nach seiner Rückkehr nach Berlin erneut am 30.5.1794 (durch Akklamation, er besaß den VII. Grad) zum 1. Großmeister der Altschottischen Mutter-Loge Royale York zur Freundschaft (bis 5.10.1798). Friedrich II. ernannte Delagoanère am 6.7.1784 zum Akzisedirektor in Emmerich im preußischen Herzogtum Kleve. Ob er Mitglied der vermutlich 1788 dort gegründeten, wohl bald wieder eingegangenen Loge wurde, wissen wir nicht; die Logenakten verbrannten 1853. Sicher ist indes, daß er sich 1793 an den Beratungen über die Konstituierung der Loge Pax inimica malis beteiligte, welcher die Großloge der sieben vereinigten Provinzen der Niederlande in Den Haag am 22.10.1793 das Konstitutionspatent erteilte. Die deutsch, aber meist holländisch arbeitende Loge mit den Farben Schwarz und Weiß, denen Brandenburgs, bezog ihren Namen auf den Niedergang der Stadt im Siebenjährigen Krieg und den neue Hoffnung weckenden Hubertusburger Frieden und übersetzte ihn mit „Der Frieden ist dem Bösen verhaßt“. Nach dem Edikt wegen der geheimen Verbindungen vom 20. Oktober 1798, das Logen ausländischer Konstitution in Preußen verbot, wollte Delagoanère, der nach Berlin zurückgekehrt war, auf Bitten der Loge sich bei dem Nationalgroßmeister → Friedrich August von Braunschweig-Oels um eine preußische Konstitution bemühen. Die Loge Pax inimica malis erhielt am 28.12.1798 ein Konstitutionspatent der Großen Loge von Preußen genannt Royal York zur Freundschaft, der Loge Delagoanères. Friedrich Wilhelm III. ernannte Delagoanère 1798 zum Konsul in der nordwestspanischen Hafenstadt A Coruña, wonach die Berliner Filiale Zur siegenden Wahrheit ihn 1798-1802 als abwesendes Mitglied führte. Die Große Loge von Preußen gedachte am 6.2.1803 Jean Pierre Delagoanères in einer Trauerloge.
Denis, Jean-Baptiste (um 1720 Lyon-nach 1797 Florenz), ∞ Neapel August 1748 die Tänzerin Giovanna (Marie-Anne) Cortini, genannt la Pantaloncina (um 1728 Venedig-nach 1797, V Pantalon Andree Cortini), debütierte als Sechsjährige, 1741-1749 Neapel, 1749-1754 1. Tänzerin des kgl. Balletts in Berlin, nach Trennung von Denis 1754-1757 in Brüssel 1. Tänzerin am Theatre de la Monnaie, sie ∞ 2. am 19.1.1760 den Schauspieler Jean-François Lejeune, 1760 im Ballett am Theatre-Italien in Paris.
Jean-Baptiste Denis war 1739 Tänzer der Académie Royale de Musique in Paris, trat um 1747 in Neapel auf, wo er Giovanna Cortini heiratete. Friedrich II. engagierte 1749 das Ehepaar an das kgl. Ballett in Berlin. Jean-Baptiste Denis und Giovanna Cortini-Denis debütierten am 26.4.1749 in Berlin in der französischen Komödie Arlequin devenan par hazard Chataignier. Denis, auch Choreograph und Komponist, war von 1749 bis zu seiner Pensionierung 1765/66 Ballettmeister. Wo und wann er Freimaurer wurde, ist nicht ermittelt. Er besuchte erstmals am 25.5.1750 die Berliner Loge Aux trois Globes als Visiteur. Am 25.5.1750 schlug → Christian Konrad Hundertmarck ihn zum Mitglied vor, was die Loge einstimmig akzeptierte. Die Meister wählten ihn am 5.10.1750 mit 4 zu 2 und erneut am 17.12.1750 zum 2. Vorsteher und am 3.1.1751 zum interimistischen 1. Vorsteher. Denis dimittierte am 7.8.1752 aus freien Stücken. Die Mutterloge zu den drei Weltkugeln reaffiliierte ihn am 14.7.1755. Sie nannte ihn letztmals am 8.8.1757 als Mitglied.
Deutecom, Johann Konrad Anton Friedrich v. (1742 Unna/Grafschaft Mark-nach 1804), V Johann Heinrich Friedrich v. Deutecom (um 1710 Unna-1761/1767), Hofgerichtsrat am klevischen Hofgericht, Landrichter in Unna, M Anna Elisabeth geb. Luckemey († 1767),
Bruder:
Karl Heinrich Friedrich v. Deutecom (Juli 1744 Unna-1792), ∞ vermutlich Auguste Henriette Nettelbladt (V→ Daniel Nettelbladt), studierte ab Mai 1764 in Halle Jura, 1765 Fähnrich im Infanterieregiment Nr. 3 Prinz von Anhalt-Bernburg in Halle, (1779) Premierleutnant, (1791) Kapitän, II. 24.6.1779 in Halle in der Loge Zu den drei Degen, III. 1783, 1789-1792 2. Vorsteher, 27.4.1792 Trauerloge
Schwester:
Luise Caecilia Friederica v. Deutecom (* 1748) ∞ um 1767
Karl Dietrich Wilhelm v. Sudthausen (* 1739 Hamm?), V Dietrich Gerhard Friedrich Sud(t)hausen (1704 Kamen/Grafschaft Mark-vor 1778), preußischer Offizier, (1773) Kriegs- und Domänenrat der Mindener Kammer, 1791 Kriegs- und Domänenrat der Kammerdeputation Hamm, a. in Hamburg als Freimaurer, 17.8.1791 in Hamm Mitstifter (im III. Grad) der Loge Zum hellen Licht. 2. Vorsteher, Johannis 1798 1. Vorsteher, deckte 1799 wegen seiner schwächlichen Umstände, 1808 Ehrenmitglied
Brüder:
→ Franz Heinrich August v. Sudthausen (* 1733)
→ Johann Gottfried Friedrich v. Sudthausen (* 1745)
Schwägerin:
Friederike Louise Elisabeth v. Sudthausen geb.v. Winterfeld
Johann Konrad Friedrich v. Deutecom studierte Jura wegen des Siebenjährigen Krieges zunächst in Leiden und 1761-1763 in Halle, wo ihn am 24.1.1763 die Loge Philadelphia zu den drei goldenen Armen aufnahm und bis zum IV. Grad beförderte. Er begann seine berufliche Laufbahn 1763 als Referendar am Kammergericht in Berlin, wurde im selben Jahr als Regierungsreferendar nach Kleve versetzt und war 1765 Referendar am Landgericht Unna. Er wechselte 1772 ins Kameralfach, legte 1775 das große Examen ab, blieb in Berlin, wo er 1777 an der Oberrechenkammer als Assessor angesetzt wurde. Er kehrte 1779 nach Westfalen als Assessor der Kriegs- und Domänenkammer Minden zurück, wo er am 18.9.1780 die Loge Wittekind zur westfälischen Pforte mit gründete, die ihn zum designierten 1. Vorsteher, am 5.5.1781, dem Tag der Installierung der Loge, zum wirklichen 1. Vorsteher (bis 1792) und nach dem Tode des Gründers → Franz Traugott Friedrich Wilhelm Freiherr v. Breitenbauch 1796 zu dessen Nachfolger als Meister vom Stuhl (bis 1802) wählte. Er führte zudem 1801-1803 als Obermeister die Delegierte altschottische Loge. Er deckte 1804 die Loge. Deutecom hatte 1781 vergeblich um ein Ratsamt in Minden gebeten, wurde dann aber 1785, der wohl bis dahin vom eigenen Vermögen gelebt hatte, als Kriegs- und Domänenrat in Minden bestallt. Er verschuldete sich, erkrankte schwer, nahm nach der Genesung seinen Dienst wieder auf, ohne je zu gesunden, wurde März 1799 wegen Krankheit und zerrütteter Vermögensverhältnisse verabschiedet (400 Rtl Pension), seine Wiedereinstellung abgelehnt.
Deutsch, Christian Friedrich (1829 nobilitiert) v. (28.9.1768 Frankfurt/Oder-17.4.1843 Dresden), V Melchior Friedrich Deutsch (1733 Frankfurt/Oder-1776), Diakon an St. Nikolai in Frankfurt, M Henriette geb. Winterfeld (V Johann Christian Winterfeld, Regierungs- und Konsistorialrat in Magdeburg),