Lebensläufe Zeitläufte. Karlheinz Gerlach

Lebensläufe Zeitläufte - Karlheinz Gerlach


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Halle/Saale an Typhus), ∞ Berlin 1805 Friederike Unzelmann geb. Flittner (1760 Gotha-1815 Berlin, ∞ 1. 1786 den Schauspieler und Sänger Karl Wilhelm Ferdinand Unzelmann [1753-1832, 1803 geschieden]), debütierte 18-jährig 1792 in der Bossannschen Gesellschaft in Kreuznach (Friedrich Wilhelm Bossann [1756 Berlin-1813 Dessau], später Theaterdirektor in Dessau), 1794-1815 als Charakterdarsteller am kgl. Nationaltheater in Berlin engagiert, 27.4.1801 Berlin affiliiert von der Loge Urania zur Unsterblichkeit (RY), bis 1809 Mitglied, 1824-1826 Regisseur am Königstädtischen Theater in Berlin, 1826 Aachen, danach Dessau, Leipzig und Magdeburg, starb verarmt 1857 in Halle.

      Karl August Varnhagen v. Ense schrieb über Darbès, er sei "ein nicht ungeschickter Portraitmahler, vorzüglich aber als heitrer und kundiger Lebemann geschätzt und gesucht, war in der Berliner Gesellschaftswelt sehr ausgebreitet; seine Kunst, sein unterhaltender Humor, seine gewandte Sprechfertigkeit, und besonders auch die Freimaurerei, welche er von Grund aus zu kennen und mit Eifer zu treiben im Rufe stand, gaben ihm in den vornehmsten wie in den mittlern Kreisen leichten Zutritt und ein gewisses Ansehn“ (Varnhagen v. Ense: Denkwürdigkeiten, 290f.). Darbès besuchte in Berlin erstmals am 8.4.1790 als Visiteur die Loge Royale York de l'Amitié, befreundete sich mit → Ignaz Aurelius Feßler, der ihn später in die Mittwochsgesellschaft (1797-1800) und in die Gesellschaft der Freunde der Humanität (1800 Ehrenmitglied) einführte. Die Loge Royale York de l'Amitié nahm ihn am 29.4.1794 auf und wählte ihn 1795/96 im VII. Grad zum Architecte du Temple. Er entwarf 1796 die Pläne für einen Verbindungsbau zwischen dem Kamekschen Landhaus und der Orangerie, dem Tempel, mit einem großen Fest- und Speisesaal für 180 Personen, den die Loge am 17.6.1797 einweihte. Sie wählte ihn am 9.6.1796 mit 29 zu 28 Stimmen zum deputierten Meister. Die Altschottische Mutter-Loge Royale York zur Freundschaft erwählte ihn 1797 zum 1. Großvorsteher (bis 1799), der Innerste Orient 1800 zum 1. Oberaufseher und das 1. Kollegium der Großen Loge von Preußen genannt Royal York zur Freundschaft 1802/03 zum vorsitzenden Meister. Er wurde nach der Logenreform der Filia Urania zur Unsterblichkeit zugeordnet, die ihn 1800 zum 1. Zensor und Präparateur wählte, die er indes bereits 1802 deckte (30.8.1802 Entlassungsgesuch).

      Darjes, Joachim Georg (23.6.1714 Güstrow/Herzogtum Mecklenburg-Schwerin-17.7.1791 Frankfurt/Oder, Grabdenkmal von → Johann Gottfried Schadow im Gertraudenpark, 1796), V Joachim Darjes, Prediger zu St. Marien in Güstrow, M Elisabeth Darjes († 1714 im Kindbett), ∞ Jena? 1751 Martha Friederica Reichardt (12.3.1739-29.8.1794, sie erhielt nach dem Tod ihres Mannes eine jährliche kgl. Pension [verwandt mit Christian Reichardt, mit dem Darjes das 1754 in Erfurt gedruckte Buch Von vieljähriger Nutzung der Aecker ohne Brache und wiederholte Düngung: woher zugleich eine Anweisung die Korn- und Hülsenfrüchte, nebst deren Hanfe, Flachse und einigen Klee-Gewächsen zu erbauen, gegeben, veröffentlichte]?).

      Joachim Georg Darjes besuchte in Güstrow das Gymnasium, studierte 1728 in Rostock Theologie und Philosophie und 1731 Philosophie, Mathematik und Kirchengeschichte in Jena, wo ihn der Universalgelehrte Jakob Carpov (1699-1768), Schüler des rationalistischen Philosophen Christian Wolff, nachhaltig beeinflußte. Er war zwei Jahre Prediger in Güstrow, erwarb 1735 in Jena den theologischen Magistertitel und unterrichtete anschließend als Privatdozent Philosophie und Mathematik. Er zog sich mit einer ohne sein Wissen 1737 in Jena veröffentlichten Schrift über die Hypothese, ob es möglich sei, die Dreieinigkeit philosophisch zu erklären (De pluratitate personarum Deitate ex solis rationis principiis demonstrata), den Vorwurf des Atheismus zu. Darjes studierte nun ab 1737 in Jena Jura, wonach die Universität ihn 1738 zum Adjunkt der philosophischen Fakultät ernannte und 1739 zum Dr. jur. promovierte. Herzog Ernst August I. von Sachsen-Weimar-Eisenach (1688-1748), der ihn förderte, berief Darjes 1744 zum ordentlichen Professor der Moral und Politik an die Universität Jena mit dem Titel herzoglich sachsen-weimarischer Hofrat. Er entwickelte eine erfolgreiche Lehrtätigkeit und führte als Erster das Fach Kameralistik in den Universitätsunterricht ein. Vermutlich nahm ihn 1744 die von Studenten im selben Jahr gegründete Loge Zu den drei Rosen, eine Deputation der Loge Zu den drei Degen in Halle, auf. Das erste sichere Datum ist der 8.10.1745, als er in Erfurt mit Zustimmung der Berliner Schottenloge L'Union den IV. (Schotten-)Grad erteilt erhielt. Die Loge Zu den drei Rosen wählte ihn spätestens 1761 zum Meister vom Stuhl (bis 1764). Darjes errichtete 1761, mitten im Siebenjährigen Krieg, in Camsdorf bei Jena eine von seiner Loge unterstützte Schule, die Rosenschule, erste Realschule in Thüringen nach denen in Berlin und Halle. Die zwischen Pietismus und Philanthropie stehende Schule nahm verwahrloste Bettelkinder auf, die sie zu erwerbstüchtigen, nützlichen Menschen bilden wollte. Sie ging nach seinem Weggang und der Schließung der Loge 1765 ein. Friedrich II. berief Darjes 1763 an die Viadrina, die reformierte kgl. Universität in Frankfurt an der Oder. Er führte die Kameralwissenschaften ein, war 1772 ihr Rektor, außerdem Ordinar der Juristenfakultät. Die Universität verlieh ihm 1786 zum 50-jährigen Lehrjubiläum eine von dem Berliner Medailleur Abraham Abramson gestaltete Goldmedaille. Darjes und Karl Gottlieb Svarez (1746-1798), der bei ihm Jura studierte, gründeten 1766 die Gelehrte Gesellschaft zum Nutzen der Künste und Wissenschaften (1. Sitzung 24.1.1767), deren Vorsitz Darjes übernahm. Er habe, schrieb der Frankfurter Professor für Philosophie und Geschichte Karl Renatus Hausen (1740-1805), 1776 an der Gründung der Loge Zum aufrichtigen Herzen mitgewirkt, wurde aber nicht ihr Mitglied, besuchte sie dennoch (Visiteur, besuchender Bruder), hielt anläßlich der Aufnahme des Studenten → Johann Friedrich Zöllner am 7.6.1777 in der Loge einen Vortrag, auch überreichte der Br. Darjes in der folgenden Lehrlingsloge durch den Br. Redner sein Ius naturae für die Logenbibliothek. In Frankfurt ist die Darjesstraße nach ihm benannt.

      Daum, Friedrich Karl Maria (28.10.1727 Berlin-14.3.1787 Berlin, bestattet Hedwigskirche in Berlin), luth.,1746 in Hamburg mit dem Vornamen Maria katholisch konvertiert, Gv Gottfried Christian Daum († 2.5.1720), iuris practicus in Großenhain, Gm Barbara Elisabeth geb. Uschner (V Andreas Uschner, Bürgermeister in Großenhain),

      Vater:

      Gottfried Adolf Daum (18.6.1679 Amt Großenhain [Hayn/Kursachsen]-7.2.1743 Potsdam), Großunternehmer, Bankier, Handelshaus Daum & Splitgerber (David Splitgerber [1683-1764], stiller Teilhaber), 1722 Pacht der Kgl. Gewehrfabrik Potsdam-Spandau und 1725 des Hochofens Zehdenick für die Produktion von Kanonenkugeln, 1740 betrug sein Geschäftsanteil 650 000 Rtl, was etwa einem Drittel des preußischen Staatsschatzes entsprach, den Friedrich Wilhelm I. seinem Sohn hinterließ, ∞ 1. 1713 Johanna Susanna Engeling († 1713), T Christiane Charlotte Daum (* 1714) ∞ Friedrich Gotthold Köppen (S → Karl Friedrich Köppen), ∞ 2. 1727 Carolina Maria Ohloff (aus Magdeburg, V Apotheker), T Caroline Marie Elisabeth Daum (27.7.1730-10.3.1810, Grab in Zernikow, heute Ortsteil von Großwoltersdorf/Naturpark Stechlin-Ruppiner Land) ∞ 1. Potsdam 1753 → Michael Gabriel Fredersdorff, 2. 20.12.1758 Rittmeister v. Aschersleben (Ehe geschieden), 3. Hans (Johann, Johannes) Freiherr v. Labes (1731-27.7.1776, Grab in Zernikow; Titel in Preußen 1786 anerkannt), T Amalie Caroline v. Labes (1761-1781, Grab in Zernikow) ∞ → Joachim Erdmann Freiherr v. Arnim (1741-1804), starb im Kindbett nach der Geburt ihres Sohnes, des Romantikers Achim [Karl Joachim Friedrich Ludwig] v. Arnim [1781-1831]), S Hans (Johann) v. Labes-Schlitz (1763-1831, Herr auf Karstorf) ∞ 1794 Louise Gräfin v. Schlitz (1774-1832), deren V Johann Eustach Graf Görtz v. Schlitz (1737-1821), Erzieher der herzoglichen Prinzen von Sachsen-Weimar-Eisenach und preußischer Diplomat, ihn adoptierte, daher Labes-Schlitz.

      M Carolina Maria geb. Ohloff, ∞ 1. 1750 Maria Theresia Tassi (aus Hannover, † 1756), 2. 1757 Ludmilla (Maria Luise?) v. Rava verw. v. Carcani (aus Breslau, † 1776), 3. 1777 Maria Barbara v. Rava (aus Polnisch-Gandau?, † 19.5.1823 im Benediktinerinnenkloster Striegau/Schlesien, dessen letzte Äbtissin ihre Schwester war),

      Söhne:

      Adolf Daum (13.5.1751-23.5.1817), Privatmann in Berlin und Danzig

      Friedrich Franz Daum (5.6.1777-22.1.1801), betrieb nach dem Studium der Naturwissenschaften Botanik und Astronomie

      Über die Kindheit und Jugend von Friedrich Karl Daum ist nichts bekannt. Er hatte keinen direkten Anteil an dem Handelshaus Splitgerber & Daum. Friedrich II. erteilte dem 26-Jährigen am 13.8.1753 eine 15-jährige Konzession zur Barchentmanufaktur mit Monopol im Altstädtischen Rathaus


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