Lebensläufe Zeitläufte. Karlheinz Gerlach

Lebensläufe Zeitläufte - Karlheinz Gerlach


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Arzt, reorganisierte die Hofapotheke, wurde Mitglied des Armendirektoriums, hatte die Aufsicht über die Krankenanstalten und die Charité. Er erhielt 1768 die Direktion des Collegium medico-chirurgicum. Die Akademie der Wissenschaften zu Berlin wählte ihn am 9.4.1750 zum Ordentlichen Mitglied und am 18.9.1760 zum Ehrenmitglied. Die Mutterloge zu den Weltkugeln nahm Cothenius am 24.1.1766 auf. Die Daten seiner Beförderungen sind nicht überliefert, er besaß aber ab 1775 den IV., den Schottengrad. Er folgte den ideologischen und organisatorischen Entwicklungen seiner Loge, ließ sich von der Strikten Observanz rektifizieren mit dem Ordensnamen Frater Christianus a palma. Der Orden beförderte ihn auf den VI. Grad des höheren Adepten und schlug ihn am 20.1.1768? zum Ritter, zum Eques a palma; sein Ordenswappen zeigt einen goldenen Schild, darin ein Palmbaum und die Inschrift Magna Spar temporiti nostri. Friedrich II. ernannte schließlich den erblindenden Arzt 1784 zum Direktor des Obercollegium medicum. Cothenius schenkte der Mutterloge zu den drei Weltkugeln am 24.6.1776 kostbare Naturalien. Er vermachte der Berliner Akademie der Wissenschaften und der Leopoldina testamentarisch sein Vermögen, seine Bibliothek und seine naturwissenschaftlichen Sammlungen sowie je 1000 Rtl in Gold für Preisaufgaben der Akademie der Wissenschaften über Haushaltung, Ackerbau, Gärtnerkunst und der Leopoldina für Arbeiten über praktische Medizin, die zudem seit 1792 aus den Zinsen eine von Cothenius entworfene Goldmedaille (Wert 60 Rtl), die Cothenius-Medaille, einem Wissenschaftler für sein Lebenswerk verleiht; die von dem Berliner Münzmedailleur Jakob Abraham gefertigte Medaille zeigt das Porträt Cothenius' und die lateinische Inschrift Praemium virtutis salutem mortalium provehentibus sanitum (Als Anerkennung der Tüchtigkeit derer, die das Wohl der Sterblichen fördern). Cothenius war Autor zahlreicher medizinischer Schriften. Er wohnte (1786) im Berlin Stadtbezirk Altkölln im Ephraimschen Haus (Palais) am Mühlendamm. Nach Cothenius ist die Cotheniusstraße in Berlin-Prenzlauer Berg genannt.

      Cowle, Richard (12.1.1755 Berwick-upon-Tweed/Northumberland-4.1.1821 Danzig, Grab auf dem Neuen Friedhof in Elbing neben dem seiner Frau), anglikan., V Henry Cowle († 1760), nach Handelsspekulationen verarmt, ∞ 31.3.1783 Christine Henriette Pott († 1814 Elbing),

      ihr Bruder

      Peter Emanuel Pott (* 1747/1749 Danzig), ref., V Peter Pott (* um 1715 Danzig), Bürger, Holzhändler in Danzig, etablierte sich 23-jährig 1772 in Memel als Kaufmann, besaß 1782-1788 den Salzdebit (Alleinvertrieb von Seesalz) des Seehandlungskontors in Memel, Großbürger, Geh. Kommerzienrat, stiller Teilhaber von → Ludwig Simpson, Direktor des Seehandlungskontors in Elbing, errichtete mit seinem Teilhaber Richard Cowle die Pott & Cowlesche Stiftung (mit 200 000 Rtl), Mitglied einer Loge englischer Konstitution, 10.7.1781 in Memel im Meistergrad Mitstifter der Loge Irene, Schatzmeister, 1.8.1782 Sekretär.

      Richard Cowle besuchte die Schulen in Berwick und Morpeth, wo er bei seinem Onkel wohnte, und lernte in Berwick die Handlung. Er ging 1775 nach Memel, kehrte nach England zurück, wonach er sich zunächst in Libau im Herzogtum Kurland etablierte, dann als Associé in das Memeler Geschäft von → Peter Emanuel Pott eintrat, gründete in London das Handelshaus Cowle, Bremer & Dom, das mit der Pottschen Handlung in Verbindung stand, und ließ sich 1787 erneut in Memel nieder, wo die Firma Pott & Cowle 1782-1788 für das Memeler Seehandlungskontor den lukrativen Salzdebit abwickelte. Das Unternehmen brachte ein großes Vermögen ein (18 000 Rtl). Cowle wurde vermutlich in England Freimaurer, trat vor 1781 in Memel der 1776 gegründeten Loge Memphis bei (der Name bezieht sich auf die altägyptische Hauptstadt; das Siegel zeigt in der Mitte einen Obelisken, das freimaurerische Symbol einer emporlodernden Flamme für das Aufsteigen des Menschengeistes aus dem entseelten Körper in die göttlichen Wohnungen der Ruhe). Er gründete am 9.1.1781 gemeinsam mit zwei kurländischen Grundherren im herzoglich kurländischen Libau die nach der griechischen Friedensgöttin Eirene Irene genannte Loge mit dem Konstitutionspatent der Großen Loge von England, das Cowle aus London mitgebracht hatte. Die Beziehungen zwischen den Logen in Memel und Libau waren eng, mehrere Memeler Freimaurer wie Peter Pott waren Mitglieder der Memphis und der Irene. Die Loge Irene wählte Cowle am Gründungstag und erneut am 1.8.1782 zum 1. Aufseher. Als nach dem Untergang Polens durch die Dritte Polnische Teilung 1795 das polnische Lehnsherzogtum Kurland und Semgallen an das Russische Kaiserreich fiel, verlegten die Libauer Freimaurer ihre Loge 1797 nach Memel. Ob Cowle damals noch Mitglied einer der beiden Logen war, ist nicht ermittelt. Er und Pott privatisierten sich 1793 in Danzig. Cowle verbrachte nach der französischen Besetzung 1807 den Winter 1808/09 in Königsberg und zog danach nach Elbing, wo er seine letzten Lebensjahre verlebte. Der Magistrat gewährte ihm 1810 auf seinen Antrag hin das Recht, in und bei Elbing frei und ohne städtische Abgaben zu wohnen, aber monatlich 50 Rtl an die Armenanstalten zu zahlen. Er und Pott gründeten die bedeutendste Stiftung Elbings, die Pott & Cowlesche Stiftung (mit 200 000 Rtl). In Elbing erinnerte die Pott-Cowle-Straße an Peter Pott und Richard Cowle.

      Cramer, Burchard Ludwig Werner (28.3.1731 Steimke [heute Ortsteil von Klötze]/Altmark-31.8.1815 im Berliner Ordenshaus Oranienburger Straße 72, Grab auf dem Französischen Friedhof vor dem Oranienburger Tor), luth., Eltern nicht ermittelt.

      Über die Kindheit und Jugend Burchard Ludwig Werner Cramers ist nur bekannt, daß er einen guten und zweckmäßigen Schulunterricht erhielt. Er nahm 1756-1761 als Oberkommissar und Rendant der Magazine der preußischen Armee am Siebenjährigen Krieg teil. Als die Berliner Loge Zur Eintracht ihn am 29.8.1763 als Lehrling und Geselle aufnahm, gab er seinen Berufsstand als Oberkriegskommissar an. Cramer war ab 1765 bei der kgl. Hauptbank in Berlin angestellt und avancierte 1769 zum Hauptbancobuchhalter und 1. Buchhalter des Diskonto- und Lombardkontors, im Juni 1788 mit dem Prädikat Kriegsrat. Er erhielt am 5.12.1763 die Mitgliedschaft der Mutterloge zu den drei Weltkugeln, die ihn gleichzeitig zum Meister beförderte. Sie teilte ihn im selben Jahr der vierköpfigen, von → Johann Christian Schubart geleiteten Deputation zu, die am 23.10.1763 in Magdeburg die Loge Zu den drei Säulen (Aux trois Colonnes) installierte, diese im Kern eine Loge von Offizieren des Infanterieregiments Nr. 5, das nach dem Siebenjährigen Krieg in seine Garnison Halle zurückgekehrt war. Die Mutterloge wählte Cramer am 14.3.1764 und erneut am 24.6.1764 zum 1. Vorsteher. Als → v. Hund, Heermeister der VII. Provinz des maurerischen Tempelritterordens, Schubart am 13.9.1764 beauftragte, die Berliner Logen latae observantiae nach den Regeln und Verordnungen des Ordens einzurichten, rektifizierte dieser vermutlich auch ihn. Cramer schied am 6.5.1767 gemeinsam mit dem früheren Hauskomtur → Johann Wilhelm Kellner v. Zinnendorf verbittert und voller Haß aus der Mutterloge zu den drei Weltkugeln aus. Die Parteigänger Zinnendorfs gründeten am 13.5.1768 in Potsdam die Loge Minerva, die erste Loge Zinnendorf-schwedischen Systems, am 10.8.1769 in Berlin die Loge Zu den drei goldenen Schlüsseln mit Zinnendorf als Logenmeister und Cramer als 2. Aufseher (1769-1771) und endlich am 27.12.1770 die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland. Cramer stiftete am 11.3.1771 in Berlin eine weitere Zinnendorfsche Loge, Zum goldenen Schiff, die er 19 Jahre, nur zweimal 1780 wegen Krankheit und 1781 wegen Dienstreisen kurz unterbrochen, bis zum 11.3.1790 als Logenmeister führte. Er gehörte von Anfang an der Führung der Großen Loge an, die ihn am 6.6.1774 und erneut am 21.6.1775 (bis 1781/82) zum 1. Großaufseher, anschließend von 1782 bis 1787 zum deputierten Großmeister und am 24.6.1799 (bis 1803/04) zum abgeordneten Landesgroßmeister erwählte. Er war ab Gündung am 30.11.1769 Mitglied des Großen Ordens-Kapitels „Indissolubilis“; ihre zwei Abteilungen fußten auf den drei Johannisgraden und hatten vier Erkenntnisstufen. Das Ordenskapitel ernannte ihn am 20.12.1776 zum Oberbeamten, zum Bewahrer der Krone, am 24.6.1782 zum Unterarchitekten [2. Gehilfe des Ordensgroßmeisters], am 27.12.1809 zum Oberarchitekten [1. Gehilfe des Ordensgroßmeisters] und schließlich am 27.12.1814 (bis 1.8.1815) zum Ordensgroßmeister. Er versah neben diesen anspruchsvollen und zeitraubenden Logenämtern 1784/85 das Amt eines 1. Aufsehers der Stewardsloge, der Verwaltung der Großen Landesloge. Auch trat er 1794 der Maurerischen Lesegesellschaft bzw. dem Maurerischen Leseinstitut (1802) bei. Cramer feierte am 20.7.1815, einen Monat vor seinem Tod, sein 50-jähriges Dienstjubiläum. Er war 52 Jahre aktiver Freimaurer.

      Crichton, Wilhelm (16.6.1732 Königsberg/Pr.-18.4.1805 Königsberg), ref., V N. N. Chrichton, ein vielgereister, sprachenkundiger Kaufmann schottischer


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