Lebensläufe Zeitläufte. Karlheinz Gerlach

Lebensläufe Zeitläufte - Karlheinz Gerlach


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befand sich 1794 im Hauptquartier des Königs, nahm 1794/95 an dem russisch-preußischen Feldzug zur Niederschlagung des nationalpolnischen Aufstandes unter Tadeusz Kościuszko und am 6.6.1794 an der Schlacht bei Rawka (Szczekociny) teil, avancierte 1794 zum Oberstleutnant, 1795 zum Flügeladjutanten, 1796 zum Oberst und wurde 1797 zum Kommandeur des Infanterieregiments Nr. 46 v. Thile in Warschau ernannt. Chlebowsky war 1797/98 in Warschau Mitglied der am 6.4.1797 von der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland konstituierten Loge Zum goldenen Leuchter, die ihn 1800 zum Logenmeister wählte. Er wurde 1801 zum Generalmajor befördert und erhielt 1802 das neue Infanterieregiment Nr. 60 in Warschau. Er befand sich 1806/07 im Hauptquartier der russischen Armee. In der Konduite von 1800 hieß es über ihn: „Ein ehrliebender und geschickter Offizier, tätig und ein guter Ingenieur, in welcher Wissenschaft er auch die jungen Offiziere zu bilden bemüht ist, besitzt Entschlossenheit und Gewandtheit des Geistes“

      Clauce, Isaac Jacques (25.10.1728 Berlin-7.9.1811 Berlin), luth., V Louis Clauce (1698 Noiseville bei Metz-1773 Berlin), Goldschmied aus Metz, M Anne Susanne geb. Barbiez, ∞ Marianne Rosalie Giroux (aus Paris).

      Isaac Jacques Clauce trat 1739 eine Lehre in Schmelzmalerei bei dem Miniaturmaler Wolffgang an (bis 1747) und setzte sie in Dresden und 1753 in der Meißener Porzellanmanufaktur fort. Er arbeitete 1754/55 als Porzellanmaler in der Porzellanmanufaktur von → Ernst Wilhelm Wegely in Berlin, stieg 1761 zum 1. Malereivorsteher in der in den Besitz von → Johann Ernst Gotzkowsky übergegangenen Porzellanmanufaktur auf, in der er die Oberaufsicht über die figürliche und dekorative Malerei hatte und die Lehrlinge unterrichtete (2000 Rtl Jahresgehalt). Er war in gleicher Funktion ab 1763 in der nunmehr Kgl. Porzellanmanufaktur (KPM) tätig, 1764 mit dem Titel kgl. Hofmaler. Die Berliner L'Amitié nahm Clauce 1760 auf, wählte ihn am 12.4.1762 zum 1. Aufseher und am 24.6.1762 zum Meister vom Stuhl. Sie strich ihn 1764 wegen Nichtrückzahlung (rétribution) vorübergehend aus ihren Listen. Die Loge Royale York de l'Amitié wählte ihn am 12.11.1771 zum Obermeister der Hochgrade (im VII. Grad). Sie nannte ihn letztmals am 24.6.1778. Clauce ging 1792 in den Ruhestand. Er wohnte (1786) in der Leipziger Straße in der Nähe der KPM.

       Cochois

      Cochois war 1744-1748 Tänzer in der Truppe des Ballettmeisters Jean-Barthélemy Lany (24.3.1718 Paris-29.3.1786 Paris), den Friedrich II. als Ballettmeister der kgl. italienischen Oper Unter den Linden engagiert hatte und der 1748-1768 Directeur du Ballet d'Opéra de Paris sowie Mitglied der Académie royale de danse war. Seine Schwestern waren Barbe (genannt Babet und Babette) Cochois (1723 oder 1725-1780), Schauspielerin und Tänzerin, die Mai oder Juni 1743 als Tänzerin der kgl. Oper in Berlin debütierte, und Marianne Cochois, 1742 dort première danseuse. Barbe Cochois ∞ am 21.6.1749 → Marquis d’Argens, gab ihren Beruf auf, schrieb und malte. Cochois und sein Sohn waren Freimaurer. Sie nahmen 1744-1746 wiederholt als Visiteure, nicht als Mitglieder, an den Zusammenkünften der Loge Zu den drei Weltkugeln teil.

      Collin, Paul Henri (Paul Heinrich) (5.5.1748 Königsberg/Pr.-17.9.1789 Königsberg), ref.

      Paul Heinrich Collin ging nach der Kaufmannslehre 1769-1775 als Kommissionär nach England, wo er in Kommissionshandlungen in Sheffield und Birmingham die Wareneinkäufe und Bestellungen erledigte sowie Tonwarenwerkstätten kennenlernte. Nach Königsberg zurückgekehrt, gründeten er und sein Bruder 1776 eine Fayence- und Steingutfabrik. Die Konkurrenz von → Johann Ehrenreich, aber auch die mangelnde königliche Unterstützung zwangen sie 1785, die Fabrik zu schließen. Er war nun als Wechselmakler in Königsberg tätig. Collin war wie Immanuel Kant Sonntagsgast des Unternehmers Robert Motherby, dessen gleichnamiger Sohn Freimaurer war.

      Robert Motherby (1781 Königsberg/Pr.-1832), V Robert Motherby (23.12.1736 Kingston up Hull-13.2.1801 Königsberg), Mitbesitzer der Firma Green, Motherby & Co. in Königsberg, in der Kant sein Geld anlegte, M Christine Charlotte geb. Toussaint (30.4.1742 Königsberg-1794, V Jean Claude Toussaint, Hugenotte, aus Magdeburg nach Königsberg gezogener Kaufmann), ∞ Dorothea Dubois (Besitz Duboisruh), Buchhalter, a. 7.2.1806 Elbing von der Loge Constantia zur gekrönten Eintracht

      Der mechanisch und künstlerisch begabte Collin, ein Autodidakt, modellierte aus schwarzer Basaltmasse sorgfältig und lebensnah Reliefporträts, die er in seiner Fabrik hart brannte. Er fertigte Porträts von Johann Georg Hamann (1782), → Theodor Gottlieb v. Hippel (1784), dem Berliner Hofjuwelier → André Jordan und dem 58-jährigen Immanuel Kant (1782), dieses auf der Rückseite mit der Inschrift: Mons. Emanl. Kant Professeur à Konigsberg né en l'année 1723- pris de nature par Paul Henri Collin en Juin 1780 Fabrique des frères Collin Konigsberg. Collins Porträtreliefs dienten den Berliner Münzmedailleurs → Friedrich Loos und Abraham Abramson (1754-1811) als Vorbild, so Abramsons Goldmünze zum 60. Geburtstag Kants (1784), diese wiederum das Vorbild für die weit verbreiteten kleinen Medaillen in Biskuitporzellan der KPM. Collin war 1783/1785 Mitglied der Königsberger Loge Zu den drei Kronen im Lehrlingsgrad. Hippel, Mitglied derselben Loge, sah in ihm ein außerordentliches Genie, das aller Aufmerksamkeit verdiene. Man wisse nicht, ob man an seinen vorzüglichen Bildnissen in Basreliefart mehr die Ähnlichkeit der Personen als die Feinheit des Grabstichels bewundern solle.

      Collivaux, Ernest Philippe (20.12.1708 Berlin-7.12.1790), ref., V Samuel Collivaux (um 1669 Nettancourt/Champagne-5.9.1736 Berlin-Friedrichsstadt), Goldschmied, M Rachel geb. de Marsal (um 1679 Metz-4.3.1758 Berlin), ∞ 1737 Marie Arianne (Orianne) Barbut (1714 Königsberg/Pr.-1771 Berlin), der großbritannische Gesandte Hyndford war 1742 Taufpate ihrer Tochter Sophie Henriette.

      John Carmichael 3rd Earl of Hyndford (15.3.1701 Edinburgh-19.7.1767), nach dem preußischen Einmarsch in Schlesien 1741 (27.4.1741 Beglaubigungsschreiben) bis 1744 (31.10.1744 Abreise) Außerordentlicher und Bevollmächtigter Gesandter Georgs II. bei Friedrich II., um zwischen diesem und Maria Theresia zu vermitteln, hatte wesentlichen Anteil am Zustandekommen des Friedens von Breslau (11.6.1742), 1744-1749 Gesandter in St. Petersburg, 1752–1764 Gesandter in Wien, 1741? Loge du Roi, 20.9.1743 auf Antrag → Lamprechts Mitglied der Loge Aux trois Globes, Ehrenmitglied.

      Friedrich Wilhelm I. ernannte den Altköllner Goldschmied Ernest Philippe Collivaux am 11.9.1736 zum Hofjuwelier, damit zum Hoflieferanten. Er war um 1737 Amtsmeister. Am 23.8.1743 schlug → Angelo Cori ihn seiner Berliner Loge Aux trois Globes als Freimaurer vor, die ballotierte und ihn akzeptierte. Collivaux besuchte 1744 und 1746 als Visiteur die Loge, die ihn vermutlich 1746 zum Mitglied aufnahm. Die stimmberechtigten Meister wählten ihn am 22.9.1746 mit 4 zu 3 Stimmen zum 1. Vorsteher, am 4.3.1754 mit 3 zu 2 Stimmen zum 2. Steward, am 6.6.1754 mit 7 zu 1 Stimme zum 1. Steward und am 26.5.1755 mit 6 zu 3 Stimmen zum 2. Vorsteher. Er vertrat am 12.11.1755 den Meister vom Stuhl v. Rammelsberg.

      Baron v. Rammelsberg (Vornamen und biografische Daten sind nicht ermittelt), ein Abenteurer nach Meinung seiner Kritiker, a. 28.5.1753 zum Mitglied der Loge Zu den drei Weltkugeln, 28.5.1753 und 3.12.1753 2. Vorsteher, 4.3.1754 mit 4:1 Stimmen und 6.6.1754 mit 5:2 Stimmen 1. Vorsteher, 15.7.1754 und 28.5.1755 mit 8:3 Stimmen Meister vom Stuhl, demissionierte am 5.9.1755 als Obermeister wegen läng[erer] Reise nach Goslar, was die Loge akzeptierte, aber von ihm verlangte, daß er bis zu einer Neuwahl im Juni 1755 im Amt bleibe, verließ im Januar 1756 Berlin und schiffte sich in Amsterdam nach Ostindien ein.

      Collivaux trat am 18.4.1757 aus der Loge aus.

      Colomb, Georg Heinrich v. (14.6.1765 Aurich/preußisches Herzogtum Ostfriesland-26.7.1839 Liegnitz/Niederschlesien), Gv Henri Colomb († 17.7.1719 Neustadt/Dosse), Glashüttenbesitzer, floh nach dem Edikt von Nantes 1685 aus Burgund nach Kopenhagen, wo er als Posamentier am königlichen Hof arbeitete, und kam 1711/12 nach Brandenburg, wo er in Neustadt an der Dosse der Direktion der kgl. Spiegelglasmanufaktur angehörte, Gm Madeleine geb. de Moor (* Paris, † 9.8.1751, V Jean Henri de Moor [† 1722], Goldschmied aus dem Gelderland, Gründer der französischen Kolonie in Neustadt, 1696-1711 Direktor der Neustädter Spiegelglasmanufaktur), V Peter Colomb (27.7.1719 Neustadt a. d. Dosse-18.3.1797 Berlin), Präsident der ostfriesischen Kriegs- und Domänenkammer in Aurich, am 2.10.1786 von Friedrich Wilhelm II. mit seiner Familie in den erblichen preußischen


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